Ich hab einfach keine Ahnung in letzter Zeit, für wen ich diesen Blog eigentlich schreibe. Für mich, für die anderen, für andere Eltern von Kindern mit DS, für andere Eltern überhaupt, für meine Familie und meine Freunde, um sie mit Familienfotos zu versorgen? Ich weiß es gerade so gar nicht, mit dem tragischen Ergebnis, dass ich gar nichts schreibe....
Am Anfang meienr Bloggerzeit schrieb ich für mich, um irgendeine Spur in der Zeit und im Raum, zumindest im virtuellen Raum zu hinterlassen... Mein Fenster zur Welt, als ich zweifache Mutter plötzlich nur noch in unseren vier Wänden wirken durfte.
Dann schrieb ich für all die anderen Eltern, um ihnen und auch mir selber Mut zu machen, meine Erfahrungen von Therapien, Lernerfolgen, den täglichen Fort- und Rückschritten teilen zu können. Austausch war mein Ziel, weitergeben und von anderen lernen. Bis ich merkte, dass ich gar keine Ahnung hab und besser meine Klappe halte. Dass jeder seinen eigenen Weg gehen muss und jedes Kind seinen.
Dann schrieb ich, um mich bei guter Laune zu halten, um den Schein nach außen zu wahren. All das Gerüttel im Inneren, in meinem und meiner Familie, wollte ich mit schönen Bildern übertünchen. Wenn ich einen schönen Post schrieb, dann um mir selber mein Leben schön zu schreiben und es hat auch oft geklappt. Zumindest im Nachhinein ....
Aber jetzt, jetzt weiß ich gar nicht mehr, warum und für wen ich schreiben soll.
Ich habe eine Arbeit, die mich (weitestgehend) erfüllt, durch die ich viel bewegen und bewirken kann für Menschen mit Down-Syndrom und anderen Behinderungen. Ich habe tagtäglich mit erwachsenen Menschen mit Behinderungen zu tun, meine alptraumhaften Vorstellungen sind verflogen, ich habe keine Angst mehr vor Lolas Zukunft, egal wie sie mal aussehen wird.
Auch habe ich mich durch das viele Schreiben über Lola und all ihre kleinen Schritte selber irgendwie aus-therapiert: ich muss und will das nicht mehr alles dokumentieren. Vieles kann sie gut, sie wird jeden Tag süßer, aber sie spricht ummer noch kein Wort und läuft wie betrunken, mein schlechtes Gewissen plagt mich täglich, und doch.... Ich schaffe es nicht mehr, mich öffentlich darüber zu grämen.... oder zu frohlocken.
Oft würd ich gern nur über meine alltäglichen Gedanken und Freuden schreiben, über meine Kämpfe mit mir selbst, die ich oft genug verliere. Und immer wieder hinter meinen Vorsätzen her renne und mich einfach nicht aufraffen kann, den Spagat zwischen Beruf und Familie wieder nicht hinkriege und mich frage, wo all meine ehrgeizigen Pläne geblieben sind. Und mich am Ende doch einfach über die Kirschblüten freue, die an den Zweigen in unserer Küche heraus schauen und am glucksenden Lachen meiner Kinder - und an noch so vielen Dingen mehr, über die ich aber niemals hier schreiben würde.
Ich muss bzw. möchte eine Form finden, mich hier mitzuteilen, auszutauschen, ohne zu privat zu werden. Denn es ist schön für Euch zu schreiben, zu wissen, dass Ihr alle lest und mitfühlt und mitdenkt. Auch wenn ihr nichts sagt, so oft... Aber wie und worüber ich schreibe, das muss sich noch fügen.