Dienstag, 11. November 2014

Warum Lola dran glauben muss...

Menschen wie Lola passen einfach nicht ins Raster unserer Gesellschaft. Durchrationalisiert, dem Leistungsdenken verpflichtet, durch Moden und Hypes weitestgehend gleichgeschaltet... Man identifiziert sich mit seiner Arbeit, frei nach dem Motto 'Ich arbeite, also bin Ich'.

Was soll da ein Mensch, der vor allem der Lust und dem Moment verpflichtet ist? Dem Genuss und dem Sein in seiner Fülle. Der die Befriedigung seiner Bedürfnisse nicht aufzuschieben bereit ist bis nach Arbeitsschluss oder ins Rentenalter. Sondern jetzt, heute und hier lebt. Und auf keine (falschen) Versprechung reinfällt... (Außer, dass sie gleich im Auto vorne sitzen darf, wenn sie jetzt endlich ihre Laterne aufhebt und an meiner Hand bis zum besagten Auto geht. Und zwar jetzt!!)

(Und natürlich übertreibe ich maßlos, denn nichts wünsche ich mir sehnlicher, als dass Lola einmal einfach nur funktionieren würde. Ich sage: A. Und Lola macht: A. Aber nein!)


Nur was ich mich wirklich frage: Warum hat es die Pränataldiagnostik derartig auf Menschen mit Down-Syndrom abgesehen? Weil es dummerweise so viele vorgeburtliche Untersuchungen gibt, die schon früh Hinweise auf ein Vorliegen einer Trisomie 21 liefern und abrechenbar sind, also eine gute Einnahmequelle für die Frauenärzte und Humangenetiker darstellen?

Oder sind Menschen wie Lola aus volkswirtschaftlichen Gründen zu eliminieren, als sichere Kostenträger der Kranken-, Sozial- und Rentenkassen? Aber bei 600 - 800 Geburten im Jahr ist das doch keine Masse....

Wie viele schwerst-kriminelle Menschen, alte und kranke Menschen leben in unserem Land. Aber Todesstrafe oder aktive Sterbehilfe zu fordern, wäre ein Skandal! Warum ist die gängige Praktik der Pränataldiagnostik kein Skandal? Ist sie im Grunde nichts anderes als massiver öffentlicher Druck auf Frauen, sich für Euthanasie am eigenen Kind zu entscheiden. Im Interesse der Reinhaltung der Gesellschaft von Menschen, die keine Leistungsträger zu werden versprechen, sondern Leistungsempfänger... (Selektion nicht nach Rasse, sondern nach Leistungsethos!)

2 Kommentare:

amber hat gesagt…



JA!!!!!!!!

einfach nur JA zu deinem post<3

berührten gruss

christina

Alexandra hat gesagt…

Liebe Amelie,
habe auf Deine Empfehlung hin das Buch von Monika Hey gelesen, obwohl ich grad mit unsrem dritten Kind schwanger bin und das für Schwangere wirklich harte Kost ist. gestern nun war ich zum Organultraschall und da ist mir auch aufgefallen, dass es bei diesen ganzen Untersuchungen NUR ums Down Syndrom geht.Auf allen Formularen, die ich unterzeichnen musste, stand irgend ein Hinweis aufs DS. Als ob DAS so schlimm wäre.Das grenzt wirklich schon an Diskriminierung. Ich habe drei Kreuze gemacht, dass wir mit Marlene damals nicht zu diesen Untersuchungen gegangen sind (wofür wir uns prä- und postnatal massiv rechtfertigen mussten).
Der Diagnostiker meinte übrigens zu mir, dass er glaubt, dass ganz viele "heimlich" den Praenatest machen und dann ohne Angabe von Gründen zu einem Frühabbruch gehen, also auch gar nicht mehr in der Statistik auftauchen.
Wenn es stimmt, was Maxim singt (und ich glaube das), dann zeigt sich in diesem Umgang mit Menschen mit DS, dass unsere Gesellschaft wirklich nicht mit ANDEREM klar kommt.
Viele Grüße!
Alexandra