Gestern war Weihnachtskonzert in Lolas Schule. Mit dem Chor der 11. und 12. Klasse, dem sie angehört. Und dem Schulorchester. Herrlichster Gesang und Klang. Nur leider ohne Lola.
Sie hatte sich den gesamten Proben für das Konzert, die von Montag bis Mittwoch in der Schule stattfanden, konsequent verweigert. Sich zuerst noch nicht einmal in den Proberaum bewegt, und den späteren Proben in der Mehrzweckhalle zwar zugehört, aber keinen Fuß auf die Bühne gesetzt. Ihr Chorleiter und ihr Schulbegeleiter waren wieder mal verzweifelt.
Da halfen auch alle roten Punkte nichts, die sie immer bekommt, wenn sie an einem Unterricht nicht teilnimmt. Sie wollte nicht singen!
Sie hat sich zwar jeden Tag unglaublich schick angezogen, ihre 'Auftrittskleidung', ein rotes Glitzerkleid und ihre hohen rosa Fellstiefel. Dazu ein elegantes schwarzues Jacket, wirklich stilvoll. Aber mitsingen: wollte sie partout nicht!
Wirklich gewundert hat es mich nicht. Denn die Klasse sang das 'Gloria' von Verdi, in Latein. Ein zutiefst berührendes Stück. Aber natürlich mehrstimmig und wirklich anspruchsvoll. Und auf meine etwas scherzhaft gemeinte Idee, sich einfach zur Klasse dazuzustellen, und den Mund an den passenden Stellen zu öffnen und zu schließen, wollte sie sich verständlicher nicht einlassen.
Die Tage waren eine Qual für sie. Zwischen ihrem Wunsch, mit der Klasse mizusingen und ihrem schlechten Gewissen, es nicht fertig zu bringen, sich mit auf die Bühne zu stellen. Wahrscheinlich, weil sie sich doch ihrer beschränkten musikalischen Fähigekiten bewusst ist, bei solch einem Stück mizusingen.
Und wieder tat es mir im Herzen weh zu erleben, wie sie hier in ihrer inklusiven Schule zwar dabei sein kann (könnte), aber aufgrund der hohen 'Leistungsanforderungen' am Ende doch in gewisser Weise ausgeschlossen ist.
Am Ende saß sie dann gestern Abend beim Konzert neben mir im Saal und lauschte andächtig und voller Freude dem Konzert und den Solisten auch aus ihrer Klasse, die wirklich ein wunderschönes Konzert sangen. Und bei 'Drei Haselnüsse für Aschenbrödel' und "Es ist ein Ros entsprungen' sang sie dann - im Publikum sitzend - sehr lauthals und inbrünstig mit, in ihrem glockenhellen Sopran, sogar halbwegs 'gerade' :-)
Beim nächsten Weihnachtskonzert hoffe ich, dass das Repertoire so angepasst wird, dass sie dann doch mitsingen kann - und hoffentlich auch will. Und vielleicht bzw. hoffentlich auch wieder in einem Extra-Ensemble mitwirken kann. Wie im letzten Jahr, wo sie zusammen mit sechs anderen Förderschülern ihrer Schule in einem 'inklusiven Klangensemble' einige extra-Stücke gespielt haben. Mit verschiedenen Klanginstrumenten, wo sie dann sogar ein Stück auf der Geige spielen konnte. Vor versammeltem, prall gefüllten Saal. Was wirklich großartig war: und sie zutiefst stolz.
Ja, die Inklusion ist schon eine Herausforderung, immer wieder.
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