Freitag, 15. Januar 2010

Ein Schritt vor, zwei Schritte zurück

Heute war Frühförderung. Ich bin ganz viele Fragen los geworden, die mich schon seit längerem jucken. Und ich habe Antworten bekommen - die ich euch nicht vor enthalten will.

Lola ist zur Zeit recht anhänglich. Sie verfolgt mich krabbelnd, ihr Buch hinter sich herziehend, will unbedingt lesen, singen, alles benannt bekommen. Am besten ständig. Und wenn ich einmal angefangen habe, darf ich auch nicht mehr aufhören. Was ja sehr schön ist, dass sie so neugierig ist. Aber wirklich entspannt und gut gelaunt bin ich nicht bei solchen Leseattacken. Und sie brüllt und schreit jämmerlich, wenn ich dann versuche, aus dem Zimmer zu gehen. Was tun, war meine Frage? Und meine Frühförderin meinte, dass ich ruhig auf Lola eingehen darf, SOLANGE es mir Spass macht. Und ihr dann verständlich machen sollte, dass ich jetzt anderes zu tun habe. Und das dann auch tun soll. Auch wenn sie quengelt und meckert. Das muss sie lernen.

In Phasen der zunehmenden Mobilität, wie sie Lola gerade durch das Krabbeln hat, suchen die Kinder oftmals die Rückversicherung zu den Eltern. Und sind besonders anhänglich. Sie befinden sich in einem Prozess der langsamen Ablösung. Doch das ist zunächst verunsichernd für sie. Wichtig wäre für Lola, dass ich ihr immer durch Worte und Gebärden ankündige, was ich jetzt machen werde. "Ich gehe jetzt in die Küche. Ich will kochen. Kommst du mit?" Dann langsam gehen und sie einladen, mit zu kommen. Dann kann sie sich darauf einstellen.

Es kommt auch häufig dazu, dass die Kinder parallel Rückschritte machen, wenn sie in einem anderen Bereich neue Fähigkeiten gewonnen haben. Lola steckt zur Zeit alles in den Mund, beisst darauf herum, leckt daran. Das macht sie eigentlich schon lange nicht mehr. Einfach ignorieren, geht vorbei!

Anderer Problembereich. Lola will sich gerne alleine anziehen. Und sie versucht es auch. Und schreit und brüllt und bäumt sich auf, wenn ich es machen will. Bleibt nicht mehr liegen, sondern rollt davon. Lasse ich es sie alleine machen, haben wir aber ein Problem. Ein Arm im rechten Hosenbein, der Kopf im linken Hosenbein, Body um den Hals geschlungen, Pullover über den ansonsten nackten Beinen. So weit kommt sie in etwa alleine.

Bei der Vorstellung grinste unsere Frühförderin nur und meinte, dass sich auch das mit den besseren feinmotorischen Fähigkeiten von Lola lösen wird. Bis dahin soll ich versuchen, sie so weit wie möglich mit ein zu beziehen. Ihr die Sachen so angeben, dass sie sie selber anziehen kann. Sie auffordern, aufzustehen, damit sie die Hose selber runter- oder hochziehen kann. Und, ganz wichtig, die Sachen schon immer so in einem Stapel vorzubereiten, dass Lola sie einen nach dem anderen in der richtigen Reihenfolge wegnehmen kann. Also zuoberst der Body, dann die Hose, dann der Pulli. Das nennt man wohl 'Backing-Up'. Dadurch lernen die Kinder die richtige Reihenfolge des Anziehens, noch bevor sie die Kleidungsstücke zuordnen können. Und klar, am besten nur Klamotten, die sie selber recht einfach an- und ausziehen kann. Weite Pullover, Leggings oder weite Hosen. Nix mit komplizierten Knöpfen oder Reißverschlüssen.

Nach einer schönen Stunde Frühförderung sind wir inzwischen wieder zu Hause. Lola sitzt seit eineinhalb Stunden in ihrem Zimmer. Ab und zu höre ich ein "Da", "Mmh" oder ein dumpfes Scheppern. Ich kann in Ruhe an meinem Computer sitzen. Ob ich mal nachgucken will, was sie gerade macht?



Chaos in ihrem Zimmer - und Lola mittendrin, lesend.


Kaum sieht sie mich, kommt sie auf mich zugeschossen und hält mir ein Buch hin. Na klar ....

1 Kommentar:

Andreas hat gesagt…

Hihi,

das kommt mir doch alles sehr bekannt vor - in der Phase mit dem Selbstanziehenwollen befinden wir uns übrigens auch gerade ;-)

Da hilft nur Geduld, viel Zeit und immer daran denken, dass das alles beim selbständig-werden hilft!

LG,
Andreas