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Sonntag, 10. November 2024

Zwei Meerjungfrauen in der Sachsentherme

 "Was machen wir am Wochenende", fragte Lola schon am Freitagnachmittag. Denn sie will immer gerne früh planen.

Puh, chillen, dachte ich. Einfach ma nix machen, nix planen. Rumbummeln... 

Aber das geht gar nicht für Lola. "Was machen wir, Mama?", setzte sie mit Nachdruck hinterher. 

Und ja, gute Pläne und schöne Vorhaben sind ja oft eine wchtige Voraussetzung, um in der verbleibenden Zeit gut entspannen zu können. Und so überlegte ich doch mal scharf, was Lola Spass machen könnte.

"Vielleicht schwimmen gehen?", versuchte ich. 

"Ja!", jubelte Lola. "Sachsentherme". Und nach kurzem Überlegen: 'Lea fragen, mitkommen kann." 

Ja, klar warum nicht? Lea hat auch Down-Syndrom und geht in Lolas Schule. Zwar zwei Klassen unter ihr, aber sie kennen sich vom 'Schulclub'. Und die beiden verstehen sich seit ein paar Monaten wirklich gut. Und das wäre doch wirklich mal eine schöne Idee, ein anderes gleichaltriges Kind mitzunehmen.

Denn Lola hat bisher nicht so viele gleichaltrige Freunde hier vor Ort. Was wirklich schade ist. Aber so richtig hat es mit niemandem 'gefunkt' bisher. Denn leider ist Lola öfters etwas 'eigen', ruppig in ihrer Art und macht oft einfach ihr Ding. 'Genügt sich selber'.  Und oft habe ich mich bisher auch nicht genug bemüht, sie mit Gleichaltrigen zusammen zu bringen. Weil ich das eben auch immer organisieren muss.

Also, klar. Das wäre doch mal DIE Gelegenheit. Wenn Lola schon selber Lust hat. 

Und so fragte ich Lea's Mutter an, ob ihre Tochter Lust hat, und ja! Lea hatte Lust auf schwimmen, und sogar Zeit. Und Lola jubelte! 

Und so fuhren wir vorhin auf dem Weg zur Sachsentherme bei Lea zu Hause vorbei und holten sie ab. Und Lola war überglücklich! Und Lea zwar noch etwas schüchtern und zurückhaltend zu Beginn, zumal auch Pavel dabei war. Aber kaum waren wir in der Therme, schossen die beiden wie Meerjungfrauen durchs Wassser, tauchten, drehten sich, machten Handstand und sprangen vom Beckenrand, dass es eine Freude war. 

Herrlich, sie so schön mit einer 'Freundin' zusammen zu sehen.

Obgleich ich Lola, wenn ich ehrlich bin, im Vergleich zu Lea doch als recht einzelgängerisch empfand. Oft nicht gut in der Lage, auf ihre neue Freundin einzugehen, oder ein Spiel zu initiieren. Lea war da doch sozialer, zugewandter, gesprächiger. Und unglaublich gut organisiert. Schon beim Umziehen, beim Ordnen ihrer Sachen, war sie total selbständig. Wo Lola sich immer viel mehr von mir 'bedienen' lässt (und ich ihr auch immer brav helfe). 

Auch beim Duschen hatte Lea all ihre Duschsachen dabei, holte Shampoo aus dem Beutel, duschte sich ab, zog sich total selbständig alles an, fönte sich am Ende die Haare. Irre, sie brauchte wirklich KEINERLEI Hilfe von mir. Was mich wirlich baff machte. 

Und doch wieder die Frage für mich aufwarf, ob ich Lola eben doch viel zu viel helfe. Ihre Sachen aus der Tasche hole, ihr alles hinterhertrage. Ihr die Dusche anmache, die Haare einschäume. Alles Dinge, die sie super alleine kann. Wo sie aber oft so ruppig wird, wenn ich sie nicht unterstütze, dass ich es der Einfachheit halber dann doch oft mache. Und eben damit verhindere, dass sie es selber lernt. Ganz klassisch, die 'erlernte Hilflosigkeit'. Ein Begriff, den ich schon lange kenne, und doch nicht davon gefeit zu sein scheine, dass Lola genau das leider erlernt zu haben scheint.

Ach, nun bin ich in meinem Schreiben so kritisch ihr und mir gegenüber geworden. Dabei wollte ich doch eigentlich nur von dem schönen gemeinsamen Nachmittag mit Lolas neuer Freundin Lea berichten, endlich einmal! Über den ich mich so gefreut habe. Und Lola auch! Danke dafür!

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