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Sonntag, 5. März 2023

An die Saale nach Naumburg

Ein grauer Sonntag mit Schneeregen, was liegt da näher als ein Ausflug ins Grüne (Graue) der näheren Umgebung von Leipzig? Auf nach Naumburg, Stadt an der Saale, gute 45 Minuten mit dem Auto entfernt. Durch die mittelalterliche Altstadt bummeln, den weltberühmten Naumburger Dom besichtigen und an der Saale im eisigen Wind entlang spazieren.

In einem der Innenhöfe von Naumburg fanden sich sogar frei flottierende Regenschirme an Schnüren. Ausschank und Lagerfeuer leider erst nach 18 Uhr. Auch sonst kaum Passanten auf der Strasse.

Nach dem Versuch, in einem der ansässigen Cafe's einen Imbiss zu uns zu nehmen, den wir mangels passendem Angebot (zwei Wiener oder diverse Suppen) abbrachen, stärkten wir uns bei scharfen Reisgerichten beim Indischen Restaurant "Taj Mahal". Deftige Hausmannskost wäre mir lieber gewesen, doch mangels Angebot brachen wir die Suche ab.

Dafür bekamen wir im Naumburger Dom drei Audioguides mit schöner kindgerechter Führung, die uns eintauchen ließ in die Geschichte des spätromanischen bzw. frühgotischen Bauwerkes. Gestiftet u.a. von Uta von Naumburg und ihrem Mann, dem Margrafen Ekkehard, die als eine der 12 Stifter im Ostchor des Domes in Lebensgröße stehen und einen sehr lebendigen Eindruck der Mode und Haarprachten des späten Mittelalters vermitteln. 

Uta von Naumburg, die 'schönste Frau des Mittelalters', in Stein gehauen vom Naumburger Meister. Der neben den 12 Stiftern auch einen sehr plastischen Jesus am Kreuz sowie seinen Weg zum Kreuz über das letzte Abendmahl, den Verrat durch Judas bis zur Kreuzigung am Lettner geschaffen hat. "Kino des Mittelalters", nennt es der Guide. Die Kinder sind fasziniert.

 
Auf unzählige Details wird der Blick gelenkt, nicht zuletzt auf den auf dem Treppenknauf der Franziskustreppe reitenden Teufel, der den Aufgang zum Paradies blockiert. Gegen die Reichen, die sich ihr Leben lang schinden, um weltliche Anerkennung und Prestige zu erreichen. 

Einer Sisyphos-Arbeit gleich.


Geschaffen wurde der Handlauf in den 80er Jahren vom Künstler Klaus Apel, den Darstellungen des Mittelalters nachempfunden. Ein wilder Reigen mythologischer Darstellungen, von dem man zunächst annimmt, er stamme aus der Zeit.

Nach einem Besuch des Kreuzganges, dessen Akustik Pavel mit Bach's Magnificat noch kurz erprobt, verlassen wir zitternd den Dom und erwärmen die erfrorenen Hände bei heisser Schokolade im gegenüberliegenden Kaffeehaus. Leider reicht das Geld nur noch für zwei heiße Schokoladen, da man weder beim Inder noch hier mit EC-Karte zahlen kann. Nach Bitten und Flehen erweicht sich Lola, mir zwei Schluck abzugeben. Und wieder frage ich mich, ob ich doch zu selbstlos bin.

Zuletzt noch ein Halt bei der Wein- und Sektmanufaktur, wo wir eine gute Flasche Müller-Thurgau erstehen und - gegen den Protest der Kinder - einen Spaziergang an der Saale entlang machen. Vorbei an schrebergartenähnlichen Wochenendbungalows mit Holzplastiken und Trampolinen in den Vorgärten, in den Sandstein gehauenen Feriendomizilen des ausgehenden 19. Jahrhunderts hin zur Fähre am 'Blütengrund', die fest vertäut ist. Und wohl auf Sommergäste wartet.

Wir haben den Tag gut überlebt...

trotz lauernder Gefahren am Wegesrand.

Wenn ihr also mal nicht wisst, wohin mit einem Sonntag. Auf nach Naumburg!

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