In der Wochenendbeilage der spanischen Wochenzeitung El Pais wird an diesem Wochenende eine grosse Reportage über Menschen mit Down-Syndrom und ihre Arbeit erscheinen. Über Menschen, die eine Zukunft haben und ihr Leben selber in die Hand nehmen. Eine Videovorschau kann man sich hier auf der Seite anschauen. Ein wunderbarer Einblick in die Vielfalt der Jobs, die Menschen mit Down-Syndrom ausüben - und gerne ausüben, wie man unschwer erkennt.
Dieses grosse Medieninteresse am Thema der Beschäftigungssituation von Menschen mit besonderen Bedürfnissen in Spanien ist sicher auch durch die berühmte Frage von Izaskun Bueda an den Präsidenten Zapatero geweckt worden. In einer Fernsehtalkshow, die mit den höchsten Einschaltquoten an jenem Abend, hat die junge Frau mit Down-Syndrom den Präsidenten ganz charmant gefragt, wie es denn mit der verfassungsgemäß zugesicherten Quote von 2-5% Behinderten im Kongreß aussähe. Sie habe da noch niemanden mit Behinderung gesehen, würde sich aber gerne bewerben. Sie habe eine Ausbildung als Verwaltungsangestellte, arbeite zur Zeit aber in einer Konditorei. Für eine Arbeit im Kongress sei sie also qualifiziert. Gleich nachher würde sie dem Herrn Präsidenten ihren Lebenslauf geben. Sie warte darauf, ihr Leben zu ändern. In Video kann man sich ihren Auftritt hier anschauen.
Mit einem wunderbaren Geschick und unglaublichem Witz und Charme hat diese junge Frau damit die immer noch schlechte Beschäftigungssituation von Behinderten zum Medienthema gemacht. In den letzten Jahren drängen zwar mehr und mehr Menschen mit besonderen Bedürfnissen auf den Arbeitsmarkt, was sich auch in den wachsenden Arbeitslosenzahlen spiegelt (immerhin, sie suchen ja Arbeit, vorher blieben sie zuhause oder auf dem zweiten Arbeitsmarkt). Aber die Arbeitslosenquote liegt immer noch weit über dem Durchschnitt in Spanien, das heisst viele behinderte Menschen wollen gerne arbeiten, aber finden keinen Job. Es ist zu hoffen, dass die rollende Medienkampagne den öffentlichen Druck auf die Betriebe erhöhen wird, so dass sich die Jobaussichten für Menschen mit besonderen Bedürfnissen weiter verbessern.
Wie sind eigentlich die Zahlen in Deutschland? Gefühlt schlechter, denn ich wurde noch nie von jemandem mit Down-Syndrom bedient, weder im Blumenladen, beim Bäcker oder im Supermarkt... Ach doch, in der Mensa bei der Geschirrannahme, klar, öffentlicher Träger. Aber auf dem freien Arbeitsmarkt? Ich höre immer wieder Reportagen, einzelne Fälle, aber die Regel scheint es nicht zu sein. Ich muss mal recherchieren...
1 Kommentar:
Hallo :).
Auch hierzu fällt mir etwas ein.
Die Lebenshilfe Chemnitz hatte eine Zeit lang das Rabensteiner Schloss in ihrem Besitz. Dort arbeiteten behinderte Menschen im Restaurant. Das war ne tolle Sache! Aber leider musste die Lebenshilfe das Schloss aus finanziellen Gründen aufgeben (siehe auch hier).
In Oberlungwitz gibt es den CAP-Markt, allerdings auch unter den Fittichen der Lebenshilfe...
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