Montag, 1. September 2014

Erster Schultag

Was für ein Tag. Heute, wirklich der erste Schultag. Lola war ungeheuer aufgeregt und voller Vorfreude. Sprach schon gestern von nichts anderem. Schoß heute morgen mit ihrem Ranzen ins Auto und sprang raus, in die Schule. Erkannte dort direkt ihren Platz an der Garderobe, mit ihrem Namen. Verstaute ihre Sachen. Und flitzte voller Vorfreude in den Klassenraum, um mir ihren Platz zu zeigen.

An der Tür, ein Blick ins Klassenzimmer. Und Lola lag heulend am Boden. Das Klassenzimmer war komplett umgeräumt. Die Tischreihen verschwunden, mit den Namensschildern. Stattdessen? Ein Tischkreis! Auf dem die Kinder herumlaufen durfte, im 'bewegten Klassenzimmer' der Waldorfschule. Lola war fassungslos, verzweifelt, rannte weg. Das war nicht mehr ihr Klassenzimmer...

Ein kleines Häuflein Elend musste ich in der Garderobe wieder aufbauen. Überzeugen, dass das Klassenzimmer immer mal anders aussieht. Dass sie nachher die Tische auch wieder umräumen, dass man da super drauf rum turnen kann... Lola ließ sich nicht trösten oder überzeugen. Oh nein!

Am Ende hab ich sie auf den Arm genommen (was kaum mehr möglich ist) und über die Schwelle ins Klassenzimmer getragen. Wo ihre Tränen langsam versiegten, als sie den anderen Kindern ihren Ranzen zeigen durfte. Beruhigt stahl ich mich aus dem Raum, ein schneller Abschiedskuss. Inständig hoffend, dass sie sich einlässt auf das Neue, was das kommt. Mit dem großen Vertrauen, dass die beiden äusserst liebevollen und offenen Lehrer und die beiden Integrationshelfer der Klasse einen Weg auf sie zu finden werden.

Einen Blick von außen ins Klassenzimmer beim weggehen konnte ich mir nicht verkneifen. Leider, denn Lola saß ganz hinten im Raum, hinter allen Kindern, nicht dazu bereit, sich in den Tischkreis zu setzen. Ihr Konzept von Schule war offensichtlich ein anderes. Die Menge an neuen Menschen und Abläufen wohl doch zu groß und keine bekannte Bezugsperson in der Nähe.

Kaum wollte ich mich vom Fenster trennen, als könnte ich ihr dadurch helfen. Ein Teil in mir voller Vertrauen, dass die Lehrer und sie das schaffen werden. Aber auch voller Sorge, ob sie sich in ihrer Ängstlichkeit fallen lässt und dort von den Lehrern gelassen wird, sich einen eigenen kleinen Schonraum kreiert. Werden sie es schaffen, sie in ihren Möglichkeiten zu fordern? Sie kann so viel, aber traut es sich oft nicht zu. gibt beim kleinsten Rückschlag auf...

Vertrauen, Amelie. Vertrauen! Sagten mir am Ende zwei andere Mütter, die mich da stehen sahen und gleich zum Kaffeetrinken beim nächsten Bäcker einluden.

Und das wurde beim Abholen nach der Mittagsruhe auch belohnt. Spätestens seit dem Morgenvesper hatte sich Lola wunderbar in die Klassengemeinschaft integriert, war fröhlich mit in den Wald spaziert, hatte eine erste kleine Freundin gefunden, von er sie unzertrennlich war.

Und als ich sie im Hort abholen wollte, spielte sie Muffins backen und verkaufen mit zwei Jungs und wollte gar nicht mit mir mitgehen. Erst, nachdem sie sich per Handschlag von allen ihr bekannten Lehrern und Kindern verabschiedet hatte.

Im Auto erzählte sie mir pausenlos vom Tag. Von den Nudeln zu Mittag, den Stöcken im Wald, den Tieren auf dem Tafelbild... und sang lange und inbrünstig mir unbekannte Lieder (in Lolisch). Rundherum zufrieden, wenn auch müde und erschöpft. Was für ein Tag!

4 Kommentare:

Maria hat gesagt…

Wow, gleich so viel Neues am ersten Tag! Wünsche Lola eine schöne Eingewöhnungszeit und Dir gute Nerven und viel Vertrauen - ich weiß ja gerade zufällig wie sich solche Neuerungen anfühlen können ;-)
Ganz liebe Grüsse
Maria

Gabriela hat gesagt…

Lass dich in den Arm nehmen. Ein erster Schultag ist immer voller Emotionen, aber Lola mit ihrer ganz besonderen Geschichte ist da wohl einMultiplikator...
Ich wünsche dir von herzen, dass dein vertauen wachsen darf. Von aussen gesehen würde ich am liebsten sagen: Das wird, Lola macht das super! Und die Schule hat die Kraft zu tragen und zu integrieren.
Aber es steht mir nicht zu, so weit weg wie ich bin.

Guten zweiten Tag heute, euch allen!!!!
Gabriela

amelie hat gesagt…

Oj ja, Maria. Es ist so aufregend. Aber das Vertrauen hat sich schon heut ausgezahlt. Was für ein strahlendes freudiges Schulkind durfte ich erleben beim Abholen.

Und Gabriela, natürlich darfst du mir Mut zusprechen und mir all deinen Optimismus entgegen schicken, egal von wie weither. Du kennst diese Form der Schule doch viel besser als ich und weisst, wie deine Kinder darin aufgegangen sind. Und wenn ich die anderen Kinder sehe in der Schule und die Herzlichkeit und Innigkeit auf allen Wegen, so kann ich vollen Herzens vertrauen. Danke!

Beatrice hat gesagt…

oh so viel neues, mir wird schon ganz bang bei dem Gedanken daran das auch die Nudel bald ein Schulkind ist.
Am 18.9. ist es dann soweit.
Vertrauen ja!
Alles Liebe und Lola eine wunderschöne Schulzeit
Liebe Grüsse

Beatrice