Samstag, 31. Oktober 2009

Ein paar Worte zum Seminar

Ein wunderschönes Seminar 'In den ersten Jahren' in Marburg liegt hinter mir. Viele neue nette Familien, gute Gespräche, tolle Kinder, alle zwischen 4 Monaten und 3 Jahren. Viel könnte ich schreiben, aber für heute abend belasse ich es nur bei wenigen Worten, die für mich die Essenz der Vorträge von Frau Prof. Etta Wilken zusammenfassen.

Das einzig wirklich Wichtige für unser Kind ist - eine liebevolle familiäre Umgebung!!! Alles andere ist nachrangig. Liebevolle Aufmerksamkeit, natürliche Anregungen und Konsequenz im Alltag wie bei jedem anderen Kind auch, das bringt die Entwicklung voran. Kinder, denen es daran mangelt, die entwickeln sich tatsächlich sehr viel schlechter und vertrocknen wie eine Pflanze, der man kein Wasser gibt.

Therapien und Frühförderprogramme sind solange sinnvoll, wie wir als Eltern uns damit wohlfühlen und es in den Alltag integrieren können und wollen. Wenn es für uns nur Druck und Stress bedeutet, ist es besser, damit aufzuhören. Denn am Ende des Tages scheinen die vielen Therapien gar keinen so grossen Einfluss zu haben. Obwohl die Kinder sich durch intensive therapeutische Interventionen oft etwas schneller entwickeln, gleicht sich dies über die Jahre hinweg wieder aus. Und auch wenn manche Kinder sich mit bestimmten Therapien sehr viel besser zu entwickeln scheinen, so wissen wir doch nie, was das Kind nicht selber dazu beigetragen hat. Und jedes Kind ist eben anders!

Und: laufen lernen eigentlich alle Kinder mit Down-Syndrom! Zwischen 1.5 und 6 Jahren. Wobei Frau Wilken von einer Mutter erzählte, deren Tochter erst mit 7 Jahren laufen gelernt hat. 'Und die läuft heute gut und sicher!' Sinn der Therapie ist nicht, die Entwicklung zu beschleunigen. Sondern die Qualität der Bewegung zu verbessern!!!!

Wir wurden also weniger mit Fördertechniken zugeschüttet, sondern vielmehr darin bestärkt, unseren eigenen Weg zu gehen. Unsere Kinder so zu nehmen wie sie sind, ihnen zu vertrauen und auf ihre Interessen einzugehen, so wie es jede Mutter und jeder Vater mit seinem Kind macht. Was mir unglaublich gut tut und mich in meinem Weg bestärkt, den ich in den letzten Monaten wieder eingeschlagen habe. Lola ihre Zeit zu geben, ihrem Entwicklungsdrang zu vertrauen und unsere gemeinsame Zeit einfach so schön wie möglich zu gestalten!!!

Natürlich heisst das auch, unsere Kinder zu fördern und zu fordern, wo sie Hilfe brauchen. Beim kauen, schlucken, Essen von fester Nahrung, beim sprachlichen Ausdruck durch Gebärden, bei der sprachlichen Weiterentwicklung durch einfache kontextgebundene Sprache, beim Laute lernen durch Reime und Lieder, und so vieles mehr. Aber alles mit Freude und in kleinen Dosen. Und niemals mit dem verzweifelten Wunsch, unser Kind dadurch möglichst der Norm anzunähern. Sondern es zu einem selbstbewußten kleinen Menschen zu erziehen, der weiss, was er will und seinen Weg geht, glücklich, zufrieden und so eigenständig wie möglich!!!!

Mittwoch, 28. Oktober 2009

In den ersten Jahren

Morgen fahre ich mit Lola nach MARBURG. Zum Seminar 'In den ersten Jahren' mit Etta Wilken. Ich freu mich schon sooooooo......

Vielleicht fährt ja auch einer von euch da hin?

Drückt die Daumen, dass Lolas Husten sich heute nacht auf wunderbare Weise beruhigt. Denn sie 'bellt' seit Stunden, dass mir ganz anders wird. Ich hab ihr ein paar berühmte 'Kügelchen' gegeben. Und bin bester Dinge. Auf dass sie diese positive Energie erreicht, und sie über Nacht gesundet!!!

Meine kleine 'Hausfrau'

Die Kamera hatte ich leider nicht parat, aber ich will es euch beschreiben: Lola, hat sich doch heute tatsächlich aus dem leicht erhöhten Sitzen - von meinem Bein aus - zum ersten Mal selber hingestellt!!! Mit reiner Bauchmuskelspannung. Und was hat sie dazu gebracht? Ich habe sie gebeten, die Spülmaschine anzustellen!!! Dafür ist sie einfach so alleine aufgestanden, (fast) ohne jede Hilfe.

Davor hatte sie die Spülmaschine zugemacht, auf meine Bitte hin. Was einfach klingt, aber gar nicht so einfach ist, wenn man eigentlich nur robbt. Aber Lola? Hat sie aus dem Kniestand zu gemacht und ist dann auf Knien nach vorne gerutscht, um ihr auch noch den letzten Kick zu geben. Sie ist also quasi auf Knien 'gelaufen'.

Und danach? Stand sie an der Spülmaschine und ist daran gestützt zum Herd 'gegangen', um dort die Drehknöpfe zu untersuchen. Das erste Mal, dass sie nur an etwas gestützt seitwärts gegangen ist. Sonst ging sie immer nur am Badewannenrand oder am Sofa entlang.

Und zuletzt, nachdem sie sich natürlich ganz gemütlich nach hinten hat plumpsen lassen, auf ihren dicken Windelpopo? Hat sie mit einem Schwamm und einem Handtuch die Spülmaschinenfront sauber gewischt. Das hatte ich eigentlich gemacht, aber sie hat mir den Schwamm förmlich aus der Hand gerissen.... Dann war sie glücklich und wischte und wischte....

Greta hat während dessen wieder Töpfe gespült! Ich hatte aus Versehen fast alles schon selber abgespült, da wurde sie aber sauer....

Meine fleissigen Heinzelfrauen....

Fehlfunktion der Schilddrüse?

Schon vor einem Jahr hat mir eine befreundete Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom geraten, mal Lolas Schilddrüsenwerte untersuchen zu lassen. Habe ich aber nicht gemacht. In meiner Einstellung, was soll da schon sein.... Aber es gehört eben doch zu den Untersuchungen, die bei Kindern mit Down-Syndrom vom ersten Lebensjahr bis zur Pubertät jährlich durchgeführt werden sollten, laut dem kleinen Büchlein 'Medizinische Aspekte bei Down-Syndrom - Mit Checklisten' vom Down-Syndrom Infocenter.

Also habe ich bei unserem heutigen Besuch bei der Kinderärztin darum gebeten, Lola Blut abzunehmen und die Schilddrüsenhormone (TSH, T4, Autoantikörper) untersuchen zu lassen. Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind wohl u.a.
- Obstipation
- rauhe, trockene Haut
- Minderwuchs
- Übergewicht
- sprödes Haar'

Einige davon treffen auch auf Lola zu. Also mal schauen, was die Blutuntersuchung ergibt. Eine Schilddrüsenunterfunktion kann zu Wachstumsverzögerungen und einer verminderten geistigen Entwicklung führen. Nun ja, Kinder mit Down-Syndrom sind üblicherweise kleiner als andere Kinder und in ihrer geistigen Entwicklung verzögert. Aber ich würde doch gerne ausschließen, dass eine Schilddrüsenfehlfunktion die Ursache dafür ist, denn die könnte man medikamentös behandeln.

Bei Kindern und Erwachsenen mit Down-Syndrom kann auch eine Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) vorkommen, mit extrem niedrigen TSH-Werten. Typische Symptome sind Gewichtsabnahme und Wärmeunverträglichkeit.

Auch Autoimmunerkrankungen wie Hashimoto-Thyreoiditis treten bei Menschen mit Down-Syndrom häufig auf. Um das auszuschließen, werden auch die Schildrüsen-Antikörper getestet.

Selber Nase putzen




Montag, 26. Oktober 2009

Hörst du was?

Ich schon! Aber Lola sehr wenig! Der Hörtest beim HNO-Arzt heut hat ergeben, dass Lola etwa so hört, wie wenn man sich Ohropax ins Ohr steckt!!! Kein Wunder, dass sie so wenig lautiert, geschweige denn Worte lernt. Na denn. Wir haben braune Nasentropfen bekommen, die alle Keime im Nasen-Rachen-Ohren-Raum vernichten sollen. Und was nettes homöopathische (Otimed), was auch gut bei Mittelohrinfekten hilft. Denn Lola hat wohl infektbedingte Paukenergüsse. Wenn diese konservative Behandlung nicht anschlägt, müssen Paukenröhrchen her!!! Was ich persönlich gar nicht so schlecht fände. Unser Nachbarsjunge hat vor einigen Monaten Paukenröhrchen bekommen. Er ist gute zwei Jahre alt und sagte bis dahin Mama und Auto und fiel ständig hin beim laufen. Seit er die Röhrchen hat, spricht er fast Drei-Wort-Sätze, für jeder mann verständlich und läuft viel sicherer. Nicht dass ich erhoffe, dass Lola einen derartigen Spurt hin legt. Aber ein paar Worte mehr vielleicht doch...

Sonntag, 25. Oktober 2009

Buchstabenkekse

Mit dem Rest Mürbeteig, den ich für einen Apfelkuchen gemacht hatte, haben Greta und ich heute nachmittag Buchstabenkekse gebacken. Greta war begeistert bei der Sache, denn sie liebt Buchstaben und kennt sie schon fast alle. Und jetzt auch noch selber welche backen...

Und essen....


Auch Lola war begeistert. Mehr von den Keksen an sich, denn die gibt es selten bei uns.

Das Rezept für den Mürbeteig ist übrigens super einfach, der 1-2-3 Teig:
300 gr Mehl
200 gr Butter
100 gr Zucker
1 Ei
mit kalten Händen verkneten und min. eine Stunde im Kühlschrank kalt stellen.

Heinzelmännchen Greta


Mein kleines Heinzelmännchen Greta hat heute vormittag die ganze Wäsche alleine aufgehängt. Sogar Lola wurde zum Helfen eingespannt, was ich aber nur von der Küche aus hörte. Hier die Beweisfotos...


Gestern und vorgestern hat sie voller Elan alle Töpfe und Schüsseln nach dem Essen abgewaschen. Ganz sauber! Einfach so, weil sie Lust darauf hatte. Ich saß währenddessen am Esstisch und habe ein bisschen Zeitung gelesen....

Samstag, 24. Oktober 2009

Herbstsamstag und Malsession

Was für ein schöner Samstag. Nach den samstäglichen Einkäufen schlendern wir zum Spielplatz, treffen auf dem Weg dorthin ganz viele liebe Leute aus dem Viertel. Ich freue mich und verquatsche mich, werde aber von Greta gedrängt: 'Mama, wann gehen wir endlich zum Spielplatz?' Es nieselt, das Wetter ist grau, wir sitzen fast als einzige auf dem Spielplatz. Aber auch dort wieder ein schönes Gespräch mit einem als Babysitter entlarvtem vermeintlichem Vater... Ach, ich mag den Herbst, und wenn es noch so nieselt.

Zuhause wartet schon unser Besuch vor der Türe. Meine alte Freundin Uta und ihre Kinder sind zum Pfannkuchen essen eingeladen. Nach mehr als einstündigem Pfannekuchenbraten ist auch Lola wieder von ihrem Mittagschlaf aufgewacht, der Rauch ist aus unser Wohnküche rausgezogen (in den Rest der Wohnung) und die Rasselbande stürzt sich auf die leckeren Pfannekuchen. Die Füllung mit Mangold und die mit Birnenpbst aus dem Ofen wird natürlich von ALLEN Kindern verschmäht, sie wollen Zucker-Zimt und Agavendicksaft, sonst NIX. Uta und ich teilen uns glücklich die Füllung und haben bis zum späten Abend keinen Hunger mehr.

Sie Sonne kommt tatsächlich hinter den Wolken hervor, aber die Kinder wollen MALEN. NA denn, alle an den Tisch und an die Arbeit. Man beachte, Lola steht am Tisch, aus Mangel an ausreichend vielen kleinen Stühlen. Aber so hat sie die perfekte Arbeitshöhe. Könnt ihr euch an die letzte Malsession in dieser Besetzung erinnern? Im Juni war das, und Lola ist doch schon ganz schön gross geworden. Und wir sollten mal wieder zum Frisör, oder Haare doch lieber wachsen lassen?

Danach waren wir noch draussen im herbstlichen Garten, haben Fallobst gegessen. Noch mehr Besuch bekommen, von Astrid und Matilda. Zum Abendessen lecker Nudeln und Tomatensoße gekocht. UNd die Kinder wollten alle ZWEI ganze große Teller. Und ich freue mich, dass meine kinderfreundliche Küche Anklang findet, da macht Kochen Spass. Und die Kinder glücklich!

Freitag, 23. Oktober 2009

Seitwärts gehen

Gestern abend ist Lola die ganz Badewanne seitwärts entlang gegangen. Hat sich schön am Rand festgehalten und ist zum anderen Ende gegangen. Und in der Badewanne stehend hat sie den Rand sogar mal losgelassen und hat sich dann erst an der anderen Seite wieder festgehalten. Stand also kurz ganz frei! Wow!

Sie krabbelt auch immer öfter mal kurze Strecken, nie mehr als einen Meter, aber immer wenn sie eh im Vierfüßler ist und an etwas Höheres ran will. Dann lohnt sich das Niederlassen auf den Boden scheinbar nicht.... Auch geht sie ohne Hilfe in den Kniesitz und wippt darin auf und ab, wohl auch eine gute Muskelübung fürs Krabbeln und Laufen.

Es geht voran. In kleinen Schritten - so klein, dass ich sie manchmal gar nicht bemerke. Aber dank der guten Frühförderin und der Physiotherapeutin werden mir die Augen zum Glück immer wieder geöffnet. Und das trotz kompletter Vernachlässigung aller Übungen in den letzten Wochen. Wo könnte Lola stehen, wenn ich täglich mit ihr üben würde? Vielleicht immer noch genau da, oder ein kleines bißchen besser. Vielleicht würde sie sich auch schon frei hinstellen und flüssig krabbeln? Wer weiß.... Aber nach Wochen intensivster Übungen ohne viel größere Fortschritte, aber viel Geschrei und Stress, favorisiere ich die etwas langsamere Variante. Und bin doch sehr zuversichtlich, dass die Lust an der Bewegung in Lola steckt und sie so oder so das alles lernen wird.

Vielleicht schaffe ich mir aber doch mal Auslegware für's Kinderzimmer an, denn auf Teppichboden sind ihre Krabbelversuche doch signifikant häufiger zu beobachten. Das wäre die sinnvollste Anschaffung im Moment, so unsere Frühförderin. Denn auf den zwar wunderschönen, aber doch aal-glatten Dielen rutscht Lola trotz Anti-Rutsch-Beschichtung auf der Hose und den Socken immer wieder ab....

Zwei-Wort-Gebärden

Unsere Frühförderin hat mich vorhin darauf aufmerksam gemacht. Lola gebärdet zunehmend 'Zwei-Worte'. Sie kombiniert Gebärden. Zeigt erst auf sich und dann auf etwas anderes, was sie haben will oder was ihr gehört. 'Lolas Jacke'. Lola zeigt auf sich und dann auf die Jacke. 'Mamas Jacke'. Sie zeigt auf mich und dann auf die Jacke. 'Lola sitzt'. Sie zeigt auf sich und dann auf den Stuhl.

Wär mir nie aufgefallen ohne den Hinweis unserer Frühförderin. Sie meinte, auch ich solle jetzt vermehrt Gebärden kombinieren. Bei 'Ich' oder 'Du' auf die entsprechende Person zeigen und dann das passende Verb oder Substantiv gebärden. Oder eine Kombination von Adjektiven und Substantiven. 'Kleiner Stuhl' vs. 'Grosser Stuhl'. Oder das 'Essen' ist 'heiß'.

Die Frühfördersitzung war heute richtig schön. Lola war voll aktiv mit dabei, voller Lust an interaktiven Spielen (zusammen türme aus Bausteinen bauen: erst ich, dann du) und am gemeinsamen Musik machen. Sie hat wunderschön alles imitiert. Vor allem auch die vielen Gebärden, die ihr die Frühförderin zu den passenden Bildern vorgemacht hat. Ganz spontan und auch viele ganz neue. Ich war selber überrascht. Das beste: als die GuK-Karte mit einem Auto zu sehen war, die wir auch zu Hause in unserem Buch haben, und die Dame 'Auto' sagte, zeigte Lola erst auf das Auto und dann über das Bild. Da haben wir zu Hause eine Karte mit dem geschriebenem Wort AUTO. Daran hat sie sich wohl erinnert....

Die Sitzung heute hat mir gezeigt, wie viel Lola in den letzten drei Wochen ohne Frühförderung doch alles gelernt hat. Obwohl ich gar keine aktive Förderung mit ihr gemacht habe und ja erst gestern so schlechtes Gewissen hatte und dachte, das war alles zu wenig. Meine gute Stimmung, unsere schönen gemeinsamen Unternehmungen und das gemütliche Spielen alleine zu Hause haben wohl doch ihre Wirkung getan. Auch wenn nicht immer ersichtbar. Vielleicht hat Frau Pikler doch recht....

Riesige Gaumenmandeln

Seit ihrem letzten Infekt hat Lola riesige Gaumenmandeln. Riesige rote Bälle, die hinten in ihrem Gaumen zu sehen sind, wenn sie lacht oder mal 'A' sagt. Sie berühren sich fast, so groß sind sie, und verschließen fast vollständig ihren Rachen. Beim Essen scheint es sie nicht zu stören, aber beim Schlafen schon. Sie schnarcht nun fast immer, schläft mit überstrecktem Kopf, hat den Mund fast immer dabei offen und wacht nachts oft auf und weint. Länger atmet sie auch mal nicht, dann holt sie plötzlich wieder tief Luft. Am schmlimmsten ist es in Rückenlage, besser in Seitenlage, mit besagtem überstreckten Kopf.

Für nächste Woche habe ich jetzt einen Termin bei einer sehr guten HNO-Ärztin hier in Leipzig gemacht, die mir meine Physiotherapeutin vorhin empfohlen hat. Denn sie macht auch Kinder-Audiologie, hat das ganze Equipment für Hörtests und sehr viel Erfahrung, auch mit Kindern mit Down-Syndrom.

Lolas andere 'Baustelle': sie lautiert sehr wenig. Sie imitiert zwar Gesten und komplexere Bewegungsabläufe. Aber: sie macht keine Laute nach! Vielleicht ist sie noch nicht so weit, aber es wundert mich schon. Vielleicht hat sie doch 'die Ohren voll', denn Paukenergüsse oder andere Ohren-Probleme sind sehr häufig bei Kindern mit Down-Syndrom. Und Paukenröhrchen geradezu Standard bei vielen Kindern. Woraufhin sie auch plötzlich große Fortschritte im Lautspracherwerb zeigen. Ich bin gespannt auf die Untersuchung nächste Woche und auf die Empfehlungen der Ärztin.

Habt ihr Erfahrungen mit großen Mandeln und/oder Paukenröhrchen?

Donnerstag, 22. Oktober 2009

Kuscheltierfütterung

Gretas Kuscheltiere werden abends noch gefüttert. Wie Omas Katzen. 'Die kriegen jetzt alle zu fressen'.

Was Lola auch sehr interessant findet und sich anschleicht. Greta ist gerade mit dem zu Bett bringen der Puppen beschäftigt. Die Gelegenheit ist günstig.

Die Kiste ist erklommen.

Ein Teil der Kuscheltiere und Puppen nach unten befördert.

Wird genauestens untersucht.


Die rechtmäßige Herrin hat den Verlust bemerkt und kommt herangeeilt. Entreißt Lola ihre Schätze und bringt sie zur Futterstelle zurück.

Alle wieder an ihren Fressplatz.

Lolas Enttäuschung ist groß.


Neuer Angriff.


Greta setzt sich zur Sicherheit vor den 'Stall'. Lola dreht entmutigt ab.

Die Feinschmeckerin




Die Kunst der richtigen Mischung

Die alte Frage: wieviel fördern und fordern, wieviel der Eigendynamik des Kindes vertrauen und einfach 'Zeit lassen'? Mein Pendel hat in den letzten Wochen stark Richtung 'Zeit geben' und 'Vertrauen' geschwungen. Vielleicht war ich des vielen Förderns einfach müde?

Resultat: Ich bin bestens wieder hergestellt, voller Energie und guter Laune. Habe wieder einen Platz in meinem eigenen Leben gefunden. Für mich!

Und Lola? Ja, also Lola ist vielleicht doch ein wenig zu kurz gekommen. Sitzt im Raum, kuschelt sich auf den Boden, guckt mal ein Buch an, dann zupft sie ein bisschen am Teppich, räumt ein paar Kastanien aus einem Eimer oder die Stifte aus der Kiste. Dann guckt sie wieder ein bisschen in die Gegend. Etwas initiativelos? Kein Schwung, keine Dynamik, keine Ideen. Sitzen und gucken! Zu dramatisch diese Beschreibung? Vielleicht.

Heute Vormittag habe ich mir Zeit genommen, nur für Lola! Ich habe ihr Spielzeug auf verschiedenen Ebenen verteilt, in verschiedenen Behältern, ihr eine Höhle gebaut. Die Umgebung vorbereitet! Alles ein bisschen anders, abenteuerlich. Und unser altes Fotobuch mit den Guk-Karten - Bilder und geschriebene Worte - rausgekramt. Und Madame? Hat ihr Zimmer und die Sachen erkundet, als hätte sie es noch nie gesehen! Voller Spannung und Dynamik! Hat das Fotobuch durchblättert, fragend auf jedes Bild gezeigt und die passenden Gebärden und Worte hören wollen, nochmal und nochmal. Und versucht zu imitieren. Als ich wieder anderes zu tun hatte, hat sie weiter erkundet und sich auf den Weg durch die ganze Wohnung gemacht, voller Elan.

Was schließe ich daraus? Lola braucht doch mehr gezielte Aufmerksamkeit und Spielanreize von mir, sonst stellt sie innerlich zu leicht auf Stand-By. Eben eine gesunde Mischung aus 'Fördern' und 'Raum für Eigeninitiative lassen'. Nur: das richtige Mischverhältnis finden, das ist die hohe Kunst.

Greta macht es einem da einfacher. Die entwickelt auch von sich aus tausende von Spielideen und -varianten. Und holt sich was sie braucht, zur Not mit lautem Gebrüll. Aber Greta ist eben Greta. Und Lola ist Lola!

Mittwoch, 21. Oktober 2009

Lecker Gemüse

Ich hatte schonmal erzählt davon, dass ich kein gemüse in die Kinder reinbringe in letzter Zeit. Ja, dem war so. Lange. Jetzt hab ich meine Strategie geändert. Vorher hatte ich immer recht schnell kurz vor dem Abendessen gekocht. Jetzt fange ich direkt nach dem Vesper an, nehme mir ganz viel Zeit und koche mit ganz viel Liebe und Hingabe. Dazu nehme ich leckere Kräuter und Gewürze, und vor allem lasse ich mich von der guten Fünf-Elemente-Küche leiten. Und siehe da, meine beiden Zuckerschnecken haben heute zur Vorspeise einen ganzen großen Teller voll bester Kürbissuppe verspeist. Greta mäkelte zwar zuerst, 'das will ich nicht'. Aber den kleinen Teller, den ich ihr aufgefüllt habe, hat sie saubergelöffelt bis auf den letzten Tropfen und meinte 'das ist aber lecker. Das schmeckt mir.' Und ich hatte schon so oft Kürbissuppe gemacht. Aber immer mit Zwiebeln und Kartoffeln. Diese war nur Kürbis, verfeinert mit ein wenig Orangensaft, Petersilie, Rosenpaprika und ... ganz viel Liebe. Und als Hauptgang gab's Reis mit schwarzem Rettich und Kräutern verfeinert. Und die Kinder haben beide einen Riesen-Teller verputzt. Naja, den Radicchio und den Mangold, die auch noch zu dem Gericht gehörten, musste ich selber essen. Aber sonst war das Essen ein voller Erfolg!!!

Ich kehre wieder zu meiner alten Liebe zum Kochen zurück. Dass Kochen auch Entspannung sein kann, hatte ich fast schon vergessen.... Und man schmeckt den Unterschied!!! Das alles funktioniert natürlich nur dank ausgeglichen spielender Kinder und meiner Seelenruhe.

Neue Nachbarin 'mit dem gewissen Extra'

Nachbarin ist vielleicht übertrieben, aber ein paar Querstrassen weiter wohnt seit vier Monaten Milla. Vorher wohnte sie im Bauch ihrer Mama Anne, und als sie schlüpfte, hat sie ihre Eltern nicht nur sofort verzaubert, sondern auch noch mit einem Extra-Chromosom überrascht. Als Anne mich vor einiger Zeit anrief - meine Nummer hatte sie über meine Hebamme bekommen, war ich sofort voller Begeisterung. Ein neues Baby mit Down-Syndrom, und das bei uns im Viertel!!! Wir werden langsam mehr, wie schön!!! Ich hab mich wirklich gefreut. Direkt um die Ecke eine andere Mutter mit einem 'besonderen Kind' zu haben, ist einfach nur schön. Denn über viele Fragen und Probleme kann man halt nicht mit jedem reden...

Und heute habe ich Anne und Milla endlich kennengelernt, bei einem Kaffee bei ihnen zuhause. Und Milla ist einfach nur zuckersüß, zum verlieben!!! Diese dunklen Augen, wie ihre Mama, und wie sie ganz neugierig und offen in die Welt schaut und mir sogar ein Lächeln schenkte! Saß da in ihrer Wippe, bewunderte den Kronleuchter und die Gummipflanze mit einer bewundernswerten Ausdauer. Während Lola mit Bausteinen hantierte und Reiswaffel futterte, und Anne und ich Kaffee tranken und ganz entspannt schwatzten.

Vom Down-Syndrom ihrer Jüngsten haben Anne und ihr Mann erst drei Tage nach der Entbindung erfahren. Den Ärzten war es erst gar nicht aufgefallen. So hatten sie alle Zeit, sich in ihre Zaubertochter zu verlieben, ohne irgendwelche komischen Bilder und Vorurteile im Kopf. Auch wenn sie es selber schon vorher geahnt, aber nicht ausgesprochen hatten.

Ich freue mich schon auf ein nächstes Wiedersehen hier bei uns nebenan. Vielleicht auch mit den Großen, denn auch Milla hat eine große Schwester, die nur 10 Tage jünger ist als Greta. Noch eine Gemeinsamkeit...

Dienstag, 20. Oktober 2009

Lola!!!

Immer öfter höre ich Greta aus dem Kinderzimmer brüllen: 'Lola!!! Lola, nein!!!' Denn Lola hat nun die höheren Etagen erreicht, wo Greta bisher sicher spielen und bauen konnte. Dem ist nicht mehr so, denn Lola will 'mitspielen'. Also: runterreissen und dann erst angucken. Was Greta aber nicht so toll findet.


Lola mit ihrem stolzen Kullerbauch und roten Bäckchen. Vielleicht sollte ich auf Katrin's Rat doch mal 'Kaufmanns Kindercreme' ausprobieren. Annette hatte sie mir auch schon empfohlen. Und Lola mal auf Diät setzen? Heute abend hat sie anderthalb Hirsebratlinge und Mengen an Tomaten-Möhren-Soße verdrückt. Ich war natürlich ganz stolz, dass ich ihr so erfolgreich leckere Möhren unterjubeln konnte. Aber viel war es doch für ihren kleinen Bauch...

Alte Schallplatten und kranke Kuscheltiere

Greta liebt Musik. Kommt sie nach dem Kindergarten nach Hause, geht sie zur Stereoanlage und legt eine schöne CD ein, setzt sich auf's Sofa und hört erstmal Musik. Zur Entspannung. Heute wollte sie eine alte Schallplatte von mir hören, Lutz Görner: Balladen für Kinder.


'Mutter, ach Mutter, es hungert mich. Gib mir Brot, sonst sterbe ich.' Das wollte sie hören. Eine Ballade eines unbekannten Verfassers. Über den Hunger in der Welt und dass viele Kinder noch heute sterben müssen, weil sie nicht genug zu essen haben. 'Heute' war Anfang der 80er Jahre und die große Hungersnot in Äthiopien ein großes Thema. Dass die Kinder in Äthiopien nichts zu essen haben war oft genug Argument, um uns damals zum Aufessen unseres Tellers zu bewegen. Hat auch funktioniert, denn noch heute esse ich meinen Teller immer leer. Greta weiß von alledem nichts, aber die Not dieses hungernden Kindes in der Ballade hat sie doch sehr berührt.

Danach wollte Greta 'Es waren zwei Königskinder' hören, hörte berührt zu und sang innigst mit.


Später brachte sie ihre kranken Kuscheltiere ins Bett, mit Halsschmerzen und Fieber.

Kleine Ernährungsumstellung

Wenn ich Lola ihr Essen selber auswählen lasse, isst sie Käse, Weißbrot, Eier, Fleisch und Wurst, Joghurt und auch mal einen Apfel. Na gut, Hirse und Reis mag sie auch gerne. Aber Gemüse führt zu Schreiattacken und landet direkt neben dem Teller oder auf dem Boden. Sie liebt also vor allem Süßes, Eier und Fleisch. Je fetter desto besser. Aber richtig gut geht es ihr damit nicht. Sie hat oft rote Flecken im Gesicht, was fast nach Allergie aussieht, und recht weichen Stuhlgang. Und einen ständigen Blähbauch. Die chronische Bronchitis gar nicht erst zu erwähnen. Irgendwas ist hier faul....

Eine andere Mutter eines Kindes mit Down-Syndrom erzählte mir neulich, dass ihr mittlerweile vierjähriger Sohn auch oft weichen Stuhl hatte, einen geblähten Bauch, schlecht gedieh und das mit dem Laufen so gar nicht klappen wollte. Sie haben bei ihm eine Zöliakie (Gluten-Unverträglichkeit) festgestellt. Daraufhin hat sie seine Ernährung komplett umgestellt, und wenige Wochen später lief der junge Mann los, bekam plötzlich Kraft und Muskeln und gedeiht seitdem prächtig.

Zöliakie ist recht häufig bei Down-Syndrom. Vielleicht sollte ich Lola auch mal testen lassen? Seit gestern habe ich ihre Ernährung mal probehalber umgestellt und vermeide glutenhaltige Produkte, was gar nicht so einfach ist. Aber zum Glück gibt es ja Reiswaffeln. Und Lola kriegt jetzt ganz viel frisch gekochtes Getreide wie Hirse oder Reis, Kürbissuppe und gestern gab's Buchweizenpfannkuchen. Der Test auf Zöliakie steht noch aus, aber ich will mal schauen, was durch die veränderte Ernährung passiert. Darüber hinaus vermeide ich gerade konsequent Milchprodukte wie Joghurt, denn nach der traditionellen chinesischen Medizin ist der sehr schleimbildend und vielleicht auch verantwortlich für den rasselnden Schleim in ihren Bronchien. Butter bekommt Lola aber reichlich, die kann vom Körper wohl besser verarbeitet werden, und die liebt sie auch. Denn wie ich gerade bei Barbara Temelie gelesen habe, ist ausreichend Fett ganz wichtig, im Gegensatz zur westlichen Ernährungsideologie. Ein Mangel an essentiellen Fettsäuren bei fettarmer Ernährung kann sogar schädlich sein, denn dadurch wird die Verdauung geschwächt und es können Schlackenstoffe zurückbleiben, die dem Körper schaden.

Dass viele Kinder mit Down-Syndrom Probleme mit der Ernährung haben, ist natürlich bekannt. Aber vielleicht sollte man es auch mal konkret untersuchen lassen, gerade wenn die Kinder nicht so gut essen oder schlechten Stuhlgang haben. Das habe ich auch in dem letzten Wochenendseminar 'Unser Kind mit Down-Syndrom' gelernt. Eine andere Mutter dort erzählte, dass ihr mittlerweile dreijähriger Sohn eine Verengung des Dünndarmes hatte, die operiert wurde (nach langem Drängen ihrerseits). Danach konnte er endlich essen, ohne immer wieder zu spucken, gedeiht seitdem prächtig und hat keine Bronchitis mehr gehabt, die vorher sein ständiger Begleiter war. Auch erinnere ich mich an eine Geschichte eines Jungen mit einer Verengung der Speiseröhre, der nur Brei essen wollte. Als er operiert wurde, konnte er endlich auch grössere Stücken schlucken. Auch die Hirschsprungsche Krankheit, bei der Nerven im Dickdarmende fehlen, was zu Verstopfungen führt, ist recht häufig und muss unbedingt operiert werden. Leider wissen die Ärtze nicht immer Bescheid, als Eltern müssen wir dem Arzt da immer ein Stückchen voraus sein, so ein Hinweis von Wolfgang Storm, Mediziner und Homöopath, der die Down-Syndrom-Ambulanz in Paderborn aufgebaut und geleitet hat und das Seminar 'Unser Kind mit Down-Syndrom' mitgeleitet hat.

Warmes Getreidefrühstück

Schon vor Jahren habe ich die 'Fünf-Elemente-Küche' nach der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) entdeckt. Ein Grundprinzip dieser Ernährung besteht darin, möglichst viel gekochtes zu essen, also morgens, mittags und abends warm zu essen. Nicht nur einmal am Tag, sondern ALLE Mahlzeiten. Auch mal kombiniert mit einem Salat, ein wenig Rohkost, einem Stück Brot oder Käse. Doch immer auch was gekochtes, denn das ist viel bekömmlicher. Hört sich nach viel Arbeit an, ist am Anfang auch eine Umstellung, aber der Effekt ist erstaunlich. Der Heißhunger auf Süßes verschwindet, der Blähbauch am Abend, das saure Aufstoßen. Viele depressive Verstimmungen, Schlafprobleme, etc. konnte ich damit in den Griff kriegen.

Vor allem liebe ich das warme Getreidefrühstück am Morgen. Was auch gar nicht so viel mehr Arbeit macht als einen üppigen Frühstückstisch mit Marmelade, Honig, Käse und Wurst und frischen Brötchen zu bereiten. Sicher schwieriger als Müsli mit kalter Milch, aber tausendfach bekömmlicher und sättigender. Das Getreide (Hirse, Süßreis, Dinkel) kann man süß oder salzig zubereiten, je nach Vorliebe. Mein neuester Favorit ist das Turbo-Hirse-Frühstück. Das Rezept verrate ich euch mal:

Grundrezept Hirse:
Hirse in ein Sieb gießen und so lange mit Wasser abspülen, bis das Wasser klar ist. In einen Topf geben und so viel Wasser dazugießen, dass die Hirse etwa 2 cm hoch mit Wasser bedeckt ist. Erhitzen und bei offenem Deckel 2 bis 3 min köcheln lassen. Dann bei geringer Hitze mit geschlossenem Dekcel etwa 15 min ausquellen lassen. Nicht umrühren. Bei bedarf noch etwas heißes Wasser dazugießen. (In dieser Zeit kann man die Kinder und sich selber morgens anziehen)

Fertige Hirse in Teller füllen und einige Scheiben Butter darauflegen.
mit der pikanten 4-Gewürzmischung (1/2 TL Kardamom, 1 TL Koriander, 1 TL Kümmel, 1/2 TL Kurkume, alle gemahlen)
und Salz bestreuen, vermengen,
etwas Zitronensaft und
Paprika edelsüß dazugeben und unterrühren.

In eine Mulde ein weich gekochtes Ei legen.
Nach belieben frische Kräuter wie Majoran oder Oregano und auch sehr fein geschnitte, kurze Streifen vom schwarzen Rettich dazugeben.

Zugegeben, am Anfang sind es doch einige, noch ungewohnte Schritte. Aber es schmeckt großartig, die Kinder lieben es, und sie bleiben lange satt. Und es ist mal nix Süßes!!!

Wer mehr über die 'Fünf-Elemente-Ernährung' erfahren möchte, kann sich die 'Fünf-Elemente-Küche' von Barbara Temelie mit vielen Rezepten kaufen. Sie hat auch ein schönes Buch für die Mutter-Kind-Ernährung geschrieben, mit leckeren und einfachen Rezepten für Kinder. Und ein neues Buch, mit weniger Rezepten, aber guten Tips zum Abnehmen: 'Mit der 5-Elemente-Ernährung zur Wohlfühlfigur'.

Montag, 19. Oktober 2009

laufen lassen

Wieder zurück in Leipzig. Dieser Tage geht es mir gut wie lange nicht. Weil die Sonne scheint. Weil ich keine grossen Pläne habe und einfach mit meinen beiden Mädels in den Tag lebe. Weil die Dinge wieder von selbst passieren, wie so oft, wenn es mir gut geht... Das Foto hat übrigens Greta gemacht.


Und auch den Mädels geht es gut. Greta ist nach unserer Reise in die grosse Welt heute wieder zum Kindergarten gegangen, allerdings hat sie zum ersten Mal geweint, als ich gegangen bin. Was ich furchtbar fand, denn sie sah dabei richtig unglücklich aus, und es hat mir fast das Herz gebrochen. Die letzten 10 Tage waren aber auch schön, da hat sie der Abschied doch mehr gekostet. Aber heute Nachmittag hat sie zuhause wieder auftanken dürfen. Programm gab's keines. Denn wann imer ich nach dem Kindergarten noch irgendwelche Unternehmungen mit ihr plane, dreht sie am Rad und ist total unausgeglichen. Das beste ist immer, wenn ich zu Hause beschäftigt bin, heute mit dem aussortieren der Sommersachen der Kinder, und die Kinder für sich sind. Greta hat wieder zwei Stunden ununterbrochen ihren Kindergartenalltag nachgespielt. Tisch decken und essen und alle Kinder ins Bett bringen und schlafen. Sie war natürlich immer die Erzieherin und hat pausenlos den Kinder Anweisungen gegeben. Das scheint sie sehr zu beschäftigen....


Lola kommt in diesen Tagen vielleicht etwas zu kurz, zumindest was das 'intensive Fördern' angeht. Denn spezielles Programm mache ich gerade gar nicht mit ihr. Asche auf mein Haupt. Aber es erzeugt immer solchen Druck bei mir, zumal Greta immer super eifersüchtig reagiert. So lass ich alles 'Frühe Lesen', Turnen und Becher stapeln einfach mal weg. Lola hat ihre Spielsachen und ihre persönliche Animateurin Greta, und ich gehe davon aus, dass sie sich im Alltag holt, was sie braucht. Sie hilft mir beim Spülmaschine ausräumen, beim Wäsche aufhängen, macht den Kühlschrank auf und zu, zieht sich selber Schal und Mütze an und aus, zieht ihre Schuhe aus und versucht, sie anzuziehen, stellt ihre Bücher wieder ins Regal, wäscht sich die Haare selber, versucht Zahnpasta auf die Zahnbürste zu kriegen.... Und heute abend bei der Gute-Nacht-Geschichte, als ich vorlas, dass 'Evaristo hustete', hat sie gehustet und als ich vorlas, dass 'er sich erkältet hatte', hat sie mit ihrer Hand meine Nase geputzt, als hätte sie darin ein Taschentuch. Und ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass sie der Geschichte überhaupt folgt, denn die lese ich eigentlich immer eher für Greta vor, während Lola die Bilder anschaut. Bei 'Ende', hat Lola dann das Buch zugemacht und genommen und wollte es ins Regal stellen, was nicht möglich war, weil es zu schwer war...

Sonntag, 18. Oktober 2009

S-Bahn fahren

Gestern haben wir in Berlin ein paar Freunde besucht. Wir waren insgesamt 2.5 Stunden mit der S-Bahn unterwegs, denn Berlin ist gross. Und im dickesten Gedränge an Friedrichstrasse, abends um 19:30 Uhr hat sich eine hübsche junge Frau neben uns auf einen Sitz gequetscht. Schaute Lola kurz verdattert an, wie sooft die Leute. Dann schaute sie genervt auf einen ausländisch aussehenden Typen, mit Plastikflasche in der Hand und einer Fahne, der sich neben sie auf den anderen Sitz nieder fallen ließ. Man konnte ihr den langen Arbeitstag und ihre blanken Nerven ansehen. Da hat Lola ihr ihre Reiswaffel angeboten und sie mit ihrem strahlendsten Lolalächeln angelächelt. Sie schüttelte den Kopf. Aber Lola insistierte. So entspann sich ein wortloser Dialog zwischen den beiden. Die junge Frau taute auf und sprach sogar, mit Lola und mit mir. Und der Typ neben ihr, dem ebenfalls Reiswaffel angeboten wurde, blieb nicht aussen vor. Lola hatte sie verzaubert und das Gedrängel und Geschubse war vergessen.

Währenddessen war Greta auf meinem Arm eingeschlafen. Kurzerhand habe ich sie in den Kinderwagen gelegt, habe mir Lola in der Trage auf den Rücken geschnallt und bin aus der S-Bahn am Savigny-Platz ausgestiegen. Bin wie eine kleine Zigeunerin durch das schicke Wilmersdorf zur Wohnung meiner Eltern gelaufen. Kam dort an mit zwei selig schlafenden Kindern, die ich nur noch ins Bett zu legen brauchte. Erschöpft und glücklich vom Leben im grossen Berlin. Wie ihre Mutter.

Samstag, 17. Oktober 2009

Zeitreise

13 Jahre war ich alt, als die Mauer fiel. Drei Tage später hatte mein Berliner Opa einen Herzinfarkt, so sehr hatte ihn das bewegt. Wir fuhren zu seiner Beerdigung nach Berlin, gingen durch überfrorene Strassen im Stadtteil Neukölln-Britz, wo meine Mutter ihre Kindheit und Jugend verbracht hat und klopften Steine von der Mauer am Brandenburger Tor. Nena sang 'Wunder geschehen' und ich hatte eine Fönfrisur ...



Sooft ich in meiner Kindheit in West-Berlin gewesen war, kam ich erst mit 17 zum ersten Mal in den Osten, das war 1993. Ich war mit einer Freundin nach Berlin gefahren, um mir die Uni anzuschauen. Wir schlichen durch die langen Gänge der Humboldt-Uni, überall roch es nach Erbsensuppe. Dann fuhren wir in den Westen zum Ku-damm und saßen in einem viel zu schicken Cafe am Savigny-Platz. Auf der Suche nach einer netten Kneipe schickten uns ein paar Studenten in den Osten, ins Cafe Moskau. Nach einer dreiviertel-Stunde Fahrt stiegen wir an der baufälligen S-Bahn-Haltestelle Friedrichstrasse aus, nur schwach leuchtende Gasleuchten an den windigen Ecken, wir irrten über die Karl-Marx-Allee, brauchten 5 Minuten, um die Strasse zu überqueren, liefen lange immer nach Osten, bis wir zu dem erwünschten Ort kamen. Geschlossene Gesellschaft, nur für Besucher eines MTV-Events.

Wir waren am falschen Ort, in der falschen Stadt. Vorzeitig brachen wir unseren Besuch ab und fuhren wieder zurück nach Hause, nach Wuppertal. Mein Studium habe ich 1995 in Bonn angefangen.

Mit einer Kommilitonin fuhr ich 1996 nochmal nach Berlin. Wir wohnten bei ihrem Cousin in Neukölln. Am Vortag hatten sie in der Pizzeria in seinem Haus einen Türken erschossen. Wir liefen durch Mitte, kamen am Tacheles vorbei und durchtanzten die Nacht im Delicious Doughnuts, einem bunten schmuddeligen Club mit Easy Listening Musik der 60er Jahre.




Als ich im Jahr drauf mit einer anderen Freundin nach Berlin fuhr, wohnten wir im Osten, in Prenzlauer-Berg. Wir hörten Dire Straites, weil ihr Freund das liebte. Und wenn wir nachts aus dem Fenster schauten, konnten wir hinter den beleuchteten Fenstern der gegenüberliegenden Häuser den Leuten bei ihrem Leben zuschauen. Gardinen hatte fast niemand. Ein Pärchen ging ins Bett und liebte sich. Die Luft roch nach Kohle, denn es war noch kalt. Tags liefen wir durch Prenzlauerberg, tranken Kaffee am Kollwitz-Platz, in einem Laden voller Figuren aus Pappmaché, liefen durch die ersten Galerien in Mitte. Wir trafen einen alten Freund, der im Friedrichshain wohnte, als einziger Mieter eines Hauses. Beim Betreten des Hauses musste er aufpassen, dass er nicht Möbel auf den Kopf bekam, denn die anderen Wohnungen wurden entrümpelt. Auf den Strassen konnte man finden, was man brauchte. Die Leute zogen sich an, was sie wollten. Niemand guckte. Da wusste ich, dass ich auch nach Berlin wollte.



Und da kam ich auch hin, zum Studium, im Herbst 1998. Ich konnte bei einem Freund am Ostkreuz wohnen. Als ich dort abends mit einem schweren Koffer aus der S-Bahn ausstieg, suchte ich ein Taxi. Aber da waren nur dunkle Strassen mit Kopfsteinpflaster und niemand auf der Strasse. Ich suchte eine Wohnung und fand eine im Friedrichshain, in der Mühsamstrasse. Benannt nach Erich Mühsam, dem Dichter. Ich hatte eine Außenklo mit einer kleinen Gasheizung, damit die Rohre im Winter nicht einfrieren. Meine Dusche war in der Küche und die Dielen mit Ochsenblut gestrichen. Die Wände waren orange gewischt, und ich schaute auf das Frankfurter Tor. Nie wieder war ich so bei mir, wie in dieser Wohnung. Tagsüber studierte ich an der Humboldt-Uni und freitags ging ich in die Freitagsbar, im Keller eines leerstehenden Hauses, nur die Teelichter im verwucherten Hinterhof verrieten die Eingangstür. Mein damaliger Freund, ein Franzose, wohnte in Kreuzberg, und er heizte im Winter oft nicht, weil er kein Geld hatte. Wir saßen im Fellmantel in der Küche und tranken Bier aus Dosen. Wenn wir Hunger hatten, gingen wir zu einem Argentinier in Mitte, der kochte in einem Weinladen, und man musste soviel zahlen, wie es einem wert war.




Als ich im Mai 2001 war mit meinem Studium fertig, musste ich auch aus meiner Wohnung in der Mühsamstr. raus. Das Haus wurde saniert. Ich bekam 800 Mark Abfindung und den Umzug bezahlt. Ich fand eine Wohnung in Kreuzberg, schliff die Dielen ab, strich die Wohnung. Saß darin für ein paar Wochen und war unglücklich. Nach dem Sommer packte ich meine Koffer, vermietete die Wohnung an einen Studienkollegen und fuhr mit dem Zug nach Italien. Dort habe ich Ricardo kennengelernt und ein neues Kapitel begann....


Oft bin ich wieder mal nach Berlin gekommen. Aber die Luft in den ersten Wintertagen hat nie mehr so nach Kohle gerochen, die Bars in den verlassenen Häusern sind verschwunden, Friedrichshain ist voller Coffee-Bars und Touristen. Und doch gibt es da noch das Conmux, die Blechbilderbar, wo ich mit meinem damaligen Freund, dem armen Franzosen, meine erste schüchterne Verabredung hatte, und er mir einen Teller voller Zwiebelsuppe über die Hose geschüttet hat. Und die Leute in Friedrichshain ziehen sich immer noch an, was sie wollen, auch wenn das mittlerweile schick so ist.

Heute bin ich mit meinen beiden kleinen Mädels, die von all dem gar nichts wissen, zu meinem Bruder nach Friedrichshain gefahren, dem 'Onkel Nick'. Er wohnt da noch immer, seit 1998. Und ich hatte plötzlich das Gefühl, dass ich eigentlich nie aus Berlin weggegangen bin, dabei ist es jetzt schon 8 Jahre her.

Vorhin hab ich mich nach Jahren mal wieder mit einem alten Freund verabredet, der morgen im Prenzl-berg seinen Geburtstag feiert. Als wir enger befreundet waren, hatte er mir eine Mix-Kassette geschenkt, auf der sangen Tocotronic 'Ich hab 23 Jahre mit mir verbracht'. Was ich damals schon sehr alt fand, denn er war zwei Jahre älter als ich. Als er mich vorhin am Telefon verabschiedete, wünschte er mir 'einen schönen Abend und viel Spass.' Ich musste lachen. Ich hier zuhause mit meinen beiden Mädels, die schlafen. Meine Eltern sind unterwegs, Onkel Nick und Tante Verena auch, Ricardo in Spanien. Vielleicht brauche ich doch mal öfter einen Babysitter...




Eigentlich fehlt mir nichts. Wenn mich jemand fragt, geht es mir gut, wirklich. Und doch, irgendwo ist da ein Sprung zwischen diesen Bildern in meinem Kopf und meinem Leben jetzt, heute, in Leipzig. Ich will das Bild in meinem Kopf wieder zusammen kriegen, dieses Lebensgefühl und meinen Alltag heute. Oder bin ich einfach nur nostalgisch. Weil Herbst ist und ich den Geruch von kalter Luft so liebe....

Freitag, 16. Oktober 2009

Risotto ai funghi

Heute abend war ich mit den Mädels wieder bei Giovanni. Im Stammrestaurant meiner Eltern. Diesmal mit Onkel Nick, der beim Fotomachen immer Faxen macht. Dieser Tage sind wir dort Stammgäste. Schon vor der Türe hat Lola eine Freudenattacke bekommen. Sie erkennt das Restaurant schon vom Weiten. Und sie liebt es, dort essen zu gehen...

Lola hat schon einige Fans im Restaurant, die sie immer speziell begrüßen und mit ihr schäkern. Und sie ist begeistert und wirft mit Charmebomben. Gestern sagte ein junger Mann zu Lola, dass sie so rote Bäckchen habe. Naja, meinte ich. Das ist die Tomatensoße. Lola aß Spaghettis und wollte sich partout nicht von mir füttern lassen. Naja, bis auf ihr eigenes Gesicht hat sie beim Essen mit Händen auch gar nicht sooo viel beckleckert.

Nach zwei Tagen Spaghetti mit Tomatensoße habe ich den beiden heute mal was anderes bestellt. Risotto ai funghi. Als es auf den Tisch kam, schrie Greta auf, nein, sie wolle SPAGHETTI. Laut und gellend. SPAGHETTI!!!!! Zum Glück, nach einer kurzen Diskussion, wieder Ruhe. Und sie hat zwar nicht das Risotto gegessen, aber dafür meine leckeren Ravioli. Und klar, das weiße Schokoladenparfait zum Nachtisch. Aus Sorge vor weiteren Schreiattacken. Das ist der Preis beim Auswärts essen gehen....

Lola hat die Leute heute auch mal wieder für sich eingespannt und diverse Dinge, wie ihre Schuhe und ihre Serviette auf den Boden befördert. Mal schauen, wer zuerst springt. Ein eleganter Herr, der gerade ins Restaurant kam, reichte ihr die runter gefallene Serviette. 'Da staunst du, was?', meinte er. Und: 'Da machst du den Mund gar nicht mehr zu.' Weil Lola ihm nachstarrte. Mit offenem Mund, der allerdings öfter mal nicht zu geht...

Verstecken mit Dreijährigen

Greta ist ein aufgewecktes kleines Mädchen. Wirklich pfiffig könnte man sagen. Aber wenn man mit ihr Verstecken spielt, merkt man, dass sie erst drei Jahre alt ist. Und dass es gar nicht so einfach ist, sich in andere Menschen hinein zu versetzen, was die Psychologen auch 'Theory of Mind' nennen. Was sieht der andere, was glaubt er, wo ich sein könnte?

Onkel Nick hat sich versteckt. Könnt ihr ihn finden?

Greta sieht ihn sofort. Sagt aber nichts. Jetzt muss sie sich verstecken...

Wird Nick mich da finden? Weiss sie, dass er sie dort sofort finden wird? Will sie das vielleicht sogar? Denn eigentlich ist es doch das schönste, gefunden zu werden....



Diesmal hat sich Nick ein wirklich schweres Versteck ausgesucht. Direkt neben ihr hat er sich zusammengekauert. Wie ein grosser schwarzer Berg. Sie guckt und guckt ... und guckt, ohne ihn zu finden. Ruft verzweifelt: 'Nick, wo bist du?'

Er kommt aus seinem Versteck und sie ist total überrascht.


Einige Runden weiter ist Greta mal wieder dran mit Verstecken.

Tatsächlich, sie ist nicht zu sehen. Ich gehe auch ins Zimmer, aus Dokumentationszwecken. Man hört: 'Mama, geh raus.' Zu sehen ist immer noch nichts...


Da!!! Nebenbei bemerkt: hier hatte sich eine Runde vorher Onkel Nick versteckt.

Lola will nicht so gerne verstecken spielen. Greta hat sie hinter dem Fädenvorhang verborgen, was sie aber gar nicht lustig findet.

Sie nimmt lieber ihr Spielzeug auseinander. Oder wartet an der Kleinkindbar auf frische Getränke.