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Mittwoch, 22. Oktober 2008

Mandelförmige Augen


Wer ist das? Lola mit zwei Jahren? Falsch, Amelie mit 14 Monaten. Glaubt ihr's? Ich habe mich früher immer gefragt, warum meine Eltern dieses Bild in den Kalender von 1978 geklebt haben, den meine Mutter den Schwiegereltern gebastelt hat. Ich fand immer, ich sah darauf 'total behindert' aus. Und jetzt finde ich, dass ich darauf Lola sehr ähnlich sehe und finde es total süss...


Kurz nach Lolas Entbindung meinte ich zu Ricardo, allerdings auf spanisch, 'die Arme, die hat meine mongoloiden Augen geerbt'. Und dachte mir, dass sie irgendwie keine so vorteilhafte Mischung unserer Gene erwischt habe. Ricardo meinte, sie sähe aus wie ich und wäre total hübsch. Und habe ganz wunderbar mandelförmige Augen. Und lächelte sie ganz zärtlich an....

Auf meine Frage, ob denn alles in Ordnung sei, antworte die Hebamme 'joahhhh, joaaahhh, naja, sie hat einige Indikatoren für Trisomie 21, zum Beispiel die schräg-gestellten Augen und eine Vierfingerfurche.' Aber irgendwie interessierten mich diese Kommentare gar nicht weiter. Ich erklärte, ich habe als Kind auch solche Augen gehabt. Und die Hebamme gab zu, dass solche Augen öfter mal vorkämen. Und die Chefärztin der Klinik habe auch eine Vierfingerfurche, dass hiesse auch gar nichts. Damit war das Thema erstmal durch ....

Erst als sie Lola unbedingt in den Inkubator stecken mussten, weil sie 'ganz blau war', obwohl sie in meinen Augen ganz schön rosig aussah und mitten in der Nacht die Kinderärztin dreimal in unser Zimmer reinrannte und man Lola schliesslich mit der Ambulanz in die Unikinderklinik brachte und der Arzt was von genetischer Analyse erzählte und die diensthabende Ärztin mir nicht einmal ins Gesicht schaute, da habe ich langsam verstanden. Und wie ich da so lag in meinem Bett, mitten in der Nacht, ohne Kind, da wollte ich am liebsten aufwachen und alles ist nur ein Alptraum... Doch dann kam plötzlich so ein anderes Gefühl, ganz stark, ganz ruhig, ganz fest, woher, ich weiss es nicht. Und ein Lachen in mir, 'oh Mann, musstest Du kommen, Lola, damit ich endlich begreife?' Und irgendwie war ich ganz erleichtert....

4 Kommentare:

  1. Liebe Amelie
    du bist so ungewohnt still. Ich hoffe, es gehe euch allen gut.
    Ich habe eben noch einmal die letzten Zeilen deines Beitrages gelesen. Ich finde es sehr bewundenswert, wie rasch du dieses positive Gefühl hattest, obwohl Lola da nicht einmal bei dir war. Hat es dich denn nicht fast zerrissen, ohne Kind zu sein?
    Ich kann übrigens sehr gut verstehen, weshalb deine Eltern dieses Bild ausgewählt haben! So verschmitzt und ansteckend, dieses Lachen!
    Du bist übrignes gleich alt wie mein jüngster Bruder, welchen ich damals als Zwölfjährige über alles geliebt und bemuttert hatte. Lustige Vorstellung – oder auch nicht, wenn ich daran denke, wie alt ich eigentlich bin! :-(
    Gute Gedanken für eine neue Woche schickt dir
    Gabriela

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  2. Liebe Amelie,

    ich wollte Dir sagen wie schön ich es hier finde - ich komme gar nicht zum arbeiten! Mir ist letzte Woche eingefallen dass Du von einem Blog erzählt hast, und ich habe ihn auf Anhieb gefunden. Wir müssen uns unbedingt mal wiedersehen, Maren und ich reden seit Wochen darüber! Vielleicht schon nächste Woche? Wir bringen auch wieder ganz lecker Käse mit! :)
    Liebe Grüße an Euch alle,
    Kathrin

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  3. Kathrin,

    wie schön, dass du hierher gefunden hast. und noch schöner, dass es dir gefäält, in unser kleinen virtuellen welt... noch viel mehr freu ich mich, wenn ihr es nächste woche zum abendbrot hierher schafft. zu lange ist es schon her, das letzte mal. ich schick dir noch eine mail

    grüss maren auch ganz lieb,
    amelie

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  4. gabriela,

    oh ja, wir waren in tschechien über's wochenende. und haben das herbstwetter genossen...

    jetzt kommen neue posts, die vielleicht auch mehr auf deine fragen eingehen... mal schauen, was ich gleich noch an gedanken sammeln und aufschreiben kann.

    liebe grüsse,
    amelie

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