Mittwoch, 13. Januar 2016

'Travestie für Fortgeschrittene'

Am Sonntag waren wir mit der Bande in der Galerie für zeitgenössische Kunst (GFZK). Und ganz wider Erwarten, denn wir waren vor allem aus elterlichem Eigeninteresse in die Ausstellung gegangen, waren auch die Kinder sehr angetan. Was sicher auch mit dem hohen Anteil an 'Videokunst' zu tun hatte, der - zumindest bei Pavel - noch als 'Kino' durchging - wo die Kinder an diesem Nachmittag nämlich eigentlich viel lieber hinwollten.





So schauten sie sich halt Videos von schick gekleideten Geschäftsleuten an, die sich in den 'Brühl Arkaden' - unter dem irritierten Blick der Passanten - ein Lager zum Schlafen auf dem schönen Marmorboden ausbreiteten und eine kleine Ruhepause gönnten.


Ja, was ist denn auch eigentlich normal? Und wen kümmert das heute noch? Und wer reagiert überhaupt, wenn wir nicht so angepasst sind, wie erwartet? Nicht vor allem unser eigenes Angstzentrum???



Mein Fazit. Man kann sich im Grunde ruhig mal zum Mittagsschläfchen auf dem Boden eines Einkaufszentrums ausstrecken. Es passiert - rein gar nichts. Und - es guckt auch niemand wirklich hin. Das war das Erstaunlichste.

Noch erstaunlicher, aber weniger beruhigend war die Erfahrung, dass die Menschen genauso wenig reagieren, wenn jemand einen öffentlichen epileptischen Anfall bekommt. Aber wohl traurige Normalität...

Inspiriert zu diesem Ausstellungsbesuch wurde wir von unserem Freund Diego Vivanco, der dort sein jüngstes 'Videoprojekt' 'Istanbul International Electric' ausgestellt hat.



Ein Video über seine Erfahrungen in Istanbul als Mitarbeiter einer kleinen Elektrikfirma, bei der er drei Monate lang gearbeitet hat, ohne dafür Geld zu verlangen. Denn das bekam er schon über ein Kunststipendium, was eigentlich an Kunststudenten vergeben wird, um sich einmal ohne finanziellen Druck ganz ihren künstlerischen Projekten widmen zu können.... Er nutzte es, um seine Arbeit anbieten zu können, ohne dafür Geld verlangen zu müssen. Und machte sie damit zu einer Art 'Performance'.

Ich fühlte mich zurückversetzt in meine Zeit in der Türkei. In Adana. Jahre ist es her. Wo ich ein mehrwöchiges Praktikum machte in einem 'Baumwoll Im- und Exportunternehmen'. 'Pamuk Islari', auf türkisch... Dass das vielleicht auch eine Art 'Performance' gewesen sein könnte, daran habe ich noch gar nicht gedacht. Aber vielleicht mach ich ja nochmal ein Buch daraus?

Was man als Künstler nicht alles darf...

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