Lola ist bisher immer nur etwa drei bis vier Stunden alleine zu Hause geblieben. Doch gestern war es soweit: und sie musste zum ersten Mal etwas länger, sieben Stunden, ganz alleine sein. Puh dachte, ich. Ob das gut geht? Denn das bedeutete, dass sie auch alleine was zu Mittag essen muss.
Doch Lola war guter Dinge, als ich am Morgen das Haus verliess. Und mit einem Zettel voller Aufträge von mir, ein paar Hausarbeiten zu erledigen. Frühstück abräumen, Wäsche ab- und aufhängen, Zimmer aufräumen, Bett machen, Geige spielen. Damit ihr auch ja nicht langweilig wird :-)
Und Mittags? Sie meinte, sie wolle sich Brot machen. Nun gut.
Etwas unsicher ging ich aus dem Haus.
Den Rest des Tages hörte ich nichts von ihr. Kein Anruf, keine SMS. Es schien zu klappen. Erleichtert ging ich meiner Arbeit nach.
Als ich um 17.30 Uhr, nach einem schönen Workshop nach Hause kam, saß sie laut Musik hörend auf dem schön gemachten Bett und las 'Alea Aquarius', Band 6. Und sprang mir tiefenentspannt und fröhlich entgegen.
Die Wäsche war aufgehängt, die Küche sauber aufgeräumt, sie hatte Geige geübt. Und hatte sich Schnitten zum Mittag geschmiert.
'Klar, Mama. Bin groß', erkärte sie achselzuckend. Und ich war rundherum erleichtert und froh.
Und das, wo sie sie sich sonst standhaft weigert ihr Zimmer aufzuräumen, Geige zu üben, ihr Bett zu machen oder bei der Hausarbeit mitzuhelfen. Alle Bitten um Hilfen zuerst meist mit einem nöligen 'nö, kein Bock' abschmettert. Oder sich mehrmals immer wieder bitten lässt.
Mit dem Auftragszettel in der Hand hingegen, hatte sie alles bestens erledigt. Weil sie es wollte. Und selber entschieden hatte, es zu tun. In ihrem Tempo, auf ihre Weise.
Da konnte ich dann auch großzügig darüber hinweg sehen, dass ein Teil ihrer selbst gewählten Hausarbeit darin bestanden hatte, das dreckige Geschirr aus der Spülmaschine wieder in die Regale zu räumen. Um anschließend das Frühstücksgeschirr in die schön leere Spülmaschine einzuräumen.
"Tut mir leid, Mama. Hab nicht gesehn",' entschuldigte sie sich etwas kleinlaut.
"Alles gut", meinte ich. 'Kann ja mal passieren'. Und sie grinste erleichtert.
Ist ja schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen...
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