Freitag, 18. September 2009

Geduld, Geduld....

Es hat mich mal wieder gepackt in diesen Tagen, die Ungeduld. Dass meine kleine Robbe immer noch nicht krabbeln will. Da sitzt sie auf dem Spielplatz, buddelt im Sand, staunt den anderen Kindern hinterher, die um sie herumwuseln. Krabbelnd, laufend, rennend. Und sie sitzt und guckt. Und schaufelt weiter Sand in ihre Eimerchen und ihre Becherchen, und setzt Deckelchen drauf und klopft. Und freut sich. Und die Mama, ist frustriert, dass ihre Tochter da so gemütlich zufrieden schaufelt und nicht mit den anderen Wirbelwinden mithalten kann. Und zuhause immer noch das Parkett wischt mit ihrem Oberkörper....

Meinen Frust und meine Ungeduld habe ich heute bei der Physiotherapeutin auch gleich losgelassen. Und meinte, dass ich vielleicht doch mal Vojta probieren wollte. Die Kinder, die Vojta machen, die Krabbeln mit 11 Monaten oder früher und laufen mit 1.5 Jahren, weil deren Muskeln trainiert sind. So stell ich mir das vor, ich mache eine Woche lang Vojta-Übung X und ... Madame krabbelt!!! Ihr könnt euch die Reaktion meiner BOBATH-Therapeutin vorstellen. Sie hat mir erstmal erklärt, dass Kinder wie Lola sich wunderbar gegen Vojta wehren können, dass man Vojta anfangen sollte, wenn die Kinder noch ganz klein sind, dass auch Vojta Lolas derzeitige Fortbewegungstechnik nicht so einfach aus ihr rauskriegen würde, dass ein Kind dann laufen lernt, wenn es dazu bereit ist, .... aber dass ich Vojta natürlich gerne mal ausprobieren kann. Und ich bin wieder ins Grübeln gekommen. Vielleicht würde Lola auch mit Vojta noch nicht krabbeln, noch nicht laufen? Ich weiß nicht. Hätte ich es mit ihr als Kleine Maus schon angefangen, ganz bestimmt. Aber das ist nun zu spät...

Dann hat sie mir gezeigt, was für schöne und flüssige Bewegungen Lola mittlerweile macht. Wie gut sie auch im instabilen Seitsitz sitzt, wie gerade ihr Rücken beim Sitzen ist, wie schön sie in den Kniestand geht, wie gut sie sich schon alleine hinstellen kann. Wenn man ihre Bewegungen auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten müsste, hätte sie bestimmt 8 Punkte. Aber das Krabbeln, das fehlt eben. Aber so viel anderes hat sie schon, was manch älteres Kind mit Down-Syndrom nicht hat. Und wie gut Lolas Feinmotorik ist, wie schön sie mit beiden Händen hantiert, mit dem Pinzettengriff auch kleinere Gegenstände sicher platzieren kann. Sobald sie anfängt zu laufen, rückt all das erstmal in den Hintergrund, denn dann wird sie erstmal damit beschäftigt sein. Jetzt kann ich noch intensiv an der Feinmotorik mit ihr arbeiten und sollte das auch ausnutzen. Wenn sie mit 3 Jahren sicher frei laufen kann, ist das auch ok. Da war ich schon etwas besänftigter, vielleicht hat sie recht. Eigentlich ist es ja auch ganz praktisch, dass Lola noch nicht ganz so mobil ist.

Zuhause angekommen, war Lola dann erstmal ganz weinerlich, eigentlich hat sie nur noch geweint, auch im Bett, wo sie Mittagsschlaf machen sollte. Am Nachmittag hatte sie Fieber, die Nase lief, der Husten rasselte. Als würde sie meinen Druck, meine Unzufriedenheit irgendwo aufspüren und erstmal mit Totalverweigerung reagieren. Wenn du mich nicht so willst, wie ich bin, dann zieh ich mich halt in mein krankes Schneckenhaus zurück. Hat auch gewirkt, denn ich war natürlich voller Sorge und wir haben den ganzen Nachmittag nur noch gekuschelt, ihre Lieblingslieder gesungen, Fingerspiele gemacht, im Tragetuch einen schönen Spaziergang gemacht. Vielleicht war es auch das homöopathische Wundermittel meiner Heilpraktikerin oder meine wiederaufkeimende Sanftheit und Geduld, aber am frühen Abend war das Fieber weg und Lola wieder zu Scherzen aufgelegt. Und zur Belohnung hat sie sich unter dem Wäscheständer ganz ohne Stütze in den Kniestand aufgerichtet und einen Teil der Wäsche runtergezogen. Und in der Wanne stand sie plötzlich am Rand, hat sich nur noch mit einer Hand festgehalten, und dann auch die andere losgelassen und ist - PLATSCH - mit dem kleinen Hintern im Wasser gelandet. Und ich jubelte, während Lola vor Schreck aufweinte. Lola muss wirklich Geduld haben mit so einer Mama. Zum Glück hat sie davon genug, ich könnte mir ruhig mal eine Scheibe davon abschneiden....

2 Kommentare:

Maria hat gesagt…

...dazu kann ich Dir folgendes sagen: Felix ist vom Pinzettengriff weit entfernt und er kann auch keinen Sand in einen Eimer schaufeln und er kann auch noch nicht alleine essen und er isst immer noch nur breiförmiges. In allen diesen Dingen ist ihm Lola also weit voraus! Er hat offenbar entschieden, dass Gehen sein vorrangiges Ziel ist.
Kinder suchen sich anscheinend wirklich aus, was sie in welcher Reihenfolge machen(können).

Du kannst sooo stolz auf Deine süße kleine Robbe sein, aber das weißt Du ja ohnehin ;-)

Liebe Grüße
Maria

amelie hat gesagt…

Ach Maria, wie recht du hast! jedes kind hat seinen eigenen rhythmus, seine eigenen vorlieben. und es in diesem seinem ganz persönlich weg anzunehmen, ihm seine zeit zu lassen, ihm zu vertrauen, dass ist wohl unsere aufgabe als eltern. für mich eine echte lernaufgabe, denn geduld ist wahrlich keine meiner stärken. was wir von unseren kindern nicht noch alles lernen können...

ganz liebe grüsse,
amelie