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Donnerstag, 29. August 2024

Wie früher!

 Pavel kam gestern ganz stolz vom Klavierunterricht zurück. Nicht etwa über sein schönes Klavierspiel. Nein, er war nach dem Unterricht noch bei der neuen Supermarktkette ‚Mein Angebot‘ und hat dort einen Müllerjoghurt gekauft, mit dieser abknickbaren Ecke mit Knuspermüsli, die er früher so gerne mochte. Ganz stolz erzählt er, dass er dafür nur 49 Cent ausgegeben hat! „Das erinnert mich irgendwie an meine Kindheit“, fügt er fast nostalgisch hinzu“, „als alles noch so billig war“. Und ich muss lachen, wie er als 12 – Jähriger über seine so lange zurückliegende Kindheit nachdenkt. 

Am Nachmittag im Konsum entdeckt Pavel denselben Müllerjoghurt im Kühlregal: für 1,09 Euro. Mehr als das Doppelte. Er hat also 60 Cent gespart, rechnet er mir triumphierend vor.  

Gar kein Joghurt wäre noch günstiger gewesen, denke ich leise für mich. Und frage mich, ob ich die Kinder weniger an meinen aktuellen Sparvorhaben teilhaben lassen sollte. Mit denen wir zwar im Vergleich zu alternativen Käufen sparen (zu anderen Zeiten, an anderen Orten, anderer Produkte), aber netto doch einfach wieder nur eins machen: Geld ausgeben.

Donnerstag, 22. August 2024

Schöner leben – ach Du liebes Geld.

 Ich habe mir diese Woche vorgenommen, bewusster mit meinem Geld umzugehen. Und will endlich genau wissen, was ich ausgebe, auf den Cent genau. Denn „Geldbewusstsein zu entwickeln“, so steht es im Buch von Petra Bock, ist eine Voraussetzung für höhere Geldeinnahmen.

Gestern Abend habe ich eine Liste meiner Ausgaben der letzten Woche angefertigt. 300 Euro! 75 Euro für Lolas neue Sportschuhe, 20 Euro für einen neuen Wasserhahn im Garten. 150 Euro für Lebensmittel, obwohl ich nur beim discounter kaufe. Und 20 Euro für Eis! Doch ganz schön viel, denke ich. Und nehme mir vor, diese Woche bewusster mit meinen Ausgaben umzugehen und unnötige Käufe zu vermeiden. Und zu schauen, wie viel ich auf diese Weise sparen kann.

Nachdem ich Lola zur Physiotherapie gebracht habe, wo ich sie erst in 45 Minuten wieder abholen muss, bummle ich ziellos die Karli runter und genieße das sommerlich bunte Treiben. Als mir einfällt, dass wir dringend neue Zahncreme brauchen. Ich könnte auch zum Drogeriemarkt Rossmann spazieren, überlege ich. Um ein Ziel zu haben und in der Zwischenzeit noch etwas Sinnvolles zu erledigen. „Aber wirklich nur, um Zahncreme zu kaufen,“ sage ich mir, bevor ich den Laden betrete. Denn ich will ja meine Ausgaben reduzieren. Und diesmal nur eine Tube kaufen, nicht das Doppelpack wie sonst. Denn Meridol ist echt teuer geworden. 4,45 die Tube. Aber sie hilft bei Zahnfleischentzündungen, die muss es sein.

Der Blick auf das Preisschild offenbart: das Doppelpack kostet 7,95. Statt knapp 9 Euro für zwei Tuben, wenn ich sie einzeln kaufe. Ersparnis von 1 Euro. Ich komme ins Nachdenken. Kaufe ich wirklich nur die eine Tube,  spare ich diese Woche zwar 3,50 Euro. Aber in einem Monat muss ich nochmal 4,45 Euro zahlen. Kaufe ich das Doppelpack, gebe ich diese Woche zwar 3,50 Euro mehr aus, habe im nächsten Monat aber keine Ausgabe für Zahnpasta und spare also 4,45 Euro.

Ich spüre ein gewisses Dilemma, angesichts meines Plans diese Woche Ausgaben zu reduzieren. Doch mein ökonomischer Verstand siegt, und ich kaufe die Doppelpackung und spare (zumindest auf den Monat gerechnet) 1 Euro - und den nächsten Gang zum Rossmann.

Mehr kaufe ich jetzt aber nicht, sage ich mir. Und gehe schnurstracks zur Kasse. Als mein Blick an einer Packung leuchtend bunter Microfasertücher hängen bleibt, die mir meine eigenen Mikrofasertücher ins Gedächtnis rufen, die ich seit 12 Jahren benutze. Löchrig, ausgefranst, müffelnd. Die neuen kosten nur 4,45 Euro. Was ich, angesichts einer Nutzungsdauer von mehr als 10 Jahren, als gar nicht so teuer empfinde. Ärgere ich mich nicht seit Wochen über die alten Fetzen? Als wäre ich so arm, dass ich mir keine neuen Wischlappen leisten kann. Und es macht auch keinen Spaß, damit zu putzen. Ich greife schnell zu, bevor ich die Investition anzweifeln kann.

Da sehe ich unten im Regal eine Spülschüssel stehen, genau so eine, wie ich sie vor zwei Jahren mal zum Camping suchte und in keinem Baumarkt fand. Da steht sie, glänzend weiß, für 2,95 Euro. Ein echtes Schnäppchen. Auch wenn wir frühestens im nächsten Sommer wieder campen gehen. Aber dann brauche ich sie. Ich will nicht mehr diese ollen Pappkisten zum Transport des Geschirrs benutzen, die am Ende durchgeweicht sind. Und wieder greife ich schnell zu, bevor ich noch einmal darüber nachdenken kann.

An der Kasse muss ich 17 Euro zahlen. Ein paar super-günstige Schwämme und Maiswaffeln noch inklusive. Ich habe zwar 13 Euro mehr ausgegeben, als eigentlich geplant. Aber so viel neue Lebensqualität in der Tasche und so viel Zeit- und Geldersparnis vor dem nächsten Campingurlaub, denke ich stolz. Jetzt frage ich mir nur, wo ich diese Zusatzausgaben von 13 Euro in DIESER Woche noch einsparen soll?

Aber so viel Geld ist es ja auch wieder nicht. Und nach Petra Bock reicht es doch eigentlich, mir darüber bewusst zu sein, wofür ich es ausgegeben habe. Um die nötigen Geldeinnahmen dann wie von Zauberhand anzuziehen. Wie, das wird sich schon zeigen, denke ich. Und laufe zufrieden die Karli entlang mit einem Beutel voller Dinge, die ich eigentlich gar nicht dringend brauche und auch nicht kaufen wollte.

Vielleicht schicke ich nächstes Mal doch lieber Pavel mit einem 5 Euro Schein los, um Zahnpasta zu holen. Und sonst – nichts!

Dienstag, 20. August 2024

Nimm Dein Handy - und freu Dich dran!

 Seit vier Jahren benutze ich ein altes, mittlerweile schrottiges i-phone SE. Ich kann keine neuen Apps mehr installieren, da ich die Software nie update. Meine Mail-App funktioniert nicht mehr. Der Bildschirm ist mehrfach zersprungen. Mein Routenplaner stürzt ständig ab.

Doch obwohl ich seit Monaten ein nagelneues Samsung-Handy in einer Schublade liegen habe, schaffe ich es nicht, es zu installieren. Es ist ein android. Und der Transfer meiner Kontakte und Fotos vom i-phone scheint mir unmöglich. Und wer weiß, wenn am Ende alles verloren geht und nichts mehr funktioniert? Und das alte i-phone funktioniert doch noch.

Auf der Suche nach neuer Lektüre in meinem Bücherregal fällt mir zufällig das Buch „Nimm das Geld und freu dich dran“ von Petra Bock ins Auge. Und beim Durchblättern stoße ich auf eine Stelle, in der die Autorin davon schreibt, dass es beim Erlernen eines guten Umgangs mit Geld auch um eine neue Haltung zu sich selbst geht. Sich selber ‚liebevoll in den Arm zu nehmen‘ und sich was zu gönnen.

Ich fühle mich ertappt. Ja, vielleicht könnte ich endlich mal Dinge nutzen, die ich kostenlos zu Verfügung habe, aber ‚mir nicht gönne‘? Vielleicht sollte ich doch den Versuch wagen, das neue Samsung zu installieren, auch wenn es android ist?

Grübelnd sitze ich mit meinem alten i-phone in der Hand auf dem Balkon und schaue in den Abendhimmel. Bis ich mich endlich durchringe, in die noch funktionierende Suchfunktion des Browsers die Frage zu tippen, wie man Kontakte und Fotos vom i-phone auf ein Samsung bekommt. Über die icloud, erfahre ich. Und die google-Foto-App.

Während die Kinder noch ihren Abendfilm gucken, gehe ich zum Rechner, und melde ich mich etwas nervös beim i-cloud Konto an und habe fünf Minuten später alle meine Kontakte importiert. Installiere anschließend die Google-Foto-App auf dem alten Handy, was glücklicherweise noch funktioniert, und finde kurz später alle meine i-phone Fotos in der App wieder. Wie von Zauberhand. Ich bin überrascht, wie einfach es ging.

Als die Kinder eine halbe Stunde später im Bett liegen, und ich Lola nur noch leise quatschen höre, wage ich den Versuch. Und hole zitternd die SIM- Karte aus dem i-phone und stecke sie in das neue Samsung. Was sich fast ein wenig wie Fremdgehen anfühlt. Mit klopfenden Herzen sehe ich zu, wie das Handy hochfährt. Erwarte - tief in mir drinnen - den totalen Zusammenbruch. Stattdessen werde ich freundlich, sogar auf Deutsch, eingeladen, meine Daten zu übertragen. Wenn ich kein Kabel habe, auch gerne über WLAN.

Ich klicke mich durch eine Unmenge von Fragen, die ich zum Glück auch später entscheiden oder noch abändern kann. Und finde eine Stunde später alle meine Kontakte und Fotos auf dem neuen Handy wieder. Bis auf die Nachrichten und WhatsApps, die ich bisher wie meinen Augapfel gehütet habe. Aber was soll’s. Kann ich später noch importieren. Ich fühle mich stolz, fast wie ein Profi. So leicht ging alles.

Am nächsten Tag empfinde ich das Samsung dann aber doch als riesig und unelegant. Als ich eine Nachricht zu tippen versuche, schreibe ich ständig alles falsch, gewöhnt an eine andere Tastaturgröße. Und ich schaffe es auch nicht, die neu installierten Apps wiederzufinden. Und die WhatsApps lassen sich auch nicht importieren. Ich will mein altes Handy zurück, fluche ich. Und überhaupt, es geht doch nichts über i-phone! Ich frage mich, wie ich jemals auf die Idee gekommen bin, mir ein android anzuschaffen? Und recherchiere im Netz, was ein gebrauchtes i-Phone kostet.

Kurz bevor ich meine SIM-Karte wieder entnervt in das alte Handy zurückstecke, kommt zum Glück mein zwölfjähriger Sohn Pavel nach Hause, seit einem Jahr selber Besitzer eines Samsung Galaxy. Und ‚digital native‘. Ganz beiläufig und mit erstaunlicher Geduld erklärt er mir, wie ich neue Widgets einrichte und verschiebe. Wie ich das Handy per Fingerabdruck entsperren kann. Wie ich den Startbildschirm einrichte. Und eine Viertelstunde später bin ich vollauf begeistert von meinem neuen Handy. Wie gut, dass ich Kinder habe!

Wie hatte ich es so lange vor mir herschieben können, mir mein neues Handy zu installieren? Kosten? 0 Euro. Zeitinvestition: zwei Stunden, in denen ich mich sonst nur über mein schrottiges i-phone geärgert hätte. Was für eine reiche Frau ich eigentlich bin! Wenn ich endlich mal all die Dinge (und Fähigkeiten) nutze, die bisher nur funktionslos in irgendwelchen Schubladen und Ecken liegen.