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Freitag, 17. April 2009

Eigenwahrnehmung fördern!

Nach zwei krankheits- und feiertagsbedingten therapiefreien Wochen sind wir wieder eingetaucht in den Therapiedschungel. Gestern und heute die volle Dröhnung, Frühförderung, Physiotherapie und nun auch, ganz neu - Logopädie. Erstaunlicherweise war alles sehr entspannt, es gab keine grossen Knüller, die mein ganzes Konzept von Erziehung und Förderung auf den Kopf gestellt hätten, wie in den letzten Wochen. Aber doch viele neue Anregungen, Einsichten und Ideen, die ich euch nicht vorenthalten will. Und natürlich auch gerne für mich selber dokumentieren möchte.

Frau Laube-Fouad, unsere Physiotherapeutin, hat heute ganz viel zur Köperwahrnehmung gemacht bzw. angeregt. Mit der Hypotonie geht auch eine schlechtere Eigenwahrnehmung und niedrigere Sensibilität für Berührungen einher. Das kann man sich so vorstellen, als würde man sich die Finger mit Tesafilm umwickeln und dann hinter dem eigenen Rücken damit etwas anzufassen versuchen. SEHR schwierig bis unmöglich! Deshalb soll ich Lola helfen, ihren Körper besser zu spüren. Durch regelmässige Massagen mit Öl oder Creme, kräftiges Abbürsten oder Abtrocknen. einfach auch mal fester Anfassen (ohne ihr natürlich weh zu tun), damit sie ein besseres Gefühl für ihren Körper bekommt. Auch könnte ich mal ihre Arme oder Beine mit einem Verband einbandagieren und dann gemeinsam mit ihr abrollen. Oder sie mit einer Flaschenspülbürste mit den harten Borsten spielen lassen. Heute Abend hab ich Lola gleich ausgiebig massiert, so wie ich es noch von der Indischen Babymassage kenne. Und sie hat es sichtlich genossen. Generell ist mir in letzter Zeit aufgefallen, dass Lola unglaublich Spass an wilden Spielen hat, bei denen man sie durch die Luft wirbelt oder auf den Beinen oder Hüften hopsen lässt. Auch Schaukeln macht ihr einen Heidenspass, da jauchzt sie richtig. Wahrscheinlich spürt sie erst unter dieser starken Bewegung so richtig ihren Körper und hat Freude daran. Frau Laube meinte, dass sie bestimmt viel Spass am Reiten hätte. Naja, damit warten wir wohl noch ein bisschen. Lustigerweise habe ich gerade gestern Abend in einem anderen Buch über den Zusammenhang von Motorik und Sensitivität gelesen. Nämlich dass Probleme bei der Motorik oft weniger mit den schwachen Muskeln zu tun haben, als mit der schlechten Übertragung von Sinnesreizen. Wenn ich meine Beine nicht richtig spüre, wie soll ich sie da richtig einsetzen? Das ist ein ganz neuer Gedanke für mich gewesen. Aber logisch. Wieder ein neues Puzzleteil, das wir in unseren Alltag integrieren müssen. Die allabendliche Massage nach dem Baden. Das spielerische Drücken der Arme und Hände, Beine und Füsse beim Wickeln. Und dabei noch Benennen. Lola hat sich heute totgelacht, als ich sie ein bisschen fester gedrückt habe, als hätte ich sie gekitzelt. Sie hat jedenfalls ihren Spass.

Ganz ähnliche Anregungen gab es bei der neuen Logopädin, Frau Petroschke, die Castillo-Morales-Therapeutin ist. Wenn wir die Mundmotorik verbessern wollen, die ja für Sprechen und Essen entscheiden ist, dann müssen wir die Grundspannung im ganzen Körper erhöhen. Ist der Köper in einer guten Haltung, hat er auch Ressourcen frei für den Mundbereich. Hat das Kind Probleme beim Sitzen oder Stehen, hält sich krumm, dann hängt auch der Mundbereich runter, der Mund steht offen, die Zunge hängt raus. Ein Tip von ihr: Lola beim Sitzen auf dem Hochstuhl einen Sitzkeil (ein zusammengelegtes Handtuch tut's auch) unter den Hintern schieben. Dann kann sie leichter aufrecht sitzen. Eine bessere Wahrnehmung und Steuerung der Zunge kann aber auch durch die Sensibilisierung der unteren Gliedmassen, besonders der Füße, gefördert werden. Irgeendwie muss das wohl zusammen hängen. Das kann man verbessern, indem man die Füße massiert oder drückt. Frau Petroschke hat Lolas Füße dabei sogar gehalten und dabei mit ihren Händen 'vibriert'. Das scheint bei Castillo-Morales speziell wichtig zu sein. Ich kann aber auch einfach zum Beispiel beim Stillen mit meiner freien Hand ihre Füße halten, fester streicheln, kraulen. Hauptsache irgendwelche Stimuli geben. Auch hier also wieder die Wichtigkeit der besseren Eigenwahrnehmung.

Bei der Frühförderung bei Frau Sammler gab's diese Woche keine grossen neuen Anregungen. Es ist aber immer ein schöner Ruhepunkt, gerade weil die Sitzungen immer ganz ähnlich balaufen und man sehr schön Veränderung beobachten kann. Lola war gestern allerdings nicht besonders kollaborativ, hat viel weggeworfen, alles schnell liegengelassen, an keine Spielzeug so richtig Freude gefunden. Sie ist zur Zeit einfach sehr auf Sprache fixiert, am liebsten würde sie nur mit ihrem Geplapper unterhalten oder unterhalten werden. 'Mamama, dadadada, böllaböllabölla, adadada, ahhhhh, düdüdüdadadüdüdü'. Es sind doch einige neue Vokale und Konsonanten dazu gekommen, wenn auch nicht immer so deutlich, wie es diese Transkription erscheinen lässt. Aber da wir immer fleissig darauf reagieren, plappert Lola weiter, ja sie macht am liebsten nix anderes. Frau Sammler sagte, dass es manchmal nur ein sehr kurzes Zeitfenster sei, in dem die Kinder solch ein Interesse an Sprache zeigen würden. Bei manchen wäre die Phase sehr kurz und dann käme ganz lange eher Desinteresse. Wir sollen also gut darauf eingehen. Und gerne auch die angebotenen Laute verdoppeln, falls Lola es nicht selber macht. Denn um wirklich sprechen zu können, brauchen die Kinder ein riesiges Repertoire an Doppelsilben.

Viel Input wieder. Mal schauen, wie wir das alles wieder unterbringen, möglichst ohne dass Gefühl, langweilige Hausaufgaben machen zu müssen....

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