Mittwoch, 9. September 2009

Für Oskar, den glücklichen Ausreißer!!!

Heute nachmittag habe ich zusammen mit Lola Oskar besucht. Oskar ist gerade mal 5 Wochen alt und seit einer Woche endlich aus der Uniklinik entlassen. Was besonders an ihm ist? Er hat Down-Syndrom. Und was noch besonderer an ihm ist: seine Eltern haben es vorher gewusst, und sie haben sich für ihn entschieden. Ohne jedes Zögern!

Es war ein wunderschöner Nachmittag bei Oskar und seiner fantastischen, strahlenden jungen Mutter Uli, die uns lächelnd an der Tür begrüßte und stolz zu Oskar führte, der selig in seinem Stubenwagen in der Küche schlummerte. Während unseres gesamten Besuches hat er leider nicht einmal ein Auge geöffnet. Liebvoll hielt seine Mama ihn an die Brust gekuschelt und erzählte mir davon, dass er schon seine ganze Familie und Freunde verzaubert habe...

Sie erkundigte sich interessiert nach Lolas Entwicklung, hatte auch schon einen Termin bei der Frühförderung und war bestens informiert über das Thema Down-Syndrom. Was für eine Chance, wenn man schon vorher von der Besonderheit seines Kindes erfährt, über die Pränataldiagnostik. Und sich gleich informieren kann, anstatt sein Kind abzutreiben...

Ich war hingerissen von der Zärtlichkeit und Natürlichkeit, von der Liebe und Hingabe von Oskars Mama Uli. Und ganz versteinert, als sie mir davon erzählte, wie die Termine bei der Pränataldiagnostik gemacht wurden. Donnerstag: Fruchtwasseruntersuchung, Freitag: Ergebnis, Montag: Klinik (=Abtreibung). Der Arzt hatte die Möglichkeit der Austragung noch nicht einmal in Erwägung gezogen!!! Als sie ihm mitteilte - schon bevor sie das Ergebnis wussten - dass sie ihr Kind auf JEDEN FALL behalten wolle, meinte er nur, dass er das gesondert in seine Akten aufnehmen müsse. Und Uli erzählte mir von den Hebammen in der Klinik, für die Abtreibungen an der Tagesordnung sind, und denen immer ganz schwer ums Herz wird, wenn sie auf dem Spielplatz mal ein kleines Kind mit Down-Syndrom fröhlich spielen sehen und daran denken, dass sie dazu beitragen (müssen), dass andere Kinder niemals das Licht der Welt erblicken dürfen! Was für ein Gesundheitssystem, was für eine Gesellschaft, in der kleine Menschen wegen einem Chromosomendefekt noch nach der 23.Woche abgetrieben werden dürfen, während andere in dieser Woche Geborene mit allen Mitteln der Technik, zum Teil schwerst behindert, am Leben erhalten werden.

Herzlichen Glückwunsch an Oskar für seine ganz besonderen Eltern, die ihn so wie er ist von Anfang an gewollt haben!!!

6 Kommentare:

Julia hat gesagt…

Hallo Oskar, willkommen im Club! ;) dein Eddy

Liebe Amelie, deine Schilderung über die Ruhelosigkeit, wenn die Kinder denn mal schlafen, spricht mir aus dem Herzen!!! LG, Julia

D hat gesagt…

Danke, Amelie, für die eindringlichen Worte über die Pränataldiagnostik. Als betroffene Mutter lese ich das gern. auch wenn der Schmerz über die Diagnose nicht ganz vorbei ist.
Viele Grüße an Oskar und seine Eltern!

Hallo! Ich bin Leander. hat gesagt…

Liebe Amelie. Deine Worte zur Pränataldiagnostik haben mich sehr berührt. Solche Schilderungen lassen bei mir immer die Tränen fließen. Wut. Hilflosigkeit...Sag Oskart und seinen wunderbaren Eltern ein herzliches Willkommen im Club. Und DANKE!
LG,
Sabine

Annett hat gesagt…

Liebe Amelie,
ich finde es ist wirklich schockierend wenn man von solchen Ärzten liest, schrecklich. Leider scheint das wohl bei den meisten Medizinern der normale Weg zu sein.
Und dann, wie schön, dass Oskars Eltern sich für Oskar entschieden haben! Ich freue mich sehr und wir begrüßen den kleinen Erdenbürger ganz herzlich,
Annett mit Luna

Alexandra hat gesagt…

Liebe Amelie,

unsere Tochter Marlene kam am 23. Juni zur Welt. Wir haben vorher jede Feindiagnostik abgelehnt, weil eine Abtreibung für uns nicht in Frage kam. Wir wussten bei der Geburt also nicht, dass Marlene das berühmte Chromosom zu viel hat. Der Umgang der Ärzte mit uns im Kreißsaal war so ähnlich, wie Du es vom Umgang mit Oskars Eltern vor der Geburt beschreibst. DASS man "so ein Kind" bekommt, scheint in deren Horizont gar nicht denkbar. Alle waren peinlich berührt, keiner hat gratuliert, sie haben nicht einmal gesagt, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist. Dass Marlene eine Trisomie hat (was für uns beim ersten Anblick klar war) haben sie uns aber auch nicht gesagt. Später haben wir dann erfahren, dass in dem gleichen Krankenhaus kurz zuvor noch ein kleiner Downie geboren wurde (wir wohnen in der kinderreichsten Gegend von Deutschland, in Berlin). Aber irgendwie haben die in der Klinik trotzdem keinen humanen Umgang der einen Ablaufplan, wie man das den Eltern vermittelt etc.
An die Klinik angeschlossen ist auch ein wirklich tolles SPZ, wo sie sich mittlerweile rührend um uns kümmern. Umso unverständlicher finde ich den Umgang mit uns bei und nach der Geburt.
Diese Schockstarre bei den Ärzten und deren offenbare Ablehnung von Marlene, die da völlig unschuldig lag, bricht mir im Nachhinein noch manchmal das Herz.

Viele Grüße, alles Gute und viel Erfolg mit den Antirutsch-Klamotten (gute Idee!)!
Alexandra

Singer in die Häde gelaufen hat gesagt…

"Was für ein Gesundheitssystem, was für eine Gesellschaft, in der kleine Menschen wegen einem Chromosomendefekt noch nach der 23.Woche abgetrieben werden dürfen, während andere in dieser Woche Geborene mit allen Mitteln der Technik, zum Teil schwerst behindert, am Leben erhalten werden."

Unmöglicher post; wider Erwarten! Zum Einen würde das Gesundheitssystem in weiteren Fällen von Beeinträchtigungen genauso handeln, wenn sie denn genauso messbar wären wie die "Trisomie 21" und die "Spina Bifida", zum Anderen liest sich hier eine deutliche Wertung von unterschiedlichen Beeinträchtigungen, die sich an Deinen Empörungen über das Verhalten der pränataldiagnostizierenden Ärzten konterkarieren. Dieses Mal bedauerlicherweise daneben gepostet.
Gutes Gelingen weiterhin,
Singer