es ist sonntag nachmittag. das haus ist ruhig, alle machen eine siesta, nur ich nicht. so hab ich ein paar minuten ruhe, um einfach aus der balkontüre hinauszuträumen, in den nussbaum zu schauen und gar nichts zu tun. und dann doch den computer zu öffnen und durch mein kleines fenster zur welt zu sprechen. irgendwie habe ich das gefühl, dass dadurch doch noch etwas mehr von unseren tagen hängen bleibt, die gar so schnell davon fliegen. sobald man keiner geregelten arbeit nachgeht (hatte ich das eigentlich jemals schon?) und mit kleinen kindern die tage weitestgehend zu hause verbringt, hat man ja doch immer das gefühl, man müsste dem rest der welt zeigen, dass man auch noch lebt. irgendwie ist es in unseren köpfen drinnen, dass wir den anderen immer zeigen wollen, was wir machen und wie wir es machen. und im grunde ist das ja auch sinnvoll, denn sonst sässen wir wahrscheinlich immer noch alleine in unserer höhle und würden uns von beeren und kaninchen ernähren, wenn wir sie denn fangen könnten, so mit zwei blossen händen. naja, aber trotzdem schade, dass man als eltern zuhause oft so unruhig und irgendwie auch unzufrieden ist, denn schliesslich hat man doch eine der schönsten tätigkeiten der welt....
foto von f/ stop, autor?
des rätsel's lösung liegt wahrscheinlich darin, alle tätigkeiten des alltags mit der grössten aufmerksamkeit und 'achtsamkeit' zu erledigen, quasi wie eine meditation (putzmeditation, waschmediation, kochmeditation, abwaschmeditation...). auch wäsche zusammen legen kann dann einen ungeheuer beruhigenden effekt auf die seele haben, auch zur not mehrmals - wenn greta die frisch gefaltete wäsche wieder sorgfältigst in der waschmaschine verstaut hat und dann mit fröhlichem 'mama, helfen' zu mir gerannt kommt.
dass kochen ein schöner ausgleich zur arbeit sein kann, führt mir ricardo immer vor, wenn er nach 4 stunden power-übersetzen (er arbeitet im wohnzimmer, das als sein büro fungiert) in aller seelenruhe unser mittagessen zubereitet, nudeln in allen variationen, greta ist begeistert, und er total entspannt. da sollte ich mir doch eine scheibe abschneiden, denn ich will unser mittagessen immer ganz schnell auf dem tisch haben, husch, husch, gleichzeitig noch die spülmaschine ausräumen, die wäsche aufhängen und die krümel wegsaugen, klar, dass das dann in stress ausartet. also, vielleicht doch lieber nach dem motto 'weniger ist mehr', eins nach dem anderen.
auch lola ist eine künstlerin in sachen meditation und konzentration. wenn sie einen neuen gegenstand entdeckt, beschäftigt sie sich sicher 15 minuten in einer gründlichkeit damit, das es eine wahre freude ist, ihr dabei zuzuschauen. sie kratzt ausgiebig daran, klopft darauf, schlägt ihn gegen andere gegenstände, steckt ihn in den mund und macht dann allerhand geräusche und hört sich an, was passiert, wenn sie den gegenstand im mund bewegt. sie hält ihn in der hand und bewegt die hand aus dem handgelenk und schaut sich an, wo er hinwandert (wie anders verhält sich doch ein teller im vergleich zu einem küchentuch). das ganze repertoire geht sie fast vollständig durch, wenn sie auf einen neuen gegenstand trifft, als wollte sie jedes neue objekt erstmal in allen sinnesfeldern ausgiebig studieren. so baut sie wohl an ihren ersten kategorieren für gegenstände und deren eigenschaften. und das mit einer hingabe und ausdauer, die ich bei greta nie so beobachten konnte.
Greta mit 10 Monaten
Greta war viel schneller über diese phase hinweg und hat die sachen in lola's alter schon mehr manipuliert als sie ausgiebig zu untersuchen, nach dem motto 'kann man runterwerfen, raus ziehen, irgendwo rein tun, runter schlucken'. und sie hat auch schon viel mehr mit den dingen gemacht, was sie bei uns beobachtet hat, also imitiert. so weit ist lola noch lange noch nicht. sie steht immer noch im innigsten sinneskontakt mit den dingen dieser welt. was die anderen damit tun, geschweige denn darüber denken, ist ihr so ziemlich egal. mit aller aufmerksamkeit bei der sache zu sein, das braucht ihr niemand beizubringen.
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