Seiten

Mittwoch, 30. September 2009

pünktlich zum geburtstag...

... habe ich es geschafft, mein Expose zu meinem schönen Buchprojekt zu schreiben. Zwischen Anrufen von lieben Freunden und Glückwünschen zum Geburtstag habe ich voller Leichtigkeit eine hübsche Zusammenfassung meines Buches geschrieben, so wie es in meinem Kopf entsteht und auch langsam auf dem Papier Form annimmt. Das schönste Geburtstagsgeschenk für mich, denn dieses Expose lag wochenlang schwer in meinem Magen und meine Unfähigkeit, meine Ideen in zwei Seiten zusammenzufassen hat mich schier gelähmt....

Mein Bruder hat mich vorhin schon angerufen und gefragt, ob wir denn schön gross feiern. Nein, meinte ich, wir feiern nicht. Und Geschenke gab's auch noch keine. Aber wir sind froh, dass wir zusammen sind, im Kreise unserer lustigen Kleinfamilie, die alle vor sich hinkränkeln, ohne große Aktionen und Geschenke. Und wir können einfach nur zusammen sitzen, Kuchen essen und kuscheln und uns freuen, dass wir uns haben.

Dienstag, 29. September 2009

Workcamp zuhause

Nach Wochen mit nörgelnden Kindern, denen ich nichts recht machen kann, habe ich eine kleine Kursänderung beschlossen. Ich wollte es besonders gut machen, ganz viel mit ihnen lesen, bauen, spielen, Bücher angucken, singen, aber ich habe immer nur Geheule gekriegt. Doch ein anderes Buch, 'nein, nicht das von der Lola, das will ich nicht'. Gekreische, weil Lola die Murmelbahn wieder eingerissen hat: 'Mama, bau DU das auf, ich KANN DAS NICHT', und ich ganz ruhig und ausgeglichen die Murmelbahn zum vierten Mal wieder aufgebaut. Und Lola die ein Buch nach dem anderen aus dem Regal reißt und keines anschauen will. Und kaum hole ich ihr Bilderlotto, um ein bisschen Sprachförderung zu machen, wirft sie mir die Karten um die Ohren und Greta klebt eifersüchtig an mir dran und will mitspielen.

So kann das nicht gehen, habe ich mir gesagt, und habe heute nachmittag den Spieß rumgedreht. Wir haben SAUBER GEMACHT. Greta, willst du helfen? Nööööö. Und ich habe mich begeistert, wirklich begeistert an die Arbeit gemacht, mit dem Sauger bewaffnet die Wohnung in ein Abenteuerland verwandelt, alle Möbel standen woanders, man konnte klettern und alles einreißen. Und nach dem dritten 'Mama, bist du jetzt fertig', hat sich Greta einen Lappen genommen und den Kühlschrank saubergemacht, die Spülmaschine, den Herd. 'Boahh, ist der aber dreckig. Aber das geht ja ab.' Und schaut mir anerkennend beim Arbeiten zu. 'Toll, toll machst du das, Mama'. Lola wurde auch mit einem Lappen bewaffnet und robbte uns hinterher. Und wir waren 1.5 Stunden lang beschäftigt, niemand hat geweint oder gequengelt, und: die Wohnung wurde sauber. Danach haben wir zusammen Musik gehört und getanzt und Nudeln mit Pesto gegessen und Greta hat drei Mal nachgenommen, wo sie normalerweise nur einen halben Teller isst.

"Ist die süß....."

Heute früh saßen in der Straßenbahn hinter mir eine Bande von halbwüchsigen Jugendlichen, die auf ihren Handys Musik hörten, laute Musik. Meine verärgerten Blicke konnten sie natürlich auch nicht dazu bewegen, ihre Apparate leiser zu stellen. Sie stiegen zusammen mit mir aus und eines der jungen Mädels mit fettigen kurzen Haaren kommentierte lauthals Lola, als ich an ihr vorbeifuhr: 'Boahh, ist die Suüüüüüß.' Ich hörte sie weiter mit ihrer Freundin reden, da kam sie mir plötzlich hinterhergerannt. 'Ich hab auch so eine Schwester, ich meine, mit Down-Syndrom. Darf ich sie mal streicheln? Bitte, bitte!" Wogegen ich wenig einwenden konnte. "Boaah, hat die süße Augen, genau wie meine Schwester, wirklich genauso" und kniete neben Lolas Kinderwagen. "Was ist denn das, Down-Syndrom", meinte ihre Freundin, eine kleine Dicke mit blondierten Strähnen. "Eine Chromosomenveränderung", fing ich an, aber sie guckte mich nur etwas fragend an. "Das ist eine Behinderung, aber nur eine leichte", meinte die andere und spielte weiter mit Lola. Da kam meine Bahn und ich musste los. "Ich liebe diese Kinder einfach, so süüüß", meinte sie zum Abschied und winkte Lola fröhlich zu.

Montag, 28. September 2009

33333


Besucher auf Lolas Blog, seit etwa einem Jahr. Hab ich grad zufällig gesehen... Was für eine wunderschöne Schnapszahl.... Danke euch allen!!! Für die Inspiration, denn im stillen Kämmerlein hätte ich im vergangenen Jahr sicher niemals so viel geschrieben....

Pineda bester Schauspieler

Wow!!! Ich kann es immer noch nicht fassen. Pablo Pineda wurde auf dem Filmfestival in San Sebastián als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet!!!! Kann das denn wahr sein? Ebenso wie Lola Dueñas, mit der er zusammen die Hauptrolle im Film 'Yo Tambien' spielte.

Ich habe bis jetzt nur kurze Ausschnitte aus dem Film gesehen, war aber jedes Mal hin und weg von Pinedas Ausstrahlung, seinem Lächeln, seinem Charme, gerade neben dieser so rauhen Lola Dueñas. Schaut euch nur mal das hier an...



Pablo Pineda ist echt der Hammer! Was für ein Talent hat dieser Mann!? Dass er eine RIESIGE Besonderheit unter den schon an sich besonderen Menschen mit Down-Syndrom darstellt, ist sicher keine Frage. Aber immerhin können Eltern nach der Geburt ihres Kindes mit Down-Syndrom nun nicht mehr behaupten, dass ihr Kind ja niemals ein richtiger Schauspieler werden könnte... Wer weiss! Wenn ihr nur daran glaubt, ist fast alles möglich!!!

Vielleicht findet Pablo Pineda dann ja auch im wahren Leben eine Frau fürs Leben ...

Sonntag, 27. September 2009

Durch den Spätsommer

Wieder mal ein Wochenende draussen in der Natur, wandern mit Freunden, durch den Wald, die Sonne auf der Haut, den Wald in der Nase, abends am Lagerfeuer.... die Kinder sind glücklich und wir auch!







Trotzanfälle?

Lola kriegt in letzter Zeit richtige Wutanfälle, wenn etwas nicht nach ihrem Kopf geht. Sie weint dann wie verrückt, fast hysterisch, wirft sich mit dem ganzen Körper nach hinten, windet sich wie ein Aal. Richtig dramatisch!!! Da sie sowas noch nie gemacht hat, habe ich immer versucht, sie zu beruhigen, abzulenken, ihr etwas Schönes zu geben,was sie zufrieden stellen kann. Aber zwecklos, sie schreit nur noch mehr, steigert sich da richtig rein. Und das, weil man ihr einen Löffel zu essen angeboten hat, obwohl sie gerne alleine essen wollte. Weil ich nach dem Essen ihren leeren Teller abgeräumt habe. Weil ich ihr die Nase geputzt habe. Oder ihr schokoldaneverschmiertes Gesicht sauber machen wollte. Manchmal aber auch ohne offensichtlichen Grund...

Unsere Frühförderin meinte, ich solle versuchen, diese Anfälle zu ignorieren. Lola will dadurch Protest ausdrücken, aber sie sucht auch Aufmerksamkeit. Aber sie soll schnell lernen, dass das nicht funktioniert. Und Tatsache! Wenn ich sie bei den Attacken einfach machen lasse und mich unbeteiligt einer anderen Sache zuwende, hört sie ganz schnell damit auf. Was mir natürlich nicht immer leicht fällt, weil ich Lola bis jetzt immer getröstet habe, aber es wirkt erstaunlicherweise....

Anderer Punkt: Manchmal reagieren die Kinder auch so extrem, weil sie nicht verstehen, was mit ihnen passiert oder was man von ihnen will. Da hilft nur, alles vorher ganz genau ankündigen. 'Lola, Nase putzen.' Und dabei mit dem Finger unter der Nase reiben. Und danach gemeinsam zum Mülleimer und das Taschentuch wegschmeißen. Oder beim Teller abräumen. Vorher ankündigen 'Essen fertig' und Gebärde dazu. 'Lola, gibst du mir deinen Löffel und deinen Teller'. Dann zusammen zum Geschirrspüler und das dreckige Geschirr da rein und 'Lola, mach zu'. Und Lola ist GLÜCKLICH und macht keinen Pieps!!! Kleine grosse Lola will selber machen...

Annette, Lolas Tagesmutter, meinte neulich, dass sie sicher einen Entwicklungsschub hat. Was ja oft mit grosser Unleidlichkeit bei den Kindern einhergeht. Interessanterweise ist sie tagsüber bei Annette bester Dinge, lacht fast nur, spielt fröhlich mit den Kindern und kommt freudestrahlend nach Hause. Ihr ist wohl langweilig bei uns zuhause...

Bruder Jakob

Ich war vorhin mit Greta im Wohnzimmer und wir haben Kinderlieder auf CD gehört. Lola saß derweil im Kinderzimmer und hat Bücher aus dem Regal geräumt. Als ich am Kinderzimmer vorbei ging, sah ich, wie sie für sich 'sang', also mit den Armen wie ein Dirigent gestikulierte und dabei aufmerksam in unser grosses Liederbuch vertieft war, was sie sich aus dem Regal gezogen hatte. Es war gerade 'Bruder Jakob' aus dem Wohnzimmer zu hören, Greta sang begeistert mit. Als ich mir das Liederbuch näher anschaute, sah ich, dass Lola die Seite von 'Bruder Jakob' aufgeschlagen hatte....

Zufall? Lola erkennt in letzter Zeit auf jeden Fall immer mehr Dinge wieder, und weist mich auch darauf hin. Als wir vorhin bei uns im die Ecke aus der Strassenbahn stiegen, nachdem wir zwei Tage übers Wochenende weg gewesen waren, strahlte sie wie nur Lola strahlen kann, gestikulierte wild, zeigte mir begeistert die Autos, die Bäume, die Bar um die Ecke, als würde sie das wirklich alles wiedererkennen und sich freuen, dass wir wieder nach Hause kommen.

Neulich beim Abendessen, starrte sie plötzlich wie gebannt aus dem Fenster, zeigte wild raus, 'Da, da, da', guckte mich immer wieder an, lachte. Was konnte da sein, am Himmel vor unserem Fenster? Ein Heißluftballon, der in einiger Entfernung über den Himmel zog.

Schon vor ein paar Wochen zeigte Lola plötzlich wie wild auf Greta, und zerrte sich an ihren Klamotten, zeigte wieder auf Greta und war ganz aufgeregt. Greta hatte sich mal wieder ihr Prinzessinenkostüm angezogen, und Lola fand das bemerkenswert...

Mittwoch, 23. September 2009

'Yo también' - 'Ich auch'

Heute wurde auf dem 57. Filmfestival in San Sebastian der Film 'Yo También', mit Pablo Pineda und Lola Dueñas in den Hauptrollen präsentiert. Und das Publikum war begeistert!!! Ein Film über einen jungen Universitätsabsolventen mit Down-Syndrom, David, der in Sevilla in der Verwaltung arbeitet. Und sich in seine Arbeitskollegin Laura verliebt...

Hier eine kleine Übersetzung des Vorspannes aus einem Zeitungsartikel aus 'El Pais' von heute.

Pablo Pineda ist kein gewöhnlicher Schauspieler. Zum einen, weil er kein Schauspieler ist, obwohl er an zahlreichen Fernsehprogrammen teilgenommen hat. Zum anderen, weil er er Universitätsabsolvent ist, der sich einer Arbeit widmet, die nichts mit diesem Bild zu tun hat. Und zum dritten, weil er Down-Syndrom hat. Pineda ist eine explosive Mischung, im besten Sinne des Wortes, und der Film 'Yo También' von Antonio Naharro und Alvaro Pastor, indem er zusammen mit Lola Dueñas die Hauptrolle spielt, ist der erste spanische Film im diesjährigen Filmfest in San Sebastián und der Beweis, dass man von Gefühlen und Lebensfreude sprechen kann, ohne in Schwarz-Weißdenken oder Kitsch zu verfallen. Pineda stellt David dar, einen Dreißigjährigen, der in Sevilla im öffentlichen Dienst zu arbeiten beginnt. Er ist sehr sorgfältig, ordentlich, ein Musterbeispiel für alle... und verliebt sich Hals über Kopf in Laura, eine Arbeitskollegin, ein wenig verrückt, immer offen für Affären, Trinkerin, mit einer Vergangenheit, die sie langsam zerfrisst, aber nicht zur Besinnung zu kriegen. Naharro und Pastor, die mehrere Kurzfilme geschrieben haben und bei dem Film 'Uno mas, uno menos', Kurzfilm-Kandidat für den Goya 2002, Regie geführt haben, atmen erleichtert auf. Die ersten Reaktionen der Öffentlichkeit auf die Premiere des Spielfilmes hätten nicht enthusiastischer sein können. Die vier sind ein ebenso besonderes wie lustiges Team.

Wann kommt der Film nach Deutschland? Wird er es überhaupt in die deutschen Kinos schaffen? Oder wenigstens in die Programmkinos? Hoffen wir, dass er einen schönen Preis in San Sebastián gewinnt.


The 3rd annual 31 for 21 challenge

Es wir wieder Oktober. Und in den Vereinigten Staaten ist der Oktober der 'Down Syndrome Awareness' Monat. Man stelle sich das vor, einen ganzen Monat, in dem man das Thema Down-Syndrom an die Öffentlichkeit bringen will!!! Bei uns gibt es dafür immerhin einen TAG, den 21.3., den weltweiten Down-Syndrom-Tag.

Und was können wir dazu beitragen? An jedem Tag im Monat Oktober einen Post im Blog schreiben, zum Thema Down-Syndrom und allem was dazu gehört. Vom ersten Schock, den vielen tausend Freudentränen, dem ersten MAMA, den vielen Zweifeln und dem Gefühl, das nicht zu schaffen, bis zu all den unzähligen tollen Geschichten, die wir jeden Tag erleben dürfen. Einfach jeden Tag einen Post schreiben und damit aufmerksam machen auf unsere Kinder und ihre kleine, aber feine Besonderheit. Auch Leute ohne Kinder mit Down-Syndrom können natürlich teilnehmen. Die Idee kommt von Tricia, die den wunderschönen englisch-sprachigen Blog 'Unringing the Bell' schreibt und diese Aktion jetzt schon zum dritten Mal auf die Beine stellt. Obwohl sie eigentlich gar keine Zeit dafür hat. Ein Hoch auf Tricia und diese tolle Aktion!!!

Alles über die Aktion findet ihr, wenn ihr auf den Button oben klickt. Den HTML-Code für den Button findet ihr in diesem letzten Post von Tricia. Am 1.Oktober gibt's dann bei Tricia einen Link, wo man sich mit seinem Blog für die Aktion eintragen kann. Und auf geht's!!!

Dienstag, 22. September 2009

Gedanken von PM

Am Wochenende hatte ich ein sehr schönes längeres Telefonat mit meinem Vater, auch bekannt als PM, den ich eigentlich 'nur' angerufen hatte, um ihn zum bestmöglichen Vorgehen bei einer Mandelentzündung zu befragen (mein Vater ist Arzt). Da er im Zug saß und sechs Stunden Fahrzeit vor sich hatte, hat er mich an seinen vielen Gedanken zur Besonderheit seiner Enkelin Lola teilhaben lassen. Naja, nicht direkt zu ihr, aber doch zum Umgang mit 'besonderen' Menschen ...

Zum einen erzählte er mir von einem interessanten Artikel über 'besondere' Menschen, den er in einem ärztlichen Fachbuch gefunden hatte. Wie er später fest stellte, war der Artikel allerdings 25 Jahre alt. Darin wurde berichtet, dass die Entwicklungschancen von 'besonderen' Kindern in der gebildeteten Oberschicht SCHLECHTER seien als in weniger gebildeten Familien. Warum? Weil die weniger gebildeten Leute weniger Probleme mit einem Kind mit 'geistiger Behinderung' hätten als die bürgerliche Oberschicht. Für die stelle 'solch ein Kind' ein echtes Makel dar und wurde am liebsten versteckt, denn eine erfolgreiche Rechtsanwaltkarriere würde es bestimmt nicht haben. Die 'einfacheren' Leute hatten viel weniger Probleme mit ihrem Kind, zumal seine Zukunftsaussichten in ihren Augen ja gar nicht so dramatisch anders waren und schleppten es einfach überall hin mit. Mein Vater erwähnte in diesem Zusammenhang auch die Tendenz früherer Zeiten, die Kinder als eine Gabe Gottes zu sehen, die man so zu nehmen habe, wie sie kämen, und jedes fand irgendwo seinen Ort. Im Gegensatz zur heutigen Erwartung an ein Designer-Baby.

Zum anderen erzählte mir mein Vater von einem sehr interessanten Beitrag in den Sternstunden, den er zusammen mit meiner Mutter angeschaut hatte, wo über einen Schweizer Pädagogen berichtet wurde. Dieser meinte, dass es gerade für 'entwicklungsverzögerte' oder 'behinderte' Kinder am besten sei, wenn man sie möglichst viel selber machen lasse, ihnen sehr viele Anreize zur Erkundung ihrer Umgebung, zum Spielen, zum Entdecken gäbe und möglichst wenig in ihre Entwicklung eingreife. Denn sie sollten vor allem Eigeninitiative entwickeln, Lust am Entdecken im eigenen Spiel. Dann würde automatisch die motorische Entwicklung mit ihrer psychischen Entwicklung harmonisieren, was das wichtigste wäre. Groß angelegte Schulungsprogramme würden den jedem Kind inne wohnenden Entdeckungsdrang nur negativ beeinflussen. Dazu gab es dann auch einen Bericht aus einer Dresdner Schule, einer 'freien Schule', in einem der Problembezirke von Dresden, wo man den Kindern nur wenig Stoff frontal vorsetzt, sondern sie ganz viel selber machen lässt, in ihrem eigenen Rhythmus, je nach ihrem Interesse. Und diese Schule hatte beim Sächsischen Bildungstest kurioserweise am besten abgeschnitten, bei weitem!!!

Und meine Gedanken dazu? Nur soviel:

Auch heute, 25 Jahre später, ist gewiß einiges dran an der Beobachtung, dass es Akademikern schwerer fällt, mit der 'geistigen Behinderung' ihrer Kinder umzugehen....

Und nächste Woche habe ich einen Termin bei Monika Aly von der Pikler-Gesellschaft. Die Vordenkerin der Gesellschaft, Emmi Pikler, war eine grosse Verfechterin der autonomen Entwicklung des Kindes ('Laßt mir Zeit').

Montag, 21. September 2009

Perspektiven

Heute auf dem Nachhauseweg vom Elternabend (ja, dank Antibiotikum konnte ich dahin gehen) habe ich mich mit einem Vater, Thomas, unterhalten. Der im Vorstand von Perspektiven e.V. arbeitet, einer deutschen Organisation, die sich in Kinderheimen in Russland engagiert, um den Kindern dort eine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben zu geben. Ich würde sogar sagen, auf ein Leben überhaupt. Und er erzählte mir von seiner Schwester, die vor vier Jahren einen kleinen russischen Jungen mit Down-Syndrom adoptiert hat, Sascha. Bei der Adoption war er 7 JAHRE alt. Und war etwa 70 cm lang und konnte GAR NICHTS. Die Leute schätzten ihn auf etwa 6-7 Monate, als sie ihn sahen. Er hatte sein bisheriges Leben in einem kleinen Gitterbett zugebracht!!! Im Haus 4 des Kinderheimes in Pawlowsk. Mittlerweile geht er auf eine integrative Schule in Annaberg-Buchholz und hat einfach UNGLAUBLICH viel aufgeholt, in atemberaubender Geschwindigkeit. Weil er erstmals bekommen hat, was jedes Kind zum Wachsen braucht: Liebe, Zuwendung und die Möglichkeit, sich zu entfalten, Raum, um sich zu bewegen, Licht, um zu atmen. Und natürlich all die Therapien und Förderungen, die man sich nur vorstellen kann.

Die Tatsache, dass ein Kind einfach aufhören kann zu wachsen, wenn ihm all das fehlt, das verschlägt mir noch immer den Atem. Was für einen Lebenswillen muss Sascha haben, dass er die Zustände in seinem russischen Kinderheim überhaupt solange überlebt hat!!! Irgendetwas in ihm muss an ein Wunder geglaubt haben. Und es ist eingetreten! Dank Menschen wie Thomas, die solche Vereine wie Perspektiven e.V. am Leben erhalten, und seiner bewundernswerten Schwester, die Sascha adoptiert hat.

Kunst im Schlafanzug

Alle krank, den ganzen Tag im Schlafanzug. Auch mal schön...

So haben die Kinder gemalt. Lola zum ersten Mal mit dem Pinsel... So sah die danach aus....

Aber sie hatte Spass.
Und vielen Dank für eure zahlreichen Besserungswünsche. Der Abfluss ist wieder frei von Gräten und alten Fischen.... Dank Antibiotikum kann ich wieder essen und schlucken, ohne dass es mich jedes Mal eine echte Überwindung kostet.


Sonntag, 20. September 2009

Grätenalarm

Die Gräten in meinem Hals haben sich in der letzten Nacht und im Tagesverlauf zu einem verschluckten Fisch verwandelt. Habe versucht die Mandelentzündung mit Homöopathie zu behandeln und stand in engstem Telefonkontakt mit meiner lieben Heilpraktikerin, die mir auch eine wunderbaren Seelenmassage verpasst hat. Danach ging's mir (seelisch) besser, aber mein Hals fühlte sich weiter an wie verstopft - Nahrungsaufnahme komplett unmöglich. Auf den Hinweis meines lieben Papas hin, der selber Arzt ist, hab ich dann doch einen ärtzlichen Notdienst aufgesucht. Die Ärztin ist einen Schritt zurück getreten und meinte 'Um Gottes Willen', als sie einen kurzen Blick in meinen Hals geworfen hatte. ALLES entzündet, nicht nur die Mandeln. Jetzt nehme ich also doch ein Antibiotikum, weil die zwei Wochen Ruhezeit und zu mir kommen und ins Gleichgewicht finden, die mir die Homöopathin verordnet hatte, zwar mein Wunschtraum wären, aber angesichts der kleinen, aber doch lebhaften Kinderschar in unserem Haus ziemlich schwer zu realisieren sind...

Aber immerhin habe ich tatsächlich den GANZEN Nachmittag auf dem Sofa verbracht, zusammen mit Greta, die nun auch krank ist. Und wir haben Hörspiele und alte Platten angehört, den 'Traumzauberbaum', 'Peter und der Wolf', 'Balladen für Kinder' von Lutz Görner, 'The White Album' der Beatles ... während draussen die allerschönste Septembersonne schien, und Ricardo und Lola im Park picknicken waren.

Samstag, 19. September 2009

Krank auf dem Sofa...

Ja, Lola hat heute auch noch ein wenig gekränkelt, etwas geweint, wollte immer kuscheln, aber eigentlich trotz Rotzfahnen und Schleimrasseln guter Dinge. Aber MICH hat's erwischt. Gibt's denn sowas? Schon heute Nacht hat's im Hals gekratzt und ich glaubte, ich hab eine Gräte verschluckt. Was aber unwahrscheinlich war, denn ich hatte keinen Fisch gegessen. Auch intensives Husten hat nix gebracht. Am morgen dann echter Grätenalarm ohne Gräten. Eigendiagnose beim Blick auf tiefroten Rachen und eine kleine Eiterkrone: Mandelentzündung!

Die letzte Mandelentzündung hatte ich vor 8 Jahren, als ich gerade an meiner Diplomarbeit saß und wohl einfach mal eine Auszeit brauchte. Die hab ich mir auch genommen, zwei Wochen lang hab ich Musik gehört, tausende von Bildern gemalt und aus dem Fenster geträumt. Ich war glücklich mit mir und der Welt. Denn ich hatte mal zur Abwechslung überhaupt keine Ansprüche an mich. Ich war krank und habe einfach nur in den Tag gelebt und das Nichtstun genossen und wirklich nur gemacht, worauf ich Lust hatte. Wohlgemerkt in den vier Wänden meiner damaligen Einzimmerwohnung mit Wohnbad. Denn meine schöne Altbauwohnung in Berlin-Friedrichshain hatte kein eigenes Badezimmer, dafür eine Dusche in der Küche, was sehr praktisch ist, weil man sich duschen kann, während der Tee zieht. Da saß ich also in meinem Wohnbad mit Küchenzeile an dem alten Bauerntisch meiner Eltern und habe die Zeit vergessen, während ich zeichnete, den Ausblick aus dem Fenster, mich im Spiegel, meine Küche, meine Lieblingsgesichter von Fotos und Schallplatten... und die Zeit stand still!!! Es waren kurioserweise für mich eine der schönsten Wochen in meinem Leben.

Jetzt bin ich wieder krank mit Mandelentzündung. Und wenn ich mir eins wünsche, dann morgen mal an gar nichts zu denken, und mich zu verlieren in Gretas Bildern und unseren Fantasiegeschichten und Lolas stummem Gebrabbel und ungewöhnlichen Spielideen. Heute nachmittag habe ich mit Lola schonaml angefangen. Ich lag mit ihr auf dem Teppich und hab einfach mal gemacht, was sie macht. Wir haben also Becher in die Ecke geworfen, Türme aus zwei Bausteinen zerstört - denn höher baut Lola selten alleine, wir haben auf den Bechern getrommelt in sehr ausgewählten Rhythmen... und Lola hat mich ganz merkwürdig angeschaut. Ganz am Ende hat sie von sich aus 5 viereckige Becher ineinander gestapelt, OHNE dass ich sie in irgendeiner form dazu angeregt hätte. Einfach so...

Ich freue mich schon auf Morgen! (hoffentlich mit kleineren Gräten im Hals)

Freitag, 18. September 2009

Die Angst vor dem weißen Blatt..

Oh, ich bin in Schreiblaune heute, bitte verzeiht. Ihr müsst nicht alles lesen, aber gerade heute, auf den Freitag abend, quillt all das ungeschriebene Denken aus mir raus. Nachdem ich mich in den letzten vier Wochen jeden Tag brav vor den Computer gesetzt habe, tagsüber versteht sich, während meine süssen Töchterchen bei Tagesmutter bzw. im Kindergarten waren. Und ich endlich mal gaaaanz viel Zeit hatte. Und an meinem schönen Buch schreiben wollte. Und? Ich hab nix geschrieben, gaaar nix. Saß da und dachte, so, jetzt musst du was richtig gutes schreiben. Also, Gliederung machen und los. Gliederung gemacht, mmh, also vielleicht doch nicht. Ach, das ist doch vielleicht nicht so wichtig, also, vielleicht doch erst mal schreiben, also, ne, das thema ist doch viel zu schwierig, vielleicht doch ein anderes. Es war SCHRECKLICH!!!! Ich habe mir solchen Druck gemacht, etwas gutes zu schreiben, dass ich am Ende gar nix geschrieben habe. Ich wusste nicht wie, ich habe einfach nicht den Faden gefunden. Was auch immer ich geschrieben habe, ich habe es wieder gelöscht. 5 Seiten in zwei Wochen und die sind schlecht. Kann das denn wahr sein? Zugegeben, ich habe versucht, das Expose für die Verlage zu schreiben, und ich habe gemerkt, dass das ganz schön schwierig ist. Es war entweder zu schnulzig oder zu profan oder zu wissenschaftlich oder zu blumig oder zu langweilig oder... Und ich hab mich wieder gefühlt wie als ich an meiner Diss saß und am Ende gar nicht mehr wusste, was eigentlich meine Fragestellung war. Also, vielleicht doch lieber alle meine guten Blogeinträge zusammenschmeissen und daraus ein Buch machen?

Genug erzählt, das nur, um einen kleinen Eindruck meiner mentalen Schleifen zu geben. Und das am Freitag abend. Vielleicht sollte ich doch zu jedem Thema in meinem Buch nur eine Art 'Post' schreiben und auf grosse Übersichtskapitel verzichten. Irgendwie diesen lebendigen Blogschreibfluss auf das Bücherschreiben übertragen. Alles andere ist schon beim Schreiben so langweilig, dass es bestimmt auch niemand lesen will.... Und sollte weiter nur am Feierabend schreiben, mit meinem Laptop auf dem Schoß wie immer. Und in der freien Zeit am Tage Cafe trinken, mich mit Freunden treffen, Yoga machen oder malen ... Auf jeden Fall würde es mir mehr Spass machen. Oder sollte ich mir einen 'richtigen' Job suchen, der auch ein paar Taler bringt? Die ganze Hausarbeit, das Wischen, Saugen, Aufräumen, das Einkaufen, das Abholen der Kinder, die verstopften Rohre, den kranken Mann, der gepflegt und zum Arzt begleitet werden will inbegriffen, versteht sich...

Oh, jetzt habe ich zu viel von meinen inneren Berg- und Talfahrten verraten. Aber irgendwie musste das mal raus. Als Andenken an meine erste kinderfreie Zeit seit bald zwei Jahren. Scheine mich so an die ständige Sorge um die Kleinen gewöhnt zu haben, dass ich gar nicht mehr ohne leben kann. Auch alleine produktiv sein will geübt sein....

Geduld, Geduld....

Es hat mich mal wieder gepackt in diesen Tagen, die Ungeduld. Dass meine kleine Robbe immer noch nicht krabbeln will. Da sitzt sie auf dem Spielplatz, buddelt im Sand, staunt den anderen Kindern hinterher, die um sie herumwuseln. Krabbelnd, laufend, rennend. Und sie sitzt und guckt. Und schaufelt weiter Sand in ihre Eimerchen und ihre Becherchen, und setzt Deckelchen drauf und klopft. Und freut sich. Und die Mama, ist frustriert, dass ihre Tochter da so gemütlich zufrieden schaufelt und nicht mit den anderen Wirbelwinden mithalten kann. Und zuhause immer noch das Parkett wischt mit ihrem Oberkörper....

Meinen Frust und meine Ungeduld habe ich heute bei der Physiotherapeutin auch gleich losgelassen. Und meinte, dass ich vielleicht doch mal Vojta probieren wollte. Die Kinder, die Vojta machen, die Krabbeln mit 11 Monaten oder früher und laufen mit 1.5 Jahren, weil deren Muskeln trainiert sind. So stell ich mir das vor, ich mache eine Woche lang Vojta-Übung X und ... Madame krabbelt!!! Ihr könnt euch die Reaktion meiner BOBATH-Therapeutin vorstellen. Sie hat mir erstmal erklärt, dass Kinder wie Lola sich wunderbar gegen Vojta wehren können, dass man Vojta anfangen sollte, wenn die Kinder noch ganz klein sind, dass auch Vojta Lolas derzeitige Fortbewegungstechnik nicht so einfach aus ihr rauskriegen würde, dass ein Kind dann laufen lernt, wenn es dazu bereit ist, .... aber dass ich Vojta natürlich gerne mal ausprobieren kann. Und ich bin wieder ins Grübeln gekommen. Vielleicht würde Lola auch mit Vojta noch nicht krabbeln, noch nicht laufen? Ich weiß nicht. Hätte ich es mit ihr als Kleine Maus schon angefangen, ganz bestimmt. Aber das ist nun zu spät...

Dann hat sie mir gezeigt, was für schöne und flüssige Bewegungen Lola mittlerweile macht. Wie gut sie auch im instabilen Seitsitz sitzt, wie gerade ihr Rücken beim Sitzen ist, wie schön sie in den Kniestand geht, wie gut sie sich schon alleine hinstellen kann. Wenn man ihre Bewegungen auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten müsste, hätte sie bestimmt 8 Punkte. Aber das Krabbeln, das fehlt eben. Aber so viel anderes hat sie schon, was manch älteres Kind mit Down-Syndrom nicht hat. Und wie gut Lolas Feinmotorik ist, wie schön sie mit beiden Händen hantiert, mit dem Pinzettengriff auch kleinere Gegenstände sicher platzieren kann. Sobald sie anfängt zu laufen, rückt all das erstmal in den Hintergrund, denn dann wird sie erstmal damit beschäftigt sein. Jetzt kann ich noch intensiv an der Feinmotorik mit ihr arbeiten und sollte das auch ausnutzen. Wenn sie mit 3 Jahren sicher frei laufen kann, ist das auch ok. Da war ich schon etwas besänftigter, vielleicht hat sie recht. Eigentlich ist es ja auch ganz praktisch, dass Lola noch nicht ganz so mobil ist.

Zuhause angekommen, war Lola dann erstmal ganz weinerlich, eigentlich hat sie nur noch geweint, auch im Bett, wo sie Mittagsschlaf machen sollte. Am Nachmittag hatte sie Fieber, die Nase lief, der Husten rasselte. Als würde sie meinen Druck, meine Unzufriedenheit irgendwo aufspüren und erstmal mit Totalverweigerung reagieren. Wenn du mich nicht so willst, wie ich bin, dann zieh ich mich halt in mein krankes Schneckenhaus zurück. Hat auch gewirkt, denn ich war natürlich voller Sorge und wir haben den ganzen Nachmittag nur noch gekuschelt, ihre Lieblingslieder gesungen, Fingerspiele gemacht, im Tragetuch einen schönen Spaziergang gemacht. Vielleicht war es auch das homöopathische Wundermittel meiner Heilpraktikerin oder meine wiederaufkeimende Sanftheit und Geduld, aber am frühen Abend war das Fieber weg und Lola wieder zu Scherzen aufgelegt. Und zur Belohnung hat sie sich unter dem Wäscheständer ganz ohne Stütze in den Kniestand aufgerichtet und einen Teil der Wäsche runtergezogen. Und in der Wanne stand sie plötzlich am Rand, hat sich nur noch mit einer Hand festgehalten, und dann auch die andere losgelassen und ist - PLATSCH - mit dem kleinen Hintern im Wasser gelandet. Und ich jubelte, während Lola vor Schreck aufweinte. Lola muss wirklich Geduld haben mit so einer Mama. Zum Glück hat sie davon genug, ich könnte mir ruhig mal eine Scheibe davon abschneiden....

Das sächsische Schulgesetz

Neulich habe ich auf dem Spielplatz zufällig eine alte Bekannte getroffe, die Sonderschulpädagogik studiert hat und nun ihr Refrendariat angefangen hat, allerdings in Sachsen-Anhalt. Obwohl sie in Leipzig wohnt. Aber in Sachsen-Anhalt gibt es interessantere Stellen, auch viele Stellen für sonderpädagogische Integrationshelfer in normalen Schulen. In Sachsen gibt es eigentlich nur Stellen an Förderschulen. Warum? Weil das sächsische Schulgesetz keine Binnendifferenzierung im Lehrplan vorsieht, es gibt nur einen zentralen Lehrplan für alle Schüler. Wer da nicht mithalten kann, muss eben auf die Förderschule, so einfach ist das. Damit wird einem Kind mit Förderbedarf der Zugang zur allgemeinen Schule gleich von Gesetzes wegen versagt, denn der Lehrer DARF sich nicht auf dieses Kind mit seinen besonderen Lernbedürfnissen einstellen. Das ist aber nicht mit dem Grundgesetz vereinbar, das allen Schülern den gleichen Zugang zu Bildung zusichert. Und ebensowenig mit der UN-Konvention für die Gleichbehandlung behinderter Menschen. Also: verfassungswidrig! Sie meinte aber, dass sich an diesem Schulgesetz sicher so bald nichts ändern werde.

Wie kann ein verfassungswidriges Schulgesetz bestehen bleiben? Sollten da nicht alle Eltern klagen können, die ihr Kind auf einer allgemeinen staatlichen Schule anmelden wollen, denen aber der Zugang aus unterschiedlichen Gründen verwehrt wird? Weil ihr Kind bei der Schuleingangsprüfung nicht das nötige Ergebnis erzielt hat. Na denn, sollen ALLE Eltern ihr Kind auf der ihrem Bezirk zugewiesenen Grundschule anmelden. Und wenn das Amt ihr Kind ablehnt, sollten sie direkt klagen. Wenn das alle Eltern machen, mal schauen, was passiert....

Über die temporäre Liebe ...

Auf dem Weg zur Physiotherapie habe ich heute in der Straßenbahn ganz zufällig eine sehr nette Dame kennengelernt. Warum ich sie überhaupt angesprochen habe, ich weiß es nicht. Sie saß neben mir, um die 50 Jahre alt, mit einem freundlichen ruhigen Gesicht. Vor ihr ein Kinderwagen mit einem Säugling. "Sie sind aber nicht die Mutter, oder?", meinte ich zu ihr. Keine Ahnung woher der Impuls kam, ihr diese Frage zu stellen. Irgendwie sah sie auch nicht aus wie die Oma, aber auch nicht wie eine Tagesmutter, denn die haben immer mehrere Kinder. "Nein, ich bin die Pflegemutter.", sagte sie und lächelte liebvoll in den Wagen hinein. Ich verstand nicht. Was ist das, eine Pflegemutter. Und sie erklärte mir, dass kleine Kinder, die zur Adoption freigegeben sind, aber noch keine Adoptivfamilie gefunden haben, seit einigen Jahren vom Jugendamt eine Pflegefamilie bekommen. Anstatt Kinderheim. Sie behält die Kinder eine Zeitlang, manchmal zwei Monate, manchmal mehr als ein Jahr, denn die Mühlen der Bürokratie mahlen langsam in komplizierten Fällen.

Auf dem Rückweg von der Physiotherapie habe ich die Dame dann wieder in der Tram getroffen. Wir haben uns gesehen und uns sofort zusammengesetzt, um unser Gespräch vom Vormittag fortzusetzen. Da sah sie dann auch Lola zum ersten Mal richtig und erzählte sie mir von ihrem letzten Pflegekind Friedrich. Der auch Down-Syndrom hat. Sie hat ihn bei sich gehabt bis er fast 2.5 Jahre alt war. Dann hat er eine Adoptivfamilie gefunden, die auch schon einen eigenen Sohn mit Down-Syndrom hat, mittlerweile 20 Jahre alt. Die beiden sind ein Herz und eine Seele. Sie habe immer noch Kontakt mit der Adoptivfamilie und dürfe Friedrich ab und zu sehen, denn ein Stück weit ist er ja auch ihr eigenes Kind. Das Jugendamt sagt zwar, sie sollen die Kinder nicht zu stark an sich binden, aber das sei gar nicht möglich. Im Gegenteil. Viele Kinder erfahren in diesen ersten Monate in der Pflegefamilie zum ersten Mal, was Liebe und Vertrauen sind, etwas was sie bis dahin nicht haben durften und was manche niemals erleben dürfen. Und wenn ein Kind einmal gelernt habe, sich zu binden, dann könne es auch wieder eine neue Bindung aufbauen. Hauptsache, es hat einmal diese Urvertrauen gespürt.

Wieviele Kinder hat diese Frau in ihrem Herzen? Wieviel Liebe und Kraft hat sie schon verschenkt? So schwer auch jeder Abschied wieder fällt... Was für ein Glück hatte Friedrich, mit so einer 'Mama' seine ersten Jahre verbringen zu dürfen. Und nun voller Vertrauen in die Welt in seiner neuen Familie groß zu werden.

Sonntag, 13. September 2009

Ganz der Papa...



Schon mehrmals wurde ich von Leuten angesprochen, was für tolle Augenbrauen Lola doch hat. Darin ist sie eine echte Apilanez, denn die ganze Familie grossväterlicherseits hat SEHR ausdrucksstarke Augenbrauen. Ricardo ist sehr stolz darauf und noch viel stolzer, dass seine Töchter sie geerbt haben.... Das Foto von Ricardo ist übrigens schon etwas älter. Es stammt aus seiner noch kinderlosen Zeit!

Krabbelhilfe

Ihr wisst ja, Lola und ihre derzeitige Fortbewegungstechnik sind so eine Sache. Seit bald einem Jahr benutzt sie eine Art Schwimmtechnik, mit der sie vor allem auf unseren rutschigen Dielen wunderbar vorankommt. Mit 10 Monaten hatte sie zwar angefangen zu robben, so richtig schön wie es im Buche steht, aber dann hat sie mit etwa 11 Monaten diese ganz eigene Technik entwickelt, Kopf hoch und den Körper mit reiner Armkraft übers Parkett ziehen, natürlich mit beiden Armen gleichzeitig, so wie man es eigentlich überhaupt nicht will. Schon am ersten Tag, als die Physiotherapeutin sie so 'schwimmen' sah, meinte sie, ohh, so sollte sie sich besser nicht fortbewegen. Naja, Hauptsache sie kommt voran. Das kam sie auch, seit bald einem Jahr, und leider auch so effizient, dass das Krabbeln immer noch keine echte Alternative für sie darstellt. Trotz aller physiotherapeutischen Maßnahmen. Das Bewegungsmuster ist einfach ganz schlecht wieder aus ihr rauszukriegen. Und sie schult damit auch überhaupt keine Muskeln, die man fürs Krabbeln und Laufen braucht. Na super!!!

Jetzt habe ich in meiner Verzweiflung zu einer neuen Maßnahme gegriffen. Ich habe einige ihrer Klamotten mit Teppi-Anti-Rutschmatte benäht, vor allem am Bauch und an den Beinen. Meine Idee: Ihre Schwimm-Ziehtechnik muss so anstrengend werden, dass das Krabbeln eine effiziente Alternative wird. Und gleichzeitig wird das Krabbeln erleichtert, weil sie jetzt Widerstand an den Knien hat.

Ergebnis nach drei Tagen: Sie kommt immer noch mit ihrer Technik voran, aber weitaus schlechter. Was sie sehr wütend macht.


Sie bewegt sich erstmal gar nicht, sondern sitzt lieber und ruft uns.

Wenn niemand kommt, und sie das schwere Rutschen-Ziehen leid ist, hat sie sich tatsächlich immer öfter mal auf die Knie begeben und zu krabbeln versucht. Und es funktioniert plötzlich auch, denn sie rutscht nicht mehr sofort weg. So richtig begeistert ist sie allerdings noch nicht...

Ich werde jetzt alle ihre Hosen und Strumpfhosen mit solchen Anti-Rutsch-Flicken an Oberschenkeln und Knien versehen und ihre Hemden mit ebensolchen Flicken am Bauch!!! Das wäre doch gelacht, wenn Madame nicht in wenigen Wochen über's Parkett krabbelt. An der Zeit wäre es.

Tango mit Greta

Ich war heute nachmittag mit Greta beim Cafetango, Tango tanzen. Naja, eigentlich haben wir kaum getanzt, weil Greta die ganze Zeit auf meinem Schoss sitzen wollte und vor dort aus das Tanzgeschehen beobachtet hat. Auch wenn sie schon oft mit war beim Tangotanzen, war sie heute doch besonders schüchtern. Auf die Tanzfläche hat sie sich erst dann gewagt, als dort ein einzelnes Tanzpaar einen Solotanz tanzte. Echte Starallüren die Kleine.


Kaum waren wir wieder zuhause, wollte sie unbedingt meine Tanzschuhe ausprobieren. Dann ist sie zielstrebig auf das CD-Regal zugegangen, hat ihre Lieblings-Tango-CD aufgelegt und hat innigst mit ihrer Puppe Elli getanzt.

Den Gesichtsausdruck dabei hat sie hervorragend den versunkenen Tänzerinnen abgeschaut...

Donnerstag, 10. September 2009

Gretisch

vjjjjas#ä#wäää---mnjjhhjj

uujeuui3uhdhfhhuuuuududuuuusssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssssss

hdhhuhuhzhhy (Greta: "steht da Benjamin?")

dkmkklkalllö ("Was steht da? benjamin oder Lilli?")

Mittwoch, 9. September 2009

Greta an der Kamera

Greta kann die Kamera kaum halten, aber sie hat so gebettelt, dass ich sie hab losschiessen lassen. Und so seht ihr auch mal Ricardo im Bild und noch manches mehr...




Für Oskar, den glücklichen Ausreißer!!!

Heute nachmittag habe ich zusammen mit Lola Oskar besucht. Oskar ist gerade mal 5 Wochen alt und seit einer Woche endlich aus der Uniklinik entlassen. Was besonders an ihm ist? Er hat Down-Syndrom. Und was noch besonderer an ihm ist: seine Eltern haben es vorher gewusst, und sie haben sich für ihn entschieden. Ohne jedes Zögern!

Es war ein wunderschöner Nachmittag bei Oskar und seiner fantastischen, strahlenden jungen Mutter Uli, die uns lächelnd an der Tür begrüßte und stolz zu Oskar führte, der selig in seinem Stubenwagen in der Küche schlummerte. Während unseres gesamten Besuches hat er leider nicht einmal ein Auge geöffnet. Liebvoll hielt seine Mama ihn an die Brust gekuschelt und erzählte mir davon, dass er schon seine ganze Familie und Freunde verzaubert habe...

Sie erkundigte sich interessiert nach Lolas Entwicklung, hatte auch schon einen Termin bei der Frühförderung und war bestens informiert über das Thema Down-Syndrom. Was für eine Chance, wenn man schon vorher von der Besonderheit seines Kindes erfährt, über die Pränataldiagnostik. Und sich gleich informieren kann, anstatt sein Kind abzutreiben...

Ich war hingerissen von der Zärtlichkeit und Natürlichkeit, von der Liebe und Hingabe von Oskars Mama Uli. Und ganz versteinert, als sie mir davon erzählte, wie die Termine bei der Pränataldiagnostik gemacht wurden. Donnerstag: Fruchtwasseruntersuchung, Freitag: Ergebnis, Montag: Klinik (=Abtreibung). Der Arzt hatte die Möglichkeit der Austragung noch nicht einmal in Erwägung gezogen!!! Als sie ihm mitteilte - schon bevor sie das Ergebnis wussten - dass sie ihr Kind auf JEDEN FALL behalten wolle, meinte er nur, dass er das gesondert in seine Akten aufnehmen müsse. Und Uli erzählte mir von den Hebammen in der Klinik, für die Abtreibungen an der Tagesordnung sind, und denen immer ganz schwer ums Herz wird, wenn sie auf dem Spielplatz mal ein kleines Kind mit Down-Syndrom fröhlich spielen sehen und daran denken, dass sie dazu beitragen (müssen), dass andere Kinder niemals das Licht der Welt erblicken dürfen! Was für ein Gesundheitssystem, was für eine Gesellschaft, in der kleine Menschen wegen einem Chromosomendefekt noch nach der 23.Woche abgetrieben werden dürfen, während andere in dieser Woche Geborene mit allen Mitteln der Technik, zum Teil schwerst behindert, am Leben erhalten werden.

Herzlichen Glückwunsch an Oskar für seine ganz besonderen Eltern, die ihn so wie er ist von Anfang an gewollt haben!!!

Ganz frisch im Netz - und soooo süss!!!

Schaut euch mal diese Frischlinge an, nur wenige Monate alt und schon im Netz.

Lydi, gerade mal 2 Monate alt, und schon hoch zu Pferd.

Sonea, 8 Monate alt und was für Augen!!!

Leander, 8 Monate alt und schon ein echter Rockstar, der auch schon swingen kann...

Dies eine kleine Selektion an neuen Seiten von Babies mit Down-Syndrom, die ich in den letzten Tagen entdeckt habe und unbedingt mit euch teilen wollte.

Und Herzlichen Glückwunsch an eure Mamas und Papas für solche Goldschätze!!! Zum Verlieben!

Sonntag, 6. September 2009

Wieder alle da!


Immer wenn Ricardo mal wegfährt, denke ich vorher, ach, gar kein Problem. Da machen wir uns ein schönes Wochenende, nur wir Mädels, freue mich fast darauf, ein bisschen die Kleinen für mich zu haben. Doch kaum ist er weg, merke ich, wie sehr er uns fehlt. Greta ist ganz unausgeglichen und fragt nach Papa. Wann er denn wieder kommt. Und wie gern sie ihn hat. Und wann er denn wieder kommt. Und wo er denn ist...

Und auch ich bin irgendwie ganz fahrig und unsicher und merke, wie sehr ich seine Ruhe und Ausgeglichenheit doch brauche. Selbst wenn mich seine Gelassenheit auch manchmal auf die Palme bringen kann, gerade wenn es um den Haushalt und die Fülle des Kühlschranks geht.

Wir sind doch sehr unterschiedlich, in vielem. Und doch, auch Reibungsenergie bringt Wärme. Und ohne diese waren diese letzten Tage doch recht frisch. Wie schön, dass er wieder da ist!!!


Warum dann kein Foto vom Papa? Weil ich heute keins gemacht habe, aber statt dessen er, als er frisch nach Hause kam und uns beim Nachmittagsvesper erwischte.

Drum brauch ich mir jetzt keine dunklen Gedanken mehr zu machen und auch Greta ist wieder fröhlich und ausgeglichen. Wer weiss, wieviel ihrer gestrigen Wutattacke nicht auch darauf zurückzuführen war, dass sie den Papa vermisste und nun all ihre Energie an mir abreiben musste, von wegen 'Reibungsenergie'.

Gedanken zum Sonntag

Es ist Sonntag. Sie Kinder liegen im Bett und machen Mittagsschlaf. Ich bin auch müde. Aber ich mache keinen Mittagsschlaf. Warum eigentlich nicht?

Da ist wieder diese altbekannte Energie in mir, die mich treibt und nicht loslässt. Dieses Gefühl, ich muss jetzt loslegen. Jetzt kann ich endlich. Jetzt habe ich Zeit. Doch obwohl ich endlich die Zeit hätte, komm ich zu nix. Ich fange dies an, jenes, denke darüber nach, was ich als bestes tun könnte, oder vielleicht doch was anderes. Schlage ein Buch auf, vielleicht doch lieber ein anderes. Surfe in bisschen im Internet, verliere mich. Schon wieder eine Stunde vorbei. Da war doch ein heller Gedanke. Ich fühle mich glücklich. Den muss ich festhalten, aber wie? Und schon ist er wieder weg...

Greta ist mein Seelenspiegel zur Zeit. Bin ich unentschlossen und unsicher, in dem was ich tun soll, wird auch sie unausgeglichen. Sie fordert mich systematisch heraus. Bin ich schwach und unklar in mir, spürt sie es sofort. Gestern hat sie zwei Stunden GEBRÜLLT, dass sie zu einem Freund von ihr zum Spielen will. JETZT, nicht heute Nachmittag. Ich war auch unentschlossen. Sie hat es gespürt. Und ist fast ausgerastet. Ich fühlte mich wie Herbstlaub, so flatterig. Alles in mir hat gezittert. Schliesslich hab ich angerufen und gefragt, ob wir vorbeikommen können. Wir konnten. Greta hat kein Mal mehr geschriebn, sie war glücklich und hat bei ihrem Freund gespielt. Ohne Mittagsschlaf und alles. Auch ich hab mich langsam wieder beruhigt. Ich HASSE diese Wutattacken bei ihr. Sie machen mich total fertig.

Manchmal bin ich stark, dann stören mich diese Anfälle überhaupt nicht. Letzte Woche zum Beispiel hat sie auch sehr lautstark ihre Meinung geäußert. Aber das war total ok für mich. Soll sie ruhig brüllen, ich seh das anders. Da muss sie jetzt durch. Und sie hat sich erstaunlich schnell wieder beruhigt, weil sie spürte, dass ich in mir sicher war. Dass sie nix machen konnte. Und hat ihre tausend kleinen Papierschnipsel schluchzend in einen Eimer geräumt, geschimpft und gemeckert, aber dann war es vorbei. Und es war gut so. Es hat mich innerlich kein bisschen bewegt. Sie ist eben ein kleines Mädchen mit einem unglaublich starken Willen und ohne jede Lust, aufzuräumen. Versteh ich. Ich hab aber auch keine Lust, aufzuräumen. Aber nicht immer bin ich so stark....

Gestern empfand ich ihre Attacken als unhaltbar. Weil ich innerlich hin und her gerissen war. Warum sollte sie eigentlich nicht zu ihrem Freund spielen gehen? Warum sollte ich immer bestimmen, was wir machen. Ich wollte gerne zuhause bleiben, in Ruhe mit den Kindern spielen, Musik hören, kuscheln, malen. Aber Greta wollte lieber zu Freunden. Raus in die Welt. Unternehmenslustig. Vielleicht hatte sie ja recht. Aber der Mittagsschlaf, das Essen, meine Pläne? Durfte ich ihr jetzt nachgeben? Sie wollte doch so gerne... Aber ich war doch extra nicht mit Ricardo nach Berlin gefahren, damit wir mal in Ruhe zu Hause chillen können. Hätte ich doch mit fahren sollen? Ich bin viel zu sehr Stubenhocker. Fragen über Fragen. Und Greta hat die unausgesprochenen Fragen gerochen und war vollkommen durch den Wind.... Und ich erst. Lola hat nur verwundert geguckt und sich an mich gekuschelt.

Freitag, 4. September 2009

Von Kindern und Therapeuten

Freitag abend, die Kinder schlafen. Ricardo ist mit Freunden nach Berlin gefahren. Ich hatte überlegt, ob ich mitfahren soll. Aber die Kinder sind seit zwei Wochen neu im Kindergarten bzw. bei der Tagesmutter, so viel Aufregendes während der Tage, so viel neues zu verdauen, dass ich dachte, dass ein ruhiges Wochenende zuhause vielleicht besser wäre. Zeit zum Kuscheln, Bücher anschauen, Kuchen backen, Malen, die Wohnung verwüsten, laut Musik hören und durch das Zimmer hopsen. Ein paar Freunde treffen, sonst nix.

An den letzten Nachmittagen, an denen wir nach dem Kindergarten noch lange mit Freunden unterwegs waren, war Greta regelmäßig durch den Wind. Gestern abend ist sie dann um sieben auf dem Sofa in der Küche eingeschlafen und ich musste sie ins Bett tragen (von wegen Mittagsschlaf im Kindergarten). Dafür ist sie um 21.30 uhr aufgewacht und war nicht mehr dazu zu bewegen, ins Bett zu gehen. 'Ich will nicht schlafen!!!! Auch neben sie setzen und sie streicheln und Lieder singen hat nix gefruchtet. Ich saß da geschlagene 90 Minuten, aber kein Auge zu. Oder besser gesagt, immer wieder auf. Lola, die im gleichen Zimmer schläft, ist von Gretas Geschrei zwar aufgewacht, aber schnell wieder eingeschlafen, wenigstens ein Lichtblick. Am Ende bin ich selber um halb elf ins Bett gegangen und hab Greta mitgenommen. Da ist sie dann sofort eingeschlafen, ich aber auch. Jetzt liegt sie in ihrem Bett und schlummert selig. Hoffentlich noch lange...

Heute war Lolas Therapietag. Den finde ich allerdings anstrengender als sie. Zwei Therapien, kurz nacheinander. Eigentlich freue ich mich immer total auf die Therapien. Neue Tips, neue Schritte, was Lola schon alles kann, sehen, wie sie voran kommt. Spass beim Spielen. Heute aber irgendwie nur Frust. Bei einer Therapeutin hab ich heute mal vorsichtig nachgefragt, ob wir das verwendete Spielmaterial nicht mal wechseln könnten. Seit 5 Monaten sieht Lola das immer gleiche Spielzeug und ist relativ lustlos damit. Die Therapeutin meint, sie kann es noch nicht. Deswegen soll sie noch weiter damit spielen. Ich denke, sie ist gelangweilt und wird deswegen destruktiv. Die Therapeutin sieht Lola, wie sie die Sachen nur noch rumwirft und denkt, sie kann es noch nicht. Überschätze ich Lola? Oder unterschätzt unsere Therapeutin Lola vielleicht einfach?

Ich habe der Therapeutin vom 'Kleine Schritte' Programm erzählt, von unseren Bemühungen zum 'Frühen Lesen', von dem, was ich sonst noch so mache. Sie hat vieles kritisiert... Wahrscheinlich fühlte sie sich übergangen. Ich würde sie gerne dazu bewegen, dass wir diesen Weg gemeinsam gehen und nicht gegeneinander arbeiten.

Oder sollte ich es einfach gut sein lassen und es so machen, wie sie es uns empfohlen hat? Lolas Laute und Sprachversuche aufnehmen und imitieren. Und ihr ein paar Fotobücher mit Bildern von bekannten Gegenständen und Personen machen, die wir gemeinsam anschauen und benennen. Und gut isses?

Mittwoch, 2. September 2009

Lola auf Gretisch

Wer guckt denn da? Greta, voller Stolz, mit ihrer Schreibtafel.

Und das hat sie heute nachmittag zum ersten Mal geschrieben. Wisst ihr, was das heissen soll? Na klar doch, LOLA. Man beachte die beiden umgedrehten Ls am Anfang. Nur das O hat sie unterschlagen. Dafür hat es ihr das A angetan.

Eine Frucht meiner Bemühungen zum 'Frühen Lesen' mit Lola. Denn Greta ist natürlich mit Eifer dabei.

Und dank des gebärdenunterstützten Buchstabenlesens kann sie auch schon die meisten Buchstaben lesen. Und dank unser netten Powerpoint-präsentationen auch ganz viele 'Ganzworte'.

Dass zwischen dem 'Ganzwortlesen' und dem echten synthetisch-analytischen Lesen (dem Bilden von Worten aus den einzelnen Buchstaben) jedoch ein weites Feld liegt, mag dieses Beispiel verdeutlichen: Ich schreibe das Wort OPA auf Gretas Zaubertafel. Sie liest O. Super! Dann PA. Super! Also, Greta, was steht da? ..... LOLA!

Irgendwie hat sie wohl O...A ganz stark mit LOLA assoziiert, egal was davor oder danach kommt.

Seit diesem Vorfall habe ich unser Leselernprogramm gewechselt und mir das See-and-Learn-Programm auf deutsch zusammengebastelt. Damit etwas mehr Variation in unseren Sicht-Wortschatz kommt....

Lesen lernen mit Greta


Greta - hier als Prinzessin Lilifee verkleidet - übt fleissig mit Lola das Zuordnen von Bildern und neuerdings auch geschriebenen Worten. Lola macht sehr gut mit, viel besser als bei mir. Und Greta ist glücklich!!!

Im Urlaub hab ich uns ein deutsches See-and-Learn Programm mit Hilfe von Photoshop gebastelt. Pouhh, warum es so was nicht einfach auf deutsch gibt? Aber es ist vollbracht. Und es macht Lola sogar Spass.

Obwohl sie in letzter Zeit die Bilder nur noch durch die Gegend wirft. Da hab ich heute ihr einfach mal statt Bildern die geschriebenen Worte angeboten und vorgelesen. Und schwups, war sie voller Konzentration mit dabei. Hat zwar nochmal neugierig auf die Bildseite geschielt, aber ansonsten fleissig die Worte mit dem Finger abgefahren.

Ob ich schon mit dem zweiten Schritt des See-and-Learn Progamms anfangen kann, dem echten Lesen lernen? Wahrscheinlich schon, denn Lola versteht schon locker 50 Worte....