Donnerstag, 28. Juli 2022

Auf Rügen...

Tortenglück...

Kunsthalle in Rostock...




Kanone laden...


Mit dem rasenden Roland...






Im Göhrener Sand die Füße vergraben... 





Donnerstag, 21. Juli 2022

Ich glaub ich hab Heimweh...

 Ja, manchmal packt es mich doch. Das Heimweh. Die Sehnsucht nach dem Rheinland. Dem Westen. 

Auch wenn ich da gar nicht geboren bin. Sondern erst mit 11 Jahren nach Wuppertal kam. Und das natürlich das Bergische Land ist und gar nicht das Rheinland. 

Aber doch bin ich dort jung gewesen, hab die ersten Parties gefeiert, hab im Theater ganz oben auf dem Rang gesessen und 'Cafe Müller' von Pina Bausch geschaut. Während sie hinter uns stand und rauchte. Wir haben im Cafe Ada getanzt und uns im Köhlerliesel von irgendwelchen fremden Jungs Tequilas ausgeben lassen. Ich hab Nachts bei Franziska 'Imagine' von den Beatles auf dem Klavier gespielt, während alle anderen mitgrölten, und dann kann ich mich erst wieder erinnern, als wir irgendwo draussen im Graben lagen... 

Ja, vielleicht ist es das Heimweh nach der Jugend. Nach diesem Zustand, wenn das ganze Leben wie ein offenes Buch vor einem liegt, und alles ist möglich. So weit offen, dass man sich Zeit lassen kann, man will es auskosten... Seite für Seite. 

Und dann? Dann werden die Seiten irgendwann weniger, und nun bin ich schon ein Stück über die MItte hinaus. Die ersten zwei drei Krisen hat die Heldin (=ich) schon hinter sich gebracht, und der Leser (=auch ich), also die Leserin, hat mitgefiebert, wie sie sich da raus windet. Und klar, sie hats irgendwie hingekriegt, sonst würde die Geschichte ja nicht weiter gehen... Und es gibt bestimmt auch ein Happy-End am Ende, hoffe ich. Obwohl, es ja irgendwann ganz sicher mit dem Tode enden wird. Aber gut, soweit sind wir noch nicht... Also ich. 

Jedenfalls bin ich nicht mehr jung. Aber auch noch nicht alt. Und irgendwie ist das so ein seltsamer Zwischenzustand. Ja, das bezeichnet man wohl geläufigerweise als "Midliefe-crisis", früher zumindest. Aber solche Begriffe helfen bekanntlich nur wenig. 

Das seltsam leere Gefühl bleibt. Auch wenn ich das vielleicht immer schon hatte, und es immer anders bezeichnet und eingeordnet habe.  Jetzt und heute nenne ich es: Sehnsucht. Nach der Jugend, nach der Heimat, nach diesem Reich, das verloren zu sein scheint, an so vielen Tagen. Denn in der Zeit können wir nicht zurück, "Das wird der Menschheit nicht gelingen", erklärte mir Pavel, mein jüngster Sohn neulich.

Doch stopp: wie ich schon gestern schrieb, zum Glück bleibt eins, die Musik. Und die, die bringt mich sofort wieder zurück. In dieses Lebensgefühl, in diesen Raum der Möglichkeiten, an den Anfang des Buches. 

Und besonders gut gelang dies am letzten Sonntag. Als wir um 1 Uhr nachts beim Moorbauern tanzten und sangen, besser grölten, zu dieser Musik, die alles zusammenfasst."Tommi" von AnnenMayKantereit.


Mittwoch, 20. Juli 2022

Was für eine reiche Woche!

Endlich sind Sommerferien. Doch welch eine reiche, auch abschiedsreiche letzte Schulwoche liegt hinter uns, durch die wir wahrlich hindurchgeschwebt sind... 

 

Lola hatte ihr Abschlussfest von der Klassenlehrerzeit auf der Waldorfschule. Und hat ihre beiden Klassenlehrer aus der 8 - jährigen Unterstufe gemeinsam mit ihrer Klasse bei einem sehr bewegenden Fest verabschiedet. Ich durfte ein wenig bei der Gestaltung der Abschiedslieder an der Gitarre mitwirken - und musste beim Üben der Stücke zu Hause ganz furchtbar weinen. Die Musik war einfach zu bewegend, auch im Denken an die vollen reichen Jahre mit den beiden Lehrern, die so engagiert Lola und ihre Klasse begeleitet haben. Wieder ein kleiner Abschnitt, der zu Ende geht. Lola hingegen vergoss keine Träne. Sie freut sich einfach auf die Oberstufe, gemeinsam mit ihrer Klasse. Und schaut neugierig in die Zukunft! 

Am Freitag war Pavel dann zum letzten Mal in seiner Grundschule. Ja, wahrlich. Aus dem kleinen Prinz Pavel ist schon ein Gymnasiast geworden. Ich kann es kaum fassen, dass auch diese Zeit schon zu Ende sein soll. Sehe ich ihn doch wie gestern noch auf dem Schulhof mit seiner Fussball-Schultüte stehen, mit Zahnlücke und voller neugieriger Fragen. Die hat er immer noch, und sie werden ihm wohl hoffentlich auch an der neuen Schule beantwortet werden, auf die er sich schon sehr freut. Auch er wollte noch nicht mal ein Abschiedsbild von der Grundschule, während mit das Herz schwer wurde. 

Auch bei Greta ging die Zeit in ihrer Klasse zu Ende. Kommt sie nun schon in die Oberstufe, 11. Klasse! Nur noch zwei Jahre bis zum Abitur... Doch keine Zeit war am Nachmittag für grosse Emotionen. Denn am Abend ging es mit allen zum Kunstkraftwerk, wo Greta an der Geige bei 'König Artus' mitspielte, einer Produktion des Kinder- und Jugendchores der Oper Leipzig und der Jugendmusiziergruppe 'Praetorius', wo sie seit einigen Jahren mitspielt. Es war eine bewegende Inszenierung der jungen Leute im Kunstkraftwerk, wo ich endlich in Ruhe und hinter den Haaren versteckt mich meiner inneren Bewegtheit hingeben konnte. Berührt von den wunderbaren Tönen des Orchesters und dem bewegenden Gesang, der so viel trägt in sich, das sich den Worten entzieht. Zumindest meinen. Was wäre wir ohne die Musik!?

Und - immer noch nicht genug der Festlichkeiten - ging es am Samstag früh hoch nach Mecklenburg zum Moorbauern, wo Maxim seinen ersten Solo-Abend am Klavier gab. Nach Jahren im Duo 'Weltkritik' hat er endlich den Mut gefunden, ein eigenes Liederprogramm zu entwickeln und sogar aufzuführen. "Fast furios". Denn seine Lieder sind einfach zu schön... Auch und vielleicht gerade, weil er darin doch viel des wilden Alltagslebens und der alltäglichen Dramen einfliessen lässt und künstlerisch verwandelt. Zum Glück weiß der unbedarfte Zuschauer nicht so genau, wo die Grenze zwischen Wahrheit und Dichtung ist.... Es war ein ebenso toller Abend, zum totlachen, aber auch sehr berührend. Sobald er damit auf Tour geht, sag ich bescheid! 

Nun sind wir wieder in Leipzig, geniessen die sommerliche Hitze, fast wie in Italien. Lola ist überglücklich, dass ihr Papa Ricardo aus Italien zu Besuch ist und freuen uns über die Sommerferien! 

Und ich wünsche auch Euch einen erholsamen Sommer, wo auch immer ihr ihn verbringt. Und viele kleine und grosse Momente der Freude, der Musik, der Natur.

Dienstag, 5. Juli 2022

Solo an der Geige!

Morgen Nachmittag hat Lola einen kleinen Geigenauftritt in ihrer Musikschule. Ganz aufgeregt ist sie heute ins Bett gegangen, nachdem sie am Nachmittag noch ganz fleissig geübt hat. 

Seit ihrem sechsten Lebensjahr spielt sie nun schon Geige nach der Suzukimethode. Genau wie ihre ältere Schwester Greta. Und war von Beginn an begeistert dabei. Auch wenn ihre Fortschritte wirklich minimal waren über viele Jahre hinweg...

Zwei Jahre lang spielte sie das A und E-Seiten Liedchen, also auf leeren Seiten. Lernte verschiedene Rhythmen. Aber an das Spielen mit Fingern war lange nicht zu denken... 

Erst im dritten Jahr kamen dann langsam die Finger dazu. Und sie brauchte weitere drei Jahre, um 'Leuchte Leuchte kleiner Stern' zu lernen, den Klassiker der Suzukianfänger. Mit allen verschiedenen Rhythmen. 

Erst mit 11 Jahren begann sie, erste Kinderlieder zu spielen, 'Hänschen Klein', 'Alle Vögel' und 'Fuchs du hast die Gans gestohlen'.  Was sie im letzten Sommer, also mit dreizehn Jahren, dann so richtig gut und rund spielen konnte, gemeinsam mit den anderen Kindern. Beim Sommerkonzert. 

Wobei das vor allem der Tatsache zu verdanken war, dass ihre Geigenlehrerin Iokine begann, ihr die Noten der Lieder anders zu notieren. Indem sie statt der Noten die Finger aufschrieb, die sie benutzen sollte, und die Saiten mit unterschiedlichen Farben markierte. Das brachte den entscheidenden Durchbruch, denn nun konnte sie endlich vom Blatt spielen, und hatte eine visuelle Unterstützung beim Spielen, weil sie sich die Lieder weder über die Finger noch über das Gehör so gut merken konnte. Da ihr auditives Gedächtnis extrem schlecht ist. 

Und im letzten Jahr hat sie dann - während der Corona-Homeschooling-Zeit - plötzlich das Geigen für sich alleine entdeckt. Wahrscheinlich aus purer Langeweile :-( 

Sie nahm sich die extra für sie gemalten Notenblätter und spielte die Lieder ganz alleine. Oft stundenlang. Bis sie sie immer besser konnte. Zwar nicht auswendig, aber vom Blatt. Und mit einem wunderschönen Klang! (Naja, manchmal auch ein bisschen schief, aber wirklich schön und kraftvoll)

Und im letzten Jahr rauschte sie quasi durch das Notenheft. Spielte erst das Allegro (Blitzlied),  dann Perpetual Motion, Andantino, die Etude und nun sogar das 1. Menuett von Bach! 

Alles flüssig vom Blatt, natürlich nicht immer perfekt und gerade, auch der Rhythmus schwankt, aber sie hat einen wunderbar kräftigen Strich, viel Ausdruck und sie übt! Ganz alleine in ihrem Zimmer, manchmal bis zu einer dreiviertel Stunde am Stück! 

Und so spielt sie nun morgen beim Konzert "Perpetual motion", das sie als erste Stück sogar auswendig spielt, und das 1. Menuett von Bach! Und ich bin so gespannt auf den morgigen Tag. Und werde natürlich versuchen, Fotos zu machen und vielleicht sogar ein kleines Video. 

Ich freue mich so für sie und für ihr enormes Durchhaltevermögen. 

Das Ganze ist überhaupt nur so möglich, weil sie den Gruppenunterricht altersübergreifend machen. So dass sie eben seit Jahren mit immer jüngeren Kindern zusammen spielt, die dann zwar recht schnell in eine neue höhere Gruppe kommen, während sie bleibt. Aber in der Gruppe gehört sie zu Anfang des Jahres immer zu den Besten, was ihr enormes Selbstbewusstsein gibt. Und wie alt die anderen Kinder sind, ist ihr zum Glück herzlich egal. 

Beim Geigenunterricht erleben wir seit Jahren eine Form von Inklusion, die wirklich funktioniert. Die allerdings nirgends drauf steht. Die aber der wunderbaren Iokine, ihrer Geigenlehrerin, zu verdanken ist. Die sie ernst nimmt, fordert, nicht auf ihre Ablenkungsversuche eingeht. Und begeistert ist über jeden Fortschritt, so dass sie immer wieder über sich hinauswächst. 

Interessanterweise hat Iokine einen Cousin mit Down-Syndrom, ist damit also aufgewachsen. Und sie kommt aus Spanien, wo die Menschen ohnehin viel weniger Berührungsängste und Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen zu haben scheinen. Ein echter Glücksfall für Lola!