Freitag, 13. März 2009

Neue Bobath-Therapeutin

Ich bin total aus dem Häuschen heute. Erst erzählt mir meine Mutter von dem riesengrossen ZEIT-Artikel über Down-Syndrom. Dann gehen wir zum ersten Mal zu einer neuen Bobath-Therapeutin, Frau Laube-Fouad, und die Frau ist einfach der Hammer! Die hat mir heute in einer Stunde so viel beigebracht, wie ich in den letzten 15 Monaten noch nicht erfahren habe.

Unglaublich, was man alles falsch machen kann, wenn man es nicht besser weiss. Ohne es zu wissen, habe ich Lola immer so umgedreht, hochgenommen, runtergelassen, dass sie sich voll auf mich verlassen konnte und so gar nicht mitmachen musste. Sie kann sich einfach wie ein Sack hängenlassen, Kopf inklusive, den habe ich ja immer schön gestützt, damit er nicht auf den Boden knallt. Frau Laube-Fouad hat mir nun gezeigt, wie ich Lola besser nehmen und ablegen kann, so dass sie mitmachen MUSS und dadurch jedes Mal alle wichtigen Muskeln trainiert. Meine bisherige Therapeutin hat mir die Griffe immer nur sehr halbherzig gezeigt und auch nicht mit dem umfassenden Wissen.

Hier meine Zusammenfassung der Therapiestunde, für mich selber, und für jeden, den es interessiert. Alle anderen sollten besser darüber hinweglesen, denn es sind viele detaillierte Beschreibungen, ohne Anspruch auf Stil.

- Kinder mit Down-Syndrom haben ein weiteres Spektrum der Bewegungsmöglichkeiten, was es ihnen erschwert, das richtige Bewegungsprogramm zu finden. Wir müssen ihnen dieses Programm zeigen und verhindern, dass sie suboptimale Programme erlernen.
- Lola nicht alleine sitzen lassen, denn sie hat noch nicht die nötige Rumpfstabilität.
- Sitzen kann sie gerne auf meinen Beinen, wenn ich auf dem Boden knie, aber ihre Beinen müssen hüftbreit auseinander sein, nicht weiter. Dabei muss ich Druck auf ihre Füsse ausüben, damit sie 'geerdet' wird. Sie hat keine Wurzeln, aber zum stehen und laufen braucht sie Wurzeln.
- Zum Hochheben und Ablassen: ihr die Hände geben, etwa auf Höhe ihres Nabels, so dass ihre Hände meine Daumen greifen und meine Finger ihre Handrücken umschliessen. Und nur den Impuls für runter oder hoch geben. Den Rest muss sie selber machen. Also warten, bis sie mitmacht. Sie auch dazu animieren. Und natürlich verhindern, dass sie auf den Boden knallt. Ihr dabei auch sagen, dass sie aufpassen soll.
- Wir sollen sie nicht breitbeinig auf der Hüfte tragen, sondern vor dem Körper mit dem Blick nach vorne, gehalten an der Hüfte, so dass sie ihren Oberkörper selber ausbalancieren muss.


- Wir sollen ihr beiden Beine zusammen in ein Bein einer Strumpfhose stecken. Die "Arielle die Meerjungfrau" - Technik. Dadurch kann man verhindern, dass sie in die typische Spreizhaltung der Beine geht, die sie so oft hat, beim Sitzen, robben. Und über die sie auch angefangen hat, in den Sitz und aus dem Sitz zu gehen. Das wollen wir aber verhindern!!!


- Sie sollte die meiste Zeit mit in der Strumpfhose zusammengebunden Beinen sein, in der sie sich aber perfekt fortbewegen kann und auch sich hinsetzen und krabbeln könnte. Aber eben so, wie es sein soll. Und nicht im klassischen Spagat. So können wir sie auch mal hinsetzen, auf den Boden, damit sie ihren Rumpf ausbalancieren lernt und anfängt, ihre Hände zum Stützen zu nutzen. Gerade seitlich, was sie immer noch nicht macht!


- Auch im gehaltenen Sitz auf dem Schoss sollten wir sie nur am Rumpf halten und sie einfach mal überkippen lassen, wenn sie sich wieder überstreckt, damit sie merkt, dass sie sich selber halten muss. Natürlich immer so, dass sie sich dabei nicht weh tut.
- Wenn ihre Muskulatur im Rumpf- und Brustbereich besser wird, wir sie von sich aus in den Stand gehen und sich ausbalancieren können. Und sie wird keine Probleme mehr mit der Lunge und den Bronchien haben, denn die Probleme rühren von geringer Muskelkraft im Brustbereich und damit zusammenhängender schlechter Atmung.
- Ohne gute Grobmotorik kein wirklicher Fortschritt in der Feinmotorik. Das eine baut auf dem anderen auf. Erst wenn sie im groben geschickt ist und Kraft hat, kann sie sich auf die Feinheiten konzentrieren.
- Das gute Aufnehmen und Ablegen, so dass sie selber mitmachen muss, ist das Wichtigste!!! Bei jedem Wickeln und Hochnehmen! Wenn man das konsequent macht, ist das besser als jede Therapie!!!

Das meine kurzen Notizen. Ich war nach der Stunde total platt. Aber endlich habe ich das Gefühl, dass ich was machen kann, damit sie mal krabbelt, damit sie sich hinsetzt...

1 Kommentar:

Claudia hat gesagt…

Vielen Dank für die zahlreichen Infos, super, dass Du das alles gebloggt hast. Können bestimmt viele etwas abkucken ;-)
Den Zeit-Artikel lese ich mir auch noch durch.

Alles Liebe,
Claudia