Habt ihr schon davon gehört? Ein kleiner, aber sehr interessanter Dokumentarfilm über zwei Menschen mit Down-Syndrom, "Monica und David", die in den USA geheiratet haben.
Der Film wird in vielen deutschen Städten im Rahmen des von der Aktion Mensch geförderten Uebermut-Film-Festivals zu sehen sein. Und am 26. Oktober auch hier in Leipzig, und zwar um 19 Uhr in der Kinobar im Prager Frühling (Bernhard-Göring-Str. 152).
Ich hab den Film gestern auf DVD geschaut, zur Vorbereitung auf die Veranstaltung, und kann ihn nur jedem empfehlen. Nicht nur, um zu sehen, wie es möglich ist, dass erwachsene Menschen mit Down-Syndrom eine Partnerschaft für's Leben eingehen, was immer noch viel zu selten ist. Vor allem fand ich den Einblick in die Familien der beiden interessant, von den Beweggründen der Eltern zu erfahren, von all dem, was sie für ihre "Kinder" tun, die ja mittlerweile auch erwachsene Menschen sind, aber eben mit Down-Syndrom. Zu sehen, was das in den beiden, Monica und David, auslöst und wie sie damit umgehen.
Ein wirklich spannender und schonungslos offener Film über den Wunsch, dass es dem eigenen Kind so gut wie nur irgendmöglich geht, aber wie genau das auch so manches verhindert ... aber auch möglich macht.
Toll fand ich auch die vielen Nahaufnahmen der Gesichter, die ohne Worte und Erklärungen die Gefühlsreaktionen der Personen für sich sprechen lassen. Auf dass der Zuschauer sich seine Meinung selber bildet.
Ich freue mich schon auf eine sicher sehr engagierte Publikumsdiskussion nach der Vorführung, denn dafür gibt der Film mehr als genug her. Zum Beispiel über das rechte Maß an Schutz vs. Selbstbestimmung, aber das zu sagen, geht bestimmt schon wieder viel zu weit.
Schaut Euch den Film einfach an!
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Mittwoch, 12. Oktober 2011
Dienstag, 11. Oktober 2011
Kinderlos
Gestern früh sind die beiden Mädels mit dem Papa nach Spanien geflogen. Und ich hab wieder drei lange Wochen ganz für mich allein... Die ich - ich muss es zugeben, ich Rabenmutter - sehr geniessen werde und die zu füllen, mir nicht schwer fällt.
Und doch ist es zuerst immer furchtbar, wenn die beiden fort sind. Dann muss ich erst ganz schrecklich weinen, bestimmt eine Stunde lang. Diesmal ging der Flieger um halb sechs Uhr morgens, weswegen ich mich gut in den Schlaf weinen konnte. Natürlich folgte ein sehr lebendiger Alptraum, wie hätte es anders sein können.
Aber ich weiß sie mehr als gut aufgehoben in Spanien, bei den Großeltern, und vor allem mit dem Papa, der dort - mal wieder - aus beruflichen Gründen drei Monate arbeiten muss.
Einen Monat lang war er nun schon in Spanien und kam am Samstag mit dem Flieger her, um die Mädels zu holen. Denn drei Monate sind eine zu lange Zeit, um den Papa nicht zu sehen, aber Urlaub hab ich leider kaum mehr, so fliegen die Mädels ohne mich. Ende Oktober fahr ich dann hin, um sie wieder her zu holen.
Die Wiedersehensfreude war riesig, als der Papa die beiden am Samstag erstmals wieder sehen konnte. Lola fiel ihm in die Arme und wollte ihn gar nicht mehr loslassen. Als er abends gehen musste, stellte sie sich wütend in den Gang vor ihm hin, stemmte ihre Arme in Hüften, zog ein Schippchen und machte entschlossen die Türe zu, die er schon geöffnet hatte, um sich ihm anschließend ans Bein zu hängen. Greta wollte gleich mit ihm nach Spanien fliegen, ganz ungeduldig fragte sie, wann der Flieger endlich geht. Nachdem sie mir in den Tagen zuvor unter Tränen erzählt hatte, dass ich mitkommen soll, dass sie nicht nach Spanien will ohne mich. Ihr fällt es tatsächlich am schwersten, ohne mich zu gehen, ohne ihre Vorschule, ohne ihren Malkurs und ihre Freunde. Aber wenn es dann soweit ist, hat sie doch immer den allergrößten Spaß.
Gestern Morgen, als die Kinder mit dem Papa zum Flughafen aufbrachen, umarmte mich Greta ganz lange und fest, schaute und winkte mir lange hinterher. Lola gab dem Papa die Hand und schaute sich nicht einmal um. Schnurstraks nach Spanien, zu den Abuelos!
Und falls wir mal Sehnsucht haben sollten, können wir ja per Skype telefonieren, wie schon im Sommer.
Ansonsten weiß ich die Kinder in Gijon glücklich und gesund, wie man diesem Bild mit der spanischen Oma, der Abuela, leicht wir entnehmen können.
Und doch ist es zuerst immer furchtbar, wenn die beiden fort sind. Dann muss ich erst ganz schrecklich weinen, bestimmt eine Stunde lang. Diesmal ging der Flieger um halb sechs Uhr morgens, weswegen ich mich gut in den Schlaf weinen konnte. Natürlich folgte ein sehr lebendiger Alptraum, wie hätte es anders sein können.
Aber ich weiß sie mehr als gut aufgehoben in Spanien, bei den Großeltern, und vor allem mit dem Papa, der dort - mal wieder - aus beruflichen Gründen drei Monate arbeiten muss.
Einen Monat lang war er nun schon in Spanien und kam am Samstag mit dem Flieger her, um die Mädels zu holen. Denn drei Monate sind eine zu lange Zeit, um den Papa nicht zu sehen, aber Urlaub hab ich leider kaum mehr, so fliegen die Mädels ohne mich. Ende Oktober fahr ich dann hin, um sie wieder her zu holen.
Die Wiedersehensfreude war riesig, als der Papa die beiden am Samstag erstmals wieder sehen konnte. Lola fiel ihm in die Arme und wollte ihn gar nicht mehr loslassen. Als er abends gehen musste, stellte sie sich wütend in den Gang vor ihm hin, stemmte ihre Arme in Hüften, zog ein Schippchen und machte entschlossen die Türe zu, die er schon geöffnet hatte, um sich ihm anschließend ans Bein zu hängen. Greta wollte gleich mit ihm nach Spanien fliegen, ganz ungeduldig fragte sie, wann der Flieger endlich geht. Nachdem sie mir in den Tagen zuvor unter Tränen erzählt hatte, dass ich mitkommen soll, dass sie nicht nach Spanien will ohne mich. Ihr fällt es tatsächlich am schwersten, ohne mich zu gehen, ohne ihre Vorschule, ohne ihren Malkurs und ihre Freunde. Aber wenn es dann soweit ist, hat sie doch immer den allergrößten Spaß.
Gestern Morgen, als die Kinder mit dem Papa zum Flughafen aufbrachen, umarmte mich Greta ganz lange und fest, schaute und winkte mir lange hinterher. Lola gab dem Papa die Hand und schaute sich nicht einmal um. Schnurstraks nach Spanien, zu den Abuelos!
Und falls wir mal Sehnsucht haben sollten, können wir ja per Skype telefonieren, wie schon im Sommer.
Ansonsten weiß ich die Kinder in Gijon glücklich und gesund, wie man diesem Bild mit der spanischen Oma, der Abuela, leicht wir entnehmen können.
Dienstag, 4. Oktober 2011
Einer dieser Tage
Heute war wieder einer dieser Tage, der schon unmöglich anfängt. An dem mich die nach irgendeinem Prinzen suchende Greta weckt, ob ich weiß wo er sei, dann von nebenan bestialisches Kindergeschrei mich endgültig aus dem Schlaf treibt. Im Kindergarten angekommen nach einem durchgehetzten Frühstück, wie immer auf die Minute pünktlich zur Vorschule im Stechschritt, mit ungekämmten Haaren und Schokoladenmund, guckt die Leiterin des Kindergartens einfach durch mich hindurch, ohne einen Gruß. Die anderen Erzieher gucken auch allesamt komisch. Da sticht's in meinem Herzen und ich weiß, was sie alle denken: die kriegt's nicht hin! Die kriegt's einfach nicht hin.
Auf der Fahrt zur Arbeit fällt mir dann ein, was ich letzte Woche alles nicht erledigen konnte und die Kollegin, die im Urlaub war und es mir aufgetragen hatte, sicher stocksauer sein wird. Von überall Adlerblicke auf meine ineffiziente Arbeitsweise. Als ich unerlaubterweise meine Mittagssuppe am Arbeitsplatz verspeise, kommt natürlich der Chef durch die Tür - und die Suppe verschwindet hinter dem Rollcontainer. Und die Nachfrage nach den Ergebnissen meiner Akquise zwingen mich, schnell mehrere Ausreden zu erfinden. Eben einer dieser Tage.
Bis ich auf dem Weg zum Kindergarten Obst für Lolas Gruppe einkaufe, denn ich hab noch nie welches mitgebracht. Vielleicht hatte sich die Erzieherin etwas mehr Unterstützung erhofft. Zum Beispiel in Form von Obst, wenn ich schon nicht auf dem Basar Kuchen verkaufe oder bei der Gestaltung des Jahresbuches mitwirke. Und die Leiterin passe ich in einem ruhigen Moment ab, die, die mich morgens noch ignoriert hatte, schaue ihr direkt ins Gesicht, und frage, ob alles in Ordnung ist mit Lola, in der Gruppe. Ob sie zurechtkommen mit ihr. Seit bald einem Jahr geht Lola nämlich in denselben Regelkindergarten wie Greta, als Einzelintegration, ohne jeden Integrationshelfer, ganz normal wie jedes andere Kind auch. Sie schaut mich an, etwas skeptisch und meint dann: "Um ehrlich zu sein, hätten wir es uns viel komplizierter vorgestellt." Ihr Gesichtsausdruck entspannt sich, meiner auch. "Sie hat sich sehr gut in die Gruppe integriert, macht alles mit, wirklich sehr gut, von unserer Seite gibt es keinerlei Probleme. Wenn sie welche haben?" Ich lächle, nein. Und erzähle ihr begeistert, wie dankbar ich bin, wie glücklich Lola dort ist, dass sie zu Hause immer gebärdet, dass Sabine in der Kirche Gitarre spielt und die Kinder singen. Und immer den Morgenkreis mit Obstrunde nachspielt, wenn alle Kinder im Kreis stehen und singen. Dass ich rundum glücklich und zufrieden bin. Die Leiterin lächelt, und ich habe eines meiner Hirngespinste erlegt....
Und danach bei Gretas Kindertanz schon wieder etwas lustiger und zufrieden bin und ausgelassen mit Lola Fangen spiele, während wir warten, dass Gretas Tanzstunde zu Ende geht. Und Lola lacht, wie nur Lola lachen kann. Mit einer Begeisterung und Inbrunst, dass sie jeden damit ansteckt. Und dann mit den anderen Kindern wild auf den Matten herumklettert und runter rutscht, bis Greta raus kommt und auf mich zustürzt und dann auch mit den anderen Kinder klettert und tobt und rutscht. Da kommt eine Frau auf mich zu, sehr sympathisch, deren Tochter auch beim Kindertanz ist und mit der ich ab und an ein Wort wechsle. Sie lächelt mich offen an und sagt: "Ich wollte dir immer schonmal sagen, was für eine schöne Familie ihr seid. Immer wenn ich euch sehe, dann geht mir das Herz auf und ich freue mich, dass ihr da seid. Ja, dass wollte ich dir mal sagen."
Wie schön! Solche Worte zu hören! Vielleicht sollte ich doch mal über meine Selbstwahrnehmung nachdenken? Und all die anderen meiner Hirngespinste...
Auf der Fahrt zur Arbeit fällt mir dann ein, was ich letzte Woche alles nicht erledigen konnte und die Kollegin, die im Urlaub war und es mir aufgetragen hatte, sicher stocksauer sein wird. Von überall Adlerblicke auf meine ineffiziente Arbeitsweise. Als ich unerlaubterweise meine Mittagssuppe am Arbeitsplatz verspeise, kommt natürlich der Chef durch die Tür - und die Suppe verschwindet hinter dem Rollcontainer. Und die Nachfrage nach den Ergebnissen meiner Akquise zwingen mich, schnell mehrere Ausreden zu erfinden. Eben einer dieser Tage.
Bis ich auf dem Weg zum Kindergarten Obst für Lolas Gruppe einkaufe, denn ich hab noch nie welches mitgebracht. Vielleicht hatte sich die Erzieherin etwas mehr Unterstützung erhofft. Zum Beispiel in Form von Obst, wenn ich schon nicht auf dem Basar Kuchen verkaufe oder bei der Gestaltung des Jahresbuches mitwirke. Und die Leiterin passe ich in einem ruhigen Moment ab, die, die mich morgens noch ignoriert hatte, schaue ihr direkt ins Gesicht, und frage, ob alles in Ordnung ist mit Lola, in der Gruppe. Ob sie zurechtkommen mit ihr. Seit bald einem Jahr geht Lola nämlich in denselben Regelkindergarten wie Greta, als Einzelintegration, ohne jeden Integrationshelfer, ganz normal wie jedes andere Kind auch. Sie schaut mich an, etwas skeptisch und meint dann: "Um ehrlich zu sein, hätten wir es uns viel komplizierter vorgestellt." Ihr Gesichtsausdruck entspannt sich, meiner auch. "Sie hat sich sehr gut in die Gruppe integriert, macht alles mit, wirklich sehr gut, von unserer Seite gibt es keinerlei Probleme. Wenn sie welche haben?" Ich lächle, nein. Und erzähle ihr begeistert, wie dankbar ich bin, wie glücklich Lola dort ist, dass sie zu Hause immer gebärdet, dass Sabine in der Kirche Gitarre spielt und die Kinder singen. Und immer den Morgenkreis mit Obstrunde nachspielt, wenn alle Kinder im Kreis stehen und singen. Dass ich rundum glücklich und zufrieden bin. Die Leiterin lächelt, und ich habe eines meiner Hirngespinste erlegt....
Und danach bei Gretas Kindertanz schon wieder etwas lustiger und zufrieden bin und ausgelassen mit Lola Fangen spiele, während wir warten, dass Gretas Tanzstunde zu Ende geht. Und Lola lacht, wie nur Lola lachen kann. Mit einer Begeisterung und Inbrunst, dass sie jeden damit ansteckt. Und dann mit den anderen Kindern wild auf den Matten herumklettert und runter rutscht, bis Greta raus kommt und auf mich zustürzt und dann auch mit den anderen Kinder klettert und tobt und rutscht. Da kommt eine Frau auf mich zu, sehr sympathisch, deren Tochter auch beim Kindertanz ist und mit der ich ab und an ein Wort wechsle. Sie lächelt mich offen an und sagt: "Ich wollte dir immer schonmal sagen, was für eine schöne Familie ihr seid. Immer wenn ich euch sehe, dann geht mir das Herz auf und ich freue mich, dass ihr da seid. Ja, dass wollte ich dir mal sagen."
Wie schön! Solche Worte zu hören! Vielleicht sollte ich doch mal über meine Selbstwahrnehmung nachdenken? Und all die anderen meiner Hirngespinste...