Dienstag, 14. März 2023

Abgeschleppt?

Nach dem Geigen von Lola kommen wir mit dem Auto nach Hause und suchen einen Parkplatz. Mal wieder nichts, in der ganzen Gegend! Da ich später nochmal los will, stelle ich mich kurzerhand in die Feuerwehreinfahrt der Schule bei uns nebenan. 

"Hoffentlich werd ich nicht gleich abgeschleppt", sag ich zu Lola, die neben mir im Auto sitzt. Gerade letzte Woche haben sie hier wieder alle Falschparker abgeschleppt. "Alles gut", sagt Lola und schüttelt beschwichtigend den Kopf. "Komm Mama", sie will nach Hause. 

Kurz nach dem Abendessen stehe ich im Bad, als ich plötzlich ein komisches Gefühl bekomme. Und an mein Auto denken muss: oh nein, hoffentlich werde ich nicht gerade abgeschleppt! In diesem Moment klingelt es. 

"Hier die Polizei", ertönt eine dunkle Männerstimme an der Gegensprechanlage.

"Oh nein, mein Auto"...", antworte ich. 

"Ja, genau", die Antwort. "Bringen Sie bitte Ihren Führerschein und Ihre Fahrzeugpapiere mit!"

Das kann doch nicht wahr sein! Wenigstens klingeln sie vorher. Ob das Auto schon auf dem Abschleppwagen ist? Schnell greife ich meinen Mantel und meine Tasche und rase die Treppe hinunter. Schon die Anfahrt des Abschleppautos ist fast genauso teuer. 

Vor der Türe ein Polizist in voller Montur, schuss-sichere Weste, Waffe, Helm. Ein bisschen aufwendig für ein Falschparken, denke ich. 

"Woher wussten Sie, dass wir es sind?", fragt er. 

"Naja, ich hatte gerade eben das seltsame Gefühl, dass ich abgeschleppt werde. War ja klar!", sage ich und gehe mit ihm Richtung Schule. "Ich hätte mich nicht in die Auffahrt stellen dürfen!"

"Ach, darum kümmert sich überlicherweise das Ordnungsamt. Keine Sorge. Nein, sie sind angefahren worden!" 

Was? Mein Auto angefahren? Das darf doch nicht wahr sein. Ich brauche mein Auto!

An der Schule treffen wir auf einen freundlichen Herrn meines Alters. Der beim Ausparken aus Versehen mein Auto touchiert hat. Am linken hinteren Kotflügel ein kleiner Lackschaden, den man im Dunkeln kaum sehen kann. Erleichtert lache ich auf. 

Die Polizisten wollen noch nicht mal eine Anzeige aufnehmen, informieren nur kurz über das Prozedere, Austausch von Adressen und eigenständige Meldung an die Versicherung.. "Gibt ja zum Glück noch Menschen, die das friedlich miteinander regeln können. Dafür brauchen Sie uns doch nicht", sagt der Polizist lachend und winkt freundlich zum Abschied. 

Der Herr guckt zerknirscht und holt seine Brieftasche raus. Ich blicke auf den kleinen Lackschaden. Dafür mein Auto in die Werkstatt bringen? Schade, dass er nicht einen der anderen Flügel angefahren hat, wo schon Schäden sind. Dann hätte ich mir die Reparatur bezahlen lassen. Aber das? Da ist der Aufwand, zur Werkstatt zu fahren, schon fast zu hoch. 

"Ich kann Ihnen auch 200 Euro überweisen, wenn Sie mögen", schlägt er vor. Ich überlege kurz. 

"Hand drauf", sage ich und schlage ein. 

Am nächsten Morgen habe ich 200 Euro mehr auf meinem Konto. Statt 300 Euro weniger für den Abschleppdienst. Hatte Lola doch recht. "Alles gut, Mama". Sicherheitshalber habe ich den Wagen dann doch in einer freigewordenen Parklücke gegenüber geparkt. Sicher ist sicher.

1 Kommentar:

Stefan Bordag hat gesagt…

Es tut gut, die positiven und schönen Lichtblicke im Leben nicht nur zu bemerken, sondern auch ein bisschen zu feiern! Das macht gute Laune :)