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Donnerstag, 18. Dezember 2014

Konversationen bei Tisch

Greta: "Mama, warum schreiben Erwachsene immer so langweilige Bücher, über Gefühle und so...?"

(...)

Pavel kaspert am Tisch rum. Zieht sich das Hemd aus.

Mama: "Pavel, setzt dich bitte jetzt richtig hin und iss!"

Pavel kaspert weiter rum.

Mama: "Hör auf, so rumzubocken...

Pavel: "Is bin nis bockig, is bin süß!"


Mama: '"Ihr seid so süß, alle!"

Lola: "Ja!"


Pavel: "Is bin nis süß! Is bin bockig. Lola auch bockig. Greta auch bockig. Mama AUCH bockig!!!"


Montag, 15. Dezember 2014

Best of 'Selbstbestimmt 2014'

Heute morgen begrüßte mich Annette, Pavels Tagemutter damit, dass wir ja jetzt richtige lokale Berühmtheiten seien. Sie hätte uns Sonntag früh im MDR gesehen! Was? Und ich wusste gar nichts davon.... Im Tagesverlauf wurde ich dann auch noch mehrere Male darauf angesprochen. Und auch mal intensiver angeschaut... (so ist das also als Prominenter!)

Die Sendung Selbstbestimmt und ihr Moderator Martin Fromme fanden den MDR-Beitrag über Lola und uns 'Eine Welt ohne Behinderung! so bewegend, dass er zum 'Best of 2014' ausgewählt wurde!!!

Wie ich mich freue! Für Lola und für uns! Für ihren Weg, der doch so viele berührt und hoffentlich auch inspiriert!

Hier könnte ihr alles nachlesen und den Beitrag auch gerne anschauen und natürlich weiterempfehlen!

Danke, Euch allen! Danke!

Sonntag, 14. Dezember 2014

Alleine Übernachten!

Heute Nacht hat Lola zum ersten Mal ganz alleine bei ihrer Freundin übernachtet! Bei dem Mädchen aus ihrer Klasse, die mich immer so ausgequetscht hatte zum Thema 'Behinderung', ja genau bei der!

Erst haben die beiden nachmittags zusammen gespielt, dann am nächsten Morgen nochmal und dann gefragt, ob sie zusammen übernachten dürfen. Bei ihr zu Hause. Und ich hab gesagt, na klar! Wenn deine Eltern einverstanden sind....

Greta ist befreundet mit der großen Schwester und wollte auch dort schlafen. Das machte es leichter für mich und auch die Eltern des Mädchens. Für Lola war das überhaupt keine Frage.

Am Nachmittag packte sie ganz selbständig ihren Rucksack mit Schlafanzug, Kuscheltier, Zahnbürste und frischer Wäsche für den nächsten Morgen (ich hab sie nur daran erinnert, gepackt hat sie alles komplett alleine!). Gab mir ein Küsschen und weg war sie zusammen mit Greta, ein paar Häuser weiter. Nicht einmal umgedreht hat sie sich.

Und es gab überhaupt keine Probleme. Die Mutter rief heute früh an und meinte, was für liebe und nette Mädchen die beiden seien. Das könnten wir immer wieder machen. Lola hätte zusammen mit ihrer Tochter auf der Wohnzimmercouch übernachtet, zwar etwas länger beim Einschlafen gebraucht, aber alles ohne Probleme. Heute früh hätte sie die beiden zum Brötchen holen geschickt (es sind beides Erstklässler!), das wär hoffentlich ok für mich gewesen. Wow!!

Immer wieder überrascht mich dieses kleine, selbstbewusste Mädchen. Lola. Die ihren Weg geht. Loslassen! Sag ich mir immer wieder... Meine begrenzten Erwartungen an das, was sie kann und welche Wege ihr offen stehen.

Da hat es sich doch gelohnt, dass wir in letzter Zeit so konsequent darauf geachtet haben, dass sie selbständig handelt (alleine ausziehen und anziehen, ihre Sachen packen, mal einkaufen gehen, an der Kasse bezahlen) und sich an 'soziale Regeln' hält (höflich um etwas bitten, am Tisch ordentlich essen)... Auch wenn das oft ein bitterharter Kampf mit ihr war! Und immer noch ist. Zumindest zu Hause.

Dafür stehen ihr nun auch ganz andere Wege offen, die sie alleine gehen kann.

Freitag, 12. Dezember 2014

'Beliebtestes behindertes Kind'...

Noch letzte Woche habe ich wieder mal gehadert. Mit Lolas Schule. Es ist eine Schule im Aufbau, vieles muss sich erst einspielen. Ich weiß. Aber als eine Mitschülerin von Lola, die wir morgens manchmal mit zur Schule mitnehmen, vom turbulenten Unterrichtsablauf erzählte und 'dass die behinderten Kinder im hinteren Teil der Klasse gar keine Ruhe zum Lernen hätten, war ich doch recht irritiert.

Hätte ich sie doch in die Lindenhofschule geschickt, kam mir in den Kopf geschossen. Da hätte sie einen guten integrativen Förderunterricht gehabt, in Kooperation mit einer staatlichen Grundschule. Da sitzen alle Schüler ordentlich und ruhig am Platz. Da ist guter Unterricht möglich. Da würde sie mithilfe von Intraact-Plus schon lesen und schreiben können. Oder hätte bestimmt gute Grundlagen, so wissbegierig wie sie ist und so konzentriert wie sie arbeiten kann, wenn die Atmosphäre stimmt. Aber nein, ich habe mich dagegen entschieden...

Und dann noch dieser Begriff 'behinderte Kinder'. Na klar, ich sage es ja selbst. Na klar, ist sie eines der 5 'behinderten Kinder', 'Inklusionskinder', 'I-Kinder'...  Egal, was man sagt. Die Tatsache bleibt. 5 Kinder haben nachgewiesenen Förderbedarf. Jeder Erwachsene weiß das. Die Lehrer. Die Eltern. Und die Kinder eben auch. Aber das so benannt zu wissen, hat mich doch irritiert.

Muss man das so abgrenzen? Woher hat das Mädchen das? Reden die Kinder in der Schule so kategorisierend über die Kinder? Wie kann man das verändern? Muss und sollte man das mit den Kindern thematisieren?

Am nächsten Morgen im Auto beginnt das Mädchen wieder ein Gespräch über das Thema 'Behinderung'. Es lässt sie nicht los, das Thema.

- 'Was an Lola ist denn 'behindert' für dich?', frage ich sie.

- 'Na alles. Sie ist eben behindert'.

- 'Was genau denn? Woran merkst du, dass sie behindert ist, und die anderen nicht.'

- 'Sie kann nicht so sprechen wie die anderen. Sie ist einfach - anders. Behindert eben.'

- 'Ja, aber jeder Mensch ist doch ein bisschen anders als der andere. Jeder kann bestimmte Sachen gut. Und andere Sachen nicht so gut. Jeder ist in bestimmten Dingen ein bisschen 'behindert', sage ich.

Ich habe das Gefühl, ihrem doch recht diffusen Begriff von Behinderung etwas mehr Inhalt zu geben. Etwas dagegen zu setzen.

- 'Ja, das stimmt', sagt sie.

- 'Lola hat nämlich Down-Syndrom. Und das macht, dass sie große Probleme beim Sprechen hat. Auch wenn sie sehr gut versteht. Aber weißt Du, Lola kann sehr gut fühlen, wie es anderen Menschen geht. Viel stärker als andere. Das kann sie besonders gut.'

- 'Oh ja, das stimmt. Neulich in der Klasse, da hat sich ein Mädchen wehgetan und geweint. Da hat Lola sie gestreichelt und getröstet.'

-  'Genau. Und ich finde, wenn es bei Euch in der Klasse Jungs gibt, die den Unterricht stören und laut schreiend als Ritter durch die Klasse rennen, dann finde ich das 'behindert'. Weil es die anderen stört. Obwohl das Jungs sind, die nennt gar keiner 'behindert'. Aber ihr Verhalten, das ist doof, weil es anderen schadet. Das kann ich dann auch 'behindert' nennen.

- 'Oh ja. In der Klasse von meiner Schwester, da ist auch ein Junge mit Down-Syndrom. Den haben die Jungs am Anfang ganz viel geärgert und auch mal gehauen. Da hat er dann auch angefangen zu schlagen. Das hat er sich abgeguckt.'

- 'Das ist genauso 'behindert' von den Jungs. Das schadet dem Jungen und tut ihm weh. Das ist sehr sehr verletzend. Es ist wichtig, dass man anderen sagt, was einen stört. Jeder ist anders, und man muss nicht jeden mögen. Aber man darf ihn niemals schlagen. Man sollte jeden so nehmen, wie er ist. Jeder ist besonders auf seine Art.'

- 'Ja, das finde ich auch total doof von den Jungs'.

Und an dem Punkt waren wir etwa bei der Schule angekommen. Lola saß die ganze Zeit neben mir bei dem Gespräch. Auf dem Beifahrersitz. Ich schaute sie entschuldigend an. Sie hatte den Blick gesenkt. Ich weiß, ich darf nicht so vor dir reden, es tut mir leid. Schoß es mir durch den Kopf. Aber diese Fahrten sind die seltene Möglichkeit, mit anderen Kindern zu reden. Und dieses Mädchen wollte es wissen. Und in der Schule scheint es ja auch Thema zu sein...

So entließ ich Lola mit ihrer Mitschülerin in die Schule. Mit seltsam gemischten Gefühlen.

Dann war Lola eine gute Woche bei Ricardo und ich hab sie nicht gesehen. Erst gestern habe ich sie wieder abgeholt. Als ich in den Hort kam, war sie im intensiven Spiel mit eben dieser Mitschülerin und wollte gar nicht mitkommen, auch wenn sich sich natürlich freute, mich zu sehen. Auch das Mädchen meinte: 'Ach nein, nicht jetzt schon! Wie wollen doch noch spielen! Kannst du mich nicht mitnehmen?'

Und so kam es, dass wir das Mädchen heute mit zu uns genommen haben. Die beiden den Nachmittag hier verbracht haben und für morgen schon wieder verabredet sind! Und das Mädchen das Wort 'Behinderung' kein einziges Mal mehr verwendet hat. Nur einmal sagte sie, dass alle Menschen ja ein bisschen 'behindert' seien...

Beim Abholen in der Schule schon fiel mir auf, dass Lola extrem entspannt und gut gelaunt war. Und von ganz vielen Kindern verabschiedet wurde, umarmt sogar von einigen Jungs. Zwar auch mit ein paar frechen Worten geneckt, woraufhin Lola aber nur lachte und davon rannte, von den liebevoll feixenden Jungs verfolgt.

Am Telefon erzählte ich der Mutter des Mädchens davon. Ja, ihre Tochter habe ihr erzählt, dass Lola 'das beliebteste behinderte Kind der ganzen Schule sei.'

Montag, 1. Dezember 2014

Be my baby!

Jung, verliebt, Down-Syndrom. Und? Schwanger...

Ein Film über das Leben einer jungen Frau mit Down-Syndrom, die alle Fähigkeiten hat, verliebt ist, von ihrem Freund ein Kind erwartet. Und über unzählige gesellschaftliche und familiäre Widerstände und Hürden stolpert. Weil das Elternsein für Menschen mit Down-Syndrom immer noch ein Skandal ist. Obwohl es doch zum Leben dazu gehört....

Heute zu sehen, um Mitternacht (00:05) im ZDF oder am Freitag um 20:15 Uhr auf ZDF-Kultur. Der Debütfilm von Christina Schiewe. Mit der großartigen Carina Kühne in ihrer ersten Rolle. Das deutsche Pendant zum spanischen Film 'me too' mit Pablo Pineda.

Schaut es Euch an!

Der Film hat schon mehrere Preise gewonnen. Unter anderem gestern Nacht das Mainzer Rad beim FILMZ, dem Festival des Deutschen Kinos.