Sonntag, 23. April 2023

Fragen an das Leben

Gestern ein Gefühl der Leichtigkeit. Der Frühling, die wärmende Aprilsonne. Frische Luft, um und in mir. 

Heute Schwere. Der Kopf, der ins Dunkle zieht. Ins Gestern. In den Vergleich mit den anderen. Mit der gestrigen Leichtigkeit. Jeder Schritt voller Gedanken an das 'wie könnte ich besser? warum habe ich nicht? Wieso nur?" Eine Frage an das Leben. 

Dabei ist das Leben, der Schritt auf dem staubigen Kopfsteinpflaster, das vor 120 Jahren hier schon gelegt wurde, über das so viele Menschen schon gelaufen sind, doch die einzige Antwort. "Ein Schritt, ein Besenstrich, noch ein Schritt." Wie Beppo der Strassenkehrer gesagt hat. 

Doch ich suche nach der Antwort. Dem Plan. Dem Wissen, wie weiter. Verliere das Vertrauen in den Moment. Falle raus aus dem Strom, der doch einfach nur fliesst. 

Wieso ist alles so leicht, an manchen Tagen? An anderen so schwer? 

Hör auf, Dir diese Fragen zu stellen. Das Leben ist die Antwort. 

In der Quantenzeit ist alles möglich. Gleichzeitig sind wir die von heute. Und die von morgen. Den inneren Bildern vertrauen. In sie hineinatmen. 


Samstag, 22. April 2023

Frische Luft reinlassen

 

Und plötzlich ist der Frühling da! 

Die Hinterhöfe sind voller Menschen, die Gartenstühle abwischen, neue Erde in Kübel füllen, die Hollywoodschaukel entstauben. Kinderlachen, Tische werden nach draussen getragen und Bänke. Nachbarn, die eng beisammensitzen, und bald zieht Würstchengeruch durch die Höfe. 

Auch ich mache den Balkon sauber, pflanze neue Kräuter in die Balkonkästen, schneide die vertrockneten Pflanzenreste vom letzten Jahr zurück. Fege die alten Blätter vom Boden, wische den Tisch ab. Setze mich in die Abendsonne und: genieße das Lebensgefühl! 

Und obwohl ich auch am liebsten raus rennen würde, um mich an einen der Tische dazuzusetzen, mache ich die Wohnung sauber. Öffne weit alle Fenster, und lasse die frische Luft durch die Räume ziehen, wische alle Flächen mit frischem Orangenduft, sogar die Bilderrahmen. Lasse den Frühling in die Wohnung, das Neue. Das Unbekannte auch, heiße ich wilkommen. 

Zum Abendessen koche ich den ersten Spargel des Jahres! Einfach, mit zerlassener Butter. Wie früher bei uns zu Hause. 

Spät abends, als die Kinder schon lange schlafen, trete ich auf die Strasse. Gehe in eine Musikbar um die Ecke. Um ein paar Skizzen in meinem neuen Sketchbook zu machen - von den nächtlichen Gästen, der Bar und dem Leben der Nacht. Zufällig treffe ich ein paar spanische bzw. argentinische Freunde, die schon ganz beseelt sind von der Nacht, und wohl auch dem Bier. Tauche ein in ein altes Lebensgefühl. Lachen, trinken, sich vergessen - in der Nacht und der Musik. 

Wie ich den Frühling liebe!





Montag, 17. April 2023

Irgendwo im Nirgendwo

Die Woche vor Ostern packt mich das Reisefieber. Doch wohin fahren zwischen dem Osterfest bei Oma Claudia in Wuppertal und dem 90. Geburtstag von Oma Lotte in Eisenach am folgenden Samstag? Kurztrip nach Griechenland? Ausflug nach Paris? Zu weit und zu teuer. 

Ich gebe bei AirBnB als Reiseziel "Hessen" ein. Irgendwo zwischen Wuppertal und Eisenach. Dazu noch mein Geburtsland, auch wenn ich da nicht mehr als 3 Jahre gelebt habe. Unter den Angeboten wähle ich ein hübsches Häuschen aus, mit Dielenboden und eigenem Gärtchen, preiswert. In Schwalmtal bei Alsfeld. "Irgendwo im Nirgendwo". 

Ein kleines Fachwerkhäuschen, gekauft von zwei jungen Leuten, die es zusammen  mit ihren Freunden liebvoll saniert haben (um dann doch in Kassel wohnen zu bleiben). Mitten in einem kleinen Kuhdorf mit einem Demeter-Biobauernhof, wo wir uns im Hofladen selber bedienen und mit einem Taschenrechner zusammenrechnen, was wir bezahlen müssen. Und es in die verschlossene Kasse des Vertrauens stecken. Während alle Waren frei verfügbar da stehen. Die Kinder staunen, wie ehrlich ich alles zusammen rechne - und zahle. 

Beim Spaziergang erwischt uns ein heftiger Hagelschauer. Wir verstecken uns in zwei Wasserrohren aus Beton, die am Strassenrand liegen, eng zusammengekrümmt. Als wir nach Ende des Wolkenbruchs, oben trocken, aber mit nassem Hintern, die Strasse entlanggehen, hält ein Laster auf der engen Landstrasse extra für uns, der Fahrer steigt aus und lässt die Kinder tief in eine Bonbontüte greifen. "Für Kinder, die im Rege wandern, gibt's Bonbons", sagt er und grinst. Welch eine Freundlichkeit. Bonbons lutschend wandern wir über die vom Regen schwarz glänzende Strasse und die leuchtend grünen Wiesen zurück zu unserem Häuschen. 

Am Nachmittag erkunden wir bei einer Rallye Alsfeld, die Kulisse des Filmes 'Die Wolf-Gäng', der hier gedreht wurde und stoppen kurz am "Märchenhaus", wo uns die Dame am Eingang einlädt, doch zu bleiben und erklärt, dass die rote Kappe vom Rotkäppchen zur Tracht der jungen unverheirateten Mädchen der Gegend gehörte. Lola will unbedingt alle Märchenräume anschauen, auch wenn sie die Hexenkammer sehr gruselt. Zähneknirschend unterbricht Pavel die Rallye. 

Im Touristcenter von Alsfeld erfahren wir, dass die ganze Gegend, der Vogelsbergkreis, eines der grössten Vulkangebiete Mitteleuropas ist und wir hier quasi auf einem riesigen erloschenen Vulkan mit vielen Herden wandeln, von dem das Basaltgestein der Gegend auch heute noch zeugt. 

Zu meiner Freude finden wir einen schönen Wanderführer und verbringen die folgenden drei Tage mit Wanderungen durch die sanften Hügel, langen Alleen und märchenhaften Wälder. Bei schönstem Aprilwetter. Wobei die Freude bei den Kindern darüber etwas geringer ausfällt (aber egal! wie Lola immer sagt) Herrliche Tage!    


Ich bin doch immer wieder erstaunt, welch schöne Gegenden man einfach so im Nirgendwo entdecken kann, von denen man nicht wusste, dass es sie überhaupt gibt.

 

Also, wenn Ihr einmal nicht wisst, wohin reisen, gebt bei AirBnb einfach irgendeine unbekannte Gegend ein, bucht Euch eine schöne Unterkunft, und los! Die Abenteuer warten an jeder Ecke. Man muss nur genau hinschauen.