Mittwoch, 21. Dezember 2016

Lola geht Kekse kaufen

Sonntag Nachmittag. Es dunkelt schon. Wir sitzen zu Hause, Pavel immer noch im Schlafanzug. Keine Lust, einen Fuß vor die Tür zu setzen. Nur Greta ist bei einer Freundin und Lola traurig, weil auch sie zu einer Freundin möchte. Oder wenigstens auf den Spielplatz. Im Regen? Es ist doch sooo gemütlich zu Hause, denke ich...


Aber "Lola, magst du vielleicht Kekse kaufen gehen? Bei Jens, im Cafe WB?" Lola springt sofort begeistert auf und ehe ich mich versehe, hat sie sich Schuhe und Jacke angezogen und wartet nur noch auf das Geld zum einkaufen. Lange, sehr lange ist es her, dass ich sie das letzte Mal alleine zum Bäcker geschickt habe. Weil der nahe gelegene leider zugemacht hat und der andere immer so voll ist. Und Jens, bei dem es auch Brötchen gibt, so weit weg ist. Und man am Spielplatz vorbei muss, ohne da abzubiegen... Bisher habe ich Lola diesen Weg noch nicht zugetraut.


"Also, Lola. Du weisst, wo Jens ist, oder? Da, wo wir immer im Sommer Eis essen gehen. Am Spielplatz vorbei... "

"Mama, bin nicht doof!", sagt Lola und schaut mich ärgerlich an.

"Ich wollt  ja nur sicher gehen. Und wenn du wieder da bist, musst du unten klingeln. Weisst du wo unsere Klingel ist?"

"Mama", sagt Lola in noch ärgerlicherem Ton. "Ich nicht doof!!!!"

Und ich hebe entschuldigend die Hände. Und bin erstaunt, wie klar sie auf einmal ist.


Unten an der Haustüre zeige ich trotzdem zur Sicherheit nochmal unsere Klingel, gehe sicher, dass sie ran kommt. Und  passe auf, dass sie sicher über die Strasse kommt. Jetzt muss sie eigentlich immer nur die Strasse entlang (ca. 8 Minuten Fußweg). Und zielstrebig läuft sie los, mit ihrer Geldbüchse in der Hand. Fast beschwingt hüpfend, durch den Regen...


Doch ich kann es nicht lassen, ihr auf der anderen Strassenseite unauffällig zu 'folgen'. Denn es dämmert schon fast, und falls sie doch einfach auf dem Spielplatz bleibt oder sonstwohin läuft, ...

Doch Lola läuft zielstrebig zum Bäcker, direkt am Spielplatz vorbei. Von weitem sehe ich, wie sie freundlich alle Passanten grüsst, die grinsend an ihr vorbei gehen.

Vor dem Café WB angekommmen, bleibt sie eine Weile stehen und bewundert die Auslage. Erst als andere Kunden den Laden betreten, geht sie auch rein. Und setzt sich an einen der Cafetische, wie ich von außen beobachten kann. Nimmt eines der Bücher aus dem Regal und beginnt zu 'lesen'. Die Verkäuferin spricht sie, wirkt aber etwas verunsichert und kehrt an den Tresen zurück. Lola scheint die von mir aufgetragene Bestellung: "eine Tüte Vanillekipferl" noch nicht überbracht zu haben.


Und so sehe ich sie da sitzen. Ganz gemütlich, lesend im Buch. Eine ganze Weile. Gefühlte 10 Minuten. Und ich da draussen werde langsam ungeduldig. Was, wenn sie da jetzt gar nicht mehr raus will? Wenn sie, wie die anderen Kunden, einfach am Tisch sitzen bleibt? Vielleicht sogar einen Kakao bestellt? Ich will mich nicht zu erkennen geben, sie an die Kekse erinnern. Will nicht, dass sie mich bemerkt. Aber nach einer Weile, scheint sie Kontakt zur Verkäuferin aufzunehmen, die ihr auf einmal einen Tüte mit Keksen bringt. Genau die, die ich wollte.  Und Lola zahlt. Und: tritt den Rückweg an. Schnell muss ich mich hinter einer Litfasssäule verstecken, damit sie mich nicht entdeckt.

Und schnurstracks läuft sie wieder nach Hause. Ordnet noch ihre Mütze neu, rüttelt an mehreren Türen, grüsst freundlich weiter alle Passanten. Und: beginnt auf einmal wild vor sich hin zu schimpfen. Lauthals, als würde sie mit mir streiten. Ich höre nur: 'Mama, nein sagen. Darf nicht! Darf nicht. Rüber gehen. Darf.... " Und sehe, entgegen meiner Anweisung, wie sie vor dem Spielplatz schon die Strasse überquert und auf die andere Strassenseite wechselt, auf der sich unser Haus befindet. Nicht erst weiter unten an der Strasse, wo es besser einsichtlich ist. Und es scheint mir fast, als würde sie mit sich selber und ihrem schlechten Gewissen schimpfen, dass sie da nun doch schon früher über die Strasse geht. Denn kaum ist sie drüben, ist sie wieder leise und rennt blitzschnell weiter bis zu uns. Dass ich kaum hinterher komme. Klingelt unten an der Türe, Greta öffnet. Und ist wieder zu Hause.


Und dort kann ich es dir dann nicht nehmen, dass sie die Kekse auch noch hübsch auf einem Teller dekoriert. Dazu SELBER Äpfel aufschneidet, die Kerne mit dem Messer entfernt und alles zum Adventskaffetrinken ins Wohnzimmer bringt. (Ach ja, ich hatte noch ganz vergessen zu sagen, dass ihr derzeitiger Berufswunsch 'Koch' ist. In einem Krankenhaus.)

Wie sie mich immer wieder überrascht....

Freitag, 11. November 2016

Leonard Cohen by PM

Mein Vater hatte das grosse Glück, gemeinsam mit meiner Mutter im Jahr 2009 (glaube ich) Leonard Cohen auf einem Konzert in Berlin erlebt zu haben. Und - zutiefst beeindruckt davon - hat er diesen Text verfasst. Für seine damalige Internetseite 'Profmahlstedt.de', die es nun schon länger nicht mehr gibt.

Und heute, möchte ich diesen Text mit Euch teilen. Weil er so viel über Leonard Cohen sagt. Aber noch viel mehr über meinen Vater. Der vor genau 5 Jahren gestorben ist.


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Leonard Cohen am Wochenende zur Deutschen Einheit
Der Besuch der Feiern zur Volljährigkeit des wiedervereinigten Deutschland waren schon auch ein Anlass für uns gewesen, nach einem bayrisch-schwäbischen Wochenende schnell wieder nach Berlin in unsere neue-alte Heimat zu kommen. Aber der feierliche Rahmen zwischen Siegessäule und Brandenburgertor mit den bekannten Fress- und Saufbuden unterschied sich nur marginal von vorhergehenden Ereignissen und weitergehende Informationen zum Anlass des Festes konnten wir auch nicht finden. Schade, schade. Nur arm an Hingabe und auch nicht sexy stellte sich hier Wowis Berlin dar, 

 ... aber da war ja noch Leonard Cohen und die O2-Arena in Friedrichshain.
Mein Bauchgefühl vor der Veranstaltung war zumindest indifferent. Da erwarte ich einen Meister der leisen Töne und eher verhaltene Rhythmen, den lange dunkel depressiven Poeten, über Jahre im buddhistischen Kloster Entschwundenen, nun plötzlich auf einer Welttourneé aus Gründen akuten Geldmangels nach Betrug durch eine Managerin, die mal eben 5 Mio USD verbraten hatte.
Und ich finde eine knackvolle Arena mit 12000 Zuhörern in einer Kollektion, die man in dieser Menge eigentlich nie antrifft. Kein Krach, kein Krawall, offene erwartungsvolle Gesichter. Ein freundlicher Herr – eine Reinigungskraft muss man wohl sagen - bemüht sich die Spuren eines umgefallenen Wasserbechers zu beseitigen – das habe ich ehrlich noch nie in einer derartigen Umgebung erlebt.
Nun bin ich kein erklärter LC-Fan und kenne weder seine Poesie noch seine Lieder näher, kann wohl manche bekannte Lieder mitsummen,  verzichte ziemlich schnell die Texte verstehen zu wollen und gebe mich ganz dem Erlebnis der Stimme und der Körpersprache hin.
LC wirkt zart und fast gebrechlich, seine Bewegungen machmal fast tapsig auf der Bühne, die schlanken Hände sind schon vom Muskelabbau des Alters gezeichnet. Wenn er wie alle Bandmitglieder als Markenzeichen den Hut trägt, dann wirkt er fast maffiös, aber jedesmal wenn er wie so häufig den Hut abnimmt, dann erstrahlt ein fast jungenhaftes, schelmenhaftes Gesicht, das mit großen  Augen das riesige Interesse der 12000 fast amüsiert und dankbar erlebt. LC nimmt sehr häufig den Hut ab. Bei jedem Solo seiner Bandmitglieder lauscht er andächtig, nimmt den Hut vor die Brust und freut sich mit uns über ausdrucksvolle Soli, wunderbare Musik. Zuerst dachte ich, es sei nur eine ungewohnte Art, seine Band vorzustellen. Zumeist passiert das ja am Ende und nicht am Anfang.
Aber nein, das ging im gesamten Konzert so. LC konnte andächtig vor dem Flamencogitarristen und seinen stimmungsvollen Soli knien, um dann Stimme und Körper gemeinsam für die Fortführung der Botschaft zu erheben.
Und dann diese dunkle Stimme, die wohl erst in den letzten Jahren eine unverkennbare Rauigkeit gewonnen hat mit unnachahmlicher Modulationsfähigkeit und Dynamik. So hockt er oft mit gekrümmtem Rücken am Boden, haucht mit geschlossenen Augen Verse in das Mikro, das er zumeist mit der linken Hand zu Seite abdeckt, um sich konkordant zur Intensität seiner Botschaft bei langsam stärker werdender Stimme zu erheben und dann in voller Größe höhere Stimmlagen zu erreichen, die dann als Abschwung eines Spannungsbogens rasch wieder abfallen.
Dieses Zusammenspiel von Körper und Stimme fasziniert mich ungeheuer, es ist in der Tat „ body and soul“. Das ist wohl das besondere und einzigartige eines Life-Konzertes, das man durch keine Aufzeichnung bewahren kann. Dazu gehört natürlich auch die Reaktion des Publikums, das spätestens die fünf Zugaben als „standing ovations“ zelebriert. Gebannt lauschen wir der Botschaft eines weisen musikalischen Genies, der in seinem langen Leben als Lyriker, Schriftsteller, Folksänger und zwischenzeitlicher Mönch das Leben in voller Breite gelebt hat und uns amüsiert lächelnd an seinen Erkenntnissen teilnehmen lässt. 
Die letzte Zugabe hören wir von der Band a capella, sie stehen da in einer Kette Arm in Arm und LC schenkt uns ein letztes Lächeln : Good bless you, good luck!
Und dann verläßt er nach 3 Stunden wahrhaft anstrengenden Konzertes die Bühne nicht etwa würdevoll gemächlichen Schrittes, nein, er hüpft wie ein junges Reh über die Bühne die Treppe hinunter und davon, lacht , schwenkt fröhlich winkend seinen Hut, wohl neuen Konzerten entgegen.
Mario Adorf soll gesagt haben:
Ein Mann ist dann erfolgreich, wenn er immer etwas mehr Geld verdient, als seine Frau ausgibt. Eine Frau ist dann erfolgreich, wenn sie einen derartigen Mann gefunden hat.
Diese wichtigen Zusammenhänge haben uns einen wunderbaren Abend beschert.

Von PM (ProfMahlstedt).

Von der anderen Seite

Es sind dunkle Zeiten. Dunkelheit auch in mir. Ich wollte, es wäre anders.

Gestern auf dem Fahrrad wurde mir ganz traurig. Und ich dachte, wer denn noch lebt, in dieser Zeit. Der etwas von dem Licht in sich trägt. Ein Mensch von Größe. Ein Mensch, der mir ein Vorbild sein kann. Bei dem ich Liebe spüre, echtes Engagement und Hingabe. Ein Mensch, der für etwas steht. Immer seltener anzutreffen in diesen Tagen. In dieser Zeit.

Leonard Cohen. Dachte ich. Leonard Cohen ist so ein Mensch. Der mit seiner Stimme tief ins Gefühl dringt. Mit seinen Worten etwas Göttliches streift. Leonard Cohen, den mein Vater kurz vor seinem Tod auf einem Konzert in Berlin gesehen hat. Und wie verwandelt war davon.

Der mir - gerade 17 Jahre alt - den ersten langen Frankreichurlaub hinweg das Gefühl gegeben hat, auf der anderen Seite zu stehen. Während wir Dosennudeln aus der Mikrowelle aßen und uns tief in die Augen schauten. Und Cohen sang 'Suzanne takes me down'...

Leonard Cohen, ist so ein Mensch, dachte ich. Gestern auf dem Fahrrad. Und dass ich ihn sehen will, noch einmal sehen. Bevor auch er stirbt. Ihn spüren. Seine Nähe, seine Kraft und Weisheit. Hinter diesen Worten, die ich nicht greifen kann. Die mich aber verwandeln.

Und heute morgen schlage ich die Zeitung auf. Und lese: Leonard Cohen ist tot.

Und da ist endgültig etwas in mir zerbrochen. Und die Tränen sind aus mir geflossen. Tränen, die ich sa lange schon zurück gehalten habe.

Um Leonard Cohen. Um meinen Vater. Um all die Großen. Die gestorben sind in diesen Tagen, Wochen, Jahren.

Die uns voraus gegangen sind. Und uns zurück gelassen haben. In dieser Welt.

Für die nun wir die Verantwortung tragen. Wir allein.

Und wenn ich mich umschaue, dann weiß ich. Dass es Zeit ist, diese Welt wieder zum Leuchten zu bringen. Auch wenn ich noch nicht weiß, wie. Und woher ich die Kraft nehmen kann.

Vielleicht von der anderen Seite.

Doch wer, wenn nicht wir. Wer, wenn nicht ich.

Diese Zeilen für meinen Vater. Und für Cohen. In Liebe.

"It's over now
the water and the wine.
We were broken then,
now we're borderline.
I wish there was a treaty
I wish there was a treaty
between your love and mine."

Die letzten Zeilen aus Leonard Cohen's letztem Album. "Darker than me".

Montag, 24. Oktober 2016

"24 Wochen" im Passage - Kino: mit Gesprächsrunde

Am kommenden Mittwoch, den 26.10, um 18.30 Uhr wird der Film "24 Wochen" im Passage-Kino gezeigt, mit anschließender Gesprächsrunde mit Prof. Dr. med. Holger Stepan, vom Universitätsklinikum Leipzig, Leiter der Abteilung für Geburtsmedizin und Prof. Dr. Martin Kostelka, Leitender Oberarzt der Kinderherzchirurgie vom Herzzentrum Leipzig.

Sicher eine interessante Möglichkeit, sich zu diesem Thema öffentlich einzubringen. Und sich diesen kontroversen Film auch anzusehen. Der eine so notwendige Debatte um die Pränataldiagnostik anstösst. Indem er diese grausame Entscheidung gegen das eigene Kind, die Tausende von Frauen in großer Einsamkeit und Entscheidungsnot treffen - in ihrer Dramatik auch für Aussenstehende spürbar und in ihrer letzten brutalen und schmerzhaften Konsequenz sichtbar macht. Sicher nicht leicht zu sehen ... aber vielleicht notwendig.

Hier noch mehr zum Film "24 Wochen" und dem Tabuthema "Spätabtreibung" aus der MDR-Sendung vom September.

Freitag, 7. Oktober 2016

Pavel - und wie er die Welt sieht.

Berufswunsch Arzt

Lola und Pavel spielen zusammen Arzt. Verkleidet mit OP-Hauben, Mundschutz und Schürzen kommen sie auf mich zu. Lola mit Spritze. Pavel - mit seiner Bohrmaschine von Bosch.

"Warte, tut gar nicht weh", sagt er und hat sie schon in meinen Bauch gerammt. Und macht dabei laute, kreischende Geräusche.

"Pass auf", rufe ich aus. "Das tut weh. Als Arzt musst du vorsichtig sein. Willst du nicht später einmal Arzt werden?"

Pavel schüttelt vehement den Kopf. "Nein, Bauarbeiter."

Lola springt begeistert hoch. " Ich Arzt! Kranken(sch)wester!"

"Und ich", fügt Pavel hinzu. "... werde Krankenbruder".


Allmachtsfantasien

Pavel sitzt im Auto neben mir. Ernst schaut er mich von der Seite an.

"Mama, weißt du? Der liebe Gott und ich - wir bestimmen über die Welt." Erstaunt schaue ich ihn an.

"Ach ja? Und all die anderen? Dürfen die nichts bestimmen?"

"Nein, nur ich und der liebe Gott. Und Papa vielleicht, manchmal", sagt er feierlich.

Und fügt hinzu: "Der liebe Gott, der wohnt ganz oben. Da wo Marlee wohnt (unsere Nachbarin, im 5. Stock). Mit seinen zwei Kindern. Und da hab ich ihn besucht - zusammen mit Papa."

Schatten an der See




Erinnerungen an den Sommer

Montag, 26. September 2016

Lola macht Geschäfte


Lola hat sich bei unserem Gartenflohmarkt am Wochenende als äusserst geschäftstüchtig herausgestellt - und an ihrem Verkaufsstand insgesamt 23 Euro eingenommen! Ich selber habe im vergleichbaren Zeitraum gerade mal Klamotten im Wert von 5 Euro verkauft.


Geschickt lockte sie Kunden an ihren Stand  - in einer unübertrefflichen Mischung aus Herzlichkeit und Bestimmtheit - und liess sie erst wieder weg, wenn diese etwas gekauft hatten. Geduldig und unnachgiebig blieb sie stehen, liess die Kunden nicht aus den Augen, aber ohne aufdringlich zu werden. Zeigte neue Bücher und machte Vorschläge, wenn der Kunde nicht zufrieden war...


Auch ihre Preisvorstellungen waren vollkommen realistisch. Und wurden sehr souverän und selbstbewusst vorgetragen. Als eine Kundin drei Bücher zeigte, die sie haben wollte, sagte Lola ohne zu zögern: "3, 5, 8 Euro" für alle drei Bücher. Ich meinte dann entschuldigend: "Naja, vielleicht 3 Euro". Die Kundin lachte und bezahlte 5 Euro. Die Lola zufrieden in ihre Büchse steckte - in der sie Euro für Euro ansammelte, während meine Kiste fast leer blieb.

Ihr Hauptverkaufsschlager waren übrigens Kinderbücher - die sie selber aus ihrem Bücherregal ausgewählt hatte. 

Tja, da kann ich mir ja einiges von der Madame abgucken - denn Verkaufen ist leider nicht mein größtes Talent. 

Freitag, 23. September 2016

Katze tot - und was danach kommt

Heute früh haben wir auf dem Weg zu Lolas Schule eine Katze auf der Strasse liegen sehen. Tot. Die Autos fuhren immer um sie herum, aber keiner hielt an. Da wir abbiegen wollten, mussten wir eine ganze Weile warten. Und sahen die Katze dort liegen.

Lola schaute sie lange traurig an. Ohne Ekel, Abscheu oder übertriebenes Mitleid. Nein, ganz liebevoll und voller Mitgefühl. Dann sagte sie sanft zu mir: "Mama, Katze gehn. Arm nehmen. Kuss geben. Dann Himmel gehn. Tote Fuchs. Und Opa Jörg. Alle runter schaun."

Frei übersetzt: "Mama, wir müssen die Katze auf den Arm nehmen. Ihr einen Kuss geben. Und dann kann sie in den Himmel gehn. Zu dem toten Fuchs, der auch neulich an der Strasse lag. Und zu Opa Jörg. Und von oben können sie dann alle zu uns nach unten schauen."

Ihr Opa Jörg, der vor bald 5 Jahren gestorben ist, ist schon lange ein Synonym für den Himmel und den Tod. Wer auch immer stirbt, geht zu Opa Jörg. Der oben auf einer Wolke sitzt. Auf die allerdings eine Leiter führt, eine sehr lange. (Eine Idee, die allerdings von Pavel stammt) Die man problemlos hochsteigen kann. Um ihm etwas zu bringen. Nur runter  - kann Opa leider nicht wieder. Aber die Kinder schon. So bringen sie ihm immer mal was vorbei und freuen sich darüber.

Auch Greta, die große Schwester, hat seit einiger Zeit ein sehr entspanntes Verhältnis zum Tod. Denn eines Nachts hatte sie einen Traum:






Donnerstag, 22. September 2016

Interview zu Lola - zum Filmstart von "24 Wochen"

Heute früh war ich live auf MDR-Kultur zu hören, zum Filmstart des heiß diskutierten Filmes '24 Wochen'. Und habe über unser chaotisches und doch so normales Leben mit Lola berichtet und darüber, warum wir uns gegen die Pränataldiagnostik entscheiden haben... 

Aber hört es Euch einfach an:

www.mdr.de/kultur/radio-tv/radio/ipg/sendung687192_date-2016-09-22_days-true_ipgctx-true_zc-465ee0f5.html


Und noch mehr würde ich mich freuen, wenn wir durch Lola, diesen Blog oder das Buch Eltern den entscheidenden Impuls geben könnten, sich - allen Ratschlägen und Ängsten zum Trotz - für Ihr Kind zu entscheiden.

Denn ich verpreche Euch: ihr werdet es nicht bereuen! Zumindest nicht mehr als andere Eltern auch (siehe "#regretting motherhood"). Aber wer hätte je behauptet, dass Eltern sein einfach ist. Und nicht alles, einfach alles im Leben auf den Kopf stellt. Und 'das ist gut so!'

Und wer mag, hier auch noch ein Link zum MDR-Beitrag zum Tabuthema 'Spätabtreibung' anlässlich des Filmes "24 Wochen", den unser Beitrag als lebensbejahender Gegenentwurf abrundet!

Dienstag, 20. September 2016

Plauderstunde mit Lola

Seit Lolas Geburt war mein größtes Ziel, dass sie gut und fliessend sprechen lernt. Um sich mitteilen zu können. Sich ihre Wünsche zu erfüllen. 'Teilzuhaben'...

Doch bis Lola 5 Jahre alt war, sprach sie kein einziges Wort. Außer Mama, Papa und Lola. Sie konnte die Laute nicht zu Silben formen. Über "dadada" mit unterschiedlich starker Betonung kam sie nicht hinaus. Obgleich es ihr sehr gut gelang, sich mitzuteilen. Auch ohne Worte. Erstaunlich gut sogar.

Seit sie in die Schule geht, ist Lolas Sprache jedoch stetig gewachsen. Erst Silben, dann Worte
und nun sogar kleine Sätze. Zwar mit ihrer ur-eigenen Grammatik. Aber Lola liebt es eben, eigene Regeln aufzustellen. Wie dem auch sei. Man versteht sie. Sehr gut sogar.

Und seit einiger Zeit teilt sie nun ihren unglaublichen Lola-Weltwitz auch mit uns. Und ein paar Kostproben ihres Humors muss ich Euch einfach erzählen.


Schnupfennase

Montag Nachmittag. Ich hole Lola nach einer Woche beim Papa in der Schule ab. Sie ist ganz verschnieft und hat eine rauhe Stimme.

Ich frage besorgt: "Lola, warst du krank am Wochenende?" Sie nickt mit betretener Miene.

"Was hattest du denn?"

Sie zieht einen Flunsch, schaut mich sehr traurig an und antwortet: "Husten - und (Sch)luckauf!"


Wochentage

Greta ist für eine Woche auf Klassenfahrt und kommt erst am Freitag wieder. Heute ist Mittwoch. Lola zählt sehnsüchtig die Tage, bis ihre geliebte Schwester wieder da ist. Eine gute Gelegenheit, die Wochentage mit ihr zu üben.

"Lola, schau mal", sage ich und bemühe mich um einen pädagogisch neutralen Tonfall. "Der erste Tag in der Woche ist Mooooontag. Dann kommt der ... Diiiiiiensttaaaaag. Und welcher Tag ist heeeute?"

Lola dreht die Augen nachdenklich nach oben, legt den Finger an die Stirn. Dann geht ein Leuchten über ihr Gesicht und voller Begeisterung sagt sie: "Frühling!!!!!"


Schöpfungsmythos

Lola nimmt in der dritten Klasse der Waldorfschule die Schöpfungsgeschichte durch. Um mir einen Eindruck zu verschaffen, was sie zum Thema schon weiß, frage ich sie beim Abendbrot, welche Tiere und Pflanzen denn alle geschaffen wurden. Voller Begeisterung zählt sie unzählige Haus-, Hof- und Waldtiere auf. Und sogar einige Pflanzen. Ich bin ganz verblüfft.

"Und, Lola. Weißt du auch, wer die Welt geschaffen hat?"

"Überlegen", sagt Lola und kratzt sich am Kopf. Dann strahlt sie mich an und sagt in sehr freierlichem Tonfall: "Jonas!" (Ihr Klassenlehrer)

Freitag, 16. September 2016

Last days of summer ...











Sonntag, 10. Juli 2016

Mädchen mit Down-Syndrom macht glänzendes Abitur in Italien

Italien lebt die Inklusion seit Jahren. Kinder mit Down-Syndrom gehen dort gemeinsam mit den anderen in die Schule. Und werden nach ihren Möglichkeiten gefördert...

Dieses Jahr hat eine junge Frau - Silvia Barbarotto - dort eines der besten Abiture des Landes abgelegt, mit 100 Punkten. Gut, angepasst an ihre Fähigkeiten wurden ihr differenezierte Aufgaben gestellt. Aber gemessen an den Anforderungen hat sie eine Glanzleistung gebracht. Und die wurde offiziell gewürdigt.

Mehr erfahrt ihr in diesem Artikel: 

Foto: Tobias Bayer

Donnerstag, 7. Juli 2016

Allein mit dem Flieger nach Spanien!!!


Gestern sind Lola und Greta ganz ALLEINE nach Spanien zu den Abuelos (Großeltern) geflogen. Natürlich mit Flugbegleitung. Aber ansonsten ganz auf sich gestellt. Wahnsinn!!!


Hier die letzten Fotos beim Snack am Gate. Ich durfte sie bis zum Flugzeug bringen. Und wie war ich aufgeregt. Durfte mir natürlich nichts anmerken lassen, um meine Sorgen nicht zu übertragen. Und auch wenn Greta am Morgen sich doch etwas flatterig fühlte, war Lola zum Glück absolut cool und gelassen...


Sie bestand darauf, alleine zu fliegen. War richtig sauer, dass ich überhaupt noch bis zum Gate mit durfte, das hätte sie am liebsten alleine mit Greta gemacht. Und als der Flugbegleiter sie am Gate abholte und zum Flugzeug brachte, stiefelte sie davon. Ohne sich noch einmal umzudrehen und zu winken. Spanien: wir kommen!!!!


Da sitzen sie drin im Flieger, meine beiden Süßen. Wahnsinn. Ich kann es kaum fassen....


Und mittlerweile sind sie auch gesund und sicher angekommen. Zwischen Madrid und Oviedo gab es ein paar Turbulenzen und in Madrid einen großen Raum für alle allein fliegenden Kinder mit Fernseher und Spielgeräten, erzählten sie lediglich. Ansonsten alles super. Sie hätten auch mehrere sehr nette ältere spanische Damen in jedem Flieger kennen gelernt, die sich sehr liebevoll um sie kümmerten. Ach, wie liebe ich Spanien und deren kinderfreundlichen Umgang.







 Dass Lola Down-Syndrom hat, habe ich an keiner Stelle erwähnt. Und weder am Check-In noch am Gate hat irgendjemand etwas gesagt.... Warum auch?

Absolut souverän haben die beiden zusammen das gerockt. Unglaublich. Ich bin sooo stolz auf sie. Wenn mir das vor 8 Jahren jemand erzählt hätte....

"Schaut mal freundlich..."







Starring: Lola & Onkel Nick

In the streets of Berlin...




Fussball gucken?


Während die Großen alle Fussball schauen... macht Lola lieber Hula Hoop. Oder so etwas ähnliches...

Später gehen auch die großen Jungs mit zum selber Spielen über.



Samstag, 2. Juli 2016

Prinz Pavel wird vier!


Die Geburstagstafel ist gedeckt... 10 Uhr. Nur einer fehlt... Das Geburtsagkind.
 

Das noch tief und fest schläft...


Endlich!