Das Zusammenschleifen der Laute zu Silben stellt den wichtigsten Einstieg in die Lautsprache dar. Der bei vielen Kindern mit Down-Syndrom, vor allem mit einer verbalen Entwicklungsdyspraxie (Sprechapraxie), nicht spontan gelingt.
Sie können zwar viele Einzellaute aussprechen, aber das Zusammenziehen der Laute zur Silbe misslingt.
Die Kinder sind nicht in der Lage, ihren Stimmapparat
(Zunge, Lippen, Stimmbildung mit Hilfe der Stimmlippen) so zu steuern, dass der Übergang von einer Mundstellung
(z.B. beim Artikulieren des Lautes m) zum anderen (des Lautes
"i") während des Sprechvorganges gelingt.
Durch das systematische Üben des Zusammenziehens von Lauten zur Silbe, inform von Silbenreihen begleitet mit Lautgebärden, kann vielen Kindern jedoch geholfen werden.
Es ist gut, wenn die Kinder zuerst die Lautgebärden für jeden Laut bzw. Buchstaben kennen lernen. Die wichtigsten Lautgebärden werden in diesem Post / Video vorgestellt.
Im nächsten Schritt übt man mit dem Kind systematisch das Zusammenschleifen der Laute zur Silbe, inform von Silbenreihen.
Dabei werden die Übergänge von einem Laut zum anderen systematisch geübt, bis sie automatisiert sind. Wenn die Kinder die wichtigsten Silben (also Lautverbindungen) automatisiert haben, finden sie auch den Übergang in die Lautsprache.
Man beginnt mit dem Zusammenziehen von dauerhaft mitsprechbaren Konsonanten (m, l, s, n, r, w, sch) mit den Vokalen "a, e, i, o, u".
Zuerst übt man die Silbenreihe mit "m". Indem man dem Kind die Silben "ma - me - mi - mo - mu" in der immer gleichen Reihenfolge als Silbenkärtchen vorlegt. Sie dabei vorliest und jede Silbe dabei mit den Lautgebärden begleitet.
Die Silbenkärtchen vom ABC der Tiere sind dafür sehr zu empfehlen. Sie sind vielseitig verwendbar, handlich, stabil und kosten
nicht viel. Und man spart sich die mühevolle Herstellung eigener Kärtchen.
Das folgende Video zeigt beispielhaft, wie das Vorlesen der Silbenreihen aussehen kann.
Und in diesem Video zeigt Lola alle Lautgebärden zu den Silben, die man während des Lesens der Silben gebärdet.
So kann das Kind über mehrere Kanäle lernen: über den visuellen durch die Silbenkärtchen und die Lautgebärden, und über den auditiven durch das langsame Vorlesen der Silben. Die Informationen werden so viel besser verknüpft und können später besser abgerufen werden.
Man übt die Silbenreihe täglich. Etwa 10 Minuten lang. Immer Silbe für Silbe vorlesen, dabei mit Lautgebärden begleiten und vom Kind nachsprechen lassen.
Am Ende legt man immer zwei Silben zu einem Doppelsilber zusammen und liest sie ebenfalls vor bzw. lässt sie nachsprechen.
Ma-Ma
Me-Me
Mi-Mi
Mo-Mo
Mu-Mu
Am Anfang wird das Kind dazu nicht in der Lage zu sein. Aber man animiert es zum Mitsprechen, auch wenn die Laute nicht immer korrekt sind. Ohne korrigierend einzugreifen. Der Versuch des Nachsprechens - egal ob er gelingt oder nicht - muss unbedingt positiv verstärkt werden. Ebenso das Nachahmen der Lautgebärden.
Über die Tage hinweg wird sich ein erstaunlicher Lerneffekt zeigen. Auch wenn das Kind am ersten oder zweiten Tag vielleicht noch gar nicht mitsprechen oder - gebärden kann. An den folgenden Tagen werden sich erste Veränderungen zeigen. Zunächst minimal, dann immer deutlicher. Wenn man täglich übt. Was der entscheidende Faktor ist.
Über das regelmäßige Üben werden die Kinder die Silben erstmals in ihrer Systematik wahrnehmen. Und in der Folge wird auch das Aussprechen und Zusammenziehen der Laute immer besser gelingen.
Nachdem man eine Woche lang TÄGLICH die Reihe "Ma - Me - Mi - Mo - Mu" geübt hat, geht man in der folgenden Woche zur Reihe "La -Le -Li - Lo -Lu" über. Die man ebenfalls jeden Tag etwa 10 Minuten übt. Wer mag, kann auch nochmal die Reihe mit M wiederholen.
Dann kommen in der Folge, immer eine Woche lang, die Silbenreihen mit R, S, N, W, SCH.
Je nachdem wie gut das Kind das Prinzip des Zusammenschleifen der Laut zur Silbe schon begriffen hat, werden die folgenden Reihen auch in weniger als einer Woche automatisiert sein.
Hat man dieses Programm regelmäßig durchgeführt (vielleicht mit Pausen am Sonntag), sollte das Kind schon nach wenigen Wochen in der Lage sein, eine Fülle von Silbenkombinationen (Worten) nachzusprechen. Und vielleicht sogar schon aktiv zu verwenden.
Schu-le
Li-mo
Sah-ne
Ro-si
Na-se
... um nur einige zu nennen.
Und der wichtigste Schritt in die Lautsprache ist geschafft!!!!
Lola konnte mit 5 Jahren kaum mehr Worte sagen als "Mama, Papa, Deta, Ali, Dada, ...." Ihr fremde Worte konnte sie kaum nachsprechen.
Nachdem ich das Programm 4 Wochen mit ihr durchgeführt hatte, ist ihr Wortschatz förmlich explodiert. Und der Durchbruch war geschaftt.
Es hört sich vielleicht anstrengend an, täglich zu üben. Aber es lohnt sich!
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