Freitag, 1. Dezember 2017

Ein Hoch auf uns!

Denkst du auch darüber nach, wie Du dich beruflich verwirklichen kannst?

Weil Du unzufrieden bist mit Deinem derzeitigen Job?

Weil Du lange mit den Kindern zu Hause warst, und wieder anfangen möchtest zu arbeiten?

Weil Du Dir nebenberuflich etwas aufbauen möchstest was Dir Spass macht. Neben den Kindern oder einem bereits bestehenden Job?

Ich denke ständig darüber nach.

Und frage mich oft, warum es mir so schwer fällt, eine gute berufliche Vision zu entwickeln und sie dann auch noch zielstrebig umzusetzen.

Früher war ich so fix mit allem. Hab mein Studium absolviert. Habe zu Ende gebracht, was ich angefangen habe. Alles hat immer funktioniert.

Nebenher ging ich auf Reisen. Lernte fremde Länder und Sprachen kennen. Machte Party. Hatte Freunde. Und wenn ich müde war, las ich Bücher. Unmengen von Büchern, die heute noch meine Reagle füllen.

Bis ich Kinder bekam.

Ein Kind ist kein Kind, hab ich erst gesagt. Und die 3 Monate alte Greta mit ins Forschungsinstitut genommen und weiter an meinen Auswertungen für die Doktorarbeit gesessen.

Mit Lola habe ich tatsächlich mal 2.5 Jahre Pause gemacht. Und mich kurzzeitig gefragt, ob meine Aufgabe im Leben vielleicht doch eine ganz andere ist als die Wissenschaft.

Es war eine schöne Zeit. Eine wunderschöne Zeit.

Aber dann hat es mich doch wieder zurück ins Arbeitsleben gezogen. Sicher auch aus wirtschaftlicher Notwendigkeit. Aber auch aus dem Drang heraus, mich in der Welt zu beweisen. Gesehen zu werden. Anerkennung zu bekommen.

So hab ich es auch mit Pavel nur 6 Monate zu Hause ausgehalten. Dann war ich zurück an der Uni. Habe versucht, meinen 'Mann' zu stehen.

Bis ich auf dem letzten Loch pfiff und mich entscheid, eine Pause zu machen. Weil ich nicht mehr konnte. Einfach nicht mehr konnte.

Aber das hätte ich niemals zugegeben.

Die offizielle Version war, auch vor mir selbst: dass ich an einem neuen Buch arbeite. Endlich mehr Zeit haben will für das Schreiben. Dass das meine Leidenschaft ist, meine wahre. Und ich sie auch endlich zu meinem Beruf machen möchte.

Und ich war entflammt. Und schrieb wie verrückt. Immer wieder neu. Bis ich fast daran verzweifelte.

Das ist doch meine Berufung. Das ist doch, was ich wollte. Warum schaffe ich es nicht, das Buch zu beenden? Mich darauf zu fokussieren und es zielstrebig zu einem Ende zu bringen? Ich war doch früher so schnell?

Und wie soll man davon leben können?

Und ich kehrte zurück, in den vermeintlich sicheren Hafen der Universität. Von Lehre und Forschung. Zeitlich befristet, aber egal. Hauptsache eine bezahlte Beschäftigung. Die sogar Spass machte.

Nur: jetzt ist die zeitliche Frist an ihr Ende gekommen.

Ich hatte versucht, es zu verdrängen. Habe auch nicht nach anderen Wegen gesucht. Habe einfach meine Arbeit getan. Und die Familie versorgt.

Und da stehe ich.

Und was sage ich diesmal?

Ich werde an meinem Buch weiterarbeiten. Meine Leidenschaft zum Beruf machen. Diesmal wirklich.

Nur wie? Wie soll es diesmal klappen?

Was bitte soll ich anders machen?

Vielleicht ist es ja gar nicht so viel.

Vielleicht sollte ich nur meine Erwartungen ändern.

Und endlich anerkennen, dass ich mit 3 Kindern, einem davon mit Behinderung, einem Haushalt und einem Mann, der beruflich viel unterwegs ist, eigentlich schon einen Vollzeit-Job habe.

Mit einem extrem unterschiedlichen Tätigkeitsfeld. Von so "archaischen" Tätigkeiten wie Putzen, Kochen und Wäsche waschen, über Begleitdienste, Assistenzleistungen und Therapiesitzungen für die behinderte Tochter bis zu täglichen psychotherapeutischen Sitzungen, wahlweise für die pubertierende Tochter oder den ausgebrannten Mann. Planung von Finanzen, Logistik, Freizeit nicht zu vergessen. Und die permanente Rufbereitschaft. 24 Stunden am Tag!

Und das Vorhaben, mich neben einem solchen Job beruflich selbständig zu machen, ist schon ehrgeizig bis vermessen.

Kein Wunder, wenn es nicht ganz so schnell klappt.

Vielleicht sind meine bisherigen Ziele einfach unrealistisch hoch gewesen?

Ich brauche mich nicht wundern und erst recht nicht dafür schämen, dass mir manchmal die Energie fehlt. Und die Visionen nicht so aus mir herauspurzeln.

Wenn ich meine Leistung als Mutter und Hausfrau endlich vor mir selber anerkenne und wertschätze und auch die Grenzen, die mir zeitlich und energetisch gesetzt sind, dann kann ich vielleicht auch realistischere berufliche Ziele entwickeln.

Die ich auch umsetzen kann.

So dass ich zufrieden bin.

Und stolz auf mich.

Aber zuerst einmal muss ich wohl die Begrenzungen anerkennen, die mir gesetzt sind. Anstatt immer so zu tun, als gäbe es sie nicht.

Vor mir. Und auch vor den anderen!

1 Kommentar:

Aga hat gesagt…

Liebe Amelie, Du sprichst mir von der Seele. Vielen Dank für den Beitrag! Es tröstet zu wissen, dass man nicht als Einzige diese Gedanken hat. Viele Grüße, Aga