Donnerstag, 20. Februar 2025

Leipzig entdecken - bis zum Abtnaundorfer Park

Heut hab ich mal wieder ein mir vollkommen neues Leipziger Viertel kennen gelernt: Schönefeld. Nach 22 Jahren in Leipzig war ich zum ersten Mal dort, im 'wilden Osten'. Im Rahmen der Reihe: Tourist in der eigenen Stadt.  Denn die erste Winterferienwoche will ja irgendwie gefüllt werden.

Vom Mariannenpark aus sind Lola und ich am Schloß Schönefeld vorbei gewandert, an der Parthe entlang bis zum Abtnaundorfer Park.  Bei herrlichstem Winterwetter. Begeistert von der uns unbekannten Gegend (ich zumindest).








Zum Abschluss haben wir noch eine heisse Schokolade in der 'Kulturapotheke' in der Eisenbahnstrasse getrunken. WO ich auch noch nie war. Was für ein schöner, besonderer Ort!


Und das alles nur, um nicht schon wieder den ganzen Tag mit Aufräumen zu verbringen. Mein Plan war nämlich für die erste Ferienwoche: Lolas Zimmer aufräumen, entmisten, Kinderkram wegtun.... 

Heute haben wir nachmittags immerhin geschafft, ihre Stifte zu sortieren und die alten wegzuwerfen. Dauer: 1.5 Stunden. 

 

Ergebnis nach drei Tagen Aufräumen und Ausmisten: zwei kleine Bücherregal und ein Schrank ausgemistet. Etwas ein Zehntel des Zimmers. Die 'Treppe' voller Schubfächer und den grossen Wandschrank haben wir noch nicht einmal  angefangen. 

Fazit: ich brauch Urlaub! Das mit dem weiteren Entmüllen vertage ich auf ... später! Wenn ich entscheidungsfreudiger bin.


 

Sonntag, 16. Februar 2025

Allein zu Hause

 Lola ist bisher immer nur etwa drei bis vier Stunden alleine zu Hause geblieben. Doch gestern war es soweit: und sie musste zum ersten Mal etwas länger, sieben Stunden, ganz alleine sein. Puh dachte, ich. Ob das gut geht? Denn das bedeutete, dass sie auch alleine was zu Mittag essen muss. 

Doch Lola war guter Dinge, als ich am Morgen das Haus verliess. Und mit einem Zettel voller Aufträge von mir, ein paar Hausarbeiten zu erledigen. Frühstück abräumen, Wäsche ab- und aufhängen, Zimmer aufräumen, Bett machen, Geige spielen. Damit ihr auch ja nicht langweilig wird :-)

Und Mittags? Sie meinte, sie wolle sich Brot machen. Nun gut. 

Etwas unsicher ging ich aus dem Haus. 

Den Rest des Tages hörte ich nichts von ihr. Kein Anruf, keine SMS. Es schien zu klappen. Erleichtert ging ich meiner Arbeit nach. 

Als ich um 17.30 Uhr, nach einem schönen Workshop nach Hause kam, saß sie laut Musik hörend auf dem schön gemachten Bett und las 'Alea Aquarius', Band 6. Und sprang mir tiefenentspannt und fröhlich entgegen. 

Die Wäsche war aufgehängt, die Küche sauber aufgeräumt, sie hatte Geige geübt. Und hatte sich Schnitten zum Mittag geschmiert. 

'Klar, Mama. Bin groß', erkärte sie achselzuckend. Und ich war rundherum erleichtert und froh. 

Und das, wo sie sie sich sonst standhaft weigert ihr Zimmer aufzuräumen,  Geige zu üben, ihr Bett zu machen oder bei der Hausarbeit mitzuhelfen. Alle Bitten um Hilfen zuerst meist mit einem nöligen 'nö, kein Bock' abschmettert. Oder sich mehrmals immer wieder bitten lässt.

Mit dem Auftragszettel in der Hand hingegen, hatte sie alles bestens erledigt. Weil sie es wollte. Und selber entschieden hatte, es zu tun. In ihrem Tempo, auf ihre Weise. 

Da konnte ich dann auch großzügig darüber hinweg sehen, dass ein Teil ihrer selbst gewählten Hausarbeit darin bestanden hatte, das dreckige Geschirr aus der Spülmaschine wieder in die Regale zu räumen. Um anschließend das Frühstücksgeschirr in die schön leere Spülmaschine einzuräumen. 

"Tut mir leid, Mama. Hab nicht gesehn",' entschuldigte sie sich etwas kleinlaut. 

"Alles gut", meinte ich. 'Kann ja mal passieren'. Und sie grinste erleichtert. 

Ist ja schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen...

Freitag, 7. Februar 2025

Erste Malereien

 

Lolas Arbeit an ihrer Jahresarbeit zum Thema "Malen und Tiere" nimmt langsam Fahrt auf. Betreut von einer ganz wunderbaren Mentorin, hat sie begonnen, im Kunstunterricht Insekten und Käfer in Kohle zu malen. Und ist ganz begeistert und engagiert dabei.
 

Der Plan ist, bald auch in größerem Format auf Leinwand Tiere 'mit experimentellen Techniken' zu malen. Und als Vorarbeit dafür hatte sie den Auftrag von ihrer Mentorin bekommen, Tierfotos zu machen - im Zoo, Wildpark oder auf dem Bauernhof - und mit in die Schule zu bringen. Was ist allerdings nicht wusste.

Letzten Sonntag bettelte sie mich auf einmal an, doch heute bitte unbedingt in den Zoo zu gehen - um dort mit ihrem neuen Handy Fotos von den Tieren zu machen. Zoo? Da waren wir schon seit 6 Jahren nicht mehr. Na gut, wenn sie Lust hat, warum nicht. Ich freute mich über die Klarheit ihrer Pläne! Zumal auch Pavel meinte, er wolle endlich mal wieder in den Zoo. Endlich mal ein Plan, den die Kinder gut fanden!

Und so verbrachten wir einen wunderbar sonnigen Tag im Zoo - blieben ganze vier statt den von mir geplanten zwei Stunden - und Lola machte u.a. diese Fotos mit ihrer Handycam, die sie am Montag dann ausgedruckt mit in die Schule nahm. Auch darauf bestand sie.









Ich war überrascht, aber vor allem beeindruckt, wie zielstrebig und eigenständig sie auf einmal ganz genau wusste, was sie wollte. Und nicht locker ließ, bis sie die Fotos auf den Rechner importiert und alle bearbeitet und ausgedruckt hatte. 

Trotz aller Schwierigkeiten im Alltag oft, bin ich gerade doch immer wieder erstaunt, was für einen grossen Schub an Selbständigkeit sie gerade macht. Und freue mich, dass sie dieses Kunstprojekt als Jahresarbeit gewählt hat, was ihr wirklich Freude macht!

Donnerstag, 6. Februar 2025

Auf in die neue Europäische Kulturhauptstadt - nach Chemnitz!

Wir haben einen freien Tag, mitten in der Woche. Und wollen die neue europäische Kulturhauptstadt Chemnitz 2025 besuchen. Ich bin voller Vorfreude. Um Kulturhauptsstadt zu werden, wird die Stadt sicher einiges zu bieten haben. 


Ich habe von einem Garagen Projekt gehört. Eine Fotografin hat 143 Menschen mit Garagen aus DDR Zeiten interviewt, fotografiert, ihre Lebensläufe und die Bedeutung der Garagenkultur in der DDR - und heute - erinnert. Die Bilder sollen in der ganzen Stadt an verschiedenen Orten ausgestellt sein. Ich halte es für eine tolle Idee, auf die Weise diese vielversprechende Stadt zu erkunden. 

Um 9 Uhr stehen wir am Hauptbahnhof in Chemnitz. Bereit für eine Ortserkundung. Die Sonne scheint. Ich erwarte gelbe Pfeile, ähnlich denen auf dem Jakobsweg, von Garagenfoto zu Garagenfoto. Aber wir finden nur eine menschenleere Innenstadt mit Gebäuden aus DDR-Zeiten. Den eingerüsteten 'Nischl', die Büste von Karl-Marx. Und ich fühle mich zurückversetzt in meine Studienzeit in Ost-Berlin in den neunziger Jahren. 

 Vor der Hartmann-Fabrik, dem Informationszentrum für Chemnitz 2025, treffen wir zwei ältere Damen. Die darüber schimpfen, dass es doch hier in der Stadt überhaupt nichts zu sehen gibt. 

"Nur ein totes Pferd", sagt eine und deutet auf ein Reiterdenkmal mit einem schlafenden Pferd.

 

"Und da drüben, den deutschen Pleitegeier", sagte ihre Freundin und deutet auf eine goldene Skulptur im neu angelegten Skulpturenpark. Lokalpatriotimsus und Stolz auf die eigene Heimatstadt sehen anders aus. 


Mein Freund ist dankbar für das Gespräch, ich bin schon jetzt ernüchtert. Nur die Vorfreude auf die spannende Garagenausstellung hält mich in der Geraden.

Im Infozentrum  im Hartmann-Palast erhalten wir einen Flyer mit den Adressen der 33 Ausstellungsorte. Wir entscheiden uns für drei auf dem Kassberg. "Größtes geschlossenes Gründerzeitviertel in Euopa", erklärt mir die Dame am Schalter mit leuchtenden Augen. Wir stapfen los und stärken uns mit Zimtschnecken und Espresso in einer 'Bakery'.

 

Der erste Ausstellungsort in einem Designladen ist geschlossen. Im zweiten Ausstellungsort, einem Wolladen, finden wir die Bilder kaum zwischen den Auslagen im Schaufenster. "Die passten nicht in mein Farbkonzept", erklärt die Ladenbesitzerin. Drum hab ich sie überhängt." Sie zeigt auf ein Foto mit einer Dame im pinken Pulli. "Nur die passte gut, die darf da oben hängen". Unter dem Foto hängt ein selbstgestrickter Pulli in Pastellrosa, das Foto wirkt wie eine Strickanleitung. Von Garagen und deren Bedeutung erfahren wir nichts.

"Wolle komme von wollen", erklärt die Ladenbesitzerin. Und deutet auf drei liegen geblieben Wollknäuel. "Die mussten erst ein Jahr hier liegen, bevor ich plötzlich wusste, wozu sie gemacht sind."


Im dritten Laden, einer Buchhandlung, hängen die Fotos eingequetscht am Eingang. Wir trauen uns nicht, nach ihrer Bedeutung zu fragen. Im Regal über Chemnitz finde ich einen Stadtführer 'Glücksorte in Chemnitz'. Ich kaufe ihn mir und blättere ihn auf der Rückfahrt im Zug durch. Und schaue mir die Orte an, wo wir heute noch ein paar Glücksmomente hätten finden können. Und andere vor uns auch schon. Es muss sie geben, daran glaube ich. 

Und vielleicht entdecken die Chemnitzerinnen irgendwann auch noch, wofür ihre Stadt gemacht ist. Nicht dass das sächsische Chemnitz am Ende auf Hochdeutsch 'komm nicht' bedeutet. 

Nachtrag: Nachdem wir übrigens unsere Suche nach weiteren Garagenfotos aufgegeben haben, waren wir noch in einer sehr beeindruckenden Otto-Dix Ausstellung im Museum Gunzenhauser und Kuchen essen im Cafe Julius im Schocken. Und allein dafür hat sich der Besuch schon gelohnt. Drum: auf nach Chemnitz!