Vor einem guten Monat kam plötzlich der Impuls, meine Haare abzuschneiden. Ganz klare Antwort: die müssen ab! Ich brauch was Neues. Muss mich befreien.
Von alten Vorstellungen von mir selbst, Vergangenem, Altem, Erlebtem, Überlebtem.
Denn so wie die Kinder peu a peu flügge und erwachsen werden, verändert und tranformiert sich auch etwas in mir. Will verabschiedet werden.
Es braucht eine Materialisierung des Prozesses, der sich im Inneren schon lange vollzieht.
"Ich würde mich gern trennen", sagte ich dem Friseur heute. "Aber ich hab mich ja schon getrennt. Was jetzt?"
"Trennen Sie sich doch von Ihren Haaren", sagte er grinsend. Und zückte die Schere. Und schnapp, war der Zopf ab!
Locker, leicht zu frisieren, irgendwie frei und wild... meinte ich zu ihm. Und dachte an die Frisur, die mir ein Freund damals im Berlin der 00er Jahre mit der Haushaltsschere nach dem Studium verpasst hatte. Einfach alles ab, stiepten die Haare wild in alle Richtungen, pumucklartig. UNd ich fühlte mich so anders, so frei. So wie, dass alles möglich ist.
Nur wenige Monate später zog ich weg aus Berlin, vermietete meine frisch sanierte Wohnung unter, nahm den angebotenen Promotionsvertrag doch nicht an. Stieg mit dem Rucksack in den Nachtzug nach Bologna, ohne Rückfahrtkarte. Fuhr in ein neues Leben! - Und mein Vater stand am Bahngleis, und winkte mir hinterher...
So radikal will ich nicht brechen, in den nächsten Monaten. Denn zwei meiner Kinder brauchen mich noch. Und meine Arbeit mit den Schreibkursen hier macht mir auch grosse Freude. Ich würde Leipzig vermissen...
Doch etwas altes Wildes will wieder ans Licht. Ein Teil, der lange nicht atmen konnte, will wieder erwachen. Die Lust, Neues zu entdecken, zu erleben, neue Wege zu gehen oder auszuprobieren....
Es ist ein wiedererwachendes Gefühl von Freiheit, auch innerer Freiheit, das sich trennen will, von alten Vorstellungen von mir selbst. An denen ich jetzt schon viel zu lange gehangen habe, aus Angst vor Veränderung. Als könne ich eine Sicherheit finden - in einem bestimmten Aussehen. Das sich eh mit meinem zunehmenden Alter veränderte...
Ach, wie herrlich leicht fühlt es sich jetzt an auf meinem Kopf. Frisch auch, fast etwas zu frisch, bei dem eiskalten Wind heute....
Doch so befreiend, den Schnitt gemacht zu haben! Yeah!!!!
I MADE IT!!!





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