Sonntag, 7. März 2010

Neben dem Spalt

Es gibt Tage, da stehe ich bei uns in unserer Küche und höre Musik und vielleicht koche ich - oder ich schaue aus dem Fenster. Und ich bin glücklich. Vielleicht weiss ich es sogar in diesem Moment. Und freue mich einfach so. Und dann frage ich mich, warum ich gerade noch gestern mir solche Gedanken machen konnte über alle möglichen Dinge, die doch total unwichtig sind.

Denn ich brauche gar nicht mehr zum Glück als diesen einen kleinen Moment, diesen Spalt zwischen Gestern und Morgen, nur diesen winzig kleinen Moment, um glücklich zu sein. Und an diesen Tagen, wenn ich genau auf diesem Spalt stehe und nicht nach vorne und nach hinten schaue, dann ist alles gut.

Aber ich habe noch nicht ganz verstanden, wie ich mich in diesen Spalt hineinzwängen kann.

Manchmal klappt es, weil ich gerade so schön geschrieben habe, weil ich mich vielleicht sogar ganz bewußt nur auf diesen einen Moment konzentriert habe - oder weil die Sonne scheint.

Aber manchmal rasen die Gedanken und ich fürchte mich vor Morgen und gräme mich über Gestern und denke, was die anderen denken, wenn sie vielleicht sehen, dass... und was denn wäre ... und wenn ich doch, ach mann... und ach, amelie, du hast es schon wieder nicht geschafft....

Und wenn dann meine beste Freundin in ein schönes Haus auf dem Lande zieht, weit weg von Leipzig. Und mehrere andere Freunde bald auch in andere Städte gehen, weil sie dort Jobs gefunden haben (die es in Leipzig nicht gibt). Und wenn mein Bruder eine Stelle in den USA angeboten bekommt, und dort vielleicht bald hingeht, dann wird mir ganz anders und ganz traurig...

Und dann frage ich mich, wie ich eigentlich leben will? Und ob ich nicht auch mal langsam wegen einem gut bezahlten Job in eine andere Stadt gehen sollte. Ob ich mir nicht auch mal langsam 'was aufbauen' will. Und da dreht sich das Rad in meinem Kopf weiter.

Und da ist mein Blick auf dieses Buch von Wolf Erlbruch gefallen. Und die Antwort der Ente auf die grosse W-Frage war heute die einzige, die mich überzeugen konnte... An einem Tag wie diesem.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Oh ich kenne das nur zu gut.ich möchte auch in diesen Spalt aber schaff es immer nur für ein paar Minuten. Es hätte auch mein Text sein können.
Liebe Grüße und unbekannter Weise eine kleine Umarmung
Melanie und Josie

rebis hat gesagt…

Liebe Amelie,

was heißt "an einem Tag wie diesem"???
Ich kenne das Buch auch, finde es wunderbar, immer wieder. Und diese Enten-Antwort, weißt Du, die hat mich von Beginn weg am meisten berührt. Ist es nicht die einzig wirkliche Antwort? Habe ich manchmal gedacht. Alle anderen Antworten mitenthaltend.
Hm, ich werde darüber nachsinnen, was sich in mir bei dieser Antwort öffnet ...
Liebe Grüße
Uta