Ich habe mir diese Woche vorgenommen, bewusster mit meinem
Geld umzugehen. Und will endlich genau wissen, was ich ausgebe, auf den Cent
genau. Denn „Geldbewusstsein zu entwickeln“, so steht es im Buch von Petra
Bock, ist eine Voraussetzung für höhere Geldeinnahmen.
Gestern Abend habe ich eine Liste meiner Ausgaben der letzten
Woche angefertigt. 300 Euro! 75 Euro für Lolas neue Sportschuhe, 20 Euro für
einen neuen Wasserhahn im Garten. 150 Euro für Lebensmittel, obwohl ich nur
beim discounter kaufe. Und 20 Euro für Eis! Doch ganz schön viel, denke ich. Und
nehme mir vor, diese Woche bewusster mit meinen Ausgaben umzugehen und unnötige
Käufe zu vermeiden. Und zu schauen, wie viel ich auf diese Weise sparen kann.
Nachdem ich Lola zur Physiotherapie gebracht habe, wo ich sie
erst in 45 Minuten wieder abholen muss, bummle ich ziellos die Karli runter und
genieße das sommerlich bunte Treiben. Als mir einfällt, dass wir dringend neue Zahncreme
brauchen. Ich könnte auch zum Drogeriemarkt Rossmann spazieren, überlege ich. Um
ein Ziel zu haben und in der Zwischenzeit noch etwas Sinnvolles zu erledigen. „Aber
wirklich nur, um Zahncreme zu kaufen,“ sage ich mir, bevor ich den Laden
betrete. Denn ich will ja meine Ausgaben reduzieren. Und diesmal nur eine Tube
kaufen, nicht das Doppelpack wie sonst. Denn Meridol ist echt teuer geworden. 4,45
die Tube. Aber sie hilft bei Zahnfleischentzündungen, die muss es sein.
Der Blick auf das Preisschild offenbart: das Doppelpack
kostet 7,95. Statt knapp 9 Euro für zwei Tuben, wenn ich sie einzeln kaufe.
Ersparnis von 1 Euro. Ich komme ins Nachdenken. Kaufe ich wirklich nur die eine
Tube, spare ich diese Woche zwar 3,50
Euro. Aber in einem Monat muss ich nochmal 4,45 Euro zahlen. Kaufe ich das
Doppelpack, gebe ich diese Woche zwar 3,50 Euro mehr aus, habe im nächsten
Monat aber keine Ausgabe für Zahnpasta und spare also 4,45 Euro.
Ich spüre ein gewisses Dilemma, angesichts meines Plans diese
Woche Ausgaben zu reduzieren. Doch mein ökonomischer Verstand siegt, und ich kaufe
die Doppelpackung und spare (zumindest auf den Monat gerechnet) 1 Euro - und
den nächsten Gang zum Rossmann.
Mehr kaufe ich jetzt aber nicht, sage ich mir. Und gehe schnurstracks
zur Kasse. Als mein Blick an einer Packung leuchtend bunter Microfasertücher
hängen bleibt, die mir meine eigenen Mikrofasertücher ins Gedächtnis
rufen, die ich seit 12 Jahren benutze. Löchrig, ausgefranst, müffelnd. Die
neuen kosten nur 4,45 Euro. Was ich, angesichts einer Nutzungsdauer von mehr
als 10 Jahren, als gar nicht so teuer empfinde. Ärgere ich mich nicht seit
Wochen über die alten Fetzen? Als wäre ich so arm, dass ich mir keine neuen
Wischlappen leisten kann. Und es macht auch keinen Spaß, damit zu putzen. Ich
greife schnell zu, bevor ich die Investition anzweifeln kann.
Da sehe ich unten im Regal eine Spülschüssel stehen, genau so
eine, wie ich sie vor zwei Jahren mal zum Camping suchte und in keinem Baumarkt
fand. Da steht sie, glänzend weiß, für 2,95 Euro. Ein echtes Schnäppchen. Auch
wenn wir frühestens im nächsten Sommer wieder campen gehen. Aber dann brauche
ich sie. Ich will nicht mehr diese ollen Pappkisten zum Transport des Geschirrs
benutzen, die am Ende durchgeweicht sind. Und wieder greife ich schnell zu,
bevor ich noch einmal darüber nachdenken kann.
An der Kasse muss ich 17 Euro zahlen. Ein paar super-günstige
Schwämme und Maiswaffeln noch inklusive. Ich habe zwar 13 Euro mehr ausgegeben,
als eigentlich geplant. Aber so viel neue Lebensqualität in der Tasche und so
viel Zeit- und Geldersparnis vor dem nächsten Campingurlaub, denke ich stolz. Jetzt
frage ich mir nur, wo ich diese Zusatzausgaben von 13 Euro in DIESER Woche noch
einsparen soll?
Aber so viel Geld ist es ja auch wieder nicht. Und nach Petra
Bock reicht es doch eigentlich, mir darüber bewusst zu sein, wofür ich es
ausgegeben habe. Um die nötigen Geldeinnahmen dann wie von Zauberhand anzuziehen.
Wie, das wird sich schon zeigen, denke ich. Und laufe zufrieden die Karli
entlang mit einem Beutel voller Dinge, die ich eigentlich gar nicht dringend
brauche und auch nicht kaufen wollte.
Vielleicht schicke ich nächstes Mal doch lieber Pavel mit
einem 5 Euro Schein los, um Zahnpasta zu holen. Und sonst – nichts!