Laurie hat in ihrem schönen Blog 'Days with Dylan' die berechtigte Frage aufgeworfen, was denn eigentlich hinter den Sprachproblemen fast aller Menschen mit Down-Syndrom steckt. Und was man machen kann, um die Sprachentwicklung unserer Kinder zu fördern. Hervorragende Frage. Die Antwort wahrscheinlich alles andere als einfach,weil Sprache ja doch so verdammt komplex ist. Im Zweifel ist mal wieder die Langsamkeit unserer Kinder schuld, auf all den vielen Ebenen, die mit Kommunikation und Sprache zu tun haben.
Schon was das Erlernen der Grundprinzipien von Kommunikation angeht, haben sie ein Handicap. Denn sie reagieren einfach zu langsam. Die freundliche Nachbarin wendet sich schon wieder ab, wenn das erhoffte strahlende Lächeln auf ihr fröhliches 'Guddibuddi' nicht kommt. Die Mutter bittet um die Hand des Kindes beim Anziehen, keine Reaktion, na da hat sie sie schon schnell selber in die Jacke gesteckt. Und schon wieder kein Lernerfolg. Vielleicht sollten wir doch einen Moment länger Geduld haben und eine Reaktion abwarten, auf die wir dann wieder antworten können. Denn nur so entsteht echte Interaktion, die ja die Basis für Kommunikation und Sprache ist.
Ein ganz wunderbarer Erfahrungsbericht über die Bedeutung von Interaktion, gemeinsamem Spiel, Geben und Nehmen, Sich-aufeinander-Einstellen und Nachahmen für den Erwerb von Sprache bei einem Kind mit Down-Syndrom findet sich übrigens hier, auf der Homepage von James D. MacDonald. Sein Buch, 'Communicating Partners', erklärt die Idee, dass dem Spracherwerb der Aufbau von kommunikativen Fähigkeiten zugrundeliegt, auch ganz wunderbar und bringt ausführliche Beispiele aus seiner langjährigen Praxis mit autistischen und Kindern mit Down-Syndrom. Ich hatte es mir schon bestellt, als Lola noch ganz klein war und wirklich erstaunliche Erfolge damit. Wenn ich mal ganz bewusst jede noch so unwichtige Regung von Lola imitiert habe, sei es ein Gähnen, Strecken, irgendwelche Gluckerlaute, hat sie tatsächlich angefangen, viel mehr Laute zu machen, und diese damit bei mir zu provozieren, als hätte sie an diesem Spiel Spass gefunden. Dann war es manchmal zwischen uns ein richtiges Hin und her. 'Ähhh' - 'Ääääääähhhh'. 'BBBBBhhhhh' -BBBBHhhhh'. Mittlerweile sind unsere Dialoge etwa so 'dadadadada' - 'dada, dada'. Frau Sammler von der Frühförderung hat uns den Tip gegeben, ihre Lautkombinationen zu wiederholen, aber auch in die gewünschte Richtung zu verändern, also die langen Silbenketten auf eine normale Wortlänge zu verkürzen. Aber vor allem das Imitieren ihrer eigenen Laute macht ihr grössten Spass. Und wenn ich es wirklich eine Zeitlang regelmässig mache, wird es viel mehr... Warum mache ich es dann eigentlich nicht häufiger? Gleich morgen will ich mal wieder ausgiebig mit Lola 'quatschen'. Und sie mal nicht nur zutexten, 'Lola, willst du was ESSEN, was ESSEN? Hast du HUNGER?' Was soll sie da schon sagen (sie wedelt dann meist ganz wild mit den Armen und Beinen, als wolle sie gleich abheben und strahlt über das ganze Gesicht)?
Aber die angeborene Langsamkeit bedeutet nicht nur ein Problem beim normalen Erwerb der Kommunikationsfähigkeiten. Sie führt auch zu Problemen bei der akustischen Wahrnehmung und Unterscheidung von Lauten. Aber dazu morgen mehr...
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