"Du Fahrrad kommen?", war Lola's erste Frage, als ich sie heute an der Schule abholte.
"Ne, bin mit dem Auto da", sagte ich schuldbewusst. Hatte ich doch gerade noch meine Siesta gemacht (tägliches, unabdingbares Ritual), und war zu spät dran, als dass ich es mit dem Fahrrad pünktlich zum Schulclub geschafft hätte.
Lola war tief enttäuscht, was sich bei ihr immer in lautem Schimpfen äußert. "Du doof, Mama. Versprochen Fahrrad kommen. (In die) Stadt fahren. "
Beim Anblick der herrlichen Herbstsonne auf der Fahrt zur Schule, hatte ich mich auch schon geärgert, meine Siesta nicht um 10 Minuten verkürzt zu haben. Dann hätte ich es auch geschafft.
"Wenn Du willst, fahren wir nach Hause. Und von dort mit dem Rad in die Stadt", schlug ich vor.
Lola jubelte. "Ja, Rad fahren. Danke Mama". Warum auch immer sie davon gerade so begeistert ist.
"Ich Sport machen. Will fit sein", sagte sie und stapfte zum Auto.
Diese Jugend. Pavel ist auch seit ein paar Monaten im Fitness-Wahn, stemmt Gewichte, macht ständig Workouts, will am liebsten ins 'Gym' (neudeutsch für Fitnessstudio). Dass Lola auch schon auf dem Trip ist, war mir neu. Aber gut. Ein bisschen Bewegung würde mir bestimmt auch nicht schaden. Denn leider leider bin ich weit entfernt von 'Fitnesswahn'.
Also fuhren wir mit dem Auto nach Haus, holten schnell Handschuhe und den Fahrrad-Helm von oben und fuhren los. Wohlgemerkt mit unserm Tandem, auf dem Lola mitreten 'kann', aber nicht muss. Und klar, ohne E-Motor. Was also mit reiner (mütterlicher) Muskelkraft betrieben wird.
Denn Lola trampelt zwar bergab freudig mit und schimpft, wenn ich langsamer werde oder gar bremse, aber bergauf hält sie höchstens eine Minute durch, dann macht sie schlapp bzw. trampelt nur noch sachte mit.
"Juchu, Fahrrad fahren", jauchzte sie, als wir losfuhren. Doch schon an der Kurt-Eisner schimpfte sie über einen Jungen, der langsam vor uns auf dem Weg lief. "Doofe Kind, mach schneller". So langsam und gemütlich sie oft selber ist, so ungeduldig wird sie, wenn sie mal auf jemand anders warten muss.
Und so zockelten wir in der schon wieder hereinbrechenden Nachmittagsdunkelheit in die Stadt, Lola schimpfte ab und an über zu eng vorbeifahrende Autos oder Passanten, oder die kalte Luft an ihren Ohren. Und ich war doch ganz froh über ein bisschen Bewegung in der frischen Herbstluft, und kam nach einem doch recht anstrengenden Arbeitstag wieder etwas in Schwung.
Da kam auf einmal von Lola. "Mama, will nicht Fahrrad fahren. Fahrrad doof. Will Auto fahrn". Da war ich nun aber perplex.
"Wolltest Du nicht vorhin UNBEDINGT Rad fahren, Lola?"
"Ja", sagte sie lapidar. "Will lieber Auto. Auto warm, und kannich Musik hören. Will Auto fahrn".
"Aber da würdest Du längst nicht so fit werden, im Auto", antwortete ich.
"Ja, stimmt", sagte Lola wie vom Blitz der Erkenntnis getroffen. Und strampelte ENDLICH kräftig mit. Und 5 Minuten später waren wir in der Stadt.
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