Samstag, 11. Juli 2009

Tage, viele Tage

Mehr als ein Jahr schon führe ich dieses Blog-Tagebuch. Es ist gut, es tut gut, und doch, bleibt eigentlich fast alles, was mich wirklich bewegt, außen vor. Aber wahrscheinlich gehört das auch einfach nicht in diese Öffentlichkeit....

Ich habe tatsächlich angefangen, 'das Buch' zu schreiben, mein Buch über all das, was ich mit Lola bis jetzt gesehen und gefühlt und gelernt habe. Bis jetzt bin ich nur beim persönlichen Teil, meinen Erfahrungen. Und'Es tut gut!' Ich hätte es nicht gedacht. Nochmal über die ersten Tage, über die ersten Wochen, Monate, nachzudenken. Über die Reaktionen der anderen. Über meine Auffassung. Mir klar zu machen, wo ich eigentlich stehe. Und es bewegt sich plötzlich einiges. Und ich dachte, dass ich alles so angenommen hatte. Aber plötzlich, dieser Tage, nach einer Woche Schreiben, war ich zum ersten Mal mit Lola in meinem alten Institut, wo ich bis eine Woche vor ihrer Geburt gearbeitet hatte. Und wo ich sie zwar mal hingebracht hatte, aber eigentlich nie so, dass alle sie hätten sehen können. Und dass, obwohl Greta, meine grosse Tochter in genaue diesem Institut viele Tage ihrer Säuglingszeit verbracht hat, während ich an meiner Doktorarbeit gearbeitet habe. Lola kam nie in den Genuß, denn hochschwanger (6 Tage vor ihrer Geburt) hatte ich ebendiese Diss zum Glück verteidigt, aber ich hätte sie doch mal allen vorstellen können. Hab ich nicht. Warum? Weil ich scheinbar doch ein Problem damit hatte, mit ihr, mit ihrer Besonderheit. Hab es mir natürlich nie eingestanden. All die Monate nicht. Und jetzt? Jetzt waren wir zu Besuch in der neuen Cafeteria des Institutes zum Mittagessen. Und mir war es wirklich total egal, ich hab nicht mehr darüber nachgedacht. Lola ist Lola. Und sie hat Fratzen geschnitten und die Leute haben gelacht. Und ich hab sie einfach auf den Boden gesetzt, weil sie so 'schweinisch' gegessen hat, und sie ist da rumgerobbt und ich hab sie fast vergessen und nicht in einem Winkel darüber nachgedacht, was die anderen über sie denken könnten oder ob ...

Die Stillzeit geht zuende. Und ich, mein altes ich, das nicht nur Mutter ist, wacht wieder auf. Und das tut gut. Ich habe mein neues Projekt, das `Buchprojekt' angefangen, nehme mir die Zeit, fordere sie ein. Gehe abends bzw. nachts wieder aus, mit Freunden, tanzen, ins Kino. Habe Lust zu reisen, andere Länder zu sehen, andere Menschen kennen zu lernen. Ab August geht Lola zur Tagesmutter, dann kann ich auch wieder arbeiten. Irgendwie kehrt wieder die Normalität ein. Das tut gut. Lola und all ihre Belange treten in den Hintergrund. Und ulkigerweise, trotzdem ich viel viel weniger an all das Therapeutische und all die Sachen, die man so machen könnte, denke und auch viel weniger mit ihr mache, entwickelt sie sich ganz wunderbar. Naja, sie läuft immer noch nicht und krabbelt auch noch nicht wirklich, aber sie bewegt sich mittlerweile auch mit den Knien voran, setzt sich super schick hin, geht von sich aus in den Kniestand, spielt im Vierfüßler und im Seitsitz, zieht sich in den Stand, von sich aus, tausend Dinge, die sie bis jetzt überhaupt noch nicht gemacht hatte. Und ich mache gerade GAR NICHTS mit ihr. Naja, nur beim Aufnehmen und Ablegen. Und halt die Gebärden beim Reden. Und sie hat ganz viele Neue, schnappt sie so auf (Hund, Elefant, weg, wo, Katze), imitiert ganz viel, benutzt auch neue 'Worte' ('M' für Kuh und Katze, 'Baba' für Ball), räumt fleissigst Kisten und vor allem Taschen aller Art aus und wieder ein, beschäftigt sich stundenlang alleine. Alles von sich aus und glücklich.... So wie ich...

1 Kommentar:

Julia hat gesagt…

Hallo Amelie, schön zu hören, dass es dir gut geht.. mit den Dingen die außen vor bleiben.. das geht mir auch so. Aber das ist für mich in dieser Form total ok, denn es war nie mein Ziel sie in dieser Blog-Form "zur Diskussion zu stellen". Eigentlich soll unser Blog doch wirklich nur einen kleinen Einblick in unser Leben geben. Zeigen das es ganz viel Normalität, auch schwere Zeiten aber überwiegend frohe und schöne Momente in unserem Leben gibt. Der Blog soll informieren und motivieren! Ich habe nicht vergessen, wie ich kurz nach der Diagnose "DS" verzweifelt nach positiven Infos im Netz gesucht habe. Auch nach negativen natürlich, aber die positiven im Bezug auf DS überwogen definitiv. Ist es dann nicht ok, das man primär mit positiven Dingen aufwartet?! Zwischenzeitlich war mir das auch nicht ganz klar. Aber jetzt schon. Das Buch zu schreiben ist sicher eine tolle Sache für dich und bestimmt auch für die geneigte zukünftige Leserschaft. Schöne Woche! LG, Julia