Sonntag, 7. Oktober 2012

Lolas Quasselkur

Vor einiger Zeit hatte ich ja schon mal die Vermutung geäußert, dass Lola eine Sprechapraxie hat. Und deswegen so wenig spricht. Wir haben zwar immer noch keine Diagnose, aber es ist nach Aussagen der Logopädin sehr wahrscheinlich. Die Diagnose ist im Grunde unerheblich, weil die Therapie diesselbe wäre. Lola bekommt also gerade Sprachförderung, als habe sie eine Apraxie. Und seitdem tut sich auch was....

Einmal die Woche geht sie also zur Logopädin, und ich übe jeden Nachmittag mit ihr zu Hause. Zwischen 10 und 30 Minuten. Wir üben die immer gleichen Worte, unterstützt mit Lautgebärden und Wort/Bildkarten (Frühes Lesen). Bis sie die Worte bis auf kleinere Artikulationsfehler richtig und spontan aussprechen kann.

Auf diese Weise hat sie in den letzten 4 Monaten (von denen sie einen ganzen in Spanien war) die folgenden Worte sprechen gelernt:

Ball
Baum
Buch
Boot
Blatt
A(u)to
Teller
(Nu)tella
Eis
Ei
Kuh
Kacka
Pipi
Popo
rot
blau
grü(n)
alt
Arzt
Pa(vel)

und auf spanisch:
más (mehr)
agua (wasser)
pan (Brot)

Und sie versucht sich an viel mehr Worten. Spricht sie langsam nach. Auch wenn sie es noch nicht schafft, sie abzuspeichern und sich später spontan daran zu erinnern. Bevor wir mit der "Intensivtherapie" angefangen haben, konnte Lola nur ihren eigenen Namen, Greta, Mama, Papa und Oma sagen. Und das etwas ein Jahr lang, ohne sicht- bzw. hörbare Fortschritte. Ich hatte gedacht, dass man nur Geduld haben muss, ihr und ihrem Wissensdrang vertrauen. Aber dem scheint nicht so zu sein.

Sie hat riesige Probleme, die genauen Worte aus dem Lautstrom heraus zu hören, die richtige Lautfolge abzuspeichern und dann wieder abzurufen. Einzelne Laute kann sie super, aber Lautfolgen zusammen zu schleifen, fällt ihr unglaublich schwer. Und es sich dann auch noch zu merken, keine Chance. Es hilft nur, ihr eine neues Wort hunderte Male ganz genau vorzusprechen, begleitet von Lautgebärden, und sie es ebenso oft nachsprechen zu lassen, bis sie es vollständig automatisiert hat.

Harte Arbeit. Aber es scheint sich zu lohnen. Wird das nun ewig so weiter gehen? Erstmal schon, für den Grundwortschatz, denke ich. Aber irgendwann wird sie den Trick raus haben, die häufigsten Silben, Silbenkombinationen und Worte gerlernt und automatisiert haben ... um dann endlich von alleine lernen und weiter generalisieren können... Dessen bin ich mir sicher.

Bis dahin üben wir fleißig alle Worte einzeln. Und gebärden nebenher ganz intensiv. Mittlerweile auch alle Verben, Hilfsverben, Adjektive, Präpositionen und Adverbien, damit Lola auch Satzstrukturen lernt und wenigstens mit ihren Händen von all dem berichten kann, was sie erlebt und bewegt. In letzter Zeit war sie doch immer unzufriedener und unleidlicher geworden, weil es ihr eben sooo schwer fällt, sich mitzuteilen.

Und seitdem ich mehr mit ihr gebärde, erzählt auch sie viel mehr. Was ihr passiert, was sie sich wünscht, was die anderen gerade machen oder wen sie gerade spielt (wenn sie sich mal wieder in eine alte Frau, einen wilden Drachen oder in eine stillende Mutter verwandelt).

2 Kommentare:

Martina von Jolinas Welt hat gesagt…

Ich glaube das ist die regel bei unseren Kindern, oder?
Sie lernen eben anders, Bilder sind dabei immer der Schlüssel.
Jolina helfen beim sprechen lernen die Kieler Lautgebärden als Anlautgebärde in Verbindung mit Anlautbuxgstaben und Anlautfiguren.
Wie heute kam immer Rocke für Socke, und wir haben immer wieder gemeinsam die Anlautgebärde für S gemacht, dann kam S...rocke *lol*
LG
Martina

amber hat gesagt…

sehr ähnlich erlebe ich es mit enea!
wir hatten auch einen stillstand über ein jahr. das war sehr schwierig für alle beteiligten, wurde es für mein söhnchen doch immer wichtiger, sich mitzuteilen, verstanden zu werden.
ich habe das üben mit den wort- und bildkarten intensiviert, das frühe lesen, habe die rabanusmethode dazugenommen und der dorfkindergarten den enea integrativ besucht übt jeden tag frühes lesen mit sprechen oder gebärden!!
was für eine hilfe dies ist, das durften wir schon nach wenigen wochen erleben, unser sohn blüht richtig auf in der kommunikation!
ganz lieben gruss dir
christina