Nach einem Sonntag im Salzatal, auf dem traumhaften Hof einer Bekannten an der Saale, fahre ich mit den Mädels durch die im goldenen Abendlicht liegende Landschaft zurück nach Leipzig. Vorbei an gelb leuchtenden Rapsfeldern, alten Höfe aus Porphyr, an Bänken und alten Leuten auf ihren Fahrrädern. Als Greta plötzlich bemerkt, dass es hier an der Tanke Diesel gibt für 1,49 Euro!
Ich mache eine
Vollbremsun und setze zu einer schwungvollen Wende an, um sofort zurück
zur Tanke zu fahren. Das kann ich mir nicht entgehen lassen, selbst bei
der schönsten Abendstimmung! Als es laut kracht. Ich habe einen hohen
Bordstein übersehen und bin mit voller Wucht dagegen gefahren. Oh nein!
Wenn nur die Achse keinen Schaden genommen hat.
Da flappt es
schon seltsam auf der rechten Seite, und ich kann gerade noch bei der
Tankstelle einbiegen. Der Reifen ist platt! Und das am Abend. Was tun?
ADAC rufen? Haben wir nicht ein Ersatzrad dabei?, fragt Greta. Aber wie
soll ich das bitte alleine wechseln?
In der Tanke stehen nur zwei junge Frauen am Tresen. Mist, kein Mann, der mir eventuell hätte helfen können. Ich frage dennoch.
"Ne, Frankie ist nicht mehr da!", sagt die eine, mit schwarz gefärbten Haaren, voller Tatoos und mit aufgeklebten Fingernägeln. "Aber das ist nicht schwer", fügt sie hinzu und kommt mit zum Auto. Ich öffne den Kofferraum, suche Wagenheber und Ersatzreifen. Da legt sie sich schon auf den Asphalt und beginnt, den Wagenheber anzusetzen und das Auto hochzuhebeln.
Greta und Lola stehen mit offenen Münder daneben und staunen, wie diese aufgetakelte junge Frau da längs auf dem dreckigen Boden liegt, und sich an dem Reifen zu schaffen macht. Mit dem Werkzeug die Schrauben zu lösen beginnt, kräftig auf den Radschlüssel springt, als sie sich nicht lockern lassen. "Hab als Kind schon meinem Vater in der Werkstatt geholfen", erklärt sie und springt nochmal. Ich kann nur auf ihre langen Fingernägel starren, die sie nicht zu behindern scheinen.
Als die Schrauben sich standhaft nicht bewegen lassen,
winkt sie einen Mann heran, der gerade mit dem Auto auffährt. Ein Riese
von Typ, der kurz darauf ebenfalls auf den Radschlüssel springt, um die
Radmuttern zu lösen. Mit aller Kraft, unterstützt bald von noch einem
Mann. Nach 10 Minuten Schwerstarbeit und vereinten Kräften sind alle
acht Muttern gelöst. "Danke Jungs", sagt die junge Frau. "Den Rest
schaff ich alleine. Könnte Euch morgen hier nen Kaffee abholen, wa?"
Und ehe ich mich versehe, hat sie das Rad geweschselt, die Muttern wieder angeschraubt und festgezogen. Und streift sich den Dreck von den Händen. "Geschafft!", sagt sie und geht mit einem der Typen davon.
Was für eine Hilfsbereitschaft! Euphorisch bedanke ich mich. Ich bin hin und weg von dieser patenten jungen Frau und ihrer Souveränität mit Autos. Da kann ich mir echt eine Scheibe von abschneiden, denn am Wagen habe ich noch nie selber was repariert. Sondern diese Domäne bisher immer den Männern überlassen bisher. Warum eigentlich?
Wenn man viel allein unterwegs ist, macht es Sinn einen Plan b für eventuelle Pannen und Notfälle zu haben. Auch eine kleine Anerkennung in Form von Trinkgeld, Kaffee etc. Ist bei erhaltener Hilfe üblich.
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