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Sonntag, 16. November 2008

Ohne papá...

Ricardo ist seit einer Woche in Spanien und bleibt auch noch zwei weitere Wochen dort, aus beruflichen Gründen. Als es darum ging, ob er fährt, uns also drei Wochen alleine lassen kann, hab ich sofort gesagt, na klar. Sein Auftrag dort ist einfach zu spannend und wichtig für ihn. Und dachte mir, ach ja, das schaff ich locker, er macht ja eh nicht so viel im Haushalt und mit den Kindern. Haha, dachte ich mir. Ich hatte zwar öfter schon mal ein paar Tage alleine zugebracht mit den beiden Mädels, aber eben immer nur kurz, so dass man vorher genug eingekauft hatte und danach saubermachen konnte. Und meist haben wir die Tage zum Kuscheln, zusammen Bücher anschauen, auf den Spielplatz gehen und sonst nix tun zugebracht, neben den etwas dürftigeren Mahlzeiten. Aber drei Wochen lang haut das einfach nicht hin....

Und ich muss sagen, mir reicht's jetzt schon. Ich wusste wirklich nicht, wie anstrengend so zwei Knirpse sein können. Einfach die Tatsache, immer alleine der Ansprechpartner zu sein, für alles und immer. Wenn Lola wenigstens ordentlich Mittagsschlaf machen würde. Aber über eine halbe Stunde muss ich mich schon freuen, danach hört man sie schon wieder krähen, wenn ich Pech hab, so laut, dass auch Greta aufwacht und den Rest des Tages jammert 'Bin so müde'. Irgendwie gelingt es mir auch so gar nicht, alle fünfe gerade sein zu lassen, die Wohnung im Chaos verkommen zu lassen und einfach glücklich zu sein. Ich hab das Gefühl, ich bin immer nur am Räumen, Kochen, Wäsche waschen, quengelige Bitten zu erfüllen und einer jammernden Lola das Essen zu machen, während Greta am offenen Kühlschrank steht und Marmeladenbrot einfordert, 'Nein, wir essen zum Mittag KEIN Marmeladenbrot': Das Geschrei ist gross, meine Nerven schlecht. 'Dann isste halt NIX.' Oh, Amelie, reiss dich zusammen. Sie ist nur ein kleines Mädchen...

Der Chip in meinem Hirn ist irgendwie fehl geschaltet. Ich kann nicht locker lassen. Immer dieses krampfhafte Machen und Tun. Warum kann ich mich nicht einfach hinsetzen und wirklich bei den beiden sein? Warum? Klar, einfach ist es nicht. Der robbenden Lola, die sich wirklich immer nur für genau das interessiert, was Greta gerade in den Händen hat und der kreischenden Greta, 'Meins, Mama, das ist MEINS' gerecht zu werden... Sonst ist Lola so genügsam, spielt für sich, aber gerade will sie immer, aber auch immer über alles 'reden', klebt an mir dran, krabbelt fast schon auf meinen Schoss oder liegt vielmehr jammernd vor mir. Dann nehm ich sie hoch, schon kommt Greta 'Kuscheln, Mama, kuscheln. Ich bin krank'. Drängt Lola am besten von meinem Schoss weg...

Gut geht es eigentlich nur, wenn wir gemeinsam unterwegs sind, bei Freunden. Da ist Greta glücklich, sucht sich andere, die mit ihr Bücher anschauen, erzählen, spielen. Und ich kann mit Lola kuscheln. Oder sie liegt einfach da und ist glücklich bei so vielen Leuten. Aber wir können ja auch nicht immer nur unterwegs sein, oder? Vielleicht doch? Wollen meine Mädels mir ein Zeichen geben, Mama, geh unter Leute, das macht dir Spass und uns auch. Naja, wir sind ja schon oft unterwegs, gestern beim Kindergeburtstag, heute beim Martinsfest. Aber allein die Wege dahin und wieder zurück, das ewige Klamotten rein, Klamotten raus, echt, neee. Ich hab da echt grad keine Geduld für, so gar nicht. Aber was soll man ändern?

'Lass die negativen Gedanken nicht so an dich ran', schreibt mir eine liebe Freundin aus Wuppertal. Ja, ich weiss. Naja, grad lass ich die negativen Gedanken einfach mal raus, auf dass sie sich verflüchtigen, hoffentlich, mir egal wohin. Entschuldigt bitte. Aber wo sind die positiven? Worauf kann ich mich konzentrieren, damit das ganze 'fluppt'? Damit ich die Ruhe finde, die Ausgeglichenheit, das Auch-mal-gut-sein-lassen? Woran kann ich denken, damit ich nicht wieder die Geduld verliere? Ich weiss grad so gar nicht...

5 Kommentare:

  1. ups, da ist was schief gegangen.

    Liebe Amelie
    lass dich in den Arm nehmen!
    Du machst das so gut, wie du überhaupt nur kannst. Die Kinder brauchen dich nicht perfekt.
    Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die kommenden Wochen! Ich weiss so gut, wie du dich fühlst, obwohl ich glaube ich drei ganze Wochen am Stück noch nie alleine war.
    Hast du jemanden, der dich mal für eine Stunde ablösen kann, damit du weg kannst, abschalten, auftanken, dich spüren?

    Gute Woche wünscht dir
    Gabriela

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  2. liebe gabriela,

    danke für deinen liebe 'virtuelle' umarmung. na, perfekt bin ich lange nicht. ich versuch es auch gar nicht. nur würde ich mich irgendwie gerne halbwegs gut fühlen... das dümmste ist, dass lola einfach nicht schläft. seit zwei stunden versuche ich, sie zum schlafen zu bewegen, sie ist total übermüdet. jetzt hab ich sie einfach in ihrem bett liegen lassen, greinend. aber ich bin ja keine wandelnde nuckelflasche. und raus kann ich auch nicht mit ihr, denn greta schläft grad... aber sie MUSS einfach schlafen, sie ist ja total fertig!

    ich hab keine ahnung, wie du dass mit SIEBEN Kindern schaffst, echt, meine Hochachtung!

    ja, das wär schön, ne stunde für mich. leider habe ich es bis heute nicht gelernt, andere um hilfe zu bitten. ich krieg's einfach nicht hin. ich fühl mich immer schlecht dabei. und hab immer die angst, dass die anfrage abgelehnt wird. dann steht man da und weiss, dass man alleine ist. naja, man ist ja auch alleine. da muss man dann durch, hat man mir immer gesagt. augen zu und weiter. ich habe eigentlich keine lust mehr darauf. aber wie soll ich das ändern? ich weiss es nicht...

    wenigstens hab ich wieder tränen dieser tage. ich dachte schon, sie seien mir abhanden gekommen.

    ganz liebe grüsse,
    amelie

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  3. Oh, liebe Amélie,

    Je ne peux pas faire grand chose, mais je t'embrasse bien fort et pense à toi. Tu vas t'en sortir, comme toujours. Même si c'est dur.

    Et un peu en avance, un très bon anniversaire à Lola (et à toi aussi, quelle année que celle qui vient de passer...).

    Tanti baci,

    Alice.

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  4. Amelie was meinst Du dazu: Kathrin und ich kommen nächste Woche vorbei und versuchen Greti und Loli zu bespassen und du machst einfach mal nur das was du willst! also, wann sollen wir da sein?

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  5. Liebe Amelie
    ich denke, im Grunde genommen weisst und spürst du ganz genau, dass du eine solche lange Zeit alleine mit den Kindern nicht durchstehen kannst, ohne selber an die äussersten Grenzen zu kommen. Da flesst doch soviel unaufhörlich in dieselbe Richtung, irgendwann bist du leer.
    Ich finde es wunderbar, wenn du weinen kannst.
    Aber ich finde es trotzdem wichtig, wenn du Nischen für dich findest. Nimm das Angebot von Maren an.
    Es ist so natürlich und verständlich, dass du dieses Loslassen noch nicht geübt hast. Du warst ja immer schwanger und stillend die letzten Jahre, nehme ich mal an. Die Symbiose ist stark.Doch irgendwann spürst du, dass die Zeit gekommen ist für erste Schritte allein. Schliesslich kommen die allen zu Gute, und wenn es nur 30 Mnuten laufen sind im Park, oder ein Besuch in einem Café mit Buch. Oder die Kinder gehen raus, und du hast die vier Wände für dich allein.
    Ich drücke dir für die letzte Woche ohne Mann alle Daumen.

    Liebe Grüsse

    Gabriela

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