Montag, 1. Februar 2010

Film mit Pablo Pineda

Er hat Down-Syndrom. Er hat ein Uni-Diplom in der Tasche. Und jetzt, mit 35, ist er auch noch ein Filmstar. Für seine Rolle in dem Spielfilm 'Ich auch' wurde er in San Sebastian als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet.

Das war zwar schon im September 2009, aber gestern habe ich ein so schönes Interview mit Pablo Pineda gefunden, samt Trailer zum Film (hier anschauen), dass ich euch das unbedingt zeigen wollte.

Hier meine freie Übersetzung einiger Teile des Interviews:

Was dachten Sie, als man Ihnen vorschlug, einen Film zu machen?

Die beiden Filmdirektoren luden mich zum Essen ein, weil man über solche Dinge besser am Tisch spricht, und erzählten mir von ihrer Idee : ich dachte zuerst, das sei totaler Unsinn. Ich als Schauspieler? Man braucht eine Technik, man muss schauspielern können... Ich fragte sie, ob sie wissen, worauf sie sich einlassen, weil ich und meine Familie unsere Zweifel hatten. Ein Film ist sehr machtvoll, ein starkes Medium, und ich konnte mich da nicht sehen.

Aber sie konnten Sie überzeugen?

Ich las das Drehbuch - und die Geschichte begeisterte mich. Und einige Zeit später, als ich mit ihnen einige Proben machte, merkte ich, dass sie mir wirklich gefiel. Ich konnte mich gut so sehen, und ich sagte, ja. Ich hatte angebissen, so richtig.

Haben Sie sich mit dem Drehbuch identifiziert?
Vor allem mit den Dialogen. Als ich die Worte Anstrengung, Kampf las ... Das kam an. Ich las all das, was ich selbst erlebt und worum ich gekämpft hatte. Während ich das Drehbuch las, hörte ich nicht auf zu weinen: in einer Hand die Blätter und in der anderen eine Packung Taschentücher. Wie konnte das meinem eigenen Leben so ähneln?

Was sind die Unterschiede zwischen Daniel, der Hauptperson, und Ihnen?
Er war schroffer als ich im Umgang, etwas, was mir nicht so gefiel. Ich bin viel höflicher und rechtschaffener. Das hab ich den Direktoren gesagt, so dass die Person des Daniel am Ende eine Mischung aus uns beiden wurde. Er hingegen, ist viel entschiedener als ich, viel zielstrebiger, er zeigt mehr Initiative.

Was haben Sie von ihm gelernt?
Dinge, die mir als Person fehlten. Das was ich gerade sagte: Initiative, Entscheidungskraft, auch etwas Verwegenheit. Ich habe gelernt, nicht so viel über die Dinge nachzudenken, weil ich am Ende über das viele Nachdenken nicht hinaus komme. Man muss mehr umsetzen, mehr Power haben. Ich habe auch viel von Lola Dueñas gelernt. Fast hat es mich erschreckt, wie sie in ihrer Rolle aufging.

Wie waren die Dreharbeiten?
Sehr flüssig, das hat mich inspiriert. Die Chemie im ganzen Team stimmte, und am Ende der Dreharbeiten kristallisierte das ganze und verwandelte sich in eine einzige grosse Umarmung zwischen allen.

Was haben Sie sich gefühlt, als Sie zum ersten Mal den Film gesehen haben?
Ich habe gelacht und geweint, weil da alles drin ist. Ich habe ihn im Sommer gesehen, zusammen mit meiner Familie, und er hat uns sehr gefallen. Einer meiner Brüder - noch jetzt kommen mir die Tränen, wenn ich daran denke - sagte mir, dass er sehr stolz auf mich sei. Das treibt dich an und macht Mut.

Sind Sie so romantisch wie die Hauptperson?

Das Drehbuch war sehr, sehr weich, aber ohne ins Kitschige zu gleiten. Es hatte eine sehr natürliche Zärtlichkeit. Aber auch ich bin so. Ich liebe das, zu spüren, wie einer jemand anders kennen lernt, sich verändert, sich mit der anderen Person trifft. Ich bin nicht nur unverbesserlich romantisch, ich bin ein Ultra-Romantiker. Wenn ich mit einer Frau spreche, die mir gefällt, werde ich verrückt: ich werde zum Dichter, zum Sänger, und ich sage ihnen, dass ich ihre Augen berauschend finde... Seltsame Worte entschlüpfen mir da.

Wie fühlen Sie sich jetzt?
Viel besser. Reifer, mehr in meiner Mitte und stark. Ich habe mich ein wenig "ver-danielisiert", im guten Sinne des Wortes. Und ich habe gelernt Respekt einzufordern, wenn ich ihn verdiene.

Was stört Sie?
Die Bevormundung. Das kotzt mich wirklich an, weil das nicht gut ist. Diese Scheisse, dass wir ewige Kinder sind... Ich bin eine Person, ich bin 35 Jahre alt. Warum müssen sie mich wie ein Kind behandeln? Ich kann so viele Dinge...

Hier endet meine Übersetzung.

Ist Pablo Pineda nicht Wahnsinn? Der Mann hat nicht nur Verstand, sondern auch so viel Herz. Unglaublich!! Wie gerne würde ich den Film im Kino sehen. Aber soweit ich weiss, hat er keinen Verleih in Deutschland.

2 Kommentare:

D hat gesagt…

Ich kann kaum Spanisch - danke für die Übersetzung, Amelie!
Ich weiß gar nicht, wie ich diesen Film anschauen kann, da ich schon beim Werbespot heule wie ein Hund. Aber ich bin ein großer Fan von Pablo Pineda, also warte ich sehnsüchtig auf die deutsche Fassung...

Anonym hat gesagt…

Der Film kommt am 5. August in die Kinos.