Ich habe letzte Woche das Buch "Bobby, Herr Bredi und Mister Herr Bendel" von Gerd Brederlow gelesen. Obwohl ich am Anfang erst etwas skeptisch war, konnte ich es am Ende nicht mehr aus der Hand legen. Fantastisch!!!!
Ihr kennt Bobby nicht? Ich kannte ihn zumindest nicht, weil ich in den letzten Jahren keinen Fernseher hatte. Bobby Brederlow ist 48 Jahre alt, hat Down-Syndrom und hat als Schauspieler in ganz vielen Spielfilmen und Serien mitgespielt. Unter anderem hat er für seine Schauspielerei den Bambi und die Goldene Kamera verliehen bekommen. Und Gerd Brederlow ist sein Bruder. Bei dem er seit dem Tod der Mutter lebt - n einer Dreier-Männer-WG. Denn Gerd Brederlow ist schwul und lebt mit seinem Lebenspartner zusammen - und eben Bobby.
Das Buch ist wirklich an vielen Stellen zum kaputt lachen. Am Anfang war ich allerdings, wie gesagt, etwas skeptisch, denn Gerd nimmt kein Blatt vor den Mund. Er schreibt sehr offen und ehrlich über sein Leben mit Bobby und bricht dabei doch einige Tabus. Er schreibt über unser 'Mongobaby' (ich war schockiert, als ich das zuerst las!!!!) und beschreibt ganz unverblümt und heiter die vielen Besonderheiten und Eigensinnigkeiten von Bobby. Am besten fand ich die Szene, wie Bobby im Krankenhaus ist und operiert werden soll. Und der Fernseher kaputt ist. Und Bobby aus Langweile einfach alle seine Freunde anruft, auch nach Amerika, und stundenlang telefoniert. Und natürlich auch den Notdienst anruft, damit sie ihm den Fernseher reparieren. Und schliesslich in der nahegelegenen Bäckerei Gebäck für die gesamte Krankenhausabteilung einkaufen lässt....
Ich muß zugeben, dass mich am Anfang manches unangenehm berührt hat; diese Geschichten über einen doch erwachsenen Menschen. Der aber doch so erwachsen gar nicht zu sein scheint. 'Geistig behindert', eben.... Diese erwachsene Version eines Menschen mit Down-Syndrom, die ich bisher so gar nicht an mich ran lasse. Aber immer mehr habe ich mich Bobby öffnen können, seiner Lebenslust und Freude. Seinem Leben im Augenblick. Seiner Begeisterungsfähigkeit und seinem spontanen Gefühlsausdruck. Und fand es einfach Wahnsinn, wie sein Bruder ihn in dieser Art unterstützt, nimmt als den, der er ist. Und ihm seinen Traum verwirklicht, Schauspieler zu werden. Ihm Zugang zu Menschen verschafft, die sonst nie etwas mit Behinderten zu tun haben. Eintritt in die Münchner Designer- und Künstlerszene - auch etwas gewöhnungsbedürftig für mich, aber eine Welt voll nicht weniger exotischer Gestalten....
Und wieder habe ich beim Lesen gemerkt, dass ich doch sehr versuche, Lola der Norm anzunähern. Und Probleme damit habe, wenn ich von erwachsenen Menschen mit Down-Syndrom lese, die alles andere als 'normal' sind. Nach dem Lesen dieses Buches muss ich sagen: zum Glück!!! Wie traurig wäre sonst die Welt.....
Auf die besondere Fähigkeit unserer Kinder, ihre Gefühle zu leben und auszudrücken - was auch immer die anderen davon halten!!!!
3 Kommentare:
Ein sehr inspirierender Bericht. Macht Hoffnung. Vielen Dank, Amelie.
Bobby läuft auch mit dem Laufclub Down-Syndrom Marathonstaffel ;o)
Liebe Grüße, mit einem Schmunzeln im Gesicht wegen Deines schönen posts,
Claudia
Liebe Amelie,
Bobby Brederlow ist ein ganz lieber Freund von mir. Er wohnt in München, geht täglich zur Arbeit und freut sich über viele kleine Dinge im Leben. Er ist ein ganz lieber Mensch. Im übrigen finde ich das Buch auch sehr gut geschrieben, genau wie es im richtigen Leben bei den drei Männern ist.
Mit besten Grüßen, Brigitte.
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