Dienstag, 29. Mai 2012

Das wär doch gelacht... Frühes Lesen (Teil II)

Ja, also die Aussicht, dass Lola nicht sprechen lernen wird (was im Falle einer Apraxie möglich wäre), hat mich doch einigermaßen aus meinem Dornröschen-Therapie-Schlaf gerissen. Dann muss ich halt wieder ran, bei allem Vertrauen, was Lolas Neugier und Eigenantrieb angeht. Um selber und automatisch sprechen zu lernen, scheint ihr wohl irgendetwas zu fehlen. Sei es die Zweisprachigkeit, sei es irgendeine Verarbeitungsstörung, lass sie uns Apraxie nennen oder etwas anderes. Und wenn ich will, und das will ich verdammt noch mal, dass sie mal richtig sprechen lernt, muss wohl ein intensiveres und regelmäßiges Sprachtraining her. Nicht nur einmal die Woche bei der Logopädie, sondern täglich bei uns zu Hause.

Fakt ist, dass Lola bis jetzt an richtigen Worten eigentlich nur Eigennamen spricht: Mama, Papa, Lola, Greta und Oma. Ansonsten eher so Sachen wie WaWa (Hund), Ma (Katze), Bu (Buch), Pape (Puppe), Pipi (aber mit geschlossenem i), Dal (Schal), Tu (Tuch und Stuhl). Und auf diesem Stand ist sie gefühlt seit etwa 2.5 Jahren (ich übertreibe etwas...). Neu ist Mäh (Schaf), Aoa (Schokoladeneis) oder Oo (für etwas außergewöhnliches). Ja oder Nein existieren immer noch nicht in ihrem Wortschatz. Für alles weitere verwendet sie Gebärden, die sie zu 2-3 Wort-Sätzen kombiniert und mit deren Hilfe sie schon Dinge ausdrücken kann wie Angst, tot, Arzt, um nur einige Beispiele zu nennen. Dazu kann Lola eigentlich fast alle Einzellaute aussprechen, kennt und gebärdet die dazugehörigen Lautgebärden (Kieler Lautgebärden) und kann sie teilweise auf Buchstabenkarten auch erkennen.

Seit einer guten Woche hab ich nun ein spezielles Lola-Sprachtraining zu Hause begonnen. Eine Mischung aus dem, was die Logopädin  macht, was ich vor etwa 2 Jahren über Frühes Lesen gelernt habe und was mir und Lola gerade Spaß macht. Und das sieht so aus:

Ich habe 8 Worte ausgesucht, die wir uns nun jeden Tag vorknöpfen. Die ich jetzt so lange zu Hause mit ihr übe, bis sie sie sprechen kann. Und das wären gerade Ball, Auto, Teller, Buch, rot, Kuh, Baum und Eis. Wir nehmen erstmal 4 Guk-Wortkarten und lesen sie gemeinsam, unterstützt durch Lautgebärden. Lola imitiert die Laut-Gebärden super, und die Laute auch immer besser. Dann zeig ich ihr die passenden vier Bildkarten dazu und sie muss sie den Wortkarten zuordnen. Meist erinnert sie sich super an die richtigen Wortkarten und legt sie richtig drauf, wahrscheinlich aber eher wie beim Memory, als dass sie die Worte wirklich erkennt. Aber manche erkennt sie langsam auch von sich aus. Eigentlich müsste man ja Wortkarten den Wortkarten zuordnen, aber dass findet Lola so langweilig, dass sie meist viel zu schnell die Lust verliert. Drum machen wir es grad so.

Wenn sie alle 8 Wortkarten auf diese Art und Weise "gelesen" und die Bildkarten zugeordnet hat, nehmen wir die Bildkarten und legen sie alle verkehrt herum auf den Tisch. Und überlegen uns eine Karte, die wir gemeinsam "rufen". Ich frag Lola, "welche Karten wollen wir suchen?" Lola sagt oder gebärdet dann eine der 8 Karten (meistens allerdings immer nur Ball oder Auto) und wir rufen ganz laut: "BALL, WO bist du?" Und weil das laute rufen so aufregend ist, macht sie ziemlich gut mit. Dann darf jeder abwechselnd eine Karte umdrehen und wer die gesuchte Karte findet, darf sie behalten und die nächste Karte ausdenken, die wir rufen wollen. Usw. bis wir alle 8 Karten gefunden haben.Klappt super und sie macht jeden Tag echt hervorragend mit (wovon in den letzten zwei  Jahren bei solchen Spielen leider keine Rede sein konnte...).

Nach sechs Tagen "Training" sagt sie mittlerweile perfekt BALL, TELLA (ein bisschen verschlossen noch), TO (für Auto, vorher war es nur Brm),  BA und dann gebärdetes M (für Baum) und CH-BU (für Buch, leider verkehrt herum), Muh (für Kuh, wobei sie das K gebärdet), rot und Eis gebärdet sie nach wie vor komplett.

Also nach nur sechs Tagen hat sie auszusprechen gelernt: Ball und Teller!!!!  Und sie verwendet die Worte auch an allen möglichen richtigen Stellen im Alltag. Und vor einer Woche hat sie eigentlich nur Gebärden dafür verwendet. Wahnsinn!!! Ihr wisst gar nicht, wie schön es ist, sie endlich diese Worte sprechen zu hören! Und das bei nur 15 Minuten am Tag. Warum hab ich das nicht schon längst einfach konsequent durch gezogen? Naja, besser spät als nie... Hoffen wir, dass ich es durchhalte.

1 Kommentar:

Elisabeth J.-S. hat gesagt…

Ich wünsch Euch viel Erfolg, es hört sich ja schon gut an
liebe Grüsse
Elisabeth