Seiten

Montag, 20. März 2023

Lola in der Werkstufe

 Bei der letzten Monatsfeier in der Waldorfschule führt mich Lola ganz aufgeregt zu einer Glaswand, wo sie mir eine kleine Ausstellung ihrer Arbeiten in der Werkstufe präsentiert. 

"Lola in der Werkstufe" hat sie inmitten eines großen Blattes geschrieben, daneben hängen Fotos ihres Werkstufenalltags und einige ihrer Kunstwerke.

 
Ich bin ganz baff, denn solch eine 'Einzelausstellung' habe ich an ihrer Schule noch nie gesehen. Sie ist sichtbar stolz und hüpft aufgeregt auf und ab.


Die Werkstufe ist ein klassenübergreifendes Unterrichtsangebot für alle Kinder mit "Förderbedarf geistige Entwicklung" der 9. bis 12. Klassen. Wo sie vor allem praktische Tätigkeiten erlernen, die auf den Berufsalltag (in der Werkstatt) vorbereiten sollen. 
 

Von der 1. bis zur 8. Klasse, der sogenannten Klassenlehrerzeit, hatte Lola ausschließlich Unterricht im festen Klassenverband mit zwei festen Klassenlehrern. Seit der 9. Klasse, die sie seit September besucht, hat die Klasse hingegen Unterricht durch Fachlehrer und es gibt klassenstufenübergreifende Angebote, wie Projektunterricht und eben die Werkstufe, jedoch ausschließlich für Kinder mit Förderbedarf.

Im monatlichen Wechsel bekommen sie in Kleingruppen Unterricht in Werken, Tierpflege, Gartenbau, Hauswirtschaft und Weben, angeleitet von Fachlehrer:innen und unterstützt von den Schulassistenten der Schüler:innen. 

 Und Lola liebt den Werkstufenunterricht! Besonders begeistert ist sie von Hauswirtschaft, vor allem seit ihrem Praktikum in der Küche einer Kita.

Fleißig presst sie Apfelsaft, schneidet Eier für den Eiersalat, macht den Großabwasch. Letzte Woche haben sie sogar Pralinen selber hergestellt, mit Schokoladenüberzug, was sie besonders toll fand. Vor allem, als sie sie danach auf dem Schulhof verkaufen durfte und Rieseneinnahmen gemacht hat. (10 Euro das Stück war ihr Angebot, das Spendenglas war voller Scheine!!!)

Seit der Werkstufe geht sie sichtlich begeistert in die Schule, auch weil sie endlich gemeinsam mit anderen Kindern mit Förderbedarf lernen kann. Und dabei merkt, was sie schon alles kann und dass sie auch einmal irgendwo die Beste ist. Was sie sichtlich motivert.

 So schön der gemeinsame Unterricht in ihrer Klasse war und immer noch ist, wo sie sich viel von den Anderen abschaut und im Rahmen einer Binnendifferenzierung auch eigene Aufgaben mit geringerem Schwierigkeitsgrad bekommt. So sehr hat sie oft darunter gelitten, dass sie so viel langsamer war als die anderen. "Bin schlecht", klagte sie oft. "Kann ich nicht."

Seit dem Werkstufenunterricht hingegen, wo sie sich kompetent und leistungsstark erlebt, ist sie viel selbstbewusster geworden. Und macht nun auch im Hauptunterricht in ihrer Klassen viel besser und lernbegieriger mit. Hier zeigt sich sehr schön, wie wichtig und gut eine externe Differenzierung an einer inklusiven Schule auch sein kann.

1 Kommentar: