Freitag, 31. August 2012

Große Schwester Greta



Vor allem Greta ist begeisterte große Schwester. Allerdings zeigt sie ein Engagement und ein Verantwortungsbewusstsein für ihren kleinen Bruder, das mich fast ein wenig erschreckt. Sie kümmert sich die ganze Zeit darum, dass Pavel zufrieden und glücklich ist. Sitzt stundenlang neben ihm und spielt mit ihm. Sagt mir, wann er gekackert hat und dass ich ihn doch wickeln soll. Wenn er weint, trägt sie ihn durch die Gegend. Sie ist im Sommerurlaub "zur Mutter mutiert". Was zwar äußerst praktisch ist für mich, aber doch etwas seltsam....

Heute ist mir zum ersten Mal aufgefallen, wie sehr sie auch auf Lola achtet. Auf der Straße guckte sie ständig, dass Lola nicht weg lief. Rief ihr laut hinterher, holte sie zurück. Schien sich rundum verantwortlich zu fühlen... War das vorher auch schon so? 


Oft bitte ich sie darum, auf Lola zu achten, wenn beide alleine zusammen in den Garten gehen. Und das macht sie auch - mehr oder weniger. Aber meist dann doch eher ihr eigenes Ding. Und Lola ihres... Und im Kindergarten sind beide Mädels in unterschiedlichen Gruppen, eben um zu vermeiden, dass sich Greta verantwortlich fühlt. ...  Doch wer weiß, wie sie in Spanien eingebunden war? 


Letztes Jahr war ich bei einem "Geschwisterseminar" der Lebenshilfe Leipzig, geleitet durch Marlies Winkelheide. Und später bei einer Lesung von Ilse Achilles, zum selben Thema. Bei beiden Veranstaltungen ging es um die "Geschwister behinderter Kinder", um ihre Rolle in der Familie. Und eben um die große Verantwortung, die sie sehr früh schon tragen müssen. 


Darauf, wie viel der familiären Last auf ihnen liegt, wie früh sie Rücksicht nehmen lernen, ihre eigenen Bedürfnisse zurückstellen und sich eher um die des "behinderten Geschwisterkindes" kümmern. Wie früh sie "erwachsen" werden.... 

Das kann für das einzelne Kind sehr gut sein. Denn es macht es sehr früh zu einem verantwortungsbewussten Menschen, schult die sozialen Fähigkeiten, Empathie und Zuverlässigkeit. Und doch besteht oft die Gefahr, dass die Kinder überlastet werden. 


Gebe ich Greta unbewusst vielleicht doch zu viel Verantwortung? Zu viel für ein gerade mal sechsjähriges Mädchen. Oder ist ihr liebevolles, mütterliches Engagement normal für eine stolze große Schwester in ihrem Alter? 

Donnerstag, 30. August 2012

Wiedervereint


Und da sind sie wieder, meine beiden Ladies. Braungebrannt und fröhlich zurück aus dem Sommerurlaub in Spanien. Strahlend sind sie mir am Bahnhof in die Arme gefallen. Greta zumindest. Lola hat sich zuerst auf Pavel gestürzt. Und dann erst auf mich...


Zuckersüß alles beide. Und begeisterte große Schwestern ...



Dienstag, 28. August 2012

neu-erfinde-mich...


Jede Geburt, jedes neue Kind in meinem Leben, bedeutet ein stück weit, mich neu zu erfinden. Einen neuen Weg einschlagen. Wieder kommt alles in Bewegung und ich muss oder will (?) mich neu ausrichten.


Dieses neue kleine Leben kennen lernen. Ihm einen Platz geben - in meinem Leben - in unserem Leben.


Die größte Veränderung bisher war die nach Lolas Geburt. Mehr als vier Jahre ist das nun schon her. Danach war zunächst ALLES anders. Wirklich! Ich hätte es damals niemals zugegeben, aber es war und ist so.



Ihre Besonderheit in so vieler Hinsicht ist zum Zentrum meines Lebens geworden. Zunächst sie so annehmen zu lernen wie sie ist. Dann eine Zeitlang, sie so gut es eben geht zu fördern. Um irgendwann zu merken, dass sie immer besonders ist und es auch bleiben wird, egal wie viel ich sie fördere und an ihr ziehe und zerre. Dass "Lola eben Lola ist".


Und ich lernte, sie so anzunehmen und zu lieben wie sie ist. Genau so. Ihrem eigenen Weg zu vertrauen. Und förderte und therapierte immer weniger. Ließ sie einfach über Bäume klettern, mit den anderen Kindern spielen, Blöcke weise Papier voll malen...


Selbst wenn sie nicht so gut sprechen lernen sollte, nicht so flüssig sich bewegen wie andere Kinder, nicht so schnelle Fortschritte machte. Selbst wenn sie mal keinen Schulabschluss machen würde, keinen Beruf auf dem ersten Arbeitsmarkt finden sollte, wichtig ist doch, dass sie glücklich wird. Selbstbewusst und selbstbestimmt leben kann. Eine Liebe finden wird für ihr Leben. Und das wird sie, so unglaublich charmant und witzig wie sie ist... Ihren Leidenschaften nachgehen kann. Ach, was weiß ich.


Es war und ist ein langer Weg, darin so gelassen zu sein.... Sicher hat mir die Arbeit bei der Lebenshilfe Leipzig dabei geholfen. Zwei Jahre habe ich dort die Öffentlichkeitsarbeit gemacht für den Verein. Veranstaltungen mit und für Menschen mit geistiger Behinderung organisiert und für ihre Eltern. Habe erwachsene Menschen mit Down-Syndrom kennen gelernt. Wie sie wohnen, wie sie arbeiten, worüber sie nachdenken, was sie bewegt, was sie sich wünschen...


Lolas Leben als Erwachsene kann ich mir nun klarer vorstellen, es hat seinen Schrecken verloren. Obwohl vieles mich zuerst erschreckt hat, oder zumindest gewundert, was ich kennen gelernt habe. Aber ich habe mich daran gewöhnt. Und darin das Schöne, Besondere kennen gelernt. Vieles wird sich hoffentlich auch noch ändern in den nächsten Jahren. Hoffentlich werden die Assistenzleistungen flexibler - und mehr Arbeitsplätze in "integrativen Unternehmen" geschaffen. Hoffentlich gehören Menschen mit Behinderungen bald viel selbstverständlicher zur Gesellschaft, in die Schule, zum Stadtbild. Werden ernst genommen und um ihre Meinung gefragt... und so viel mehr.



Und mit all diesen Gedanken und der zunehmenden Gelassenheit wandte sich mein Leben wieder anderen "lebenswichtigen" Fragen zu. Der nach einem Beruf und nach MEINEM Glück, der Liebe und allem was dazu gehört. Lola und ihr besonderer Weg gerieten in den Hintergrund, dieser Blog schlief fast ein. Mein Leben wurde wieder Privatsache.


Und seit ein paar Monaten? Schreibe ich wieder, zeige Bilder von unserem, meinem Leben. Neu vieles. Wunderschön. Aber ganz viel Leben auch ohne sie. Warum eigentlich schreibe ich plötzlich wieder mehr? Vielleicht ganz einfach, weil ich durch die Elternzeit wieder Zeit dafür habe. Ja, vielleicht ist es so banal. Und weil ich Lust habe, von unserem Leben zu erzählen.


So dass der Blog mehr zu meinem Blog geworden ist, als zu Lolas. Und doch hat alles irgendwie mit ihr zu tun.... Denn sie, sie hat mich so vieles gelehrt. Dass es das wichtigste ist, sich und die eigenen Bedürfnisse ernst zu nehmen. Seine eigene Wahrheit zu leben. Im Moment zu sein. Dankbar zu sein. Mich selbst so zu lieben wie ich bin. Und so vieles mehr, was aufzuschreiben ... viel zu viel wäre. Aber sich lohnen würde.


Ich bin ihr dankbar, so dankbar. Und freue mich unsäglich darauf, sie übermorgen endlich wieder sehen zu können. Nach einem Monat Spanien... den sie zusammen mit Greta und dem Papa Ricardo dort bei den Großeltern verbracht haben. Ein langer langer Monat.

Drum werdet ihr hier sicher bald lustige neue Geschichten von den beiden lesen...


Und sicher auch davon, wie ich mich nun mit allen dreien zusammen neu erfinde, um zum Ausgangsthema dieses Posts zurückzukehren. Aber aufgrund akuter Stilldemenz ist es mir nicht möglich, bei einem Thema allein zu bleiben. Das hab ich gleich nach Beginn des Schreibens schon wieder vergessen, so einfach ist das.

Und Schluss!

Freitag, 24. August 2012

On the sunny side...


Eine wunderschöne Woche Ostsee liegt hinter uns... 


Am Strand...

Abhängen auf der Terrasse... Bei Kaffee und Lektüre.


Unterm Reetdach...



Mit diesen beiden Männern...


Und Pavel zum ersten Mal im Gras...



Auf dem Holm in Born.


Wie es weht. Da kommt man auf andere Gedanken...




  
Schön...

Vater und Sohn





Montag, 13. August 2012

Lazy sunday





Donnerstag, 9. August 2012

Das Wunder vom Katharinenhof

Die Farbfilmer - die beiden Filmemacher, die damals den Beitrag über Lola in der Sendung selbstbestimmt im MDR gemacht haben - haben einen neuen Film gedreht. Er hatte wohl ganz fantastische Zuschauerzahlen und viele tolle Reaktionen. Ein paar Tage lang wird er noch in der mediathek des MDR zu sehen sein.

http://www.mdr.de/mediathek/
fernsehen/a-z/selbstbestimmt100_letter-S_zc-f56637ad_zs-dea15b49.html

Ich werde ihn mir jetzt gleich auch anschauen...

Das Wunder vom Katharinenhof:

Die berührende Geschichte geistig behinderter Kinder, die in der DDR als „lernunfähig“ galten. Im Katharinenhof in der sächsischen Oberlausitz versuchten mutige Pfleger und Ärzte das Unmögliche. Sie glauben an die Kinder, führen bessere Wohnbedingungen und Förderunterricht ein. Der Erfolg überrascht alle und spricht sich in der DDR wie ein Lauffeuer herum...Die Doku zeigt noch nie veröffentlichte Filmaufnahmen aus den 70er und 80er Jahren, die wir auf dem Dachboden des Katharinenhofs gefunden haben.



Mittwoch, 8. August 2012

Der Ablauf der Tage


Es ist wieder Babyzeit. Zum dritten Mal in meinem Leben. Wieder muss ich meine Tage auf so ein kleines Menschlein ausrichten. Auf seinen Schlaf- und Wachrhythmus, der mir die Nächte und Tage zerstückelt. Muss einen Rhythmus schaffen für ihn und für mich, wo er sich wohl und geborgen fühlt und all seine Bedürfnisse befriedigt werden, auch ich aber wieder mehr Freiräume gewinne.

Man könnte ja glauben, beim dritten Kind hätte man den Bogen raus... Aber weit gefehlt. Wie das mit der Geburt läuft, das wusste ich diesmal ziemlich gut. Hatte mich auch bestens im Geburtsvorbereitungskurs und einigen Büchern über natürliche Geburt darauf vorbereitet. Und zusammen mit den Erfahrungen aus Gretas und Lolas Geburten, die alle beide sehr schön waren, ist es auch diesmal ein umwerfendes, ganz und gar erhebendes Ereignis gewesen.

Aber so gut wie ich mich direkt nach der Geburt fühlte, so zermatscht fühle ich mich in den letzten Wochen. Da muss mir noch jemand die richtigen Tricks verraten. Nachts alle 1 bis zwei Stunden Schnuller spielen, laugt ganz schön aus.... Und knabbert nicht nur am Aussehen, sondern auch am Verstand.

Hab zum Beispiel seit Tagen überall nach Gretas Fahrrad gefahndet, was ich vor den Ferien unangeschlossen im Kindergarten hatte stehen lassen. Dachte ich zumindest. Gestern abend hab ich es dann im Kofferraum meines Autos entdeckt. Ich kann mich nicht daran erinnern, wie es da rein gekommen ist....


Ja, die ersten beiden Wochen mit so einem neuen Menschlein sind ein Traum. Da steht die Welt still. Das Leben spielt sich in drei Räumen ab und man wird nicht müde, diesen kleinen Wurm anzuschauen. Zu halten, zu kuscheln, zu nähren. Tags und nachts über ihn zu wachen. 

Aber irgendwann kehrt der Alltag ein, oder versucht es. Die Welt öffnet sich. Und damit alle Anforderungen des Lebens. Und ich versuche, allem wieder gerecht zu werden. Alle Aufgaben zu meistern und den kleinen 24-Stunden-am-Tag-Esser-und-Kuschler auch noch darin unterzubringen. Und noch ein bisschen Zeit für mich zu haben.

Wenn er doch einfach mal tagsüber 2 Stunden in seinem Bett schlafen würde und nicht nur im Kinderwagen. Das gute daran: ich bin lange nicht mehr so viel zu Fuß durch Straßen, Parks und Wälder marschiert. Auto bin ich schon ewig nicht mehr gefahren.

Das tolle: seit einigen Tagen liegt er sogar manchmal 20 Minuten auf seiner Decke, guckt in die Gegend und lutscht an seinen Händen. Ohne dass ich ihn stillen, tragen oder schuckeln muss. Allerdings nur, wenn er pappsatt, frisch gewickelt und ausgeschlafen ist. Wehe, wenn einer der drei Faktoren nicht erfüllt ist.... 

Und noch toller: er schläft nun zuverlässig abends gegen 21 Uhr ein. Und wacht erst gegen 1 bzw. 2 Uhr wieder auf. Ein paar Stunden abends für mich ganz allein. Welch ein Segen!

Außer jetzt gerade. Da hör ich ihn in seinem Bettchen krähen, kurz vor Mitternacht heute schon. Vielleicht Zeit für mich, ins Bett zu gehen? Und damit endet dieser Post. Euch allen eine gute Nacht!

Dienstag, 7. August 2012

Erstes Bad


Pavel hat heute sein erstes ausgedehntes Bad genommen. Und es sichtlich genossen, der kleine Krebs...

Montag, 6. August 2012

Im schwarzen Wald...


Seit 10 Tagen sind die Mädels nun schon wieder in Spanien, zusammen mit ihrem Papa, Ricardo. Ihr alljährlicher Spanien-Heimat-Urlaub. Und ich war gemeinsam mit meiner Mutter und Pavel für ein paar Tage im Schwarzwald, im Bärental. Wo wir als Kinder so ziemlich alle unsere Familienurlaube verbracht haben. Lang, lang ist's her.


Hier meine Mutter auf dem Weg zum Feldsee. Mit unserem neu erstandenen Kindertransporter, alias Fahrradanhänger. Den ich nach langem Abwägen (wegen Kosten und so) nun doch erstanden habe. Ein Doppelsitzer, für Pavel und Lola, die zwar mittlerweile sehr gut läuft, aber auf längeren Strecken doch öfter schlapp macht. Und auch ohne Lola hat sich dieser Wagen in den letzten  Tagen mehr als bewährt, denn er lässt sich super leicht fahren, auch bergauf und auf steinigen Strecken...


Hier ist er, der schöne Feldsee und das urzeitliche Grün in den Wäldern drum herum. Mystisch schön, ich könnte mich immer wieder darin verlieren...


Und am Abend dann ein leichtes Mahl mit der Mama in der Sonne, bei einem klitzekleinen Gläschen Wein. Was für ein Leben....


Mit Blick auf den Feldberg... 


Und der kleine Pavel? Hat die Reise super mitgemacht. Fast immer nur geschlafen, getrunken oder mit seinen Knopfaugen neugierig in die Welt geschaut. Was für ein ruhiger, ausgeglichener kleiner Mensch er doch ist... Von mir kann er das nicht haben....