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Freitag, 18. September 2009

Das sächsische Schulgesetz

Neulich habe ich auf dem Spielplatz zufällig eine alte Bekannte getroffe, die Sonderschulpädagogik studiert hat und nun ihr Refrendariat angefangen hat, allerdings in Sachsen-Anhalt. Obwohl sie in Leipzig wohnt. Aber in Sachsen-Anhalt gibt es interessantere Stellen, auch viele Stellen für sonderpädagogische Integrationshelfer in normalen Schulen. In Sachsen gibt es eigentlich nur Stellen an Förderschulen. Warum? Weil das sächsische Schulgesetz keine Binnendifferenzierung im Lehrplan vorsieht, es gibt nur einen zentralen Lehrplan für alle Schüler. Wer da nicht mithalten kann, muss eben auf die Förderschule, so einfach ist das. Damit wird einem Kind mit Förderbedarf der Zugang zur allgemeinen Schule gleich von Gesetzes wegen versagt, denn der Lehrer DARF sich nicht auf dieses Kind mit seinen besonderen Lernbedürfnissen einstellen. Das ist aber nicht mit dem Grundgesetz vereinbar, das allen Schülern den gleichen Zugang zu Bildung zusichert. Und ebensowenig mit der UN-Konvention für die Gleichbehandlung behinderter Menschen. Also: verfassungswidrig! Sie meinte aber, dass sich an diesem Schulgesetz sicher so bald nichts ändern werde.

Wie kann ein verfassungswidriges Schulgesetz bestehen bleiben? Sollten da nicht alle Eltern klagen können, die ihr Kind auf einer allgemeinen staatlichen Schule anmelden wollen, denen aber der Zugang aus unterschiedlichen Gründen verwehrt wird? Weil ihr Kind bei der Schuleingangsprüfung nicht das nötige Ergebnis erzielt hat. Na denn, sollen ALLE Eltern ihr Kind auf der ihrem Bezirk zugewiesenen Grundschule anmelden. Und wenn das Amt ihr Kind ablehnt, sollten sie direkt klagen. Wenn das alle Eltern machen, mal schauen, was passiert....

4 Kommentare:

  1. Hmmm, ich bin bei der Schulfrage noch sehr zurückhaltend. Inklusion ist zwar ein schöner Begriff, wenn aber Benjamin einfach nur in die normale Grundschule geht ohne dass man auf seine besonderen Bedürfnisse eingeht, dann hat er und die anderen auch nichts davon. Also muss Integration "gut" sein - und das bedeutet Arbeit sowie ein Haufen finanzielle Mittel, die der Staat in die Hand nehmen muss, die er aber nicht hat (ich bin selber Staatsdienerin). Außerdem weiß ich noch nicht, ob Benjamin frustriert wäre, wenn ihm ständig vorgelebt würde, was er alles nicht kann. Keine Ahnung, ich denke, da muss ich noch ein Weilchen zuschauen. Ich verfolge die Schuldiskussionen mit großem Interesse, habe auch schon viele Eltern kennengelernt, die von Inklusion auf Teufel komm raus, nicht viel halten. Und da ist schon was dran - man muss sich um unsere besonderen Kinder mehr bemühen, es ist nicht alleine damit getan, sie auf eine normale Grundschule zu schicken. Ist da nicht was dran?

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  2. Ich bin ganz deiner meinung. inklusion auf teufel komm raus macht überhaupt keinen sinn. was aber sinn macht, ist gezielte unterstützung von schülern mit besonderen bedürfnissen auf der regelschule. also die mittel, die jetzt an den förderschulen eingesetzt werden, an den regelschulen nutzen. das erfordert natürlich eine RIESIGE umstrukturierung und vor allem ein UMDENKEN. es hiesse nämlich, dass niemand mehr ausgeschlossen werden darf und jeder seinen bedürfnissen entsprechend gefördert wird. durch einen binnendifferenzierten lehrplan. dann wären unsere kinder plötzlich gar nicht mehr so besonders...

    dass inklusion und unterstützung vereinbar sind, zeigen die beispiele der nordischen länder, aber auch italien, spanien, großbritannien.... dort sind 85% aller Schüler mit down-Syndrom auf normalen schulen und haben ausgebildete assistenzkräfte an ihrer seite. der staat muss es nur wollen!

    und wenn jetzt ALLE Eltern darauf beständen, dass ihr kind auf einer wohnortnahen regelschule eingeschult wird und eine assistenzkraft erhält, weil es einen anspruch darauf hat, dann wäre der staat zum umdenken gewzungen. und die schulgesetze würden sich ändern müssen....

    ein langer weg. aber solange wir als eltern keinen druck machen, wird sich wohl wenig ändern. denn es ist ja alles so schön eingerichtet...

    liebe grüsse,
    amelie

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  3. Nochmal hmmmmmm. Ich denke, das Konzeot der Sonderschulen und noch von Assistenzkräften in Regelschulen kann sich der Staat nicht leisten. Und ich bin mir nicht sicher, ob es für ALLE behinderten Kinder gut ist auf eine REgelschule zu gehen.
    Ich habe mich mit einer Freundin von mir, die Sonderpädagogin ist, unterhalten. Die meinte, dass es für Benjamin doch nicht unbedingt das allerwichtigste sei, lesen und schreiben zu können, sondern mal selbstbestimmt und selbstständig leben zu können. Und diese Lebensinhalte werden wohl auf guten Sonderschulen den Kindern vermittelt. Damit sie ein vernünftiges Leben führen können und nicht in unsere Leistungsgesellschaft gepresst werden. Wie auch immer, ich hab dazu noch keine feste Meinung. Ich bin gespannt, wohin die Reise mit Benjamin geht :-).
    Liebe Grüße
    Bettina

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  4. mmhh, auch ich diesmal. ich bin ganz deiner ansicht, dass die regelschule nicht für ALLE Kinder was ist. Kinder mit sehr schweren körperlichen Beeinträchtigungen, die grosser pfelge bedürfen oder schwer-mehrfachbehinderte Kinder, die kaum einen stift halten können und nur wenig sprachverständnis haben, würden es dort sicher schwer haben. für die ist eine gute förderschule sicher das allerbeste! aber die vielen anderen kinder, wie kinder im rollstuhl, taube kinder, blinde kinder, autisten, kinder mit Down-Syndrom, die können sehr wohl von einer regelschule profitieren. kinder lernen so viel durch nachahmung, all das nimmt man ihnen, wenn man sie aussondert. natürlich müsste unser ganzes regelschulsystem etwas umgedacht werden, das einseitige leistungsdenken würde nicht mehr der alleinige wert sein, sondern toleranz und offenheit für andere, mitgefühl, hilfsbereitschaft, solidarität. alles ganz wichtige werte in einer freiheitlichen gesellschaft, die unseren kindern in unseren Schulen aber viel zu wenig gelehrt werden, weil das system die leistungsstarken favorisiert. es scheint utopie, aber es gibt doch einige schöne integrationsschulen, die vorleben, wie das funktionieren könnte. Der Film 'Klassenleben' von Hubertus Siegert (http://www.klassenleben.de/) bietet ein ganz wunderschönes Beispiel.

    Und ich finde übrigens, dass Lola sehr wohl lesen und schreiben lernen sollte, denn das ist unabdingbar, um selbständig leben zu können. wie soll sie denn sonst den richtigen bus nehmen oder einkaufen gehen können? viele fachleute haben einfach zu geringe erwartungen....

    ganz liebe grüsse,
    amelie

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