Freitag, 11. Dezember 2020

Winter sunset mit Hürden

Auf dem Fockeberg lässt sich der Sonnenuntergang gar schön geniessen. Dachte ich mir am frühen Winter-nachmittag. "Kommt, lasst uns rausgehen, Kinder", trällerte ich fröhlich, schon halb angezogen.


Doch ich hatte nicht mit Lola gerechnet. Tiefenentspannt saß sie an ihrem Schreibtisch und machte Schreibübungen. Heftete in Seelenruhe Blätter ab. "Nur noch das, Mama. Und das noch. Eine Minute noch. Ja, Mama. Gleich"... 

Als ich nach 10 Minuten zu drängeln begann, dass die Sonne doch gleich weg ist, wurde ihr Ton ruppiger. "Ne, Mama. Ich bleibe hier. Bin krank. Und müde. Und meine Bauch tut weh." 

Bestehen meinerseits führte nur noch zu weiterer Verlangsamung ihres Abheftvorgangs. Und mein aufforderndes Hinhalten ihrer Jacke ignorierte sie komplett. "Ne, Mama. Ich alleine anziehen. Du kannst gehen." Zog sich aber nicht an. 

Die Sonne ging langsam unter. Und mein Puls immer schneller. Meine Stimme wurde rauher. Die Ungeduld ließ sich kaum noch verbergen. Spätestens nach weiteren 15 Minuten stand ich so unter Druck, dass sich die Dezibelzahl meiner Stimmkraft deutlich erhöhte. Nett ist anders. 

 Totalverweigerung war das Ergebnis. Wütend hockte sie sich auf ihr Bett, schnautzte mich an, ich solle endlich aus ihrem Zimmer verschwinden und sie in Ruhe lassen.



Meine geistige Flexibilität war auf dem Tiefpunkt. Meine Entschlossenheit jedoch ungebrochen. Diesen häuslichen Nahkampf wollte ich nicht verlieren. Nicht diesen auch noch.

Wie ich die rettende Idee hatte, weiß ich nicht mehr. Ich stellte einfach "despacito" auf dem Handy an. Und mit den fetzigen Tönen und dem warmen spanischen Sound wurde sie auf einmal wieder weicher. Schaute mich an, und umarmte mich plötzlich innig. "Ja, Mama. Gut, Mama. Darf ich das Handy haben?" 

"Oh no. Pädagogische Vollkatastrophe". Aber egal. Ich wollte raus. Jetzt. Und so kriegte sie das Handy, zog sich blitzeschnell an und unter lauter spanischer Popmusik betraten wir nach rund 40 Minuten endlich die Strasse... Wirklich gewonnen hatte ich diesen Kampf nicht.

Kaum draussen, war sie nicht mehr zu bremsen. Rannte die steilsten Aufstiege zum Fockeberg hoch. Ihre Pferdeschwänze sah ich nur noch von hinten fliegen. Lachte und gluckste dabei wie ein junges Fohlen. 

Ich versuche schon lange nicht mehr, alles zu verstehen.  Aber nächste Mal, mache ich den Spaziergang lieber alleine.

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