Auch wenn es schon ein paar Tage alt ist, wünsche ich Euch allen ein wunderschönes, gesundes und glückliches Neues Jahr.
Einen Monat ist es her, dass ich hier das letzte Mal etwas geschrieben habe. Lange. Ich fühle mich in letzter Zeit so wenig als Mutter einer Tochter mit Down-Syndrom, dass ich kaum daran denke, hier ein paar Worte zu hinterlassen. Dass es sich in diesem Blog eigentlich um Lola dreht, ist etwas in den Hintergrund getreten. Umso glücklicher schätze ich mich, dass ich diese wunderbare Möglichkeit habe, für mehr als die intimsten Freunde ein paar Worte zu hinterlassen, die dann woanders wider hallen.
Vielleicht liegt auch daran, dass ich mich in den letzten Wochen nichts zu sagen traute, weil es in mir so leer war und alles schwieg. Kein Klang, ergo kein Widerhall. Ich hatte keine Worte, die ich hätte niederschreiben können. Die Feiertage habe ich mit Spaziergängen verbracht, mit Bett- und Kaffehauslektüren, mit Rotkraut und geräuchertem Fisch und mit faulem Nichtstun. Wo nichts ist, muss man auch nichts erzwingen. Und so vergingen diese Tage, ruhig und harmonisch, ohne groß mich zu reiben, was über Weihnachten schon eine wirkliche Leistung ist "Kraft tanken", war mein Motto und trotzdem war ich dauermüde. Das ist wohl der besondere Erholungseffekt.
Allein das Weihnachtsliedersingen in diesem Jahr war ein großes Fiasko, denn all meine ungeweinten Tränen für meinen Vater, schienen nur auf diesen Moment gewartet zu haben, sich unter den Weihnachtsbaum zu ergießen. Trotz meinem Kummer über all die Tränen und der Gedanken daran, wo mein Vater jetzt wohl weilt, war ich seltsamerweise froh, doch endlich wieder etwas "zu spüren".
Es ist so schmerzhaft sein Abschied, so unvorstellbar und für mich grausam, dass ich kaum in der Lage bin, diese Wahrheit wirklich in mein Leben zu integrieren. Ich ringe nach Sinn, versuche zu verstehen, bis mein Kopf so schmerzt, dass mir übel wird. Ich vermisse ihn, wünsche ihn zurück, sehe ihn vor mir auf der Straße vorbei gehen, ganz sicher, es ist sein dunkler Mantel und sein leicht nach vorne gebaugter Gang. Bis ich irgendwann damit aufhöre, die Frage und seinen Gang aus meinem Leben streiche, ihn aus meinen Gedanken und aus meinem Leben zu verbannen versuche, wo er doch jetzt nicht mehr hingehört. Und da schmerzt mein Kopf nur noch viel mehr und mein Rücken dazu, "Gefühlsstau"nennt das einer der Psychologen aus einem meiner "Selbsthilfe-Bücher".
Ich ringe darum, ihm in diesem neues System einen Platz zu geben, wenn auch unsichtbar, weiter den Dialog mit ihm führen zu können, den ich vielleicht viel zu lange schon nicht geführt habe. Aber wenn ich sein Foto aufstelle und anschaue, wird mir schwindelig und ich muss es wieder umdrehen. Sein Bild in meinem Kopf bewahren, dort allein. Wovon eigentlich? In meinen Träumen ist er noch nicht einmal aufgetaucht.
Die einzige Möglichkeit für mich, in Kontakt zu treten mit ihm und all meinen Gefühlen, all den Tränen und dem Schmerz, ist die Musik. Sie allein geht mir so unter die Haut, dass ich alles fallen lasse, auf dass es aus mir hinaus fließe ....
Vor allem dieses Lied von Joan Baez, "Farewell Angelina", das wir auch auf der Trauerfeier meines Vaters gespielt haben, löst alles in mir. Diese Stimme, wie er sie geliebt hat. Mit den wunderbaren Worten von Bob Dylan:
Wie soll der Kopf so etwas verstehen....wahrscheinlich kann man solche Verluste von geliebten Menschen nie wirklich realisieren, verstehen, akzeptieren- die Zeit alleine kann vielleicht dafür sorgen, dass die Stürme etwas seichter werden und der Verstand das Unabdingbare nicht mehr bekämpft. Schmerzen wird es wohl immer, irgendwie. Aber irgendwann wird die Liebe wieder größer als der Schmerz sein, und der Gedanke an Deinen Vater wird Dich lächeln lassen und nicht weinen.
AntwortenLöschenIch wünsche Dir und Deiner Familie alles Gute für das neue Jahr.
Herzlich