Letzte Woche meinte unsere Logopädin zu uns, dass sie, was Lolas Sprache angeht, in letzter Zeit zunehmend Bauchschmerzen habe. Es könne sein - wohlgemerkt, dass sei nur eine Vermutung, dass Lola eine Sprech-Apraxie habe. Ihr Gesichtsausdruck dabei vermittelt mir den sofortigen Eindruck, dass das nichts Gutes sein kann. Und ich bekomme sofort ein Beklemmungsgefühl in der Brust, wie ich schon lange keines mehr hatte. Was soll das heißen? Was bedeutet diese Diagnose, wenn sie denn stimmt? Dass Lola niemals sprechen lernt? Die Logopädin meint, sie hatte schon einmal ein Kind, das so sprach wie Lola, bzw. dieselben Schwierigkeiten zeigte. Sie ist jetzt 9 und spricht immer noch nicht. Nutzt nun aber einen Sprachcomputer. Schock!!!
Zu Hause hab ich erst mal wie wild recherchiert. Bin über deutsche und amerikanische Apraxia-Kids Seiten gejagt. Typisch seien starke motorische Probleme bei der Artikulation, Schwierigkeiten, aus Einzellauten Lautverbindungen oder gar Worte zu bilden, Lautvertauschungen, Vergessen einmal gekonnter Silben und Worte, ein großer rezeptiver Wortschatz im Verhältnis zu einem sehr kleinen expressivem Wortschatz. Vieles mehr, was ich von Lola gut kenne. Die alle Einzellaute kennt, sogar "lesen" bzw. auf Buchstabenkarten erkennen kann, aber nur selten zusammen bekommt. Die von sich aus keine eigenen Worte bildet. Keine Wortmelodie imitiert, immer nur die gleichen Lautserien. Hat sie vielleicht wirklich so eine Sprach-Apraxie? Das würde so manches erklären.
Denn ihr Verständnis ist sehr gut. Kognitiv scheint sie keine Probleme zu haben. Sie kennt und versteht unglaubliche viele Worte, sowohl in spanisch als auch in Deutsch. Und verfügt über einen sehr guten aktiven Gebärdenwortschatz. Den sie einsetzt, um über ihre Erlebnisse, ihre Wünsche und Ängste zu berichten. Zum Beispiel dass da im Baum letzten Sommer Jungs saßen und Indianer gespielt haben. Oder dass sie abends Angst hat, ins Bett zu gehen, weil da ein Tiger in ihrem Bett sitzt. Oder, dass sie ihre Schuhe nicht alleine anziehen kann, weil sie noch sooo klein ist.
Ihr aktiver Sprachwortschatz hingegen besteht aus: Lola, Greta, Mama, Papa, Pan (span: Brot) und agua (span: Wasser). Alles andere sind nur Wortannäherungen...
Tja, was ist denn nun angesagt? Nun fürchte ich, dass nun doch zu Hause eine intensive Sprachtherapie angesagt ist. Wo ich doch gar keine Lust hatte auf häusliche Förderung... Von Zeit und Energie erst gar nicht zu reden... Aber Lola ohne Sprache, mit Sprachcomputer kommt mir gar nicht in die Kiste. Ich werde berichten....
Ich verfolge Ihren Blog nun schon seit einiger Zeit und finde es toll, dass Sie so viel von Lola und Ihrem gemeinsamen Familienleben berichten.
AntwortenLöschenIch bin zur Zeit gerade als AuPair in Frankreich und kümmere mich in meiner Gastfamilie unter anderem auch um ein 4-jähriges Mädchen mit Trisomie 21. Dieser Artikel über die Apraxie hat mich dazu veranlasst, einen Kommentar zu verfassen, da auch die Kleine hier nicht viel sagen kann, außer "Maman", "Papa", "non" und Laute, die Worten oder Sätzen ähneln. Leider geht es darüber aber nicht hinaus. Sie verständigt sich jedoch über eine Gebärdensprache (Makaton), die sie relativ gut beherrscht, jedoch nur einzelne Wortgebärden, aber keine Sätze formulieren kann.
Auch ich habe schon überlegt, ob sie nicht eine Apraxie haben könnte...sie hat getsern jedoch einen ganzen Tag in einem Institut für Menschen mit Trisomoie 21 verbracht und der Arzt meinte zur Mutter, dass er keinerlei Bedenken habe und sie noch Zeit habe (sie ist vor einer Woche erst 4 geworden).
Ich bin sehr gespannt, wie sich alles entwickelt und hoffe wirklich, dass sowohl "meine" Kleine, als auch Lola eines Tages sprechen können und nicht mehr so oft frustriert sein müssen, weil sie viele nicht verstehen...
Ich vefolge weiterhin mit viel Spannung und Interesse Ihren Blog und freue mich schon auf den nächsten Eintrag :)
Alles Liebe für Sie, Ihren Sonnenschein (viel eher Ihre beiden Sonnenscheine) und Ihre ganze Familie