Mittwoch, 12. August 2009

Una tarde en el parador

Heute Nachmittag haben wir endlich Ana getroffen, die Tochter einer lieben Freundin von Mari Amelia, meiner 'Schwiegermutter'. Von der sie mir schon so viel erzählt hat. 31 Jahre ist Ana alt, etwas jünger als ich, und sie hat Down-Syndrom.


Wir hatten uns im Parador, einer Hotelbar im Park, verabredet. Und ich habe alleine gewartet auf Ana und ihre Mutter. Und habe einige Zeit am Nachbartisch gesessen, direkt neben den beiden, ohne sie zu erkennen. Keine Ahnung, was ich erwartet habe, aber Ana war so elegant und geschmackvoll gekleidet, bewegte sich so anmutig, ich habe sie nicht erkannt.

Ana lebt bei ihrer Mutter, Pilar, einer sehr geradlinigen und grundehrlichen Frau. Sehr männlich vom Typ, ganz anders als Ana, die so ganz auf ihre Weiblichkeit bedacht ist. Ein lustiges Paar.


Pilar und ich haben Radler getrunken und Oliven gegessen. Ana hat Milchkaffee getrunken und ihren Schmuck sortiert. Leider kann Ana nicht sehr gut und vor allem nicht sehr deutlich sprechen. Sie hat Hörgeräte und hört auf einem Ohr eigentlich fast gar nichts. Dementsprechend zurückhaltend und ruhig war sie. Saß da und hat freundlich die Kinder angelächelt - Greta und Lola waren mit den Großeltern mittlerweile auch zu uns gestossen.

Verwirrt hat mich immer wieder, dass fast immer Pilar geantwortet hat, wenn ich Ana etwas gefragt habe. Es war schwer zu verstehen, was sie sagte, dem wollte ihre Mutter wahrscheinlich vorweggreifen, aber eine direkte Kommunikation mit Ana war so doch schwer möglich.

Ich habe immer wieder von Ana zu Lola geschaut. Ich kann mir Lola so gar nicht in diesem Alter vorstellen. Ana war so ganz anders. Lola blitzte die ganze Zeit mit ihren Augen, versuchte alle anzuflirten, 'erzählte' mit ihren drei Lauten, wollte Bücher angucken. Im Vergleich zu anderen Kindern ihres Alters erscheint sie mir immer sehr ruhig, vor allem weil sie noch nicht so beweglich ist und nicht mitrennen kann. Aber jetzt erschien sie mir plötzlich voller Energie, Interesse, eine richtige Plaudertasche. Die an allem und jedem Interesse hat.

Ich kriege mein Bild von Lola und das von den erwachsenen Menschen mit Down-Syndrom, die ich bisher kennegelernt habe, oft nicht so richtig zusammen. Es passt irgendwie nicht. Es hat für mich so wenig mit Lola zu tun. Mach ich mir was vor? Oder sind die Charaktere doch so unterschiedlich? Oder hat sich doch so vieles geändert in den letzten 30 Jahren...

Währenddessen hat Greta Freundschaft mit einem jungen Herrn geschlossen, oder es zumindest versucht. Als er wegging, rief sie ihm nur hinterher: 'Ich bleib hier, das du's weisst'. Was den jungen Herrn nicht weiter interessiert hat. Greta aber auch nicht. Es stört sie überhaupt nicht, wenn sie einen Korb bekommt. So ein dickes Fell möchte ich auch mal haben...

3 Kommentare:

Martina hat gesagt…

Liebe Amelie, die Fragen die du dir stellst kenne ich nur zu gut. Sie begleiten mich auch tagein, tagaus.....
Schön zu wissen dass man nicht allein damit ist. Und Lola ist eine ganz süße Maus.... ;-)))
Liebe Grüße aus München
Martina

Anonym hat gesagt…

Hi Schwesterchen,

is glaube ich erstmal nicht so wichtig was aus Lola mit 30 wird. Hauptsache sie ist jetzt gesund und glücklich, alles andere wird man sehen.

Super süße Bilder alle, möchte euch mal gerne wieder sehen!

Nick

Annett hat gesagt…

Liebe Amelie,
ich glaube, dass das eigene Kind wenn es dann mal erwachsen wird immer anders wahrgenommen wird als andere in dem gleichen Alter. Es ist die enge Verbindung die man hat und man kennt viel mehr Facetten als von anderen, daher glaube, dass die Wahrnehmung auf ganz anderen Ebenen abläuft.
Als ich vor ca. 18 Jahren ein soziales Jahr gemacht habe, habe ich auch Freizeiten mit Jugendlichen und Erwachsenen mit DS begleitet. Mir ist bei vielen aufgefallen, dass sie in dieser Zeit oft sehr aufgelebt sind und sich unglaublich gefreut haben mithelfen zu dürfen bei alltäglichen organisatorischen Dingen. Viele lebten bei den Eltern und man traute ihnen oft nicht all zuviel zu bzw. nahm ihnen vieles ab. Wenn ich sehe wie heute Kinder mit DS schon so früh gefördert werden und wenn ich in die Gesichter dieser Kinder sehe, dann nehme ich schon eine Veränderung wahr. Uns ist es auf jeden Fall wichtig, dass Luna mit gestärktem Selbstbewusstsein und hoher Eigenständigkeit ihr Leben meistern wird. Ich hoffe, dass wir ihr hierfür die Richtigen Hilfestellungen geben können - auf jeden Fall tun wir unser Bestes. Ich finde Lola ist echt eine ganz tolle!! Und dann noch Halbspanierin :-) (Übrigens Luna ist noch zu einem 1/4 spanisch.. hihi).
LG
Annett