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Donnerstag, 17. Dezember 2020

Homecooking with Lola

Als letzte Woche der Lock-Down angekündigt wurde, war ich ganz zuversichtlich. Der Alltag lief grad wie geschmiert, die Kinder waren fröhlich, der Advent richtig schön gemütlich. Das kriegen wir locker hin. Nur das mit dem Geschenke besorgen wird sportlich werden in drei Tagen... 

Nun sind wir seit Montag zu Hause im Homeoffice und Homeschooling, und das mit dem Geschenke finden hat sich als das geringste Problem erwiesen.

Das Licht in mir ist schon längst nicht mehr so heimelig. Die Kekse sind aufgegessen, das Tannengrün nadelt schon, die Weihnachtskarten sind alle geschrieben. Und mein Kopf brummt schon morgens vor lauter Aufgaben, die ich glaube noch erledigen zu müssen, während ich de facto kaum eine schaffe. 

Das wieder aufgenommene Buchprojekt über meinen Vater? Viel zu emotional, da jetzt nochmal reinzugehen. Vor allem, wenn Lola in ihrem Zimmer ohrenbetäubend laut Musik von Zaz hört und noch lauter dazu singt. 
 
Selbst für die fremden betreuten Buchprojekte finde ich kaum Ruhe, weil ich für jede Entscheidung dreimal so lange brauche. Denn ich habe ja jetzt Zeit. 

Selbst der Weg zum Einkaufen erfordert eine bewusste Entscheidung. Morgens, mittags, abends? Wann ist der beste Moment? Bis ich Lola zum Anziehen motiviert habe, ist eine weitere halbe Stunde vergangen. Normalerweise erledige ich den Einkauf wie nebenbei auf einem meiner vielen tägliche Wege... 


"Sie müssen sich eine gute Tagesstruktur entwickeln, und dann konsequent dabei bleiben. Wie im Alltag auch. Das stabilisiert und setzt Kräfte frei", hat mir meine Supervisorin am Dienstag gesagt. Und ich habe ihr meinen Plan erzählt, von dem sie begeistert war. "Sehr gut, Frau Mahlstedt, da haben sie alles drin, was sie und die Kinder brauchen." Und ich war stolz auf mich. 



Jetzt ist Donnerstag. Ich habe mich brav an den Plan gehalten. Mit Lola Homeschooling gemacht, online Schreib-Kurse gegeben, den Einkauf erledigt und am Nachmittag sogar im Garten ein herrliches Feuerchen gemacht. Ein erfolgreicher Tag. Hurra! 

Doch in meinem Kopf schwirrt es gewaltig. Ein dumpfer Druck, der mich nicht loslässt. Zufriedenheit kommt keine auf. Was ist das? Was fehlt mir? Was brauche ich? 

Das, was ich habe und schaffe, wertschätzen? Mich darüber freuen? Geniessen? 


Vielleicht sollte ich mir einfach mal ein Scheibchen von Lola abschneiden? Wie sie wild in ihrem Zimmer herum tanzt, dazu laut und begeistert singt und frei auf der Geige 'improvisiert'. Emsig ihre Schreibübungen macht, krumm und schief, grad wie es ihr gefällt. Und voller Begeisterung die Eier aufschlägt und die Bratkartoffeln umrührt, als gäbe es nichts Schöneres auf der Welt. 

Vielleicht ist sie im Grunde doch noch immer meine Lehrmeisterin. Und ich habe nur viel zu lange schon nicht auf sie gehört... 

1 Kommentar:

  1. Danke für diesen Text. Ich dachte ja bisher immer, es geht nur mir so. Man könnte ja.... hat aber doch soooo viel Zeit, kann man ja auch morgen. Bei uns ist das noch ein bisschen schwieriger, da gibts keine Kinder mehr im Haushalt. Manchmal, wenn man rausgeht und Menschen trifft, erschrickt man fast über die (Fast) Normalität....bis man wieder irgendwas sieht, was eben nicht normal ist. Ich lese euren Blog seit vielen Jahren, danke fürs schreiben... oftmals bringts ja trotz aller Probleme eigene und eure, doch ein Lächeln ins Gesicht. Wer lächelt, der lebt noch. Ein schönes Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr, das hoffetlich die Normalität zurück bringt und wenns in kleinen Schritten ist......

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