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Donnerstag, 25. Mai 2023

Wiedersehen mit Annette

Letzte Woche Himmelfahrt haben wir nach langer Zeit endlich mal wieder Annette getroffen, die ehemalige Tagesmutter der Kinder. 

Was für ein herrliches Wiedersehen bei ihr im Garten! Den sie seit zwei Jahren besitzt, und dort glücklich gärtnert auf der eigenen 'Scholle'. 

Nachdem sie jahrelang mit den Kindern immer draussen in der Natur unterwegs war, mit dem Fahrrad, am See, im Wald, am Froschteich, im Rosental... Immer an der Luft, egal bei welchem Wetter. 

 

Vielleicht lieben alle meine drei Kinder deswegen so sehr die Natur... haben sie doch ihre ersten Lebensjahre tagsüber bei Annette immer draussen verbracht. Selbst im Herbst draussen geschlafen, eingekuschelt im Laub. Am Sommer am See... Nur bei Minustemperaturen dann doch im Haus. 



 Was für ein herrliches, schönes Wiedersehen war das. Pavel strahlte! 

Lola wollte sich leider nicht ablichten lassen... War aber ebenso glücklich. Kann sie sich doch noch gut an die Zeit bei ihr erinnern (behauptet sie).

Danke, Annette, noch einmal, für all die wunderbaren Jahre bei Dir. Was wären die Kinder ohne Dich!

Dienstag, 16. Mai 2023

Reifenpanne

 Nach einem Sonntag im Salzatal, auf dem traumhaften Hof einer Bekannten an der Saale, fahre ich mit den Mädels durch die im goldenen Abendlicht liegende Landschaft zurück nach Leipzig. Vorbei an gelb leuchtenden Rapsfeldern, alten Höfe aus Porphyr, an Bänken und alten Leuten auf ihren Fahrrädern. Als Greta plötzlich bemerkt, dass es hier an der Tanke Diesel gibt für 1,49 Euro! 

Ich mache eine Vollbremsun und setze zu einer schwungvollen Wende an, um sofort zurück zur Tanke zu fahren. Das kann ich mir nicht entgehen lassen, selbst bei der schönsten Abendstimmung! Als es laut kracht. Ich habe einen hohen Bordstein übersehen und bin mit voller Wucht dagegen gefahren. Oh nein! Wenn nur die Achse keinen Schaden genommen hat.

Da flappt es schon seltsam auf der rechten Seite, und ich kann gerade noch bei der Tankstelle einbiegen. Der Reifen ist platt! Und das am Abend. Was tun? ADAC rufen? Haben wir nicht ein Ersatzrad dabei?, fragt Greta. Aber wie soll ich das bitte alleine wechseln?

In der Tanke stehen nur zwei junge Frauen am Tresen. Mist, kein Mann, der mir eventuell hätte helfen können. Ich frage dennoch. 

"Ne, Frankie ist nicht mehr da!", sagt die eine, mit schwarz gefärbten Haaren, voller Tatoos und mit aufgeklebten Fingernägeln.  "Aber das ist nicht schwer", fügt sie hinzu und kommt mit zum Auto. Ich öffne den Kofferraum, suche Wagenheber und Ersatzreifen. Da legt sie sich schon auf den Asphalt und beginnt, den Wagenheber anzusetzen und das Auto hochzuhebeln. 

Greta und Lola stehen mit offenen Münder daneben und staunen, wie diese aufgetakelte junge Frau da längs auf dem dreckigen Boden liegt, und sich an dem Reifen zu schaffen macht. Mit dem Werkzeug die Schrauben zu lösen beginnt, kräftig auf den Radschlüssel springt, als sie sich nicht lockern lassen. "Hab als Kind schon meinem Vater in der Werkstatt geholfen", erklärt sie und springt nochmal. Ich kann nur auf ihre langen Fingernägel starren, die sie nicht zu behindern scheinen. 

Als die Schrauben sich standhaft nicht bewegen lassen, winkt sie einen Mann heran, der gerade mit dem Auto auffährt. Ein Riese von Typ, der kurz darauf ebenfalls auf den Radschlüssel springt, um die Radmuttern zu lösen. Mit aller Kraft, unterstützt bald von noch einem Mann. Nach 10 Minuten Schwerstarbeit und vereinten Kräften sind alle acht Muttern gelöst. "Danke Jungs", sagt die junge Frau. "Den Rest schaff ich alleine. Könnte Euch morgen hier nen Kaffee abholen, wa?"

Und ehe ich mich versehe, hat sie das Rad geweschselt, die Muttern wieder angeschraubt und festgezogen. Und streift sich den Dreck von den Händen. "Geschafft!", sagt sie und geht mit einem der Typen davon. 

Was für eine Hilfsbereitschaft! Euphorisch bedanke ich mich. Ich bin hin und weg von dieser patenten jungen Frau und ihrer Souveränität mit Autos. Da kann ich mir echt eine Scheibe von abschneiden, denn am Wagen habe ich noch nie selber was repariert. Sondern diese Domäne bisher immer den Männern überlassen bisher. Warum eigentlich?

Freitag, 12. Mai 2023

Wart ihr schonmal 'Waldbaden' - mit Stift und Papier?

 

Morgen gebe ich meinen ersten Schreibworkshop im Grünen, mitten im Leipziger Auwald. Und ich freue mich schon riesig darauf. "Green writing" - Schreiben im Auwald". 

Es wird eine Art "Waldbaden" - mit Stift und Papier. Mitten im Meer der weißen Blütenkronen des Bärlauchs, der zwar schon seine großen und schlappen Blätter zur Erde neigt, dessen Blüten jedoch weithin durch die Aue wogen.

 
Die letzten drei Tage waren ich in jeder freien Minute im Auwald unterwegs, um schöne verwunschene Orte zu suchen, an denen wir schreiben können. Und war überwältigt von der Fülle der Natur, den unzähligen wilden Kräutern, den feinen goldgrünen Blättern, die überall aus den Zweigen schießen. Den Hummeln und Waldbienen (und leider auch den Mücken.)
 
 
Eine Fülle, die direkt neben meiner Fahrrad- und Spazierstrecke liegt, wo ich jedoch nie wirklich Halt mache, um zu schauen, zu lauschen, zu riechen - oder zu schreiben! Und ich war erstaunt, wie sich meine Wahrnehmung durch das genaue Beschreiben,  das "Skizzieren mit Worten", vertieft, erweitert und verändert hat.
 
 
Ich sah plötzlich all die Details, die mir nie zuvor aufgefallen waren: die wie knöcherne Arme nach oben ragenden Äste  der umgestürzten Eiche, die tief eingekerbte Rinde der Eiche mit den langen Furchen, das Zittern der Flügel der Waldbiene und die von Blütenpollen besetzte Pleiße, die im Morgenlicht wie ein Spiegel schimmerte. 
 
Und mein Herz weitete sich und ich wurde ganz ruhig und weit, leer und doch so angefüllt von der lebendigen Natur  rund um mich, die auch aus dem toten Holz und braunen Blattwerk neues Leben schöpft.


Und ich kann Euch nur empfehlen, Euch mit einem Notizbuch und einem Stift in einen Wald oder Euren Garten oder auch nur ein Fleckchen Grün im Stadtpark zu setzen, und aufzuschreiben, was ihr wahrnehmt. Mit allen Sinnen. Was seht ihr, was riecht ihr, was hört ihr, was spürt ihr? Einfach genau skizzieren, ohne Euch selber im Text zu erwähnen.  Ihr werdet erstaunt sein!


Mittwoch, 3. Mai 2023

Das kleine 1x1 für Anfänger

Am Wochenende waren wir bei Freunden zu Besuch, die auch eine Tochter mit Down-Syndrom haben, A., 14 Jahre alt. Und die Kinder haben Schule gespielt.

Pavel ist der Lehrer und versucht A. und ihrer Schwester J. (9 Jahre alt) das kleine 1x1 beibringen. Die beiden Mädchen sitzen andächtig auf zwei Küchenstühlen vor der Holztafel, die an der Wand hängt. Pavel schreibt 1x1 an die Tafel und blickt A. auffordernd an.

Pavel: "Und, was ist das? 1x1?"

A. antwortet im Brustton der Überzeugung: "2"

Pavel lächelt und schreibt 1x2 an die Tafel: "Und was ist 1x2?"

A, wieder voller Überzeugung: "3"

Ihre Schwester J. erklärt, dass sie das wohl mit der Addition verwechselt. Sie kennt die Malreihen noch nicht. 

Pavel nickt, wischt die Aufgaben weg, und malt ein Strichmännchen mit einem Lolli in der Hand. "Also, das bist Du, mit einem Lolli. Und wenn Du den jetzt Deiner Schwester gibst, wie viele Lollis hat sie dann?" Er wischt den Lolli auf der einen Seite weg und mal eine zweite Figur mit einem Loli. 

A, ganz stolz: "Einen"

Pavel: "Genau, super. Und wenn du zwei Lollis hast. Und beide Deiner Schwester gibst?" WIeder malt er zwei Lollis erst bei dem einen und dann bei dem anderen Männchen.

A, ganz genickt: "Dann hab ich keinen mehr!"

Pavel lacht. Und malt bei der einen Figur eine Tüte. "So, jetzt hast du eine Tüte mit vier Lolis drin, und gibst zwei Deiner Schwester. Wie viele hast Du dann noch?"

A, ganz begeistert: "Hundert!"


Montag, 1. Mai 2023

Arbeitsteilung

 

Wochenende im Garten. Pavel mähnt den Rasen, Greta jätet Unkraut (im Hintergrund) und Lola sitzt am Tisch - und schreibt.