Mittwoch, 23. April 2025

Inklusive Theaterferien auf der Johannishöhe


Als ich Lola neulich fragte, ob sie Lust hat auf Theaterspielen, war ihre spontane Antwort. NÖ! Kein Bock. 

Dabei macht sie in ihrem Zimmer zu Hause nichts anderes, als für sich alleine Theater zu spielen. In verteilten Rollen spielt sie alle Filme, Erlebnisse und Bücher nach. Kaum ist die Zimmertüre geschlossen. 

Aber auf der Bühne. Keine Chance. Seit Jahren weigert sie sich Theater zu spielen.

Dabei hat sie bis zum Alter von etwa 11 Jahren begeistert an allen Klassenspielen teilgenommen. Ist im Grunde eine echte 'Rampensau'.

Doch seit der Pubertät - oder vielleicht seit die Stücke in der Schule 'sprachlastiger' geworden sind, will sie nicht mehr auf der Bühne mit der Klasse mitspielen.

Da kam das Angebot auf der Johannishöhe gerade recht: eine Woche Theaterspielen, für Kinder mit und ohne Behinderung (inklusiv). 

Klar, Lola wollte natürlich nicht (siehe oben). Aber diesmal hab ich darauf bestanden! "Doch, da gehst Du einfach mal hin, ich glaub, Dir gefällt das!"

Denn gerne will ich ihre Wünsche respektieren. Aber da ihr eigener Freizeitwunsch meist darin besteht, in ihrem Zimmer Hörspiele und Musik zu hören oder Filme zu schauen, wollte ich sie doch einmal stärker aus ihrer Komfortzone rauskitzeln - hin zu neuen Erfahrungen, die sie von sich aus so gerne vermeidet.

So viel  zum Thema Selbstbestimmung :-) Es ist eine Gratwanderung....

Aber klar, als ich sie gestern nach dem ersten Tag abholte, war sie total begeistert vom gemeinsamen Theaterspielen! 

Sie hätten Monster im Wald gespielt und Waldwesen, haben sich Grimasse schneidend angeschlichen ... Mehr war zwar nicht aus ihr rauszuholen. Aber sie fand es toll! 

Und auch das restliche Angebot mit Malen, Drucken, Pflanzefarben herstellen und gemeinsam den ganzen Tag im Garten auf der Johannishöhe sein, fand sie wunderbar. Nur mit wenigen Kindern, größtenteils aus ihrer Schule, die meisten mit Förderbedarf. 

Wie froh bin ich, dass es ihr so gefällt. 


Sonne satt am Ostersonntag








 

Sonntag, 13. April 2025

Lola spielt Geigensolo beim Klassenauftritt!

Seit Jahren hat sich Lola bei fast jedem Auftritt ihrer Klasse - egal ob Theaterstück oder Chorkonzert - mit Leibeskräften gewehrt, auf die Bühne zu gehen. Saß schon während der Proben oft zusammengekauert daneben und traute sich einfach nicht auf die Bühne. Erst recht nicht beim Autritt. Was unglaublich schade war... für sie und auch für die Klasse. 

Doch beim Eurythmieabschluss ihrer Klasse letzte Woche stand sie gemeinsam mit der Klasse erstmals wieder AUF der Bühne und hat selbstbewusst und souverän mitgespielt - mit ihrer Geige. 

Foto: Birgit Thiemann
Foto: Birgit Thiemann.

Einige Monate zuvor hatte sie sich noch geweigert, in den Eurythmieunterricht zu gehen. Weil sie nicht mittanzen wollte: 'es sei zu schwer für sie'. Fieberhaft hatte der Eurythmielehrer gemeinsam mit den Klassenlehrern überlegt, wie sie Lola nur einbinden können. 

Und dann sind sie auf eine Idee von Lola eingegangen: dass sie doch Geige spielen könnte. Und von da an war sie mit Feuer und Flamme dabei!

Die letzten beiden Wochen hatte sie jeden Tag ihre Geige mit in der Schule dabei, und übte und übte ihr eines kleines Stück, das 'Andantino' aus dem Suzuki-Buch 1, das sie sich ausgewählt hatte. Auch zusammen mit der Eurythmistin aus der Schule, die sie auf dem Klavier / Cembalo begleitete. Während die anderen SchülerInnen probten. 

Und beim Abschluss hat sie dann ihr Geigenstück vollkommen souverän und selbstbewusst, in tollem Rhythmus und Musikalität vorgetragen, im wallenden blauen Seidenkleid, das sie sich selber für den Auftritt aus dem Kostümfundus der Schule ausgewählt hatte. Sie stand im Scheinwerferlicht, und stieg nach ihrem Einsatz wieder souverän die Stufen herab.

Ich freue mich so, dass die Klasse und die Lehrer einen Weg gefunden haben, sie mit ihren Fähigkeiten und ihren Wünschen einzubinden, so dass sie - wenn auch nicht tänzerisch, so doch musikalisch mitwirken konnte.

Es war aber auch ein tolles Stück, das die Klasse mit vielen eigenen Ideen und sehr frei & szenisch nach einer Theatergrundlage von 'Alice im Wunderland' entwickelt hat, mit ordentlich Popmusik und Danceeinlagen, viel Slapstick-Humor und ja, tatsächlich auch wunderbaren Eurythmieanteilen.   Eine tolle Klasse - und auch eine wunderbare Gemeinschaft, in der Lola Teil haben darf! Auch dank den wunderbaren, engagierten LehrerInnen und ihrem Schulhelfer. Danke danke danke!

Dienstag, 8. April 2025

Mädelsabend

 Lola hatte heute fünf Mädels aus ihrer Klasse zu Besuch - zum 'Mädelsabend'. Sie kamen einfach alle zusammen nach der Schule mit der Straßenbahn zu uns nach Hause, um gemeinsam zu chillen, Musik zu hören und sich die Nägel zu lackieren! 

Seit Lola ein eigenes Handy hat, ist sie auch im Klassen und Mädels-Chat ihrer Klasse. Und schreibt und postet fleissig Smileys jeder Art. Und hatte letzte Woche einfach mal gepostet, dass sie einen Mädelsabend machen möchte.

Und prompt hatten ganz viele geantwortet, dass sie Lust haben zu kommen. Und - zack waren sie heute WIRKLICH da, futterten Chips und Gummibärchen und - spielten UNO. 

Also, diese sozialen Medien scheinen nicht nur schlecht zu sein. Sondern machen auch ganz reale soziale Kontakte möglich! Wie gut, dass Lola doch so gut lesen und schreiben und dadruch diese Kanäle nutzen kann.

Ich freu mich so für sie!!! 

Es ist übrigens das allererste Mal, dass sie sich ganz alleine mit anderen verabredet hat. Und es auch prompt geklappt hat. Was für ein Erfolgserlebnis. 

Obwohl, vor zwei Wochen hatte sie sich schon mit einem anderen Mädchen aus ihrer Klasse verabredet, die dann auch vorbeikam am Nachmittag.... Und damit den Damm gebrochen hat auch für die anderen. 

Gestärkt durch diese 'Freundschaften' mit den anderen Mädchen aus ihrer Klasse, ging Lola in den letzten Wochen auch ganz selbstbewusst und gerne in die Schule. Wie ausgewechselt.

Sonntag, 6. April 2025

Selbst ist die Frau!

Während ich heute den ganzen Tag arbeiten musste, ist Lola am Vormittag alleine mit der Tram zur Schule gefahren, um dort einen Schoko-Kirsch-Kuchen beim Flohmarktstand der Werkstufe zu verkaufen! Den sie gestern SELBER zu Hause gebacken hat (mit kleiner Unterstützung). Und kam anschließend mit der Tram wieder zurück. Zufrieden und stolz. 

Am Abend ist sie alleine (nur ein kleines Stück begleitet von Pavel) zum 18. Geburtstag einer Freundin im Caracan gelaufen, einem Biergarten im Auwald. Als ich später dazu kam, um noch etwas mitzufeiern und sie abzuholen, saß sie fröhlich zwischen den ihr fast gänzlich unbekannten Partygästen und las 'Alea Aquarius'. Die Partymusik entsprach nicht ganz ihrem Tanzgeschmack... Nur bei ABBA und Helene Fischer tanzte sie wild mit!

Sie wird langsam selbständig! WOW! Und das, wo ich sie sonst am Wochenende nur mit Hilfe grosser Überredungskünste dazu bekomme, überhaupt das Haus zu verlassen. 

Heute hingegen, hatte sie ihren eigenen Plan. Und keine angestrengte Mutter hinter ihr, die sie drängt. Und ganz alleine machte sie sich auf. Weil sie es SELBER wollte

Donnerstag, 3. April 2025

Lindencafe in Leipzig

In anderthalb Jahren macht Lola ihren Schulabschluss. Und schon länger steht die Frage im Raum, was sie später mal machen will. Wo sie arbeiten will.

Sängerin! Malerin! Sind Lolas Wünsche... 

Oder vielleicht doch erstmal was 'Bodenständiges'? Ist die Idee der realistischen Mutter. 

Vielleicht ja ein inklusiver Arbeitsplatz auf dem ersten Arbeitsmarkt?

Letzte Woche kam eine Dame vom Integrationsfachdienst (IFD), die Arbeits- und Praktikumsplätze auf dem ersten Arbeitsmakt vermitteln, zur Hospitation in Lolas Klasse. Ihr Feedback: aktuell schwer vorstellbar. Nachdem Lola sich im Werkstufenunterricht verweigert hatte, eine Zitronenpresse mit ihrer Schulkameradin zu teilen. Und kurz darauf für 20 Minuten auf der Toilette verschwand.  "Das können die MitarbeiterInnen am Arbeitsplatz dort nicht leisten". 

Lola hat oft leider sehr genaue Vorstellungen! Und ihr Durchhaltevermögen ist stimmungs- und tagesformabhängig. Die Einschätzung wunderte mich nicht.

Vielleicht doch erstmal was im 'geschützeren Bereich'? Ein Arbeitsplatz, wo sie Erfahrungen haben mit Menschen mit Lernschwierigkeiten? Gute überschaubare Strukturen bieten? 

Vor zwei Jahren hat sie ein Betriebspraktikum in der Küche eines Kindergartens gemacht hat, wo Menschen mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam gearbeitet haben. In der Trägerschaft der Diakonischen Unternehmensdienste. Das lief super.

Gemeinsam mit Lola überlege ich. Sie wollte doch mal Koch werden, im Restaurant arbeiten. "Ja, Café arbeiten!", ruft Lola.

Vielleicht wäre ja das Lindencafe was? Ein sehr schönes Stadtteilcafe in Lindenau, in dem Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam arbeiten. In Trägerschaft der Diakonie. 

Tags drauf rufe ich an und frage, ob Lola dort vielleicht ein Betriebspraktikum machen könnte. 

Vorgestern kam die Zusage. Ja, sie darf! Anfang Mai wird sie also für zwei Wochen im Lindencafé ein Praktikum machen, im Bereich Café und Catering. Und sie freut sich riesig. Und ich auch. 

Denn als zukünftigen Arbeitsort könnte ich mir dieses schöne Cafe wirklich gut für sie vorstellen. Auch wenn unsere Berufsberaterin in der Schule meinte, ich solle doch lieber erstmal nach Perspektiven auf dem ersten Arbeitsmarkt schauen. Aber vielleicht gewinnt sie dort erstmal Arbeitserfahrungen. Und dann schauen wir weiter...